Scott Weis Band – XX – CD-Review

Eigentlich habe ich es auf Studioalben immer gerne etwas ausgefeilter und glattpolierter. Wenn man in seinem Leben schon so viele Scheiben aus Nashville reviewt hat, kommt man schon fast nicht mehr darum herum, auf gewisse dort gesetzte Standards zu achten, was die akribische Einspielung, die Abmischung und den transparenten Sound angeht.

Wer die Scott Weis Band kennt, weiß schon vorher, dass er das genau nicht bekommen wird, sondern auch hier raue, ‚ungeschminkte Wahrheit‘ mittels authentischer Musik serviert bekommt, die meistens fast schon Live-Charakter besitzt und wo nicht so genau drauf geschaut wird, dass alles bis zum Kleinsten sitzt. Und so ist es natürlich auch bei „XX“, dem neuen Werk zum 20-jährigen Band-Jubiläum.

 „My My Love“ ist direkt schon eine Art Mischung aus „Satisfaction“ der Stones und „Gimme Three Steps“ von Skynyrd, somit ein ideal gewählter launiger Einstieg, wie auch beim Konzert vor einigen Tagen.

„Looking For The Preacher“ (schön swampig mit Harp) und das Molly Hatchet-infizierte „Gimme Gimme“ sind weiteres Quellwasser auf die Mühlen der Southern-Gilde. Kommen wir hier zu den Tracks, die nicht auf dem Gig gespielt worden sind:

Da wäre der schöne klassische Slow Blues „Coming In“, allerdings mit jam-artigem Finale, „You Got The Power“ ein kraftvoller Siebziger-Rocksong mit dezent psychedelischer Note, sowie das flockige „I Try“ ein wenig soulig angehaucht, ebenfalls wie das eingängige “ Wheels Are Turning“ ein wenig zuvor.

Die Coverversion von „Tennessee Whiskey“ als Finale ist in der eigenwilligen Scott Weis Band-Variante absolut klasse (deutlich E-Gitarren-orientierter), kann in Sachen Studiosong dem Original von Chris Stapleton nicht ganz das Wasser reichen (siehe meine Anmerkung oben), da erzeugt die countryeskere Geschichte einfach diese unweigerliche Gänsehaut.

Am Ende erhält man mit „XX“  eine raue, ehrliche Scheibe auf hohem Niveau, die von der Machart her an die guten Analog-Zeiten der Siebziger Jahre erinnert und einmal mehr die herausragende Spielfreude der Scott Weis Band untermauert. Und wer es dann noch eine Stufe wilder haben möchte, muss dann einfach die hier noch ausstehenden Konzerte besuchen!

Eigenproduktion (2025)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. My My Love
02. Looking For The Preacher
03. Stand
04. Coming In
05. Gimme Gimme
06. White Crow
07. Wheels Are Turning
08. Promise Land
09. You Got The Power
10. I Try
11. Tennessee Whiskey

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Scott Weis Band – 10.10.2025, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Schade, schade. Es scheint sich immer noch nicht genug herumgesprochen zu haben, dass es abseits der inflationär auftretenden, üblichen Verdächtigen, auch noch jede Menge anderer Musik im Blues Rock-Genre gibt, die man mal live erlebt haben sollte.

So fanden sich auch diesmal wieder nur gut 40 Leute im Dortmunder Blue Notez Club zur Scott Weis Band ein, obwohl das Trio bereits zwei Jahre zuvor einen grandiosen Gig an gleicher Stelle und demnach eine exzellente Visitenkarte abgeliefert hatte.

Das Schöne an der Band aus Pennsylvania ist, dass sie neben ihres sympathischen Erscheinungsbildes auch mit absoluten Könnern durchsetzt ist und zudem jede Menge Southern Rock (und mehr) im Blut zu haben scheint.

Anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens hatten Scott & Co. ihre neue Studio CD „XX“ mit im Gepäck, die auch fast durchgängig im Konzert vorgestellt wurde (Besprechung demnächst ebenfalls im SoS). Es wurde wieder in zwei Sets performt.

Die erste Hälfte stand ganz klar im Zeichen von „XX“. Mit „My My Love“, „Looking For The Preacher“, „Stand“, „White Crow“ und „Gimme Gimme“ gab es sofort ein Fünfer-Pack vom neuen Album, mit der nachfolgenden Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (Scott mit Harp- und E-Gitarren-Parallelspiel) wurde dann eine Coverphase mit Tracks wie Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (auch auf XX als Studioversion), „Just Got Paid“/“Jesus Left Chicago“ und „With A Little Help From My Friends“, jeweils mit eigenem SWB-Stempel, eingeläutet.

