Walter Trout – Sign Of The Times – CD-Review

Review: Hans-Joachim Kästle

Nach einem Auftritt mit John Mayall habe ich Walter Trout im Mai 1999 in der Freiburger Blueskneipe „Blue Monday“ (die es leider längst nicht mehr gibt) zum ersten Mal mit eigener Band gesehen – und er hat einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies umso mehr, weil schon der junge Aynsley Lister, damals 22 Jahre alt, weit mehr war als nur ein Support, den man halt aushalten musste. Danach legte Walter Cooper Trout einen explosiven Auftritt hin.

Im Programmheft war der in Ocean City, New Jersey, geborene Gitarrist so angekündigt worden: „Sein Gitarren-Sound kann es problemlos mit dem eines Eric Clapton oder Gary Moore aufnehmen, und seine raue Stimme liefert sich ein hartumkämpftes Duell mit seinem Spiel.“ Auch über ein Vierteljahrhundert später hat sich daran nichts geändert – außer dass jetzt mehr Leute zu seinen Konzerten kommen und die CD-Verkaufszahlen gestiegen sind.

Nun also liegt sein neues Werk „Sign of the times“ vor, auf dem Trout einmal mehr auch seinem Ruf gerecht wird, ein scharfer und kritischer Beobachter eben jener Zeichen der Zeit zu sein, mit denen er gnadenlos abrechnet. „Ich wollte über das nachdenken, was in der Welt vor sich geht. Für mich ist das Schreiben dieser Songs eine Therapie“, sagt der 74-Jährige und fügt an: „Dieses Album ist ziemlich leicht entstanden. Ich hatte so viele Songideen.“ Klar, bei dem ganzen Irrsinn in der Welt.

So wirft er gleich beim ersten Song „Artificial“ einen ebenso satirischen wie verächtlichen Blick auf das, was man unter Künstlicher Intelligenz versteht, und singt von künstlichen Gefühlen, künstlichem Verstand, künstlichem Glück, künstlicher Freundlichkeit und kommt zu dem Schluss: „Ich kann nicht mehr sagen, was echt ist.“ Beim bewusst schon fast experimentellen Titelsong wird’s dann deftig. Er klingt gewollt eher disharmonisch mit düsterem Chorgesang. „Ich wollte, dass es dissonant ist. Dissonanz ist ein Zeichen der Zeit“, erklärt Trout. Sagen wir’s mal so: Das Ding ist leicht gewöhnungsbedürftig.

Zur Abwechslung gibt’s dafür die balladenhafte Akustik-Nummer „Mona Lisa, Smile“ mit Akkordeon, Mandoline und Geige oder „Too Bad“, eine bluesige Hommage an Sonny Terry und Brownie McGhee, bei der die Mundharmonika den Ton angibt. Somit kommt auch die softere Seite des Meisters nicht zu kurz. „I Remember“ geht mehr in Richtung Roots Rock, während „Hurt No More“ ein knochentrockener Rocker ist.

Auf dem letzten der zehn Stücke lässt es der 74-Jährige noch einmal so richtig krachen: „Ich wollte einen Song schreiben, der fast wie The Who klingt, wenn sie Hendrix an der Gitarre hätten.“ Er verabschiedet sich mit Textzeilen wie dieser: „Menschlichkeit und Würde/Ich sitze da und schaue zu, wie sie langsam sterben.“ „Sign Of The Times“ ist ein erneut starkes Statement eines außergewöhnlichen Künstlers!

Label: Provogue Records (2025)
Stil: Blues, Blues Rock

Tracks:
01. Artificial
02. Blood On My Pillow
03. Sign Of The Times
04. Mona Lisa Smile
05. Hurt No More
06. No Strings Attached
07. I Remember
08. Hightech Woman
09. Too Badh
10. Struggle To Believe

Walter Trout
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The Hens – Hen Sounds – CD-Review

Review: Michael Segets

Tiere als Namensgeber für Bands sind nicht ungewöhnlich: Adler, Krähen, Pferde, Hunde und Hähne sind mühelos zu finden. Manchmal kommt es zu etwas skurrilen Zusammensetzungen wie bei Fried Goat. Bei den Hennen überrascht eher, dass die Truppe aus vier Männern und zwei Frauen besteht. Die Liebe zu dem Federvieh vereint halt und spiegelt sich in dem Artwork der CD ebenso wider. Während erwartungsgemäß ein Huhn das Frontcover ziert, sind die Portraits der Bandmitglieder auf der Rückseite in einem eierförmigen Rahmen gesetzt – ein witziger Einfall. Im Innenteil findet sich noch ein Foto von Teilen der Combo inmitten von Hühnern in Freilandhaltung. Die Gestaltung des Albums ist also konsequent im Hinblick auf den Gruppennamen ausgerichtet.

„Hen Sounds“ ist nach „Chicon“ (2017) der zweite Longplayer der Band. The Hens mit Sitz im texanischen Austin wurden vor circa zehn Jahren von Dave Aaronoff und Gitarrist Tom Umberger ins Leben gerufen. Schnell schloss sich Geigerin Heather Rae Johnson den beiden an. Weiterhin stießen Bassist Ricky Reese und Brother Ethan Shaw (Pedal Steel, Dobro, Banjo) zum Projekt. Zur Band gehört schließlich Schlagzeugerin Maria Mabra, die allerdings laut Credits nicht an der Einspielung der aktuellen Scheibe beteiligt war. Ihren Part übernahm Chris Walther. Am Piano ist zudem Massimo Gerosa zu hören. The Hens verfolgen einen Retro-Sound, der sich am Country traditioneller Prägung orientiert.

