Lonestar – Never Enders – CD-Review

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Die Never Ending-Lonestar-Story geht weiter! Tolles neues Werk, des seit über 20 Jahren erfolgreich agierenden Quartetts, bestehend aus Richie McDonald (lead vocals), Dean Sams (keys, acoustic guitar), Michael Britt (electric guitar) und Keech Rainwater (drums). „Never Enders“ heißt das neue Album und suggeriert im Titel bereits schon, dass Lonestar auch weiterhin einen Fels in der vehementen New Country-Brandung abgeben werden.

Die Band um den, nach einem glücklosen Solokarrieren-Versuch reumütig zurückgekehrten Frontmann Richie McDonald, ist ihrem Stil, den sie seit Beginn ihres Bestehens 1995 gepflegt hat – wer will ihnen das nach über 10 Millionen verkauften Tonträgern auch verdenken – bedingungslos treu geblieben. Wunderbar eingängige Songs, verpackt in eine Kombination aus poppig bis rockig arrangierten Melodien, gepaart mit traditionell gestalteter Countrymusik. Sämtliche Stücke, bis auf das nach dem Motto ‚Doppelt gemoppelt hält besser‘ gestrickte, schön knackig dahin rockende „Twice“, stammen dabei aus der bandeigenen Feder (mit diversen namhaften Co-Writern wie Frank Myers, Adam Wood oder Marty Dodson).

Beim hymnischen, Stadion-tauglichen, sowie sehr hitverdächtigen Titelstück „Never Enders“ wurde dabei auf die Dienste von Marv Green zurückgegriffen, der sich einst mit „Amazed“ für das wohl einprägendste und kommerziell erfolgreichste Lonestar-Lied aller Zeiten verantwortlich zeigte. Als Unterstützung des Vierers sind natürlich auch einige bekannte Nashville-Studio-Musiker wie Mark Hill, Biff Watson, Ilya Toshinsky und Kenny Greenberg zugegen, wobei Paul Franklin mit seinem unverwüstlichen Steel Gitarren-Spiel die meisten Akzente zu setzen weiß.

Und so wechseln in gewohnter Manier recht flotte Tracks wie die beiden bereits erwähnten „Never Enders“, „Twice“, das launig E-Gitarren-lastig rockende „I Want A Love“ (toll integriertes Honky Tonk-Piano, Steel-/ E-Gitarren-/Slide-Solo-Kombination), das powernde „U““ und das finale, dezent Redneck-umwehte „Boomerang“ (Southern-mässiges E-Gitarren-Solo), in bewährt gutem Mischverhältnis, mit balladesken, Emotionen bedienenden Sachen der Marke „I Know It Was You“ (schönes Piano, wimmernde Steel, aufheulendes E-Gitarren-Solo), dem wehmütig die Schnelllebigkeit unserer heutigen Zeit monierenden „My Own Hometown“ (McDonald singt „Now I feel like a stranger in my own hometown“), dem großartigen, dezent bluesigen „This Time“ (klasse E-Gitarren-Twin-Passage), „I’ve Been Wrong Before“ (Powerrefrain, Steel Solo) und dem saftig „Süßholz raspelnden“, herzzerreißenden „Here We Go Again“ (Piano-getränkt, Steel, Powerrefrain mit großartigen Harmoniegesängen, bluesige E-Gitarren-Fills/-Solo).

Lonestar, wie man sie halt kennt! Die Texaner beweisen auf ihrem 10. Album „Never Enders“, dass man mit bewährtem Stil – ohne die heutigen, mit technischen Spielereien verwobenen Verwässerungsversuche des Genres vieler ihrer Kollegen – modern klingen kann, ohne sich dabei komplett verbiegen zu müssen. Sie bleiben ihrer, auf Authentizität beruhenden Strategie treu – und das ist gut so. Ein richtig feines Album!

Shanachie Entertainment Corp. (2016)
Stil: New Country

01. Never Enders
02. I Know It Was You
03. My Own Hometown
04. Twice
05. This Time
06. I’ve Been Wrong Before
07. I Want A Love
08. Us
09. Here We Go Again
10. Boomerang

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Lonestar – Coming Home – CD-Review

Sechstes Studio-Album von Lonestar! Und vielleicht sogar ihr Stärkstes! Glaubte man auf ihren ebenfalls durchaus guten letzten beiden CDs „I’m Already There“ und „Let’s Be Us Again“ aufgrund des immensen Erfolgsdruckes dennoch leichte Abnutzungs- bzw. Stagnationserscheinungen zu erkennen, belehren die Herren Richie McDonald, Keech Rainwater, Michael Britt und Dean Sams Fans und Kritiker mit „Coming Home“ eines Besseren. Sicher auch ein Verdienst ihres neuen Produzenten Justin Niebank, dem es mit minimalistischer Methode gelungen ist, Lonestar wieder mehr zurück in Richtung ihrer Anfangsalben zu fokussieren, ohne dabei auch nur den Hauch ihres schon immer existierenden, modernen New Country-Flairs einzubüßen.