Zwischendurch wurden noch „Helpless“ und das flockige „Wheels Are Turning“ (auch von „XX“) eingeschoben.

Der zweite Durchgang begann mit einem Akustik-Set, bei dem Robert Kopec vom E-Bass-Sechssaiter zum imposanten Contrabass wechselte. Als Einstieg gab es erstmal mit „Born Again“ einen herrlichen Ohrwurm. „Simmer Me Down“ mit dezentem JJ_Cale-Flair (inklusiv Harp-Solo) zündete auch in der zurückgenommenen Variante.

Dann folgte der große Solo-Auftritt von Robert Kopec. Nach einem psychedelischen Intro folgte eine Lehrstunde an klassischer Streichermusik, hier am Contrabass. Keine Ahnung wie man das benennt, was folgte, ich bin als typischer und bekennender Kulturbanause die falsche Person.

Sonate, Arie, Requiem, absolut keine Ahnung, wie da der Fachbegriff aussieht. Mein früherer Nachbar, ein ehemaliger Rechtsanwalt, seit ungefähr fünf Jahren verstorben (Gott hab ihn selig), der regelmäßig unser Haus mit dieser Musik lautstark nachts um halb Zwei zu beglücken gedachte, wenn er sturztrunken nach Hause getorkelt kam, hätte da sicherlich kompetent Auskunft geben können, aber am Ende waren Stress, Alimente sowie exzessiver Alkohol-. und Zigaretten-Konsum irgendwann zu viel des Guten… An diesem Abend eine gelungene kurzweilige und extravagante Showeinlage im E-Gitarrenlastigen Blues Rock-Ambiente.

Klasse fand ich die gelungene Balance zwischen ruhigeren Stücken und dann wieder straight rockenden und groovenden Tracks, bei denen sich der Leader mit seiner tollen anpassungsfähigen Stimme und zum Teil Schwindel erregenden Soli auszeichnete.

Mit Stücken wie u. a. „Pride And Soul“, „All Over Again“, meinem Lieblingsstück des Abends, „When Something Is Wrong With My Baby“ (herrliche Ballade mit grandiosen E-Soli), „Raise Your Hands“ (Southern Rock pur), „Right Where It Belongs“, „Promise Land“ (wieder von „XX“) und „Little Child“ (inklusiv Drum-Solo von Roger Voss und spacigem E-Bass-Solo von Kopec), war auch die zweite Hälfte ein absoluter Kracher.

Die eigeforderte Zugabe wurde wieder, wie vor zwei Jahren, mit dem launigen „Angelina“ erfüllt, der Unterschied war diesmal die ausschließlich männliche Präsenz auf der Bühne bei der Harmoniegesangsinteraktion. Am Ende gab es noch das obligatorische Bild mit unserem SoS-Schild, netten Smalltalk und das Zeichnen der neuen CD.

Ein Zuschauer (alles andere als gottesfürchtig aussehend) neben mir sagte, dass er sich innerlich beim lieben Gott bedankte, dass er ihn zu diesem Konzertabend bewogen hatte. Ich denke, damit pst alles zum furiosen Auftreten der Scott Weis Band gesagt.

Line-up:
Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp)
Robert Kopec (E-bass, contra bass, bgv)
Roger Voss (drums, bgv)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Blue Notez Club Dortmund

Scott Weis Band – Live in Europe – CD-Review

Die Scott Weis Band sahnte selbst zu meiner eigenen Überraschung im letzten Jahr unseren Titel des‘ Interpreten des Jahres‘ ab. Ein tolles Studioalbum und ein sehens- und natürlich besonders hörenswerter Gig im Dortmunder Blue Notez Club gaben dafür den Ausschlag.

Während der Tour in unseren Sphären wurde, wie sich jetzt herausstellte, fleißig mitgeschnitten. Allerdings nicht mit den aufwendigen Mitteln, die üblicherweise bei der Erstellung eines Live-Albums verwendet werden, sondern lediglich mit vier Mikrophonen und einem 2 Track Board Mixer.

Da sie von vielen Fans gespiegelt bekommen hatten, dass ein Live-Werk ’ne tolle Sache wäre, hatte man sich dann am Ende zur Veröffentlichung einer CD mit Bootleg-Charme früherer Zeiten mit dem Titel „Live In Europe“ entschieden. Auch wenn ich nicht unbedingt ein Freund solcher Produkte bin, so hat sie doch, aufgrund der Tatsache, dass auch zwei Tracks aus dem Blue Notez enthält, (das fulminat rockende „Right Where It Belongs“ und herrliche Cover „Have You Ever Loved A Woman“ mit herrlicher Harpeinlage von Scott) einen ungeahnten Wiedererkennungswert für mich persönlich, der dem Gig leibhaftig beigewohnt hat. 