Die Songs stammen überwiegend aus der Feder von Aaronoff, aber auch Umberger und Johnson steuern Tracks bei. The Hens covern „Stranger In The House“ von Elvis Costello sowie das mit üppigen Slide versehene „We Must Have Been Out Of Our Minds“ von Melba Montgomery. Ebenso spielen sie „Get Behind Me Satan And Push“, das bereits von Billie Jo Spears gesungen wurde. Der letztgenannte Titel kann seine Nähe zum Rockabilly, dem The Hens ebenfalls auf „Rosemary“ frönen, nicht verleugnen.

Honky Tonk („Washed Up Hony Tonk Troubadour”) und Walzer („Getting Home”) werden dargeboten, so wie es sich für ein Genrealbum gehört. Einen Schritt abseits der Country-Pfade bewegt sich das stimmungsvolle „Smokin‘ Mary Jane“. Das bluesige Stück stammt von Johnson und wird von ihr auch gesungen. Die Beiträge ihrer Kollegen Aaranoff und Umberger atmen stärker die Country-Luft der 1950er und 1960er Jahre. Dabei gelingen ihnen einige runde Nummern mit gehörigem Twang wie „The Key’s Not In The Mailbox“ oder „There’s A Little Devil In Me“. Zu den gelungenen Beiträgen zählt zudem das Duett „Broken“ zwischen Aaranoff und Johnson ganz zu Anfang der Scheibe. Die Texte sind an einigen Stellen mit einem Augenzwinkern versehen und drehen sich oft um Beziehungen oder auch mal um „COVID 19“.

Um den Titel „Nothing Is Surprising Anymore“ aufzugreifen, lässt sich festhalten, dass sich keine großen Überraschungen oder Innovationen auf „Hen Sounds“ finden. The Hens führen den Old-School-Country aber gekonnt und mit Überzeugung fort. Unterm Strich sind dabei die selbstverfassten Songs stärker als die Cover. Trotz nostalgischer Anflüge retten The Hens den Geist der guten alten Zeit in die Gegenwart.

Topless Records (2025)
Stil: Country

Tracks:
01. Broken
02. Nothing Is Surprising
03. The Key’s Not In The Mailbox
04. We Must Have Been Out Of Our Minds
05. There’s A Little Devil In Me
06. Smokin’ Mary Jane
07. Rosemary
08. Stranger In The House
09. Getting Home
10. Get Behind Me Satan And Push
11. Washed Up Honky-Tonk Troubadour
12. COVID-19

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The Infamous HER – 28.08.2025, Freideck Kantine, Köln – Konzertbericht

Es sind tatsächlich schon wieder sechseinhalb Jahre vergangen, als wir Monique Staffile Sherman & Co. alias The Infamous HER zuletzt  live erlebt haben. Damals noch vor Corona, während eines hier eher seltenen Wintereinbruchs mit ordentlichem Schneefall.

Mittlerweile ist viel Wasser den Rhein heruntergelaufen und Sie und ihr langjähriger Weggefährte Caleb Sherman, der heimliche Leader im Hintergrund des Kollektivs, sind verheiratet.

Angesichts ihres farbenfrohen Erscheinungsbilds auf der  Bühne des Freidecks an der Kantine, musste ich sofort schmunzelnd an ein Buch eines mehrfach prämierten Werbefachmanns und Autors denken, in dem er Anfang der Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts gegen die damalige, überwiegend von Humorlosigkeit geprägte Damenemanzipationswelt in unserem Lande, provokativ stichelte.

‚Wenn aus bunten Schmetterlingen graue Mäuse werden‘ hieß da ein Kapitel und beleuchtete die Entwicklung des weiblichen Parts vor und nach Eintreten in dieses o. a. Bündnis fürs Leben. In dieser Hinsicht scheint da, wie es dann auch der ‚bunte‘, launige, gewohnt zwischen Chaos, Rebellion und Rock’n’Roll pendelnde Gig offerierte, in Bezug auf die Protagonistin des Abends, erstmal jegliche Gefahr gebannt zu sein.

Die Band trat zum ersten Mal, soweit ich mich erinnere im Quintett auf, die Hinzunahme des zweiten Gitarristen Colton Jones erwies sich als gelungene Belebung. Der spielte nicht nur viele starke konventionelle Soli, sondern bevorzugte, statt des Bottlenecks, für seine Slideeinlagen, ausschließlich eine 0,33 Liter Bierflasche.

Neu war auch die starke Gesangseinbindung der Bandmitglieder, wovon sich der ’neue‘ Drummer Tyler Kloewer besonders im zweiten Part bei einem zünftigen Bluegrass Jam Medley bei den Lead Vocals hervortat. Gatte Caleb Sherman ‚dirigierte‘ die Songs mehr durch Variabilität mit unterschiedlichem Instrumenteneinsatz wie E-Gitarre, Banjo und Akkordeon.

Im Mittelpunkt der beiden Sets stand das neue Album „Untitled“, das mit den gespielten Tracks wie „Roll Back Down“, „Ocean Mary“ (mit Kate Bush-Flair, zusätzliche Gesangsparts von Bassist Stoye und Kloewer) und dem ’straight to the point‘-Kracher „Be My Lover“ (schön rockig mit Slide-Solo), „Tied To The Tracks“ und „Born Outta Step“ im ersten Teil sowie dem countryesken „Burning Down The Garden“, „Hell Accept You“, „Rabbit Hole“ (wie eine Mischung aus AC/DC, Stones, Led Zeppelin und den Kinks) und  dem Schunkler „Rainbow Connection“ (mit Monty Python-Note“) als Zugabe im zweiten Abschnitt, das En gros der Spielzeit einnahm.

