Corey Hunt Band – North Of Low Water – EP-Review

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Das sind die Dinge, die mir in diesem Magazin am meisten Spaß bereiten: Mit Corey Hunt einen hier absolut unbekannten Künstler im Netz entdeckt, einfach mal angemailt, und schon baute sich ein von spürbarer gegenseitiger Empathie gezeichnetes Verhältnis auf. So geschehen 2016 im Rahmen seines Albums „The Tower„.

Umkomplizierter E-Mail-Verkehr, Daten- und Info-Austausch, schließlich der Review zu einer schönen Scheibe, und so hatte jeder etwas davon. Der Künstler generiert schon mal ein bisschen Aufmerksamkeit in unserem Lande, mein musikalischer Horizont wurde wieder ein kleines Stück erweitert und unsere Leserschaft hat einen potentiellen Geheimtipp erhalten. Die typische Win-Win-Situation.

So jetzt auch beim Nachfolger „North Of Low Water“, diesmal eine EP. Ich schickte Corey eine kurze Nachricht per Facebook und schon war eine weitere Kooperation eingestielt. Auch ein paar Fragen zum Background wurden anstandslos und schnell beantwortet, da kann sich so mancher Interpret mal eine Scheibe von abschneiden.

Wie schon beim Vorgänger serviert der in Asheboro, North Carolina, ansässige, frisch vermählte Musiker, sechs melodische Red Dirt-Songs, die sich im Fahrwasser von Leuten wie Jack Ingram, Wade Bowen, Phil Hamilton & Co. bewegen. Hunt hat diese leicht angeraute, perfekt zu dieser Art von Musik passende Stimme, instrumentell kompetent unterstützt wurde er diesmal von Spezi Eric Wise (drums, bgv), Robert Smith (guitar, bass, bgv), Steel-Koryphäe Brouce Bouton und Kyle Mann (keys, bass, bgv), der dieses Kurzwerk auch produziert hat.

Den Opener bildet das gitarrebetonte (tolles E-Solo), flockige „Wild Heart Gypsy“. Bei „I Don’t Want You“ kommen unweigerlich Assoziationen zu Interpreten wie Tom Petty oder Will Hoge auf. Klasse hier Manns gurgelndes Orgelspiel. Mein Favorit des Werkes ist das eingängige „I’m Doing Fine“ (knackige Akustik-und Zwischen-E-Gitarren, wunderbar dosierte Orgel, toller Refrain mit Harmoniegesängen). Und wenn ein Könner wie Bruce Bouton beim finalen „Uwharrie River“ seine Steel-Gitarre herumjammern lässt, möchte man direkt die Repeat-Taste drücken.

Auf meine Frage, was denn der Titel der EP zu bedeuten hätte, lautete Coreys unverzügliche Antwort: „In unmittelbarer Nähe meines Hauses steht eine Brücke mit dem Namen ‚Low Water Bridge‘. Als ich aufwuchs, hing ich dort meistens mit meinen Freunden ab. Noch heute ist es die Stelle, wo wir den Uwharrie River betreten, wenn wir mit den Kajaks campen gehen.

Aber es ist nicht allein die Tatsache, dass ich nördlich der Low Water Bridge lebe, sondern auch eine Art Metapher. Ich fühle das erste Mal in meiner Musik-Karriere so etwas wie eintretende Fortschritte. So bin ich der Meinung, dass der Titel zum einen sehr schön zu den Songs passt als auch diesen Abschnitt unserer Schaffensphase gut repräsentiert.“ Momentane Auftritte als Support von einem arrivierten Act wie der Eli Young Band scheinen diese These nachhaltig zu belegen.

„North Of Low Water“ von der Corey Hunt Band kann bei uns in diesen Tagen auf den gängigen Download-Portalen erworben werden. Eine kurzweilige Geschichte, Antesten, bzw. Kaufen lohnt sich ganz bestimmt.

Uwharrie Music Group (2018)
Stil: Red Dirt

01. Wild Heart Gypsy
02. I Don’t Want You
03. Crime Of love
04. I’m Doing Fine
05. Shelby Jean
06. Uwharrie River

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Corey Hunt Band – The Tower – CD-Review

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Im Laufe der vielen Jahre als Rezensent entwickelt man ja schon so sein Gespür für gute Musik. Ich überlege gerade eigentlich immer noch, wie ich letztendlich auf der Jagd nach neuem guten Stoff im Netz auf die Corey Hunt Band gestoßen bin. Allein der Bandname löste in mir schon irgendwie positive Red Dirt-Assoziationen aus. Und so geschah es dann auch, dass ich in ein paar Soundschnipsel des aktuellen Albums „The Tower“ hineingehört habe und mir sofort klar war, dass ich zu dem Burschen Kontakt aufnehmen würde.

Corey Hunt fackelte auch nicht lange zu antworten und kurze Zeit später hatte ich das Werk, übrigens schon sein drittes, zum Besprechen vorliegen. Für „The Tower“ wurde allerdings zum ersten Mal etwas feineres Besteck aufgefahren. Die beiden ersten („Same“ und „Come On Out Tonight“) wurden noch im Schlafzimmer seines Freundes Eric Wise produziert.