Ansonsten erhält die Scheibe noch Aufnahmen aus der Tenne in Oederan,, dem Raven in Straubing und dem Kultur-Bahnhof in Olsberg. Auch wenn die Abmischung nicht die tollste ist, Weis‘ eigentlich kräftige Stimme, wirkt hier bis auf wenige Ausnahmen sehr hintergrundlastig, bekommt man ganz schnell ein gutes Abbild der ungemeinen Spiel- und Gesangsfreude (Im Blue Notez war er sogar von einer Erkältung mitgenommen) des Fronters, und der Schlagkräftigkeit seiner Rhythmusfraktion, bestehend aus Robert Kopec am Bass und Roger Voss m Schlagzeug.

Allein die grandiose Adaption von Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“  und der wunderbare Schwofer „Something Is Wrong With My Baby“ sind schon den Kauf der Scheibe wert. ZZ Top kann das Trio auch, wie es „Jesus Just Left Chicago“ eindrucksvoll im vorderen Teil offenbart.

Leute mit einem Faible für launig gespielten Blues Rock mit viel Southern-Esprit und unendlich vielen quirligen E-Gitarren-Soli, die es gerne authentisch haben und nicht die Ultra-Sound-Fetischisten sind, werden die Scheibe genießen. Und für diejenigen, die bei den Gigs dabei waren, stellt sie in jedem Fall eine schöne Erinnerung dar, mit der man die Band auch weiterhin unterstützt.

Eigenproduktion (2024)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Raise Your Hands
02. All Over Again
03. Jesus Just Left Chicago
04. Tennessee Whiskey
05. Simmer Me Down
06. Pride And Soul
07. Mindless
08. Into Your Eyes
09. Something Is Wrong With My Baby
10. Motherless Child
11. Bitch Please
12. Right Where It Belongs
13. Promise Land
14. Have You Ever Loved A Woman

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Scott Weis Band – 15.09.2023, Blue Notez Club, Dortmund – Konzertbericht

Was für ein herrlicher Abend gestern im Blue Notez in Dortmund. Erneut ließ mich mein Bauchgefühl nicht im Stich, dass es mit der Scott Weis Band einen lohnenswerten Gig geben würde. Aufgrund meiner beruflichen Situation bin ich ja seit geraumer Zeit gezwungen, bei Konzerten etwas kürzer zu treten. Deshalb ziehe ich es mittlerweile vor, Acts zu besuchen, die hier nicht in inflationären Ausmaßen auftreten oder, die ich halt bis dato eher wenig bis garnicht gesehen habe.

Die Scott Weis Band hatte mir ihr ‚Empfehlungsschreiben‘ mit ihrem starken aktuellen Album „Raise Your Hands“ zugesendet, das Vorgängerwerk „Simmer Me Down“ hatte der Kollege Schneider bei uns beleuchtet. Pünktlich um 20:00 Uhr rockte das Trio um den erkälteten Leader Scott Weis, samt seiner Rhythmusfraktion, bestehend aus dem schon fast klassisch geschult wirkenden Bassspieler Robert Kopec und dem kräftigen Drummer Roger Voss mit dem Opener „One Good Reason“ ordentlich los.

Beim Titelsong des oben erwähnten Albums „Simmer Me Down“ kam zum ersten Mal auch die Harp bei Weis zum Einsatz. Im ersten von insgesamt zwei Sets plus einer Zugabe, waren es allerdings neben den stark gespielten Stücken „Raise Your Hands“, dem psychedelischen „Mindless“ und „Bitch Please“ (alle von der neuen CD), vor allem die überragenden Coverversionen von Chris Stapletons „Tennessee Whiskey“ (danke dafür, dass ich diesen tollen Song das erste mal live in meinem Leben und dann noch mit solch tollen E-Gitarrenpassagen hören durfte) und „With A Little Help From My Friends“ mit virtuosem Bassintro, die besonders herausragten. Vor allem beim letztgenannten Klassiker, hätte man angesichts Scotts superrauen Stimme an diesem Abend mit verbundenen Augen fast auf eine Reinkarnation von Joe Cocker getippt.

Bei „Helpless“ gab es die Spitze in Richtung Ihres Radio-Promoters Rick Lusher (der sich dafür verantwortlich zeichnet, dass wir immer wieder, wie auch im Fall der Scott Weis Band, mit schönen Scheiben direkt aus Amerika bemustert werden), der behauptete, dass man diesen Song in Europa nicht bringen könnte, der dann allerdings Platz 7 der hiesigen Blues-Charts erreichte.

