Dana Fuchs – Borrowed Time – CD-Review

Wer für ein Janis Joplin-Musical als Hauptakteurin verpflichtet wird, muss eine gute Stimme haben. Dass dies dann auch zweifelsohne bei Dana Fuchs der Fall ist, davon konnten wir uns vor gut vier Jahren, als diese Welt noch in Ordnung zu sein schien, live bei ihrem schweißtreibenden Gig im Dortmunder Musiktheater Piano überzeugen.

Da war sie musikalisch in der souligen Blues Rock-Szene unterwegs. Die in New Jersey geborene Protagonistin ist aber in Florida aufgewachsen. Für Psychologen ein klarer Fall – das muss, gerade bei Musikern, irgendwann einmal aufgearbeitet werden, wenn man quasi mit Lynyrd Skynyrd & Co. überall groß geworden ist.

Und tatsächlich wartet die Sängerin und Songschreiberin mit einem wirklich starken, Southern Rock-umwehten Album mit dem Titel „Borrowed Time“ auf. Zu Gute kommt ihr auch hier wieder, wie bereits oben erwähnt, ihre rauchig kratzige Stimme, die bei einer Frau am Mikro in diesem Genre praktisch Pflicht ist.

Für das Album hat sie sich ein wenig aus den Fängen vom musikalischen Langzeitpartner Jon Diamond gelöst, der auf diesem Werk allerdings weiter Gitarre spielt. In Sachen Produktion hat sie sich mit Bobby Harlow (Detroit Cobras, Samantha Fish) und Teddy Tudrick externe Hilfe ins Haus geholt, letztgenannter sorgt als zusätzlicher Saitenzupfer für den Southern-typischen E-Gitarrensound.

Das Werk ist umrundet vom Led Zeppelin-/Skynyrd-umwehten Opener „Double Down On Wrong“ und dem finalen Stomper „Star“, die beide so psychedelisch und wild daherkommen wie Danas prachtvolle Mähne. Zwischendurch gibt es dann  viel Southern Rock-Feeling, wo immer die typischen Einflüsse von Skynyrd („Blue Mist Road“ im Aufbau mit ein wenig „The Last Rebel“-Flair, „Nothing You Own“ mit toller „Tuesday’s Gone“-Reminiszenz), den Black Crowes (u. a. bei Save Me“) oder auch den guten alten Stones („Hard Road“, „Not Another Second On You“) durchschimmern. Bei den temperamentvolleren Sachen erinnert sie mich vom Gesang her oft an Sass Jordan.

Bei den langsameren Nummern wie dem herrlichen „Call My Name“ und dem Harp-getränkten „Lonely Lie“ schwebt Fuchs in rootsigen Sphären einer Lucinda Williams.  Das sich dynamisch steigernde Titelstück „Borrowed Time“ hätte zu früheren Zeiten auch in das Repertoire von einem John Mellencamp problemlos gepasst. 

Insgesamt eine schlaue Entscheidung von Dana, sich mal im Southern Rock zu beweisen. Das ist ihr vollkommen gelungen und sie wird mit dieser tollen Scheibe ihre etatmäßige Anhängerschaft aus dem Blues-Bereich sicherlich um eine erhebliche Anzahl von Leuten aus der Südstaaten Rock-Fraktion erweitern, die ihr zudem garantiert viel Respekt für diese famose Leistung zollen werden. Sie heißt also nicht umsonst mit Nachnamen Fuchs!

Ruf Records (2022)
Stil: (Southern) Blues Rock

Tracks:
01. Double Down On Wrong
02. Blue Mist Road
03. Call My Name
04. Save Me
05. Curtain Close
06. Hard Road
07. Borrowed Time
08. Nothing You Own
09. Not Another Second On You
10. Lonely Lie
11. Last To Know
12. Star

Dana Fuchs
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Ruf Records

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