Midnight Shine – High Road – CD-Review

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Eigentlich ist es nur meiner Sympathie für kanadische Interpreten zu verdanken, dass diese Scheibe in Sounds Of South besprochen wird. Es nimmt in letzter Zeit doch Überhand, dass wir ungefragt mit eher inkompatiblen Sachen bemustert werden, dann auch noch, wie in diesem Fall, mit Downloads.

Midnight Shine ist eine Band aus James Bay, Ontario, die vor kurzem mit „High Road“ ihren dritten Longplayer herausgebracht hat. Mastermind dieses Ensembles ist Adrian Sutherland, produziert haben das Werk in einem schönen transparenten Klang John-Angus MacDonald (The Trews) und Tim Vesely (Rheostatics).

Geboten bekommt man ausnahmslos melodischen, radiofreundlichen bis sogar hittauglichen Indie-Rockpop (mit der mir nicht so liegenden typischen etwas dünnen Gesangsstimme), der sich in einem Rahmen von Britpop, teilweise durchaus stadiontauglichem Mainstream Rock über Heartland-, Indie, und ganz dezenten Roots-/Americana-Anleihen bewegt.

Centerstück ist die Verbeugung vor Kanadas Parade-Songwriter Neil Young mit einer Coverversion von „Heart Of Gold„, die ihren Reiz durch Einbindung von indianischen Hintergrundgesängen sowie der letzten Strophe hat, die in Cree, einer Ureinwohner-Sprache, die im, in Ontario ansässigen Mushkegowuk-Council verbreitet ist, gesungen wird. Toll hier auch das Akustik-Slide-Solo sowie die Young-typisch plusternde Mundharmonika.

Weitere Highlights für mich sind der piano-lastige Opener „Leather Skin“ mit kurzem Slide-Solo am Ende, das rockig treibende, ebenfalls E-Slide-unterlegte „Lonely Boy“ sowie die retro-behaftete hittaugliche Powerballade „I Need Angels“ (mit kurzen Twin-Solo) zum Abschluss.

Midnight Shine untermauern mit „High Road“ ebenfalls den guten Eindruck, den ich bisher von kanadischen Acts erhalten habe. Auch wenn die Scheibe bis auf die paar kurzen Slide- und die eine Twin-Einlage recht wenig mit unserer Thematik zu tun hat, kann man die CD durchaus guten Gewissens an Leute als Geheimtipp empfehlen, die ein offenes Ohr für die oben beschriebenen Musikbereiche haben.

Eigenproduktion (2019)
Stil: (Roots/Indie) Rockpop

01. Leather Skin
02. Cold Water
03. High Road
04. Velocity
05. Survivor
06. Words I Could Have Said
07. Heart of Gold
08. Lonely Boy
09. Sister Gold
10. I Need Angels

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Greywood Records

Katie Henry – High Road – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Die nächste junge Blues-Front-Frau veröffentlicht ihre Debüt-LP und liefert damit eine bemerkenswerte Eigenproduktion ab. Nachdem in Sounds of South bereits regelmäßig Blues-Women präsentiert wurden – u.a. Jessy Martens, Sari Schorr, Dana Fuchs, Beth Hart oder Rachelle Coba – kommt nun die US-Amerikanerin Katie Henry erstmals dazu.

Als Produzent für die Debüt-Scheibe war der erfahrene Studiomusiker John Ginty beteiligt. Dieser durfte bereits auf Alben von Santana, Warren Haynes oder den Punkern von Bad Religion mitwirken und in der Robert Randolph Family Band eigene spielerische Akzente am Keyboard setzen. Aufgenommen wurde „High Road“ im American Showplace Studio von Ben Elliott (Eric Clapton, Keith Richards). Namhafte Gastmusiker sind ebenfalls vertreten, mit Marcus Randolph, Anthony Krizan (Spin Doctors) und Billy Harvey.

Das Grundgerüst für ein sehr gutes Album ist also schon einmal vorhanden und Katie Henry geht sogleich sehr zielstrebig zur Sache. Der erst ein wenig bizarr klingende Orgel Sound auf „Nowhere Fast“ ergänzt sich perfekt mit Katies Gitarrenspiel und ergibt einen beat-getriebenen, schnörkellosen Blues-Song. Auf dem gospeligen „Chapels“ wird sie einprägsam von Marcus Randolph (Family Band) an der Pedal Steel Gitarre begleitet.

Das Titelstück „High Road“ lässt Katies ausdrucksstarke Blues- und Soul-Stimme noch stärker in den Vordergrund treten, als bei den anderen Tracks. Die Musik ist dafür minimalistischer mit einem eher moderaten Rhythmus ausgestaltet und Bill Harvey (Patti Griffin Band) unterstützt an einigen Stellen den Gesangspart. Waren die bisherigen Tracks weitestgehend geradlinig produziert, so ist der Slow Blues „Carry You“ mit seinen knapp 7 Minuten ein Song, der als Glanzstück des Albums herausragt. Das soulige „Gypsy Sister“ könnte auch eine Maroon 5 Nummer sein, aber das harte Gitarrensolo zum Ende hin, zeigt, dass Katie Henry auch den Blues-Rock beherrscht.

Auch auf „Roll Away“ spielt die US-Blues-Frau leidenschaftlich mit dem Refrain und lässt das ebenso starke „Takes a Lot“ als Abschlusstrack nochmals funkig in einem powervollen Gitarrenjam aufleben. Hervorzuheben ist die vielseitig versierte Band, die Katies Songs, in denen sie viele persönliche Erfahrungen schildert („Nothing To Lose“, „Someday“), sehr wirkungsvoll spielt.

„High Road“ ist ein modernes, zeitgemäßes Blues-Album, das den traditionellen Blues-Stil bewahrt und gleichzeitig frische, lebendige Sounds einfließen lässt. Mit „High Road“ befindet sich Katie Henry auch musikalisch voll auf der Überholspur!

Eigenproduktion (2018)
Stil: Blues Rock

Tracklist:
01. Nowhere Fast
02. Nothing to Lose
03. Chapels
04. High Road
05. Carry You
06. Gypsy Sister
07. Dead Man’s Hands
08. Someday
09. Roll Away
10. Takes a Lot

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