Auffällig war diesmal der stark keltische Einschlag der Nummern, man hatte teilweise das Gefühl, im Biergarten eines irischen Pubs zu sitzen. Monique (nach wie vor ein Blickfang – „Ich träume heute Nacht wohl von Spiegeleiern“ konstatierte ein Sitznachbar angesichts der drapierten Stoff-Applikationen auf ihrer teildurchsichtigen Bluse …), überzeugte mit ihrer gewohnt mitnehmenden, sympathischen, engagierten, wibbeligen, frechen und gelenkigen Performance auf der Bühne, als natürlich auch am Mikro.

Die gut hundert Anwesenden ließen The Infamous HER an diesem frohlockenden Freiluftabend (auch der Wettergott spielte trotz dunkel aufziehender Wolken mit) demnach auch nicht ohne Zugaben ins Feierabendbier. Die Band bedankte sich angesichts der guten Stimmung mit gleich drei weiteren Tracks („Fat Bottom Girl“, „Get On Down The Road“ sowie das o. a. „Rainbow Connection“).

Nach dem Konzert gab es noch ein wenig Smalltalk mit Caleb (der fragte sofort nach unserem großen Logo-Schild) und Monique, wobei wir unsere gemeinsame Passion für Haustiere entdeckten, die es nicht so leicht im Leben hatten. Monique drückte mir dann noch ein Exemplar des neuen Werks „Untitled“ in die Hand, dessen Besprechung dann  naturgemäß demnächst im SoS folgen wird. Insgesamt mal wieder ein lohnenswerter Abend. Somit sind The Infamous HER in dieser Hinsicht auch in Zukunft gesetzt, wenn ein Gig in unserem Einzugsgebiet ansteht.

Line-up:
Monique Staffile (lead vocals, acoustic guitar)
Caleb Sherman (electric guitar,banjo, accordion vocals)
Tyler Kloewer (drums, percusssion, vocals)
Colton Jones (electric guitar, banjo, vocals)
Jonathan Stoye (bass, vocals)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

The Infamous HER
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Kantine Köln

Greta Gaines – Bird Before Light – CD-Review

Review: Michael Segets

Die Songwriterin Greta Gaines legt mit „Bird Before Light“ ein interessantes Album vor, das seinen Indie-Einschlag nicht verbirgt. Am deutlichsten wird dieser bei dem rockigen „Harm’s Way“, aber auch bei „Homegrown“ oder „One Eye Open“ scheint er in einigen Passagen durch. Unmittelbar eingängiger ist da „Coming To Fruition“, mit dem Gaines den Longplayer eröffnet. Die Stücke des Longplayers bewegen sich meist im unteren Midtempo, entwickeln aber dennoch einen gewissen Drive.

Die Songs wirken modern, folgen jedoch in ihrer Anlage durchaus traditionellen Mustern des Singer/Songwriter-Genres wie die Single „What Do You Want“. „Moderation“ ist ein ruhiges, melodiöses Stück, das durch die Keys von Eric Fritsch (Marty Stuart) sehr stimmungsvoll begleitet wird. Der Song zählt neben dem dunkleren Abschluss des Albums, der mit „All Yours“ beginnt und bei „Sonic Bloom“ seinen Höhepunkt erreicht, zu den herausragenden Titeln. Der letzte und mit vier Minuten längste Track trägt schon beinahe einen hymnischen Charakter. Gaines baut hier Elemente des Rocks ein, die u. a. mit drei Gitarren und Ken Coomer (Wilco) am Schlagzeug umgesetzt werden.

Bemerkenswert ist zudem „Port-A-Lee“, bei dem eine nautische Note auf das Album gelangt, die etwas aus dem Gesamtwerk herausfällt. Für den Track engagierte Gaines den mit einem Grammy ausgezeichneten Geigenvirtuosen Tim O’Brien. Während dieser Beitrag einen frischen Wind einfängt, erscheint die Kollaboration auf „Tenderhooks“ mit Gastsänger Raul Malo von den Mavericks und Adam Ollendorff (Kacey Musgraves) an der Pedal Steel sehr getragen.

Der Tochter des Autors Charles und der Malerin Patricia Ellisor Gaines ist die kreative Ader quasi in die Wiege gelegt. Für „Bird Before Light“ bewegt sie sich nach eigener Aussage aus ihrer Komfortzone als Songwriterin, indem sie bei vier Tracks die Zusammenarbeit mit Coautoren sucht. Die so entstandenen Stücke – „Moderation“, „Port-A-Lee“ von Dan Bern, „What Do You Want“ von Mondo Saez sowie „All Yours“ von Liam St. John mitgeschrieben – zählen zu den überzeugenden Titeln des Albums.

Gaines, die seit Ende der 1990er Alben herausbringt, holt sich routinierte Musiker in ihre Begleitband. Sie trat bereits gemeinsam mit Sheryl Crow und Sarah McLachlan auf und supportete Alanis Morissette sowie Tori Amos. Aber auch vor ihrer musikalischen Laufbahn machte Gaines auf sich aufmerksam. Sie war wohl die erste Frau, die an offiziellen Snowboard-Wettbewerben teilnahm, und sorgte zudem abseits der Piste für die Popularität dieses Sports – nicht zuletzt durch ihre Moderatoren-Tätigkeit bei MTV.

