Israel Nash Gripka – 22.05.2012, Café Steinbruch, Duisburg – Konzertbericht

Israel Nash Gripka stand schon seit geraumer Zeit auf meiner Prioritätenliste, was Konzertbesuche betrifft. Nach zwei verpassten Gelegenheiten, schlug jetzt die Gunst der Stunde, da der Blue Rose-Künstler mit seiner Band zur Zeit in unseren Gefilden wieder seine musikalische Visitenkarte abgibt. Umso gelegener kam es für mich, dass er im quasi benachbarten Café Steinbruch in Duisburg Halt machte.

Der ehemalige Kollege Joe Brookes scherzte morgens noch: »Nimm ’ne Taschenlampe mit«, auf die doch recht lichtarm gehaltene Location abzielend. Die war mir allerdings bereits vom Micky & The Motorcars-Konzert vor geraumer Zeit bekannt und so enterte ich die einer Dunkelkammer gleichende, aber diesmal gemütlich mit Tischen und Stühlen bestückte Örtlichkeit dann rechtzeitig zum Konzertbeginn.

Mein Freund, seines Zeichens hoch angesehener und auch medial bekannter Präsident der Rot-Weiss Essen-Uralt-Ultras, Happo der I., hatte sich mit Gefolgschaft und Kamera ebenfalls angesagt; somit war ein unterhaltsamer Abend (und so sollte es auch wirklich kommen, Näheres dazu noch später) eigentlich schon vorprogrammiert.

Nachdem sich Teile der Band und auch wir im schönen, anliegenden Biergarten flüssigkeitstechnisch ‚aufgewärmt‘ hatten, ging es um 20:45 Uhr mit dem Konzert los. Israel und seine Mannen (Eric Swanson [g, steel g.], Aaron McClellan [bass], Matthew Danko [drums]) verzauberten auch sofort mit ihrem von den Seventies inspirierten Roots Rock los, wobei natürlich der Hauptfokus auf Songs ihren beiden Blue Rose-Outputs „Barn Doors And Concrete Floors“ und „2011 Barn Doors Spring Tour, Live In Holland“ gelegt wurde.

„Goodbye Ghost“ (Neil Young-umwittert), „Antebellum“ (mit den schön klirrenden E-Gitarren), das herrlich country-umwobene „Four Winds“ (klasse Steel-Spiel von Swanson) und das eingängige „Drown“ gaben sich sofort die Klinke in die Hand, bevor es mit dem schönen atmosphärischen „Wichita“ das erste ’neuere‘ Stück (es handelt sich um ein Outtake des „Barn Doors & Concret Floors“-Albums) zu bewundern gab.

Danach entließ der Bandchef seine Mitspieler und performte ein paar Stücke solo, z. T. den sturmgebeutelten Bürgern Missouris gewidmet. Klasse hier seine „Bellweather Ballad“, bei der er zunächst mit elektrischer Gitarre begann, für ein Bridge aber schon fast in metaphorischem Sinne komplett den Strom abstellte und nur seinen ‚reinen‘ Gesang auf das Publikum wirken ließ – man konnte zu diesem Zeitpunkt eine Stecknadel fallen hören. Bewegend!
Auffällig war, dass Gripka, anders als auf den Alben, die Mundharmonika fast komplett außen vor ließ. Lediglich beim Opener des „Barn Doors & Concrete Floors“-Werkes „Fools Gold“ schnallte er sich das Teil um den Hals und gab auch an diesem Instrument sein Können zum Besten.

Es wurde gleichzeitig die Hochphase des Gigs eingeläutet. Das stoneske „Louisiana“ (tolles E-Solo), ließ die kompletten Körper aller Besucher mitwippen, „Pray For Rain“ erinnerte vom Gesang an John Fogerty, „Sunset, Regret“ bot erneut wundervolle Country-Kost. Ach, und diese Steel Gitarre von Swanson machte richtig Laune. Live wirkt das Instrument viel schöner als auf den vielen CDs, und wann hat man schon in unseren Breitengraden mal die Gelegenheit, dieses Instrument, von Könnern gespielt, ganz nah zu hören?

Die grandios fette Fassung von „Baltimore“ (herrliche E-Gitarren inkl. Soli und atemberaubendes Drumming am Ende von Danko) beendete einen starken Hauptteil. Die vom Publikum eingeforderte Zugabe bediente Israel dann zunächst wieder solo mit „Evening“, um zum Abschluss mit „Rain Plans“, (sh. dazu den unten angefügten Clip), einem Track, der auf dem nächsten Album platziert sein wird, in Kooperation mit seinen Mitmusikern nochmal ein absolutes Highlight abzufeuern.

Ich bin ja nun Gott-weiß keiner, der sich heute noch am Rock der Seventies festklammert, aber wenn man den Spirit von Neil Young & Crazy Horse, Crosby, Stills, Nash & Young, verpackt in neue Ideen so authentisch live geboten bekommt, muss auch ich den Hut ziehen. Wahnsinn, wie solche jungen Burschen diese Urfragmente der Rockmusik in die heutige Zeit transportieren. Ein glänzender Abschluss.

Aber dem nicht genug: Meine Essener Jungs waren ja auch noch da. Mittlerweile in bester (Feier-) Laune, zeigten sie erneut, dass das Wort ‚Berührungsangst‘ in ihrem Wortschatz irgendwo, wenn überhaupt, sich höchstens an ganz hinterer Stelle verborgen hält. So steuerten wir direkt im Biergarten den Tisch an, an dem sich die Band von ihrem Geleisteten zu erholen gedachte. Sofort entwickelten sich in feucht-fröhlicher Runde, trotz der einen oder anderen sprachlichen Barriere noch anregende Konversationen (Zum Piepen: Israel fragte einen der sichtlich angeheiterten Kumpel, wie es so um das Englische bei ihm bestimmt sei und bekam die prompte aber ganz gebrochene Antwort, dass er zwar französisch, italienisch, japanisch und chinesisch fließend spreche, aber leider fast gar kein Englisch…).

Am Ende wurde sich dann nach einem Gruppenfoto bis zum nächsten Mal verabschiedet. Zuschauer wie so oft bei diesen Insider-Konzerten vielleicht max. 40, was den Autor mal wieder frustriert zurück und am Musikgeschmack der Leute in diesem Land zweifeln lässt. Schade, Israel Nash Gripka und seine junge Band hätten mit dieser wahrlich tollen Musik und bei seiner kompositorischen Perspektive ganz andere Dimensionen verdient. Ein großartiges Konzert im Duisburger Café Steinbruch! Danke an Mr. Blue Rose, Edgar Heckmann, für die gewohnt unproblematische Akkreditierung.

Israel Nash Gripka
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Blue Rose Records
Café Steinbruch

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