Mark McKinney – Middle America – CD-Review

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‚Mark McWho?‘ werden vielleicht viele Leser dieses Magazins im ersten Moment denken. Denn Mark McKinney ist wieder einer dieser typischen amerikanischen Interpreten, die eher mit Insiderstatus behaftet sind, von denen man aber, falls man sie irgendwann einmal gehört und „Blut geleckt“ hat, einfach nicht mehr genug bekommt. Zwei Jahre nach seinem hervorragenden Debüt „Get It On“ legt der aus Big Spring stammende Texaner mit „Middle America“ den längst fälligen Nachfolger hin. McKinney, bekannt für die energiegeladenen Live-Shows mit seiner Begleitband „The Cosmic Cowboys“, was ihm in der Szene den Spitznamen „The Entertainer“ einbrachte, hält dabei an seinem bewährten Konzept vom „foot-stompin’, sing-a-long, feel-good Country with a strong melody“ fest und hat sogar noch mal eine ordentliche Schüppe oben drauf gelegt.

Klasse Songmaterial, wunderbare Melodien, ein sattes, Gitarren-orientiertes Gewand, viel Energie, toller Sound – das ist allerfeinster „kicking and driving“ New Country (Rock) voller radiotauglichem Top 40-Potenzial, das runter geht wie Öl und einen Mordsspass macht. Sein bester Freund, Ron Dennis (Cross Canadian Ragweed, Lynyrd Skynyrd), hat das Werk, wie auch schon den Vorgänger, unter Marks eigens gegründeter Labelfahne „Super Loud Music“ in Nashville produziert. Der Opener „On The Run“ startet dann auch in dieser typischen, energiegeladenen McKinney-Manier, die sich wie ein roter Faden durch seine Alben zieht: Fetter knackiger Gitarrenrhythmus (aus Akustik- und E-Gitarren), straighte Drums, pumpender Bass, engagierter, powervoller Gesang, Gitarrensolo, Tempobreak, immer irgendwo zwischen Roots-, Country-, Southern- oder purem American Rock pendelnd, dazu manchmal noch mit einer leichten Heartland-Brise versehen.

Bei „Middle America“, dem Titelsong, mit seiner markanten Fiddlenote, klingt McKinney wie ein moderner Mellencamp und hat sowohl die Aufmerksamkeit der Radiostationen als auch das Interesse der NASCAR-Fangemeinde gewinnen können. Herrlich das stoneske Honky Tonk Women-Gedächtnis-E-Gitarren-Intro (hier in der Southern-Variante) bei „Highly Recommend“, einem Song, der richtig in die Beine geht und viel Southern-Feeling hat (Twin-Gitarreneinlage, weibliche Hamonies). Dan Baird und seine Georgia Satellites lassen gar grüßen. Entspannen darf man dann kurz beim mit schöner Mandoline, Fiddle und Steel verzierten „Long Night Coming On“ (schön rauchiger Gesang), bevor bei „As Good As It Gets“ die Schlagzahl wieder deutlich erhöht wird (hier bedient Marks Bruder Eric die E-Gitarre). Eine klasse, rockige New Country-Nummer!

Dezent bluesig, mit feinen Harp-Einlagen, kommt „Wasting Time“. Wunderschön hier das filigrane Akustikgitarren-Solo. Ein weiterer Stimmungshöhepunkt ist das dampfende, mächtig abgehende „Trouble“, das mit knackigen Drums, heulender Fiddle, satten E-Gitarrenpassagen (von Georgia Satellites fast bis zu AC/DC) und McKinneys Powergesang (Titelzeile in gut Gas gebender „Stottermanier“) ordentlich Staub aufwirbelt. Das kurze Tom Bukovac-Southern E-Gitarren-Solo am Ende reißt einen regelrecht vom Hocker. Das ruhige „Sleeping Alone Tonight“ (aber zünftiges E-Gitarren-Solo) und das Dobro-lastige (starkes Spiel von Russ Pahl) „Safe Place“ sind weitere Höhepunkte.

„When You Get A Chance“ ist dann wieder ein Beweis, dass McKinney immer wieder gerne die Nähe zum Southern Rock sucht. Das Stück ginge auch als Van Zant-Song durch, hier weist Marks Gesang in Stil und Art seiner Performance deutliche Bezüge zu Johnny Van Zant auf, ohne aber bewusst imitierend zu wirken. Am Ende regiert dann nochmals Gute Laune pur. „County Line“ ist ein stimmungsträchtiger Country-Saloonfeger, wobei die quäkende Harp von Gastakteur Kevin Fowler (guter Freund von Mark, teilweise auch beim Songwriting mit involviert) und surrende Slide-Gitarren den Ton angeben. „I’m headin’ to the county line and I’m gonna grab me a bottle of good time“ singt er hier und diese Zeilen sprechen für die herrlich rübergebrachte Partyatmosphäre dieser Nummer. Am Ende klirren zuprostend die Gläser und ein launiges Stimmenwirrwarr beendet die CD.

Mark McKinney hat mit „Middle America“ ein klares Ausrufezeichen gesetzt. Tolle Scheibe! Seine Stärken liegen vor allem darin, dass er sich in allen benannten Genren scheinbar spielend leicht zurecht findet und diese immer wieder auch glänzend zu kombinieren weiß. Dazu kommt seine Fähigkeit, egal in welcher Tempoart, sehr melodische und radiokompatible Stücke zu kreieren. Ihm dürften die Tore im Business, ähnlich wie z.B. bei Jack Ingram oder Pat Green, für eine überregionale Präsenz weit offen stehen. Von daher lautet unsere glasklare Empfehlung: „Play it loud and have a good time with Mark McKinneys ‚Middle America‘!“

Super Loud Music (2009)
Stil: Country Rock

01. On The Run
02. Middle America
03. Highly Recommend
04. Long Night Coming On
05. As Good As It Gets
06. Wasting Time
07. Trouble
08. Sleeping Alone Tonight
09. Safe Place To Be Me
10. When You Get A Chance
11. County Line

Mark McKinney
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Bärchen Records

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