Von dem designtechnisch fragwürdigen Cover darf man sich nicht abschrecken lassen. Die Songwriterin Greta Gaines nimmt an manchen Stellen Einflüsse aus Rock und Independent Music auf, wodurch ein abwechslungsreiches Angebot entsteht. „Bird Before Light“ ist vielleicht kein völlig stringentes Werk, hält aber auf jeden Fall einige hörenswerte Tracks bereit.

Big Air Records (2025)
Stil: Singer/Songwriter, Independent Music

Tracks:
01. Coming To Fruition
02. Homegrown
03. Moderation
04. Harm’s Way
05. Tenderhooks
06. What Do You Want
07. Port-A-Lee
08. One Eye Open
09. All Yours
10. Sonic Bloom

Greta Gaines
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Devious Planet

Rodney Crowell – Airline Highway – CD-Review

Review: Michael Segets

Auf dem letzten Album „The Chicago Sessions“ (2023) schlug Rodney Crowell einen Bogen zurück zu seinen musikalischen Anfängen und wurde dafür mit einer Grammy-Nominierung belohnt. Nun legt er den Fokus auf den Moment und setzt sich das Ziel, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein. Dies kann er mit „Airline Highway“ sein. Crowell integriert frisches Blut in seine Produktion, indem er sich Musiker*innen der ihm nachfolgenden Generation ins Boot holt. Wenn man so will, richtet der Fünfundsiebzigjährige damit den Blick auch in die musikalische Zukunft.

Ob nun die Zusammenarbeit mit den jüngeren Musiker*innen als deren Förderung oder als marketingtechnischer Kniff interpretiert werden mag, um den Kreis der Hörerschaft zu erweitern, sei dahingestellt. Crowell ist von den Werken seiner Kolleg*innen begeistert und sagt, dass er eine besondere Verbindung zwischen ihm und den anderen Mitwirkenden während der Kollaboration entstand. Die beteiligten Musiker*innen geben ihrerseits an, dass er einen wichtigen Beitrag zu ihrer Entwicklung leistete.

Crowell begann als Songwriter für andere Country-Größen wie Jerry Jeff Walker, Johnny Cash oder (Willie Nelson, der in diesem Jahr ein Album ausschließlich mit Songs von Crowell herausbrachte. In den 1980ern startete Crowells erfolgreiche Solo-Karriere mit etlichen Hits.

Wie nicht anders zu erwarten, führt die Zusammenarbeit mit Lukas Nelson und Charlie Starr von Blackberry Smoke zu eher rockigen Resultaten. Lukas Nelson verfasste „Rainy Day In California“ mit und singt gemeinsam mit dem Altmeister. Charlie Starr ist bei „Heaven Can You Help“ am Mikro zu hören. Aber auch ohne die Unterstützung der Jungspunde weiß Crowell, wie man Uptempo-Nummern spielt („Don’t Give Up On Me“).

Der Texaner ist ursprünglich in der Country-Ecke beheimatet. Auf „Sometime Thang” frönt er dem Genre ganz Old-School. Der Titel ist rund und melodiös. Mehr Schwung hat „The Twenty-One Song Salute (Owed To G. G. Shinn And Cléoma Falcon)”, bei dem Tyler Bryant mitmischt. Die Schwestern Lovell von Larkin Poe begleiten Crowell auf dem sommerliches Flair versprühende „ Louisiana Sunshine Feeling Okay”. Sehr gefühlvoll ist sein Duett mit Ashley McBryde inklusive einem schönen Gitarrensolo am Ende des Songs. Bei dem Stück passt auch die gesprochene Bridge. Sprechgesang – von dem ich kein großer Freund bin – findet sich bei den Werken von Crowell häufiger. Er erscheint mir auf „Simple (You Wouldn’t Call It Simple)” zu dominant.

Crowell nutzt für seine Texte selbstverständlich seine Lebenserfahrung. Ein Rückblick auf vergangene Liebschaften und Beziehungen zu Frauen nehmen so einen wichtigen Raum ein („Maybe Somewhere Down The Road“, „Some Kind Of Woman“). Dabei räumt er ein, dass manche Gefühle mittlerweile nicht mehr zu vergegenwärtigen sind und Erinnerungen verblassen: Fluch und Segen des fortgeschrittenen Alters.

Für „Airline Highway“ holt sich Rodney Crowell eine Riege namhafter Musiker*innen ins Studio. Mit dem Staraufgebot bestehend aus Lukas Nelson, Larkin Poe, Ashley McBryde, Tyler Bryant und Charlie Starr kann eigentlich nichts schief gehen. So gelingt dem Routinier ein abwechslungsreiches und belebendes Album, das trotz der selbst verschriebenen Verjüngungskur seine Handschrift trägt.

New West Records – Bertus (2025)
Stil: Americana

Tracks:
01. Rainy Day in California (feat. Lukas Nelson)
02. Louisiana Sunshine Feeling Okay (feat. Larkin Poe)
03. Sometime Thang
04. Some Kind Of Woman
05. Taking Flight (feat. Ashley McBryde)
06. Simple (You Wouldn’t Call It Simple)
07. The Twenty-One Song Salute (Owed To G. G. Shinn And Cléoma Falcon) (feat. Tyler Bryant)
08. Don’t Give Up On Me
09. Heaven Can You Help (feat. Charlie Starr)
10. Maybe Somewhere Down The Road

Rodney Crowell
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New West Records
Oktober Promotion

Connor Selby – The Truth Comes Out Eventually – CD-Review

Review: Stephan Skolarski

Mit vier UK Blues-Awards in den Jahren 2020 bis 2025, darunter für Traditional Blues Artist of the Year (2025), ist der englische Singer/Songwriter und Gitarrist Connor Selby eines der vielversprechenden Talente der jungen Musik-Generation. Der inzwischen 26-jährige hatte sein Debut-Album “Made Up My Mind“ ursprünglich schon 2018 veröffentlicht und die selbst betitelte Deluxe-Ausgabe (2023) um vier Bonus-Tracks erweitert. Das insofern eigentlich erst 2. Studio-Werk “The Truth Comes Out Eventually” erscheint nun auf Provogue Records und bringt eine durchaus facettenreiche Palette großartiger Eigenkompositionen.

