Ron Young (Little Caesar) – Interview

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Sounds Of South: Wie verläuft die Europa-Tour bisher? Gibt es irgendetwas Interessantes zu berichten?
Ron Young: Die Tour läuft momentan richtig gut, tolle Leute, tolle Energie. Dazu viel Medieninteresse. Das einzig Ärgerliche ist, dass Pharoah und ich krank sind. Bei mir ging es schon drei Tage vor der Tour los, ich hatte heute morgen keine Stimme, schlucke Medikamente und muss meine Stimme aufwärmen, dass es halbwegs geht (Anmerkung: Die nächsten drei Konzerte sind heute dann deswegen abgesagt worden).

Sounds Of South: Was führt euch immer wieder in die kleine Kulturrampe nach Krefeld?
Ron Young: Die Kulturrampe besitzt ein tolles Publikum, intime Atmosphäre, eine enge Konnektivität, und jedes Jahr ein ausverkauftes Haus. Wir lieben aber natürlich auch die großen Bühnen und echte Rockstars zu sein (lacht). Wir werden hier immer herzlich von netten Leuten aufgenommen, dafür sind wir dankbar, und deshalb kommen wir auch gerne her.

Sounds Of South: Hand aufs Herz: Welche musikalische Zeit hat dir persönlich mehr Spaß gemacht: Die kommerziell erfolgreichen Major-Anfangsjahre oder die heutige Independant-Phase?
Ron Young: Waren sie kommerziell erfolgreich (grinst schelmisch)?

Sounds Of South: Wir denken schon!
Ron Young: Viel Geld bedeutete auch viel Abhängigkeit und auch große Ausgaben. Viele Manager, Anwälte, A***löcher, die einem alles vorschreiben wollen. Klar, wir hätten auch jetzt noch gerne einen großen Tourbus und eine Crew. Nein, ich bin eigentlich froh, dass diese Zeiten vorbei sind. Wir haben seit 1994 keinen Plattenvertrag mehr, und können alles so gestalten, wie wir es mögen. Es bedeutet Freiheit. Heute bewältigen wir alles in kleiner familiärer Atmosphäre. Wir haben immer noch genug Fans, so dass sich die Dinge langsam und harmonisch entwickeln können. Ich wäre aber gerne etwas jünger (lacht).

Sounds Of South: Welche neuen Projekte stehen an? Es ist von einer Live-Scheibe die Rede. Gibt es auch schon neue Songs für ein vermeintlich weiteres Studiowerk?
Ron Young: Ja, das neue Live-Album ist jetzt seit einer Woche käuflich erwerbbar und liegt hier bei den Konzerten aus. Ein raues, erdiges unbearbeitetes Werk, inkl. aller Fehler, ohne technische Veränderungen mit 21 Stücken. Ein paar neue Tracks sind in der Mache. Wir haben jetzt mit Alex Kane einen neuen, sehr kreativen Gitarristen und Songschreiber. Alle sind gleichberechtigt, Dinge einzubringen. Wenn wir genug Material haben, werden wir natürlich auch wieder ins Studio gehen und eine neue Platte aufnehmen.

Sounds Of South: Wir sind ja ein Magazin, das sich mehr mit Musik der Südstaaten beschäftigt. Wir waren aber immer der Meinung, dass Little Caesar zum Teil auch dezente Southern Rock-Einflüsse in den Liedern verarbeitet hat. Wie siehst du das?
Ron Young: Definitiv ja, Southern Rock hat was bluesiges, dezent Countryhaftes, ähnliche Gesangstile und viele Gitarrenlinien, die auch wir lieben und gerne praktizieren. Einige Leute haben unseren Stil als ‚AC/DC meets Lynyrd Skynyrd with a little Temptations in it‘, beschrieben. Bands wie Skynyrd, die Allman Brothers, Marshall Tucker Band, Molly Hatchet sind große Namen und es gibt auch einige junge gute Acts (wie wahr – Anmerkung SoS). Alles viel besser als der L.A. Hair-Metall-Bullshit.

Sounds Of South: Welche Musik hörst du sonst so?
Ron Young: Die einzige Musik, die ich eigentlich nicht mag, ist Rap. Ich höre gerne Blues, Rhythm’N’Blues, den alten ehrlichen Country. Wir haben mit „Mama Tried“ jetzt auch einen Merle Haggard-Song im Repertoire, auch Soul und Jazz, eigentlich alles, wenn es gut gemacht ist, kann mich bewegen.

