Paul Thorn – Never Too Late To Call – CD-Review

Review: Michael Segets

1997 veröffentlichte A&M Records Paul Thorns ersten Longplayer. Thorn verabschiedete sich danach von dem Major-Label und bringt seine Musik seitdem in Eigenregie heraus, wobei ihm sein langjähriger Freund Billy Maddox durchgängig zur Seite steht. „Never Too Late To Call“ reiht sich so nahtlos in das bisherige Werk von Thorn ein – soweit ich sie überblicke. In meinem Regal befinden sich seine drei erfolgreichsten Alben, die es in den US-Charts in die Top 100 geschafft hatten: „Pimps And Preachers“ (2010), „What The Hell Is Going On?“ (2012) sowie „Too Blessed To Be Stressed“ (2014).

2018 folgte noch ein Album mit Gospel-Covern, bei dem u. a. Bonnie Bishop mitwirkte. Auf dem nun vorliegenden „Never Too Late To Call“ sind nun wieder Eigenkompositionen versammelt, an denen Thorn die letzten sieben Jahre arbeitete. Thorn, der für seine persönlichen Texte bekannt ist, greift glückliche Beziehungen auf, die trotz ihrer Schwierigkeiten Bestand haben. Seine neue CD wirkt daher vielleicht eine Nuance gesetzter und zahmer als seine bisherigen.

Folglich finden sich einige ruhige Stücke auf der Scheibe, die mit dem akustisch gehaltenen Folk „Two Tears Of Joy“ beginnt. „What I Could Do“ und „Goodbye Is The Last Word“ sind konventionell gehaltene Balladen mit dezenter Begleitung. Ambivalent stellt sich „Apple Pie Moonshine“ dar. Gut gefällt dort der etwas rau-kratzige Gesang, Abstriche ergeben sich aus den langgezogenen Uh-Hu’s im Refrain. Ähnliche lautmalerische Ausflüge unternimmt Thorn ebenso bei „Sapalo“. Der vom Blues infiltrierte Track sorgt mit seinem akzentuierten Rhythmus zwischen den Balladen am Anfang des Albums allerdings für Abwechslung.

Die thematische Ausrichtung des Longplayers und die situierte Lebensphase Thorns kommen im Duett mit seiner Frau Heather („Breaking Up For Good Again“) sowie in „Sapphire Dream“, das er gemeinsam mit seiner Tochter Kitty Jones singt und geschrieben hat, zum Ausdruck. Seiner verstorbenen Schwester, die rund um die Uhr für ihn erreichbar war, ist „It’s Never Too Late To Call“ gewidmet,. Der sensible, dem Album seinen Namen gebende Song hat etwas von Steve Earle. Unabhängig davon, ob man diese Verbindung wahrnehmen möchte, stellt das Stück das Highlight unter den Balladen dar.

In der zweiten Hälfte des Albums zieht Thorn das Tempo mit einigen Tracks an. Der gradlinige Heartland-Rocker „Here We Go“ liegt ziemlich genau auf meiner Linie. Bei „You Mess Around Get A Buzz“ kommt mal eine kräftige elektrische Gitarre zum Zuge, womit Thorn beweist, dass er nicht weichgespült ist. Der Abschluss „Holy Hotty Toddy“ verpackt eine Prise Humor in einen lockeren Rocker mit rundem Refrain.

Thorn trat als Support für einige Größen des Musikgeschäfts auf, so für John Prine, Robert Cray, Bonnie Riatt oder Toby Keith. Für die Produktion seines Longplayers gewann er Matt Ross-Spang (Jason Isbell, Will Hoge, Lucero, Arlo McKinley). Wie sein aktuelles Werk einschlägt, bleibt abzuwarten. Verdient hätte Thorn, dass es an die Erfolge vom Beginn der letzten Dekade anknüpft.

Auf „Never Too Late To Call” von Paul Thorn dominieren die ruhigeren Töne. Unter den Balladen entwickeln der Titeltrack sowie die Duette mit Frau und Tochter den größten Reiz. Zusammen mit den eingestreuten Rockstücken gelingt ihm so ein Album, das zu weiten Teilen überzeugt.

Tracklist:
01. Two Tears Of Joy
02. It’s Never Too Late To Call
03. Sapalo
04. Breaking Up For Good Again
05. What I Could Do
06. Here We Go
07. Apple Pie Moonshine
08. Sapphire Dream
09. You Mess Around & Get A Buzz
10. Goodbye Is The Last Word
11. Holy Hottie Toddy

Paul Thorn
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