Der furiose Einstieg in den zum überwiegenden Teil vorherrschenden Big Band Modus gelingt durch “Someone” unwiderstehlich – sicher eine herausragende Live-Nummer. Die mit “All Out Of Luck” folgenden, in gleicher Weise temperamentvoll angetriebenen, in Ansätzen jazzigen Blues-Sounds, klingen in souligen Grooves nach Ray Charles, Frank Sinatra mit B.B.King Solo-Akzenten und umklammern meisterliche Bläser-Arrangements. Bestandteile, die in weiteren Top-Songs (u.a. “(I am) Who I Am”, „I’ll Never Learn” oder auch “It Hurts To Be In Love”) den Bandleader-Status von Connor Selby begründen.

Seine vielseitige Stimme beherrscht die Band-Atmosphäre, die Guitar-Parts absolvieren spielerisch die klassischen Herausforderungen – beides wirkt authentisch und überzeugend. Die Lyrics und musikalischen Arrangements zeichnen das Bild eines jungen Künstlers, der den Titeltrack im typischen Sinatra-Stil interpretiert und dabei klassische wie moderne Elemente einbezieht. Diese großartigen Band-Instrumentierungen werden einfühlsam variiert, erweitert um die feinere Filigranarbeit von “Amelia”, einem Titel, der als emotionales Glanzstück des Albums zeitlose, melancholische Eleganz verkörpert – eine an Nick Drake erinnernde Folk-Ballade.

Grazile Songkunst ähnlicher Güte verbreiten “I Won’t Be Hard To Find” und das finale “Songbird” – zärtlich, folkige Stücke, zerbrechliche Harmonien als Gegensatz zum Blues-Orchester. Seine in jungen Jahren stark wechselnde Lebensumgebung – von Essex nach Connecticut und Dubai – hat Connor Selby dabei sicher ebenfalls beeinflusst, wie seine frühe Vorliebe für American Rootsy Music, die auch den neuen Longplayer vielfach “bewegt”.

Soul-bluesige Traditionselemente infizieren “The Truth Comes Out Eventually” mit einem groovenden Blues-Virus, der im poetischen Storytelling und eingängigen Melodien auflebt. Connor Selby hat ohne Frage ein auffallendes Masterpiece produziert, das die Auszeichnung als UK Traditional Blues Artist of the Year zweifellos rechtfertigt. Für ein exklusives Release Konzert kommt er am 08.11. ins Blue Notez nach Dortmund.

Provogue Records (2025)
Stil: Blues

Tracks:
01. Someone
02. All Out Of Luck
03. The Truth Come Out Eventually
04. (I Am) Who I Am
05. I Won’t Be Hard To Find
06. I’ll Never Learn
07. Amelia
08. It Hurts To Be In Love
09. What Else Is There To Say
10. Songbird

Connor Selby
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Mascot Label Group

Jessie Lee & The Alchemists – 17.08.2025, Kulturrampe, Krefeld – Konzertbericht

Jessie Lee & The Alchemists präsentieren in der Krefelder Kulturrampe das gerade erschienene Album „Legacy“, das die Band fast komplett durchspielt und erst zum Ende des Konzertes mit „One Only Thing“ und „Another“ zwei Songs Von „Let It Shine“ nachlegt.

Passend eröffnen die Franzosen mit „I´’m Gonna Play The Blues“ den Abend. Jessie Lee Houllier begeistert die Fans, das Konzert hätte weitaus mehr als die Anwesenden verdient, mit ihrer vielseitigen und kräftigen Stimme, die dem oft druckvollen Sound der Truppe standhält.

Alexis „Mr Al“ Didier setzt mit auf den Punkt gespielten Soli Glanzlichter, die ebenso wie die Keyboard-Einlagen von Laurian Daire die Tracks würzen. Dabei spannt das Quintett eine Bandbreite vom Blues bis hin zu Rock, dazu mit einigen progressiven Elementen.

Tricky ist, wie sie aus dem gecoverten „You´re The One That I Want“ praktisch einen neuen bluesgetränkten Song machen, wobei außer dem Text nur ganz wenige Elemente an das Original erinnern. So besteht von Beginn an eine elektrisierende Stimmung, woran neben der musikalisch beindruckenden Leistung der gesamten Band, Jessie Lee mit ihrer charmanten Art und der Interaktion mit den Fans, einen großen Anteil hat.

Mit dem aktuellen Werk „Legacy“ beweisen Jessie Lee & The Alchemists, dass sie nicht umsonst mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht worden sind und dass in der Zukunft noch Einiges von ihnen zu erwarten ist.