Sounds Of South: Wie ist deine Meinung über Magazine wie unseres?
Ron Young: Ganz wichtig in der heutigen Zeit. Vor allem aufgrund der Schnelligkeit und der Weiterverbreitungsmöglichkeiten der Links über Facebook. Die großen Zeiten der Printmagazine sind vorbei. Hier hast du kein sogenanntes Sechs-Wochen-Fenster, mit all den Vorbereitungen und politischen Dingen dahinter. Die Leute in Online-Magazinen sind meist eine kleine hart arbeitende und schnell reagierende Gruppe mit noch frischen Berichten. Also definitiv sehr wichtig.

Sounds Of South: Hast du den zerschmetterten Kö noch als Andenken, den du Arnie in Terminator 2 über gezogen hast? Erzähl mal ein bisschen über die Szene, die dich dann letztendlich durch das Fenster katapultiert hat.
Ron Young: Nein leider nicht. Ich musste ungefähr 14 mal auf ihn einschlagen, die Dinger waren aus ganz leichten Holz. Es war lustig. Es kamen Ansagen wie ‚der Terminator hat nicht reagiert, Cut‘. Und schon musste erneut gedreht werden. Sie haben für mich einen Stuntman besorgt, dem dann meine ganzen Tattoos vor Ort auf den Arm gemalt wurden. Mich haben sie in Watte gepackt und der arme Kerl musste durch das Fenster gehen, so ist Hollywood!

Sounds Of South: Jedes Land bekommt die Politiker, die es verdient. Wir sind mit Leuten wie Merkel und Gauck gestraft. Wer ist demnächst das geringere Übel für Amerika: ‚Wall Street Hillary‘ oder ‚Crazy Donald‘?
Ron Young: Das ist wahr, Hillary Clinton ist aber definitiv das geringere Problem. Auch wenn sie sich beide letztendlich nicht viel tun. Trump ist verrückt, naiv, rassistisch, politisch unkorrekt. Einer, der alles macht, um eine Stimme zu ergattern. Viele mögen das. Er ist ein geschickter Verkäufer, aber kein Anführer. Clinton ist eine typische Politikerin, mit all ihren Verbindungen, aber sie ist nicht verrückt und rassistisch und spricht manchmal Wahrheiten, auch wenn sie bitter sind, aus. Aber im Prinzip hast du recht, wir haben es nicht anders verdient. Amerika ist Weltmeister in Arroganz. Wir denken immer, wir wären größer und besser als die anderen. Ja, im Aufrüsten da sind wir ganz groß. Unser Erziehungsmethoden sind auf ganz niedrigem Niveau und das Gesundheitssystem ist ein einziges Chaos, dazu gibt es sehr viel Armut. Aber dafür ein riesiges Militär. Es ist teilweise erschreckend.

Sounds Of South: Was macht Ron Young, wenn es mal nicht um Musik geht?
Ron Young: Ich baue gerade ein Haus auf 20 Morgen Land ungefähr eineinviertel Stunde außerhalb von Los Angeles . Ich habe eine Scheune mit Pferden, Eseln und Schweinen. Dazu eine Halle, wo wir Autos und Motorräder bauen. Dazu will meine verf***te (geliebte) Frau, noch ein Boot von mir errichtet haben. Ich werde Metallwerker, Farmer und Rancher zugleich sein.

Sounds Of South: Wow, Ron Young wird ein Countryboy!
Ron Young: Ja, aber ein ‚Countryboy from Hell‘!

Sounds Of South: Danke für das nette Gespräch.

Bilder: Gernot Mangold
Gespräch/Text: Daniel Daus

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Little Caesar, 15.05.2016, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Novum im Sounds Of South: Die erste gemeinsame Arbeit mit meinem früheren Schulkollegen Gernot Mangold, der sich für die tollen Bilder verantwortlich zeigt, sowie das erste Live-Interview. Und zwar mit Ron Young, denn an diesem Abend hatten sich zum wiederholten Male, Little Caesar in der ausverkauften Krefelder Kulturrampe angesagt.