Set 2 enthielt mit „Judgement Day“, den beiden herrlichen Southern Soul-Ohrwürmern „Shine Down“ und „Stay“ (mit „Blue Sky“-Flair) und auch der Killerversion von „Have You Ever Loved A Woman“ (unglaublich hier das Solo mit der Harp in der rechten Hand am Mund und dem gleichzeitigen E-Gitarren-Solo in der linken Hand), auch wieder einen starken „Raise Your Hands“-Anteil.

Dachte man schon, dass jetzt nichts mehr gehen würde, legten die Drei mit dem satt rockenden „“Right Where It Belongs“ und dem Sam & Dave-Evergereen „Something Is Wrong With My Baby“ die nächsten Pfunde auf. Mit „Little Child“, wo Kopec und Voss auch ihre Individual-Qualitäten samt schöner Soli nochmals ausgiebig präsentieren konnten. wurde sich unter frenetischem Beifall verabschiedet.

Klar war natürlich, dass das beeindruckte Blue Notez-Publikum noch einen Zuschlag haben wollte. Weis & Co. ließen sich nicht lange bitten und legten mit „Angelina (Baby Won’t You Please Come Home)“ einen äußerst amüsanten Mitsing-Schunkler nach.

Scott ging dabei durchs klasse mitmachende Publikum, schnappte sich drei Ladies, die dann auf der Bühne eine wirklich gute Figur als Backgroundsängerinnen machten. Eine klasse Interaktion am Schluss, die der Band sicherlich nochmals Sympathiepunkte oben drauf erbrachte. Schade, dass Blue Notez-Hausfotograf Peter Schepers (danke für die tollen Bilder)! leider zu diesem Zeitpunkt wegen Magenproblemen schon den Heimweg hatte antreten musste.

Am Ende sah man eigentlich nur zufriedene Gesichter, der Gig hätte allerdings ohne Zweifel eine deutlich besser besuchte Hütte verdient gehabt. Für mich persönlich ist es tatsächlich das Konzert-Highlight des bisherigen Jahres! Die Scott Weis Band weiß nicht nur in Studio, sondern auch live auf der Bühne absolut zu überzeugen. Muss man in seinem Rockmusikleben gesehen haben!

Line-up:
Scott Weis (lead vocals, electric guitar, harp)
Robert Kopec (bass, bgv)
Roger Voss (drums, bgv)

Bilder: Peter Schepers
Text: Daniel Daus

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Blue Notez Club Dortmund

Scott Weis Band – Raise Your Hands – CD-Review

Das letzte Album „Simmer Me Down“ der Scott Weis Band von vor drei Jahren war ja bereits von meinem geschätzten Kollegen Jörg Schneider positiv beleuchtet worden, jetzt stellt das Trio um Leader Scott Weis in bewährter Besetzung (mit Roger Voss (drums) und Robert Kopec (bass) mit „Raise Your Hands“ ihr achtes Werk vor.

Unterstützend tätig sind auch wieder Tastenvirtuose John Ginty, und Bashiri Johnson (percussion) sowie die Backgroundsängerinnen  Cindy Mizelle und Sarah Smith (neu) wieder mit von der Partie. Insgesamt werden neun Eigenkompositionen und zwei Klassiker neu ins Licht gesetzt.

Darüber, ob man eine weitere Version von „With A Little Help From My Friends“ (ohne Cockerschen Urschrei, dafür aber mit schönem Southern Flair) und „Have You Ever Loved A Woman“ (in Heavy-Blues-Manier mit inkludiertem Harp-Solo) haben muss, lässt sich gewiss streiten, fest steht aber, dass die Fassungen der Scott Weis Band sicherlich zu den guten Adaptionen dieser Rock- und Blues-Evergreens gezählt werden kann.

Gerade der Southern Rock-Einfluss, der bei Stücken wie dem Slide-/Organ-trächtigen Opener „Motherless Child“, den Dickey Betts-umwehten „Shine Down“ (Lieder wie „Blue Sky“, „Bougainvillea“ oder „Sail Away“ kommen in den Sinn) und „Stay“ (schöner Southern Soul-Schwofer)  sowie dem im Stil von ZZ Tops „La Grange“ performten „Judgement Day“ zum Ausdruck kommt, macht die CD besonders auch für unsere Klientel interessant. 