Line-up:
Jessie Lee Houllier (vocals & guitar)
Alexis „Mr Al“ Didier (guitar & backing vocals)
Laurent Cokelaeres (bass)
Stephane Minana-Ripoll (drums)
Laurian Daire (keyboards)

Text & Bilder: Gernot Mangold

Jessie Lee & The Alchemists
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Kulturrampe Krefeld

Margo Price – Hard Headed Woman – CD-Review

Review: Michael Segets

Ich erinnere mich noch an den Auftritt von Sinéad O’Connor beim Tribute-Konzert für Bob Dylan 1992, das im Fernsehen übertragen wurde. Der Schwall an Ablehnung, der ihr aus dem Publikum entgegen schwappte, weil sie zuvor öffentlich ein Foto vom Papst zerrissen hatte, verhinderte, dass sie ihr Programm vortragen konnte. Kris Kristofferson trat zu ihr auf die Bühne und flüsterte ihr zu: „Don’t Let The Bastards Get You Down“. Diesen Zuspruch greift Margo Price in der Single vom neuen Album „Hard Headed Woman“ auf. Zum Song wurde sie zudem von „The Handmaid‘s Tale“ inspiriert – wahrscheinlich weniger von dem Roman von Margret Atwood, sondern eher von der erfolgreichen Serienverfilmung.

Der Teaser des Albums spiegelt dessen Ausrichtung wider: Price macht Country. Damit beantwortet sich auch die Frage nach ihrer zukünftigen musikalischen Ausrichtung, die sich im Anschluss an „Strays“ (2023) stellte. Auf ihrem letzten Longplayer lotete sie Spielräume in Rock, Pop und Americana aus. Nun kehrt sie zu ihrem ursprünglichen Genre zurück, worauf bereits das Cover, das sie als Cowgirl zeigt, hindeutet. Der einzige Titel, bei dem Price aus den Genrekonventionen ausbricht, ist „I Just Don‘t Give A Damn”. Das Stück beginnt fast schon funky und später kommen noch Bläser dazu.

Neben ein paar twangigen Uptempo-Nummern wie „Red Eye Flight“ und „Kissing You Goodbye“ finden sich einige Balladen auf „Hard Headed Woman“. Unter diesen ist „Nowhere Is Where“ besonders gelungen. Hinsichtlich der Intensität wird der Song noch von „Keep A Picture“ getoppt. Ein weiteres Highlight stellt für mich „Losing Streak“ dar, das in Richtung Country-Rock geht. Wie bereits auf „Stray“ holt sich Price bei einzelnen Titeln Gastmusiker ins Boot. Diesmal sind Jesse Welles („Don’t Wake Me Up“) und Tyler Childers („Love Me Like You Used To Do“) als Duett-Partner am Start.

Als Produzenten gewann sie erneut Matt Ross-Spang (Jason Isbell, Will Hoge), der bei ihren ersten Scheiben bereits diese Funktion übernahm. Eine Premiere ist, dass sie einen Longplayer in ihrer Wahlheimat Nashville aufnahm. Das 1965 gegründete RCA Studio A diente u. a. Dolly Parton und Merle Haggard als Aufnahmeort. Waylon Jennings spielte dort „Honky Tonk Heros“ (1973) ein, das für die Entwicklung des Outlaw-Country Bedeutung erlangte. In dessen Tradition ist Price einzuordnen.

Margo Price zeigt sich in ihren Texten als Frau, die nach Autonomie strebt und sich dabei weder Müttern, Männern noch dem Musikmarkt unterwirft. Sie macht Mut, Selbstbewusstsein als „Hard Headed Woman“ zu entwickeln und Standhaftigkeit gegen Widerstände zu beweisen: „Don’t Let The Bastards Get You Down“. Musikalische Traditionen des Country werden von Price fortgeführt, aber inhaltlich bricht sie mit konservativen Vorstellungen, wie Cowgirls zu sein haben.

Loma Vista-Concord – Universal Music (2025)
Stil: Country

Tracks:
01. Prelude (Hard Headed Woman)
02. Don’t Let The Bastards Get You Down
03. Red Eye Flight
04. Don’t Wake Me Up (feat. Jesse Welles)
05. Close To You
06. Nowhere Is Where
07. Losing Streak
08. I Just Don’t Give A Damn
09. Keep A Picture
10. Love Me Like You Used To Do (feat. Tyler Childers)
11. Wild At Heart
12. Kissing You Goodbye

Margo Price
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Oktober Promotion

4. European Bluesfestival Rheine – 18. & 19.07.2025, Open Air Stadthalle, Rheine – Festivalnachlese

Die Bluesnote Bluesinitiative Rheine lud zum vierten Mal zum European Bluesfestival ein. Den Machern ist es gelungen, hochkarätige Künstler ins Münsterland zu holen, die aus vier verschiedenen europäischen Ländern kommen.

Den Auftakt macht am Samstag die niederländische Band Harlem Lake. Die jungen Musiker aus Nord Holland zeigen in ihrem etwa 100-minütigen Auftritt, warum sie in der Bluesszene hoch gehandelt werden. Stilistisch würzen sie den Blues mit einer Prise Soul, Americana und Southern Rock. Ashley de Jong hat sich als neue Fronterin etabliert und prägt mit ihrer voluminösen und markanten Stimme die Songs.

Dave Warmerdam steuert oft den Backing-, zuweilen auch Lead Gesang bei und gibt den Tracks an der Hammond Orgel und den Keyboards eine starke Grundlage und steuert einige starke Soli bei. auch Sonny van den Berg hat genügend Freiraum sich in vielen Gitarrensoli auszutoben. Stark sind die Sequenzen, wenn auch Warmerdam zur Gitarre greift, und sich die beidenim Southern-Stil duellieren.

Mit der Rhythmussektion um Bassist Kjelt Ostendorf, der ein umjubeltes mehrminütiges Solo beisteuert und Benjamin Torbijn, der zeigt, dass man ein Drum- Solo auch ruhig und slow spielen kann, besitzt die Band ein Duo, das auf den Punkt den Takt druckvoll vorgibt, um sich in ruhigen Momenten entsprechend zurückzunehmen.

