Stevie Nimmo – Sky Won’t Fall – CD-Review

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Nachdem ich, wie vor kurzem beschrieben, die beiden Nimmo-Brüder, was ihre Bühnenaktivitäten betrifft, schon recht ausführlich unter die Lupe genommen habe, ist es mir jetzt vergönnt, auch mal einen musikalischen Datenträger zu beleuchten.

Stevie Nimmo war nach fast sechs Jahren Abstinenz mal wieder im Studio und präsentiert uns auf seiner neuen CD „Sky Won’t Fall“ ein weiteres gelungenes Werk, nachdem er ja schon auf seinem Debüt „The Wynds Of Life“ eine überaus starke Leistung abgeliefert hatte. Der Silberling beinhaltet neun neue Eigenkompositionen von Stevie, die er zum Teil auch schon bei seinem Auftritt im Dortmunder Blue Notez vorgestellt hatte, plus einem gelungen Allman Brothers-Cover von „Gambler’s Roll“ von der damaligen „Seven Turns“-Platte.

Sämtliche Tracks sind dazu im Cover-Artwork mit kleinen ganz interessant zu lesenden Anekdoten zur Entstehung/Intention von ihm beschrieben. Der Opener „Chains Of Hope“ beginnt nach ein paar kurzen Instrumentalspielereien mit einem krachenden E-Gitarrenintro. Ein toller schwerer Southern Blues Rocker mit starkem Strat-Solo. Zu dem spricht er mir mit diesem Song aus der Seele, er hinterfragt die unsägliche I-Phone-Hysterie, mit all ihren negativen Begleiterscheinungen.

Das mit einem zum Titel passenden rollenden E-Lick geführte „Roll The Dice Again“ (toll auch das zweite Wah-Wah-E-Solo) verbreitet die einfache Message, das man das, was man gerne macht, auch weitertun sollte, weil es irgendwie doch immer in einem steckt. Das relativ soulig dahingleitende „Change“ wird gegen Ende von einem nahezu dramatischen E-Solo durchbrochen, das es in sich hat. Starke Nummer.

„Running Back To You“ ist der obligatorische Slow-Blues, der auf ein Blues Rock-gefärbtes Album einfach draufgehört. Stark besungen und mit langen E-Gitarrenpassagen durchzogen. Klasse! Wenn eine Texas-‚Steel-Ikone‘ wie Lloyd Maines seine Dienste einem europäischen Künstler zur Verfügung stellt, kommt das einem musikalischen Ritterschlag nahezu gleich. So geschehen auf „Walk The Thin Line“, naturgemäß ein Lied mit Countrynote.

Das schön eingängige „I’ll Pray For You“ erinnert in seiner Melodik fast an Sachen der legendären Brit-Melodic Rocker FM. Auch sehr angenehmer Stoff. Mit dem satt stampfenden „Still Hungry“ geht es ein wenig in Richtung Storyville, eine Band der Stevie ja auch bekanntermaßen sehr zugetan ist. Auch hier gibt es wieder deftige E-Gitarrenkost (inkl. Wah-Wah-Solo) zu belauschen.

„Gambler‘s Roll“ ist sehr stark gespielt, kann dem Original aber nicht ganz das Wasser reichen, da hier die Einspielung im Trio (nur mit Matt Beable und Craig Bacon) im Vergleich zum umfangreichen ABB-Line-up, etwas zu limitiert erscheint. Mir fehlen hier Piano und Orgel, auch die verlebte stimmliche Aura von Gregg Allman (obwohl Nimmo ja ebenfalls ein guter Sänger ist) ist einfach nicht transformabel. Das Ganze ist bildlich gesehen fast so, als wenn Stevies Partick Thistle-Kicker mit drei Mann weniger gegen den FC Barcelona bestehen müssten. So ein Kunststück wäre auf dieser Welt, wenn überhaupt, nur einem Verein wie Rot-Weiss Essen zuzutrauen…!

Das wieder mit einer dezenten Countrynote und Harmoniegesängen beschwingt dahingroovende „Lovin‘ Might Do Us Good“ sowie das sehr persönliche „Love You More Tonight“ (rein akustisch gehalten, schöne Slide-Einlage) lassen „Sky Won’t Fall“ angenehm ausklingen.

Fazit: Ein rundum gelungenes Werk, das mit recht einfachen Mitteln ein hohes Maß an Ertrag offeriert. Ein paar evtl. Tasten- und Bläsereinlagen, sowie auch weibliche Harmoniegesänge würden sicherlich mehr Volumen und Abwechslung ins Spiel bringen, als die klassische, konsequent durchgezogene Blues-Trio-Linie. Trotzdem: Solange es weiter solch grundehrliche und authentische Leute wie Stevie Nimmo gibt, wird uns der musikalische Himmel noch lange nicht auf den Kopf fallen!

Manhaton Records (2016)
Stil: Blues Rock

01. Chains Of Hope
02. Roll The Dice Again
03. Change
04. Running On Back To You
05. Walk The Thin Line
06. I’ll Pray For You
07. Still Hungry
08. Gambler’s Roll
09. Lovin’ Might Do Us Good
10. Love You More Tonight

Stevie Nimmo
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