Zunächst ein paar Hintergründe. Die Corey Hunt Band ist eigentlich gar keine richtige Band sondern eher ein Duo. Man hatte zwar zu Beginn im Quartett angefangen, aber im Laufe der Zeit entstand zwischen dem, aus North Carolina stammenden Namensgeber Corey Hunt und besagtem Drummer Eric Wise so eine dicke Freundschaft, dass man nur als Duo agieren wollte und dann je nach Bedarf für Ergänzung sorgt. Die beiden treten allerdings die meiste Zeit zu zweit auf.

Da Corey Hunt sich im Songwriting deutlich weiterentwickelt hatte und wirklich gutes Songmaterial, wie ich es im Nachhinein anstandslos bestätigen kann, kreiert hatte, machte es jetzt Sinn, in ein vernünftiges Studio zu gehen (Echo Mountain Studios in Asheville, NC – dort haben auch schon Bands wie American Aquarium und Blackberry Smoke ihre Sachen eingespielt) und sich bei Kyle Mann (Cowboy Troy, Richie McDonald, Ted Russell Kemp, Lady Antebellum) unter die Fittiche eines erfahrenen Produzenten zu begeben.

Mann hat allerdings am Sound gar nicht allzu viel herumpoliert, es ist ein richtig schön schroffes, raues, unverbrauchtes Red Dirt-Album, im Stile der vielen jungen hungrigen Bands geworden, die in dieser Szene noch vor einiger Zeit, ja gefühlt, alle zwei Wochen, wie Pilze neu aus dem Boden sprossen. Diese hat sich mittlerweile aber deutlich beruhigt, umso schöner, dass die Corey Hunt Band jetzt wieder für schönen Nachschub sorgt.

Das Werk beginnt mit dem launigen „Always Liked The Rain“, das sofort in gute Stimmung versetzt. Ein flotter Country Rocker mit Southern Rock-typischen E- Gitarreneinlagen und Kurzsoli (klasse hier Robert Smith). Hunt besticht direkt mit einer sehr texanisch klingenden, angerauten und energiegeladenen Stimme. Toller Auftakt. Ein echter Song für die Texas Music Charts.

Sein knarziges Akustikgitarrenspiel, das oft bei den Intros und als Untermalung vorzufinden ist, gibt den Songs eine schön erdige Note. Auch das folgende „The Good Fight“ rockt richtig Southern-mäßig (interessant hier das Drum-Tippel-Bridge von Eric Wise). Das dezent melancholische „Walked Away“ erinnert an die Eli Young Band, als die noch nicht vom Mainstream eingefangen wurde.

Die Stücke „A Troubadour’s Prayer“ und „Stuck In Arkansas“ (hallende Orgel) stehen für Hunts Talent als Storyteller, toll hier die verschiedenen Stimmungen, die in den Songs mittels Tempowechsel erzeugt werden. Das von einem Acapella-Intro eingeleitete „Hannah Belle“ erzielte mit Platz 47 in den Texas Regional Radio-Charts einen Achtungserfolg. Herrlich bei diesem kleinen Südstaaten-Einod (mit Marschtrommeln am Ende) auch das surrende Akkordeon vom exzellenten Keyboarder Aaron Price.

Als zweite Single ist das, sich in Josh Abbott Band-Sphären befindliche „Explain“ geplant. Schön hier die atmosphärische Fiddle von Lyndsay Pruett. Starker Titel. Das zunächst ruhig, im Erzählgesang beginnende Titelstück „The Tower“ nimmt im Verlauf deutlich Fahrt auf und erweist teilweise Meister Tom Petty ein wenig Red Dirt-Ehre. Die E-Gitarren heulen richtig Southern-mäßig. Der Saturday Night-Song („SASN“) ist der Soundtrack für die trunkenfreudige Grillparty in reiner Männergesellschaft. Steaks auf den Grill und Bier Marsch! Dazu dieser CHB-Song. Da ist dann selbst der letzte Muffel bei bester Laune. Auch Chart-tauglich!

Am Ende lassen das voller Selbstmitleid getränkte „Damn Country Music“ (heulende Fiddle, hallende Orgel, Pianotupfer und Steel-ähnliches Slide drücken aufs Gemüt) und das sehr reduziert gehaltene „Waiting On You“ (nur Gesang, Akustikgitarre und kurzes Cello-Intermezzo von Daniel Iannucci) nochmals Hunts unverkennbare Singer/Songwriter-Qualitäten aufblitzen.

Fazit: Corey Hunt liefert mit „The Tower“ sein bisheriges Paradestück ab. Ein echter Rohdiamant, dem man nur, weitere Aufmerksamkeit wünschen kann. Gute Stimme, ordentliches Gitarrenspiel, dazu hohes kreatives Potential. Smith Entertainment oder Thirty Tigers & Co. sollten da mal ruhig die Ohren spitzen! Insgesamt Stoff für Liebhaber von den klassischen jungen wilden Red-Dirt Bands der Marke Britt Lloyd Band, Kyle Bennett Band, Mike Ryan, Cody Gill Band aber auch arrivierten Acts wie Josh Abbott Band, Wade Bowen, Casey Donahew Band oder besagter Eli Young Band. Gut, dass ich mich scheinbar bedenkenlos weiter auf meinen Instinkt verlassen kann!

Eigenproduktion (2016)
Stil: Red Dirt

01. Always Liked The Rain
02. The Good Fight
03. Walked Away
04. A Troubadour’s Prayer
05. Stuck In Arkansas
06. Hannah Belle
07. Explain
08. The Tower
09. SASN
10. Damn Country Music
11. Waiting On You

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