So legten Harlem Lake als Opener des Festivals die Messlatte für die anderen Bands hoch und begeisterten die Fans in dem schmucken Open Air Gelände an der Stadthalle in Rheine, das direkt an der Ems gelegen, eine passende Kulisse für die beiden Tage bietet.

Line-up Harlem Lake:
Ashley de Jong (lead vocals, keyboard)
Dave Warmerdam (keyboard, guitar, vocals)
Sonny van den Berg (guitar)
Kjelt Ostendorf (bass)
Benjamin Torbijn (drums)

Nach einer kurzen Umbaupause beginnt gegen 22 Uhr die Danny Bryant Band. Der Brite sprüht regelrecht vor Spielfreude und reißt mit einer abwechslungsreichen Setlist die Musikfans im knapp zweistündigen Auftritt mit. Er macht einen sehr vitalen Eindruck und saugt die Stimmung der Fans am Weserufer sichtlich auf.

Stimmlich bestens aufgelegt, prägt er die Songs mit seiner markanten Stimme und seine Band gibt ihm den Spielraum sich an der Gitarre auszutoben. Marc Rahner überzeugt nicht nur mit einer starken Rhythmusarbeit, Bryant gibt ihm auch die Möglichkeit mehrere Gitarrensoli beizusteuern.

Jamie Pipe hinterlegt die Songs an den Keyboards mit Klangteppichen und zeigt in mehreren Soloparts, dass er ein Meister seines Fachs ist. Ardjom Feldster am Bass und Drummer Alexander Hinz haben mit ihrer druckvollen Rhythmusarbeit einen großen Anteil an einem Konzert, das die Danny Bryant Band in Bestform zeigt.

Harte rockige Blues-Nummern wechseln mit balladesken Rocksongs und zuweilen weht ein Spirit von Southern Rock über die Bühne, sodass die etwa 120 Minuten wie im Fluge vergehen. Gespannt sein darf man auf die Konzerte zu Beginn des nächsten Jahres, bei denen die Band das neue Album präsentieren wird.

Line-up Danny Bryant:
Danny Bryant (vocals, guitar)
Marc Rahner (guitar)
Jamie Pipe (keyboards)
Ardjom Feldster (bass)
Alexander Hinz (drums)

Den Auftakt des zweiten Tages macht der junge aufstrebende deutsche Gitarrist Sean Athens mit seiner Band. Schnell wird klar, warum Thomas Ruf ihn in die Begleitband von Mitch Ryder geholt hat. Er zeigt, dass er stilistisch die ganze Bandbreite des Blues beherrscht. Zuweilen hat man den Eindruck, dass er bei manchen Soli mit seiner Gitarre verschmelzen zu scheint.

Unterstützt wird er dabei von seiner Band, wo insbesondere Keyboarder Max Paroth bei einigen Songs wie ein Derwisch über die Tasten seines Instruments fliegt und es so bearbeitet, dass man Angst haben musste, dass er es umkippt. Stark sind die Momente und Passagen, wo er sich mit Athens im Wechsel die Noten hin und her schmeißt.

Mit Andre Artley am Bass und Pascal Chodak hat er eine Rhythmussektion, die auf den Punkt die Grundlage der Songs legt, auf der Athens und Paroth sich zuweilen regelrecht austoben können. So hat Sean Athens mit seiner Band Werbung in eigener Sache gemacht und bewiesen, dass er mehr als ein gerne gesehener Begleitmusiker ist.

Line-up Sean Athens Band:
Sean Athens (vocals, guitar)
Max Paroth (keyboards)
Andre Artley (bass)
Pascal Chodak (drums)

Mit Spannung erwarteten die Fans die Ellis Mano Band aus der Schweiz, die mit großen Vorschusslorbeeren angereist wart. Positiv hervorzuheben ist, dass sie es sich nicht haben nehmen lassen, schon am Vortag den anderen Bands zu lauschen. Im etwa zweistündigen Auftritt zeigt die Band, warum sie von vielen Musikkritikern hoch gelobt wird. Der charismatische Chris Ellis hat eine Stimmgewalt, die die Fans mehrfach zu Szenenapplaus animiert.

Gerade bei den härteren Nummern könnte man meinen, ein junger Ian Gillan stände auf der Bühne. Das Ganze wird noch dadurch verstärkt, wenn Keyboarder Lukas Bosshardt seine Orgel so bedient, dass es sich thematisch um ein Intro von Deep Purple handeln könnte. Der Band gelingt es aber trotz einiger Affinitäten zu alten Rockbands einen eigenen Stil zu prägen, der zwischen Classic- und Blues Rock mit progressiven Elementen einzuordnen ist. Beeindruckend ist, wie Ellis Mano seine Gitarre singen lässt und in seinen Soli zuweilen in sich gekehrt, eine unglaubliche Bandbreite abbildet.

Er spielt dabei auf den Punkt und keine Note scheint überflüssig zu sein. Severin Graf am Bass und Nico Looser an den Drums wirken tiefenentspannt und bespielen mit einer Leichtigkeit ihre Instrumente, dass die gesamten Stücke ein Klangerlebnis sind.

In der Form ist der Ellis Mano Band zuzutrauen, dass sie mit ihrer spielerischen Fähigkeit und dem Songwriting, eine Wachablösung der Rockdinos des klassischen Rocks einläuten können. Zu dem gelungenen Konzert truggt auch die humorvolle und authentische Art der Schweizer bei, die zu jedem Zeitpunkt die Fans voll mitgenommen haben.

