Red Shahan – Culberson County – CD-Review

Shahan_300

Review: Michael Segets

Dem fast schon euphorisch gelobten Debüt „Men & Coyotes“ (2015) lässt Red Shahan mit „Culberson County“ ein weiteres Werk folgen, bei dem er dem Texas Country/Red Dirt treu bleibt. Shahan setzt auf Bewährtes. So holt er mit Elijah Ford, den Mit-Produzenten seines ersten Albums wieder ins Boot und wie bei dem Vorgänger bewegt sich die überwiegende Anzahl der Titel im unteren Tempobereich. Auch wenn nicht alle Tracks zu Begeisterungsstürmen hinreißen, liefert Shahan einige hervorragende Nummern, sodass der Longplayer nicht nur durchgängig gut hörbar, sondern durchaus lohnenswert ist.

Auf dem Titelsong „Culberson County“ konzentriert sich Shahan auf seine Stimme und die Qualität seines Songwritings. Dies kann er auch bei „How They Lie“, das durch das trocken stampfende Schlagzeug von Matthew Smith, der schon Ryan Bingham begleitete, noch mehr Intensität erhält. Auf beiden Stücken wird der leidende Grundton mit der Slide-Guitar unterstützt. Der Slide-Einsatz ist mir bei „Roses“ hingegen etwas zu aufdringlich. Der eintönige Song ist der schwächste auf der Scheibe. Ebenfalls gleichförmig sind die beiden Balladen „Idle Hand“ und „Hurricane“ gehalten, bei denen Shahan selbstkritisch über das Leben als Musiker singt. Allerdings entwickeln sie einen gewissen Reiz, wenn man in einer wehmütigen Stimmung ist.

Bemerkenswert bei „Memphis“ ist, dass Shahans Mutter Kim Smith den Harmonie-Gesang beisteuert. Ihr Sohn bringt damit seine Dankbarkeit zum Ausdruck, dass sie ihn in seinen musikalischen Ambitionen immer unterstütze. Neben dem schon erwähnten „How They Lie“ gehört „Try“ zu den herausstechenden Balladen auf dem Album. Daniel Sproul, der für die elektrischen Gitarren zuständig ist, setzt hier, wie bei den meisten anderen Stücken, sehr schöne Akzente.

Auf „Waterbill“ klingt Spouls Gitarre beinahe wie die John Fogertys. Gesanglich unterstützt wird Shahan bei dem lockeren Rocker von Bonnie Bishop im Background. Charlie Shafter ist im Hintergrund des eingängigen „Someone Someday“ zu hören. Die entspannte Einladung zum Tagträumen wurde als erste Single veröffentlicht. Während Red Shahan sonst alle Stücke allein geschrieben hat, arbeitete er hier mit Brent Cobb und Aaron Raitiere zusammen.

Etwas mehr Tempo nimmt „Enemy“ auf. Eine dunkle Atmosphäre wird durch die Bassläufe von Parker Morrow und die tiefe Gitarre geschaffen, die Shahan gerne bei seinen Songs einsetzt. Ebenfalls schön erdig ist „6 Feet“, das sich um das Schicksal eines Drogendealers dreht.

In seinen Texten beleuchtet Shahan die Schattenseiten in seinem Heimatstaat Texas. Seine Geschichten erzählen von gescheiterten Existenzen oder den Konflikten mit Großunternehmen, für die Menschen und Natur nebensächlich sind. Ein deutliches politisches Statement gibt Shahan auf „Revolution“ ab und verpackt es ein einen Rocksong mit härteren Gitarrenriffs.

Bei Red Shahan lohnt das Zuhören und das fällt bei den gefälligen Kompositionen nicht schwer. Dass das Konkurrenzmagazin Rolling Stone ihn in die aktuelle Liste der zehn neuen Country-Acts aufgenommen hat, die man kennen sollte, ist nicht unbegründet.

7013 Records/Thirty Tigers (2018)
Stil: Texas Country/Red Dirt

01. Waterbill
02. Enemy
03. 6 Feet
04. Culberson County
05. How They Lie
06. Roses
07. Someone Someday
08. Revolution
09. Idle Hands
10. Memphis
11. Hurricane
12. Try

Red Shahan
Red Shahan bei Facebook
Big Blind Management bei Facebook

Red Shahan – Men & Coyotes – CD-Review

Shana_Men_300

Alles fing mit einer Nachricht an, dass der bei uns auch reichhaltig besprochene und verehrte Red Dirt-Musiker Randy Rogers, zusammen mit seinem Partner Robin Schoepf, eine Künstler-Agentur namens Big Blind Management gegründet hat. Ihr erster Klient, den sie sich ‚gekrallt‘ haben, war ein gewisser Red Shahan.

