Billy Currington – We Are Tonight – CD-Review

5. Album von Billy Currington und erneut ein richtig starkes! Die zweite Jahreshälfte 2013 scheint im Moment so ein wenig im Fokus der Neo-Traditionalisten (Blake Shelton, Luke Bryan, Chris Young, Justin Moore) zu stehen, die in Sachen Neuveröffentlichungen stark den Ton angeben. Logisch, dass da auch ein Billy Currington nicht fehlen will, der seit dem Beginn seiner Karriere mit kontinuierlicher und solider Arbeit seinen Platz in den Gefilden der Major-protegierten Künstler zurecht etabliert hat. Sechs Nr. 1-Hits, was Singles betrifft, und dreimal haarscharf mit seinen letzten drei Alben an der Pole-Position vorbeigeschrammt sprechen eine deutliche Sprache.

Er ist einfach ein guter Sänger mit dem Gespür für die richtigen Songs, hinzu kommt sein blendendes Aussehen (er ist ohne Zweifel ein Frauentyp) und somit vermutlich deswegen auch in der weiblichen New Country-Klientel ein äußerst beliebter Performer. Mit seinem neuen Werk „We Are Tonight“ setzt er auch einen kleinen Trend fort, der bei den größeren Plattenfirmen in Mode gekommen zu sein scheint. Weg von einem alleinigen Produzenten zu gleich mehreren, in diesem Fall Carson Chamberlain, Dann Huff und Shy Carter, die dann auch hier mit unterschiedlichen Musikerteams (natürlich sind wieder fast nur klingende Namen der Studio-Szene involviert) an die von ihnen betreuten Stücke herantraten.

Auch wenn hier diesmal die unterschiedlichen Handschriften deutlich erkennbar sind, passt die Zusammenstellung der Tracks letztendlich äußerst gut. Grund hierfür ist die hohe Authentizität der Stücke, obwohl Billy kompositorisch nicht involviert wurde (allesamt Fremkompositionen). Sie wirken von der Thematik (Frauen, Beziehungen, Easy-Life) und auch der angenehmen musikalischen Umsetzung wie für Currington auf den Leib geschrieben. Durch die unterschiedlichen Inszenierungen entwickeln sich die zehn Lieder zu einer sehr kurzweiligen und unterhaltsamen Geschichte.

Die von Huff angeführten Tracks bieten wuchtigen, modernen New Country, getragen von satten Drums und powernden E-Gitarren (Dan selbst an vorderster Front z. T. mit tollen Soli dabei) mit viel Chartpotential. So ist der tolle Opener „Hey Girl“ bereits mit stetig steigender Tendenz in die Top-Ten geklettert. Wunderbar auch das folgende “Wingman“, das souligen Rhythm’n’ Blues im Countrygewand bietet. Ja, wenn heute noch mal ein Sequel des Blues Brothers-Films gedreht werden würde, wäre dieses Stück wohl zweifelsfrei ein heißer Kandidat für den Soundtrack. Auch der von rhytmischen Heartland-E-Gitarren getragene Titelsong mit seinem flotten Refrain, den “Ohohoh“-Harmonie-Gesängen, hat ganz klar das Zeug zum Chartbreaker. Carson Chamberlain bedient dafür die etwas traditioneller pepolte Klientel Curringtons und hat mit sechs Songs den Löwenanteil übernommen.

Hier klingt alles wesentlich entspannter, den guten Musikern (u.a. Biff Watson, Brent Mason, JT Corenflos, Gary Prim, Paul Franklin) wird viel Raum für ihr instrumentelles Können gelassen und die bedanken sich dafür mit vielen kleinen Feinheiten. Zudem gibt es die eine oder andere sehr humorvollen Nummer wie etwa „One Way Ticket“ (erinnert von der Thematik und lässigen Umsetzung an Darryl Worleys „Living In The Here And Now“), „Hard To Be A Hippie“ (mit einem klasse Gastauftritt von Willie Nelson – wer wäre da wohl auch besser geeignet?) und dem launigen Cover von Jack Johnsons „Banana Pancake“ (mit kurzer Rap-Einlage). Herrlich auch das mega-entspannt groovende „Closer Tonight“, mit 5 Minuten Spielzeit der längste Track der CD. Hat so ein wenig was vom Eagles-Klassiker „New Kid In Town“, nur mehr auf Country getrimmt.

Stark auch das balladesk bluesige und sicher bei den Damen gut ankommende „Another Day Without You“. Famos hier das Zusammenspiel von JT Corenflos’ Stratocaster (in Clapton-Manier) und Gary Prims Tastenarbeit. Den Abschluss und einzigen von Shy Carter gemanagten Titel „Hallelujah“ (geschrieben von ihm und den auch ebenfalls musikalisch involvierten Warren Brothers) verleiht dem Ganzen am Ende noch einen dezenten gospeligen/spirituellen Touch, auch wieder mit einem Warren Brothers-typisch unverkennbarem Augenzwinkern. Ein launiges Finale.

Billy Currington hat mit „We Are Tonight“ ein weiteres, ganz großartiges Werk abgeliefert, das seinen Status Quo als einen der tonangebenden Neo-Tradionalisten der heutigen Zeit in Nashville weiter festigen, wenn nicht sogar ausbauen wird. Klasse, der Mann!

Mercury Nashville (2013)
Stil:  New Country

01. Hey Girl
02. Wingman
03. One Way Ticket
04. 23 Degrees And South
05. We Are Tonight
06. Hard To Be A Hippie
07. Closer Tonight
08. Another Day Without You
09. Banana Pancakes
10. Hallelujah

Billy Currington
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Bärchen Records

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