Line-up Ellis Mano Band:
Chris Ellis (vocals, guitar)
Edis Mano (guitar)
Lukas Bosshardt (keyboards, organ)
Severin Graf (bass)
Nico Looser (drums)

Als Fazit kann gesagt werden, dass es der Bluesnote Bluesinitiative gelungen ist, ein Festival der besonderen Art zu organisieren. Starke Bands, die alle ein komplettes Set spielen konnten, ein mit viel Mühe hergerichtetes Festivalgelände, wo sich alle Besucher wie Gäste fühlen konnten, wo auch die malerische Umgebung der Ems ein Highlight war. Dass auch der Wettergott sich von seiner besten Seite zeigte, war bei lauen sommerlichen Temperaturen natürlich das i-Tüpfelchen.

Bluesfans sei es auch empfohlen, öfters mal auf die Seite der Bluesinitiative zu schauen, die auch im Hypothalamus einige Konzerte veranstaltet. Genannt sei hier der Auftritt des Dom Martin Trios am 25.10.2025. Gespannt darf man sein, wen die Macher im nächsten Jahr zum 5-jährigen, kleinen Jubiläum aus dem Hut zaubern.

Text & Bilder: Gernot Mangold

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Bluesnote Bluesinitiative Rheine

Chambers DesLauriers – Our Time To Ride – CD-Review

Hatte ich neulich noch angesichts eines CD-Reviews bei Monster Mike Welch vergebens das Monster in ihm gesucht, das seinen Spitznamen ziert, so bin ich beim Duo Annika Chambers und Paul DesLauriers, alias ChambersDesLauriers, fündig geworden, natürlich im positiven Sinne, abzielend hier allerdings besonders auf die brachiale Urgewalt in der Stimme von Annika Chambers (Tina Turner zu besten Zeiten lässt grüßen).

Die entspricht nämlich in ihrer Intensität einem monströs brodelnden Vulkanausbruch, samt damit verbundener neun folgender Songerdbeben. Ich habe in den letzten Jahren selten so ein kräftige, klare und begeisternde Gesangsperformance erlebt, die auch on top noch in ihrer Variabilität vollends überzeugt.

Dazu kommt noch der im Blues- und Southern Rock verwurzelte Gitarrist und Ehepartner Paul DesLauriers, der sich auch im gemeinsamen Songwriting-Prozess (hier ist der uns gut bekannte Eric Corne neben der Produktion u. a. auch noch mit involviert), und beim abschließenden „One In A Million“ (wunderbar glaubwürdig herüber gegenseitige musikalische Liebeserklärung) auch als Co-Vokalist als kongenialer Partner erweist.

Chambers stammt aus Houston und kann schon auf diverse Awards zurückblicken, DesLauriers hat schon  sechs Maple Blues Awards solo und mit Band ergattert. Ihre Verbindung begann 2018 durch einen Blickkontakt im Orpheum Theatre in Memphis, mittlerweile ist das Paar glücklich verheiratet und bringt dies auch, wie man es schon bei einigen Titeln sofort erkennen kann,  in ihrem neuen Werk „Our Time To Ride“ herzerfrischend zum Ausdruck.

Allein schon der Auftakt mit den drei grandiosen Stücken „Love You Just The Same“ (heiß dampfender Southern Soul Swamp Rock pur),  dem stonesken „People Gonna Talk“ (mit launigem Kuhglocken-Drum-Rhythmus) und das aus der Feder von Tom Petty hätte stammen könnende „Written In The Stars“  (tolles E-Piano, surrendes E-Slide) werden jeden Rockmusikliebhaber in Verzückung versetzen.

„Believe In Love“ als gemäßig beginnender Soul-Song mit CCR-Gitarrenflair, der in ein furioses Gospelfinale mündet, die interessant gestaltete „Ballade „Sing“ aus der Feder von Produzent Eric Corne mit Chorgesang und auch psychedelischen Elementen sowie  das shaky funkende „Temperature Of One-O-Nine“ bilden den wendungsreichen Mittelteil.

Das mit Skynyrd-„3 Steps“-Note, Honkytonk-mäßig abgehende „In The Heart Of The Night“ (erinnert auch ein wenig vom Grundton her an „It’s All Over Now“) und der stampfende, slide-trächtige Southern Rock-Titelsong „Our Time To Ride“ sowie die Ode an ihre gegenseitige Liebe und den Respekt füreinander, im von Wechselgesang gezeichneten „One In A Million“ (hier steigt DesLauriers auch am Mikro, mit wahrlich nicht schlechter Stimme ein) beenden mit wieder stark südstaatlichem Schwerpunkt diesen musikalischen Gesamtgenuss.

Chambers DesLauriers servieren uns mit ihrem „Our Time To Ride“ einen furiosen, modern gestalteten Ritt durch die Musikgeschichte mit Blues-, Funk, Soul und Southern Rock-Elementen voller Inbrunst mit einer Hammerstimme gesungen und samt grandiosen E-Gitarrenparts, aber auch tollen treibenden Bläser- und Keys-Momenten. Sicherlich schon jetzt der Geheimtipp des Jahres!

Forty Below Records (2025)
Stil: Southern Soul Rock

Tracks:
01. Love You Just The Same
02. People Gonna Talk
03. Written In The Stars
04. Believe In Love
05. Sing
06. Temperature Of One-O-Nine
07. In The Heart Of The Night
08. Our Time To Ride
09. One In A Million

Chambers DesLauriers
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