Ron hatte im Gespräch vor dem Gig bereits angedeutet, dass er gesundheitlich angeschlagen ist, biss aber bis zum Ende des Konzertes inkl. zweier Zugaben (u. a. „Thick & Tired“) auf die Zähne. Mit dabei hatte er und seine Truppe, die gerade veröffentlichte Live-CD „Brutally Honest: Live From Holland“.

Rollen wir aber das Feld von vorne auf. ‚Mr. Kulturrampe‘ Pille Peerlings hatte diesmal als nette Geste, den Part der Bandansage, an einen seiner Stammkunden, Mario Scholten, abgetreten, der sich in dieser als großer Fan der Kalifornier outete. Er besitzt ebenfalls wie Ron Young, auch einen Faible für reichhaltige Tattooverzierungen auf den Armen. Wenn man von der Seite nicht ganz so genau hinsah, hatte er mit seiner Schlägerkappe auf dem Kopf sogar ein wenig Ähnlichkeit mit ihm (wenn Ron sich einen etwas üppigeren Bartwuchs leisten würde).

Little Caesar, spielten im gewohnten 5er-Line-up – übrigens neben dem jetzt schon etablierten Basser Pharoah Barrett, mit dem neuem Gitarristen Alex Kane (Life, Sex& Death), der sich mit einigen quirligen Soli und schönen Posen sofort als belebendes Element erwies.

Was mir persönlich sehr zusagte, war der gute Sound. Bei den letzten Veranstaltungen von Little Caesar in der Rampe hatte man doch arg auf übertriebene Lautstärke gesetzt, was dieser kleinen Location einfach nicht zuträglich ist, und dann phasenweise in breiiges Getöse mündete. Diesmal passte es richtig gut.

Das Quintett eröffnete mit „God’s Creation“ von ihrer damaligen EP, bevor es dann mit ihrem brillanten Major-Debütalbum in die Geffen-Jahre ging. Ron Young vermerkte, dass es, auf den Tag genau, jetzt 26 Jahre her sind, seit dieses ‚Immer-Noch-Paradewerk‘ der Band, das Licht der Welt erblickte. Es folgte natürlich „Down’N’Dirty“.

Im weiteren Verlauf gab es eine bunte Mischung aus den bisherigen Longplayern. Stücke wie u. a. „Rock’N’Roll State Of Mind“, „Hard Times“, „Hard Rock Hell“, „Is Your Crazy, Gettin‘ Lazy?“ „American Dream“ und „Rum & Coke“ offerierten, was alle an Little Caesar schätzen: Launiger, gut abgehender Hard Rock, bei dem das Gespür für tolle Melodien trotzdem erhalten und erkennbar bleibt. Als Durchatmer dienten die balladesk-umwehten „I Wish It Would Rain“ und „Redemption“.

Gegen Ende merkte man Ron Young doch ein wenig die schwindenden Kräfte an und der – wieder agile – Spaßvogel und Irrwisch Loren Molinare entlaste ihn mit einigen Songansagen. Vermutlich auch ein Grund, warum ihr größter Hit „Chain Of Fools“ nicht gebracht wurde. Insgesamt ein sehr kurzweiliges, stimmungsvolles Little Caesar-Konzert bei voller Hütte inkl. begeisterter Zuschauer, das Spaß gemacht hat. Was will man mehr?

Danke an Gernot, Ron & Band, Pille und Teenage Head Music für die gewohnt reibungslose Abwicklung und Unterstützung.

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Little Caesar – Same – CD-Review

Little Caesar machten 1987 erstmalig die musikalischen Bühnen um Los Angeles herum unsicher. Ein herrlich prollig wirkendes Quintett, bestehend aus Ron Young (Vocals), Apache (Guitar), Loren Molinare (Guitar), Fidel Paniagua (Bass) und Tom Morris (Drums), dem man sofort blindlings seine gesamten Ersparnisse anvertrauen würde. Ein Freudenfest für jeden Tattoo-, Biker- oder Bodybuilding-Studiobesitzer, ein Albtraum aller Schwiegermamas dieser Welt, sofern man nicht als Mutter von Amy Winehouse, Kate Moss, Pamela Anderson oder anderen durchgeknallten Sternchen dieser Art geboren wurde. Dem einstmaligen Türsteher Ron Young (wen wundert es?) brachte sein extravagantes Aussehen sogar eine kleine Rolle als Biker in „Terminator 2“ ein , wo er sich mit dem großen Arnold Schwarzenegger in die Haare geraten durfte.