Randy Rogers‘ überschwengliche Laudatio auf ihn “Red has a uniqueness in his approach to songwriting and performing that we feel will soon propel him into the spotlight he deserves, he’s one of the guys that will make great records for some time to come”, weckte natürlich sofort Begehrlichkeiten, zumal mein Faible für texanisch geprägte Country/Red Dirt-Musik, ja kein offenes Geheimnis mehr ist. So schrieb ich die beiden Herren an, bat um Zusendung des Debütwerkes des Protagonisten, und siehe da, einige Zeit später, lag das Teil im heimischen Briefkasten.

Red Shahan stammt aus dem, dem texanischen Fort Worth nahe gelegenen Bluff Dale, und hat unter der Firmierung Red & The Vityls zunächst in der Musiker-Szene um Lubbock herum, erste Ausrufezeichen gesetzt. Mittlerweile ist er nach Stephensville gezogen, unterstützt die Band Six Market Blvd. als Keyboarder, und hat Ende letzten Jahres mit „Men & Coyotes“ sein erstes Solo-Album eingespielt.

Allein schon der wunderbare Titelsong und Opener zugleich, so ein wenig zwischen Introvertiertheit und gedrückter Melancholie pendelnd, das geteilte Schicksal der Einsamkeit von Cowboys und Kojoten, abseits in der Wildnis, in dezentem Red Dirt-Ambiente reflektierend, erzeugt beim Autor Momente musikalischer Glückseligkeit. Klasse auch, wie Red hier in der Manier eines Kojoten ein paar ‚U-u-uhs‘ als Zwischengesänge rausheult.  Hammer!

Shahan und seine Mitmusiker Matthew Smith, Ryan Tharp, Elijah Ford, Ben Hussey, Brock Wallace, Jeff Dazey und Lemon Pepper (produziert haben in einem starken Sound Shahan, Smith, Tharp und Ford zusammen mit Grant Jackson) präsentieren im weiteren Verlauf eine stilistische Bandbreite zwischen Country/Southern Rock, Blues und Soul, immer mit einem dezent unterschwelligen Retro Flair. Shahans Texte über schwer schuftende Mütter, gebrochene Männer, Einsamkeit, schmerzende Liebe, etc. veranlassen zwar nicht gerade zur Verlockung, lassen den Zuhörer gefühlsmäßig, in ihrer gedrückten Art, aber recht authentisch, in die vorgegebenen Szenarien eintauchen.

Zum, meist von Bariton-E-Gitarren, hölzern pumpendem Bass und unaufdringlichen Drums geführten Grundgerüst der Stücke, gesellen sich je nach Art Cello und Violine („Boom Town“, das kammermusikartige „Long Way To Fall“), plusternde Bläser („White Knuckle Heart“, der Memphis-behaftete Blues-Schwofer „Move Over“), eine raunzende Dobro (bei „Long Way To Fall“) oder eine heulende Steel beim melancholischen „Drag You Down“.

Freunde des klassischen Slow Blues werden beim großartigen „Black & Blue regelrecht mitfiebern. Die Southern Rock-Klientel wird mit dem Stampfer „303“ (klasse Gesang von Shahan, gurgelnde Orgel, herrliches Slide-Solo), dem bedrohlichen wirkenden „Low Down Feeling“ (wieder messerscharfes Slide-Solo) und dem flockigen „Southern Man“ (klasse Hammond, typisches E-Gitarren-Solo) belohnt.

Und wenn Red beim knarzig gespielten „Black Veins Pt.1“ „Ain’t no medicine gonna help anymore“ schmerzhaft intoniert, kann eigentlich nur noch solch fantastische Mucke zur nachhaltigen Genesung beitragen. Red Shahans „Men & Coyotes“ muss man gehört haben. Es besteht regelrechte Suchtgefahr! Und auf das Urteil einer Koryphäe wie Randy Rogers und auch auf das meiner Person ist doch wohl Verlass, oder…?

Magnolia Records (2015)
Stil: Country Rock & More

01. Men & Coyotes
02. Boom Town
03. 303
04. White Knuckle Heart
05. Low Down Feeling
06. Black & Blue
07. Long Way To Fall
08. Never Turn Around
09. Southern Man
10. Black Veins Pt.1
11. Drag You Down
12. Move Over

Red Shahan
Red Shahan bei Facebook
Big Blind Management bei Facebook