Jive Mother Mary, 16.09.2017, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

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Nach Robert Jon & The Wreck im August präsentierten „Pille“ Peerlings und Teenage Head Musik mit Jive Mother Mary eine weitere hochkarätige Southern-Rock-Band in der Krefelder Kulturrampe. Frontmann Mason Keck und seine drei Mitstreiter zogen das Publikum von Beginn an in ihren Bann.

Der Titel „Feeling Fine“, mit dem die Band aus Alamance, North Carolina, loslegte, war zugleich Programm für die nächsten hundert Minuten. Die Begeisterung, mit der Jive Mother Mary den Auftritt bestritten, schwappte direkt auf die Gäste der Kulturrampe über. Dass mit „Long Odds“ und „Burning Up The Highway“ zwei bislang unveröffentlichte Songs auf den Opener folgten, ist zwar ungewöhnlich, tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Beim zweitgenannten übernahm Gitarrist Tyler Schulz anfänglich die lead vocals. Keck und Schulz legten sich anschließend bei „Down South Manifesto“ mit zweistimmigem Gesang und Twin-Gitarren mächtig in Zeug.

Perfekt eingespielt und voller Elan jamte die Band „Have A Cigar“. Die beiden Gründungsmitglieder Mason Keck und Schlagzeuger Seth Aldridge verstehen sich blind, was bei ihren Langhaarfrisuren sehr vorteilhaft ist. Bassist Will Sanders war nicht nur hier, sondern während des gesamten Konzerts in ständiger Bewegung und auch Tyler Schulz arbeitete kräftig, wie sein durchgeschwitztes T-Shirt bewies. Schön war, dass Sänger und Gitarrist Mason Keck immer wieder Kontakt zum Publikum aufbaute und auch physisch die Nähe zu ihm suchte. So stellte er sich bei seinen Gitarrensoli oft an den Bühnenrand und stieg auch zweimal von ihm herunter, sodass man sein filigranes Wirken unmittelbar beobachten konnte.

Einen ersten Höhepunkt erreichte das Konzert bei dem Rockstück „Outta Love“ von dem Album „All Fall Down“ (2009). Das folgende „I Tried To Let Go“, das Keck als „Southern Rock ’n Roll” bezeichnet, ließ den satten Klang des Schlagzeugs von Aldridge besonders gut zur Geltung kommen. Nach dem ruhigeren Song „The Ride“ kochte die Stimmung des Publikums bei dem kraftvollen „Move On Home“. Die aufgenommene Fahrt wurde durch das countryfizierte „Hollywood“ etwas abgebremst. Man hätte auch mit dem tanzbaren und melodischen Rocker „Save Me“ den Schwung direkt mitnehmen können. Hier spielte Mason Keck zunächst souverän mit einer gerissen Saite weiter, um dann doch noch auf seine zweite Gitarre umzusteigen.

Mit „Planes, Trains & Automobiles“, „Ba Dum“ und dem Eagles-inspirierten „Great Decline“ steuerte das Konzert auf sein Ende zu. Den Abschluss des Hauptsets bildete „Home“. Bei dem grandiosen Song setzt die Gitarre von Schulz gelungene Akzente in das Spiel von Keck, der zudem bewies, dass er auch in höheren Tonlagen gesanglich sicher unterwegs ist. Wenn darüber hinaus der Titel gemeinsam von den Bandmitgliedern in die Mikros gerufen wird, entwickelt der Song eine ungeheure Wucht. Eine Textzeile lautet wie die letzten EP: „Home Is Where Your Heart Is“.

Die Jungs von Jive Mother Mary spielen mit so viel Leidenschaft, dass sie auf der Bühne zuhause sein müssen! Die Band zählt in ihrer Heimat North Carolina zu den anerkanntesten Live-Acts und konnte in Krefeld beweisen, dass dieser Status berechtigt ist. Die Live-Versionen der Stücke haben mich zumeist mehr überzeugt, als die mir bekannten Studio-Aufnahmen.

„The Climb“ und das sofort wiederzuerkennende „Keep On Keepin‘ On“ stellten die erste Zugabe dar. Damit hatten die Amerikaner alle Tracks der letzten beiden EPs im Programm. Da das Publikum die Band noch nicht gehen lassen wollte, gab sie als spontane Zweit-Zugabe „I Can Still Be Your Man“. Der ältere Song, war wohl zeitweise in Vergessenheit geraten und wurde nun erstmals live performt.

Jive Mother Mary liefern Southern Rock auf hohem Niveau. In Erinnerung bleibt vor allem das virtuose Gitarrenspiel von Mason Keck, begleitet von seiner eindrucksvollen Mimik. Dabei hatten seine Instrumental-Einlagen genau das richtige Maß. Sie waren ausgedehnt, aber nicht so lang, dass die Grundanlage der Songs in den Hintergrund getreten wäre.

Nach Daniels fast überschwänglichem Lob der niederländischen Konzertkultur anlässlich des vortägigen Auftritts von Sass Jordan wollte ich heute eigentlich einen Hinweis auf die treue Fan-Basis der Kulturrampe einbauen. Allerdings fehlten viele der üblichen Verdächtigen. Zum Glück haben einige neue Liebhaber von guter Live-Musik den Weg zum Krefelder Großmarkt gefunden.

Jive Mother Mary und die unverzagten Veranstalter hätten ein volleres Haus verdient gehabt. Vielleicht hat der Umstand, dass dies die erste Deutschlandtour der Band ist – oder die verhältnismäßig geringe Anzahl an (aktuellen) Veröffentlichungen – dies verhindert. Die Band zeigte sich aber begeistert von Publikum und der Location. Schlagzeuger Seth Aldridge kündigte an, bald mit einer neuen CD im Gepäck zurückzukommen. Das wäre dann eine zweite Chance – die wirklich jeder nutzen sollte – um Jive Mother Mary live zu erleben.

Line-up:
Mason Keck (lead vocals, electric guitar, vocals)
Tyler Schulz (electric guitar, vocals, lead vocals)
William Sanders (bass, vocals)
Seth Aldridge (drums, vocals)

Bilder: Jörg Schneider
Text: Michael Segets

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