Genug der Oberflächlichkeiten, kommen wir zum musikalischen Treiben der Band. Eine von Joe Hardy (ZZ Top) produzierte EP ebnete ihnen den Weg Anfang der neunziger Jahre zum damals angesagten Label von David Geffen, auf dem dann dieses Meisterwerk des Hard Rocks fabriziert wurde. Es beginnt mit einem kurzen, knackigen E-Gitarrenintro und wenn dann Ron Young mit den Worten »Well let your hair down honey, get your high heels on« und seinem rotzigen Organ bei „Down-N-Dirty“ einsteigt, ahnt man bereits, dass da was ganz Großes auf einen zurollt. Der Song zählt für mich mit zum Besten, was in diesem Genre meinen Wissenshorizont je erreicht hat.

Mit dem Aretha Franklin-Cover „Chain Of Fools“ gelang Little Caesar sogar der Sprung in die Billboard Top 100. Die Stärke der Truppe und auch des Albums war zweifelos die Vielseitigkeit, sowie das Glück, mit Ron Young einen außergewöhnlich charismatischen Sänger (mit einer grandiosen Stimme) zu besitzen, so dass man sich leicht tat, in Sachen Tempo und auch beim Einflechten anderer Musikstile variabel agieren zu können. Nein, Little Caesar bretterten nicht nur kompromisslos drauf los, es wurde bei allem pulsierenden Drive immer wieder auf Melodik, entspannte Midtempo- und dezent auch auf balladeske Momente Wert gelegt („In Your Arms“, „From The Start“,“Midtown“). Sogar bluesige („Cajun Panther“, „Wrong Side Of The Tracks“) und soulige („I Wish It Would Rain“) Elemente wurden harmonisch mit einer gewissen Grundhärte in Einklang gebracht. Selbst in der Southern Rock-Szene konnte man aufgrund der herrlichen Gitarrenarbeit punkten (sie tourten im Vorprogramm von Lynyrd Skynyrd).

Das Debüt wurde übrigens von keinem geringeren als Bob Rock produziert, der in dieser Zeit Bands wie u.a. Metallica, Mötley Crüe oder The Cult auf die Sprünge half. Das schleichende Ende des Quintetts begann mit dem Ausstieg von Gitarrist Apache und vor allem mit der Nichtakzeptanz Little Caesars bei der aufstrebenden MTV-Generation. Man legte zwar noch das Folgealbum „Influence“ nach, das zum Erstling aber trotz prominenter Verstärkung durch Earl Slick (John Lennon, David Bowie, Ian Hunter) schon dezente Abstriche machte. Die Band zerfiel nach einer Europa-Tournee (immerhin Headliner im berühmten Londoner Marquee-Club), Ron Young gründete mit Ex-Quiet Riot- und Whitesnake-Mitgliedern eine weitere potentielle Supergruppe, die aber bereits nach einem Werk ihre musikalischen Tätigkeiten wieder einstellte. Young sang dann danach noch in Bands wie Four Horsemen und Dirt.

Earl Slick hatte sich vorübergehend die Vermarktungsrechte von Little Caesar gesichert und brachte mit „This Time…It’s Different“ noch mal eine CD mit Outtakes, unveröffentlichten Songs und zwei Live-Tracks heraus, die man nur über ihn erwerben konnte und zu meinem teuersten, je gekauften Silberling (ca. 60 D-Mark) arrivierte. Mittlerweile sind Bestrebungen im Gang, Little Caesar im Original-Line-Up wieder aufleben zu lassen, da auch Apache grünes Licht für eine Rückkehr signalisiert hat. Ich bin gespannt, ob man es schafft, das Rad der Zeit noch mal zurückzudrehen und einen Geniestreich wie ihr Debüt zu wiederholen. Wie dem auch sei, Little Caesars Erstling bleibt in jedem Fall ein unsterbliches und unvergessenes Highlight in der Geschichte des Hard Rock-Genres!

Geffen Records (1990)
Stil: Hard Rock

01. Down-N-Dirty
02. Hard Times
03. Chain Of Fools
04. In Your Arms
05. From The Start
06. Rock-N-Roll State Of Mind
07. Drive It Home
08. Midtown
09. Cajun Panther
10. Wrong Side Of The Tracks?
11. I Wish It Would Rain
12. Little Queenie

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