Auch das starke stampfende Titelstück „Raise Your Hands“ klingt wie eine Kooperation aus ZZ Top, Mountain und Ted Nugent. Der Rest, teilweise mit psychedelischen („Mindless“) und jammigen  („Bitch Please“, „Have You Ever Loved A Woman“) Akzenten, lässt die Spielfreude der Beteiligten im Studio für den Hörer erahnen.

Am Ende verabschiedet man sich mit einem Veranda-tauglichen Delta-Blues („Bring Me Home“). Die Scott Weis Band weiß, wie guter Blues Rock funktioniert, da hebe ich für „Raise Your Hands“ gerne auch den Daumen ganz weit nach Oben!

Eigenproduktion (2023)
Stil: Blues Rock

Tracks:
01. Motherless Child
02. Shine Down
03. Judgement Day
04. Raise Your Hands
05. With A Little Help From My Friends
06. Mindless
07. Bitch Please
08. Lost Myself
09. Stay
10. Have You Ever Loved A Woman
11. Bring Me Home

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Scott Weis Band – Simmer Me Down – CD-Review

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Review: Jörg Schneider

Seit 20 Jahren schon ist Scott Weis im Musikbusiness und die Scott Weis Band existiert bereits seit 2015. In all den Jahren hat er in den Staaten einen ansehnlichen Bekanntheitsgrad erreicht, der ihm hier in der alten Welt allerdings auch zu wünschen wäre. Seine ersten Erfahrungen hat Scott Weis als Opener für Musikalische Schwergewichte wie Jerry Garcia, John Lee Hooker und Buddy Guy gesammelt.

So wundert es nicht, dass sein neuestes Werk „Simmer Me Down“ ein handwerklich perfekt geratenes Bluesalbum mit viel Gefühl und Tiefgang ist. Das in schwarz-weiß gestaltete und im Innenteil mit teils düsteren Totenköpfen verzierte Albumcover lässt dies zunächst aber nicht vermuten. Umso positiver überrascht ist man dann beim ersten Hören: Die Scheibe macht ihrem Namen alle Ehre, sie bringt Dich wirklich runter im positiven Sinne.

Der Longplayer enthält zehn Songs, manchmal mit Rootseinflüssen, Anleihen beim Chicago- und New Orleans Blues und teils funkig gewürzt. Bei zwei Tracks handelt es sich um Coverversionen: „When Something Is Wrong With My Baby“ (im Original von Isaak Hayes) ist ein großartiger Slowblues voller Weltschmerz und „Jesus Just Left Chicago“ ein schwerer, gemächlich stampfender Blues, der 1973 von ZZ Top geschrieben wurde.

Der Opener „Pride and Soul“ groovt zu Beginn beschwingt mit souligen Background Vocals von Cindy Mizelle, legt dann aber mit Weis’ Gesang eine schwerere Gangart ein.

Mit „All Over Now“ geht‘s dann gemächlich weiter, wobei Weis‘ kraftvolle, raue Stimme durchaus etwas an Joe Cocker erinnert. Das folgende „Simmer Me Down“ ist, anders als der Titel es vermuten lässt, ein flotter, Boogie, der mit Piano und Mundharmonikaunterstützung direkt in die Beine geht. Auch das beschwingte „Helpless“ ermutigt mit quäkender Gitarre und harmonischem Backgroundgesang zum Tanzen.

In der treibenden Bluesrocknummer „Right Where It Belongs“ liefert Weis dann im Mittelteil ein fulminantes Gitarrenspiel ab, während das relaxte „The Way I Do“ und das rhythmischere „Saved“ sehr funky klingen. Das letzte Stück „Transcendence“ fällt allerdings komplett aus dem Rahmen, den die anderen Stücke des Albums zuvor gebildet haben. Ein Song, wie aus den späten Sechzigern mit psychedelisch-sphärischen, geheimnisvollen Klangwelten, der zum Träumen und Abschalten einlädt.

Insgesamt präsentiert sich die Scott Weis Band als ein regelrechtes Powertrio, das die Klaviatur des Blues gut beherrscht. Die Stammbesetzung der Band wird von Scott Weis an der Gitarre plus Gesang, Robert Kapec am Bass und Roger Voss am Schlagzeug gebildet. Unterstützt werden die drei auf dem Album von Sängerin Cindy Mizelle, John Ginty und Phil Silverberg an den Keys und der Percussionistin Bashiri Johnson.

Sleepy Lodge Records (2020)
Stil: Blues

Tracks:
01. Pride And Soul
02. All Over Again
03. Simmer Me Down
04. When Something Is Wrong With My Baby
05. Helpless Chicago Blues
06. Jesus Just Left Chicago
07. Right Where It Belongs
08. The Way I Do
09. Saved
10. Transcendence

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