Dianna Corcoran – In America – CD-Review

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In Australien ist die aus Parkes, New South Wales stammende 35-jährige, mit zwei „Golden Guitars“ bei den Country Music Awards of Australia (CMAA) und zig weiteren Auszeichnungen bedachte Blondine Dianna Corcoran längst ein bekannter Country-Star. Jetzt tut sie es, ähnlich ihrem berühmten männlichen Pendant, Keith Urban, gleich, und versucht mit ihrem neuen Album „In America“ auch in den Staaten, im Mekka der Countrymusik, Fuß zu fassen.

Die fünf Oktaven beherrschende Sängerin (trifft auch in höheren Gefilden sicher jeden Ton) geht dabei nicht unvorbereitet, sondern sogar überaus plan- und zielvoll zur Sache. Zum einen hat sie sich mit Nashville-erfahrenen Leuten wie Rebecca Lynn Howard, Sugarlands Kristian Bush (hat diverse Lieder mitgeschrieben, eins produziert und singt markante Harmonies auf „Hold On Lover“) sowie Gary Burr (Ex Pure Prairie League-Mitglied, Songschreiber für unzählige Größen wie Tim McGraw, Billy Ray Cyrus, Garth Brooks, LeAnn Rimes, Joe Cocker, Lynyrd Skynyrd – schönes Duett auf „Not Ready To Lose“ mit ihm) umgeben, die wissen, ‚wie der Hase in „Music City“ läuft‘.

Zum anderen fährt sie mit ihrer Musik, ähnlich wie Carrie Underwood, direkt zweigleisig und blickt dabei auch schon über den ‚Country-Tellerrand‘ hinaus, ohne die Country-Roots allerdings je zu verleugnen. Mit dem Banjo-unterlegten Opener und der zugleich ersten Single „God Did Good“ dürfte sie im tief religiös verwurzelten Amerika zudem mit offenen Armen aufgenommen werden. Ein klug gewählter Einstieg. Im weiteren Verlauf bewegt sich die Musikerin überwiegend in leicht poppig angehauchten Sphären des New Country, teils mit schönen Neunziger-Referenzen, wobei ihre variable Stimme (äußerst frisch, jung, z. T. sehr hell) deutlich im Mittelpunkt steht.

Selbstironisches wie „Thank You For Cheating Me“, autobiografisches mit „When The Wheels Hit Tennessee“ und eingängige, sehr viel gute Laune verbreitende Tracks wie „Therapy“, „Feels Like Hollywood“ oder das zuckersüße, beschwingte „Sugar“ geben sich dabei abwechslungsreich die Klinke in die Hand. Ihre stärksten Momente hat die Australierin allerdings bei den sparsam arrangierten Stücken, wie dem oben bereits angeführten „Not Ready To Lose“ (nur sie und Burr singend zu Akustikgitarrenbegleitung; beide auch mit sehr schönen Harmoniegesängen), der unter die Haut gehenden Pianoballade „Other Side Of Letting Go“ (famos gespieltes Klavier von Blake Bollinger) oder dem recht authentisch nach traditionellem „Veranda-Country“-klingenden, mit einer schön knarzigen Akustikgitarre unterlegten Schlusslied „A Better Me“ (und die Credits belegen auch tatsächlich, dass es auf einer Hinter-Veranda eingespielt wurde). Hier kann sich ihre feine, klare, manchmal fast elfenhafte Stimme noch besser entfalten.

Die hübsche Blondine beweist auf „In America“, dass sie sich mit den Mechanismen des Marktes bereits bestens auskennt und gewährt (nicht nur auf dem Coverbild…) erste tiefe und umfangreiche Einblicke in ihr verheißungsvolles Schaffensvermögen. Sie zeigt sich dabei äußerst flexibel und talentiert (hat sämtliche Songs mitkomponiert und auch schon die Produktion fast im Alleingang gestemmt). Potentielle, qualitativ sehr ansprechende Konkurrenz für Vertreterinnen wie Carrie Underwood, Kellie Pickler, Lauren Alaina, Kacey Musgraves, Jana Kramer & Co. Willkommen in Amerika, Miss Corcoran!

Krian Music Group (Universal) (2016)
Stil: New Country

01. God Did Good
02. Thank You For Cheating On Me
03. Blame Carolina
04. Therapy
05. When These Wheels Hit Tennessee
06. Not Ready To Lose (feat. Gary Burr)
07. Hold On Lover
08. Feels Like Hollywood
09. Other Side Of Letting Go
10. Ghost In The Passenger Side
11. Sugar
12. A Better Me (Raw Recording)

Dianna Corcoran
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Bärchen Records