Im Gegenteil, die Texaner wirken frischer denn je! Insgesamt waren sie nie knackiger, was bedeutet, dass die Uptempo-Nummern in der Überzahl sind. Wir erleben so viele „echte“ Country-Bezüge, wie schon lange nicht mehr, tolles Songwriting mit namhaften Co-Autoren, wie z. B. Brett James (5x Richie, 1x Michael, 1x Dean), intelligent ausgewählte Fremdkompositionen (u. a. von Dean Maher, Tom Douglas), klasse instrumentelle Darbietung in Verbindung mit vielen Gastmusikern (u. a. Shannon Forrest, Michael Rhodes, Bryan Sutton, John Willis, Russ Pahl, Gordon Mote, Jonathan Yudkin, etc.) und mal wieder eine gesangstechnische Klasseleistung von Frontmann Richie McDonald, der einmal mehr alles aus seiner phantastisch wohlklingenden Stimme herausholt!

Los geht’s mit der Singleauskoppelung „You’re Like Coming Home“, bereits hoch in die Billboard-Singles-Charts eingestiegen ist. Eine knackig rhythmische Countrypopnummer mit toller Melodie, gewürzt mit Dobro, Mandoline und tollen Gitarren. Geht richtig gut ab und bringt Sonne in die Herzen! Prognose. Wird noch an der Spitzenposition der Charts kratzen! Direkt einen drauf setzt dann noch „Doghouse“, das noch eine Spur rockiger rüber kommt. Fiddle, E-Gitarren, Dobro, kleine Soli und Gordon Motes Wah-Wah-Clavinet-Effekte sorgen für jede Menge Pep!

Doch keine Lonestar-Platte kommt vollkommen ohne ihre berühmten Balladen aus! Während „I Am A Man“ noch an der Grenze zum Midtempo liegt (sehr ausdrucksstarker Gesang Richies), folgt „I’ll Die Tryin'“ (Fremdkomposition aus der Feder von Steve Bogard und Jeremy Stover) ganz dem Stil ihres einstigen Superhits „Amazed“. Kein anderer kann im Country-Circuit romantische Herz-Schmerz-Liebeslieder wohl authentischer rüberbringen als Lonestars Leadsänger. Ebenfalls ruhiger sind „I Never Needed You“, wo Sara Evans die Harmonies beisteuert (erinnert an Tim McGraw/Faith Hill-Duette), und „I Just Want To Love You“, ebenfalls ein echter „Schmachtfetzen“, wie der Titel es schon vermuten lässt. Im Midtempobereich liegen Songs wie „Little Town“, eine sympathische
Hommage auf ein intaktes Kleinstadtleben, sowie das Steel-, Mandolinen- und Akkordeon- getränkte, sehr relaxt dahinfließende „Two Bottles Of Beer“.

Die Highlights stellen aber diesmal eindeutig die temporeicheren Stücke dar. „Wild“, wie der Name es schon ausdrückt, ist ’ne richtig wilde Nummer, deren treibender Boogie-Rhythmus gar ein wenig an ZZ Top zur „Eliminator“-Phase zu erinnern scheint. „Noise“ ist wieder ein flotter Countryrock/-pop-Song, der durch feine Tempowechsel und seine kraftvolle Performance besticht. Bleiben noch zwei eher traditionell ausgerichtete Lieder („What’s Wrong With That“ und „When I Go Home Again“), die aber richtig Laune machen. Heulende Fiddles, klasse E- Gitarren und Honkytonk-Piano sorgen für prächtige Country-Stimmung!

Alles in allem eine prima zusammengestellte, kurzweilige Mischung! Lonestar hat der frische Wind, den Justin Niebank der Truppe eingehaucht hat, spürbar gut getan. „Coming Home“ ist ein Album, dass die Band in absoluter Bestform präsentiert!

BNA Records (2005)
Stil: New Country

01. You’re Like Comin’ Home
02. Doghouse
03. I’m A Man
04. I’ll Die Tryin’
05. Wild
06. Noise
07. Little Town
08. I Never Needed You
09. What’s Wrong With That
10. Two Bottles Of Beer
11. I Just Want To Love You
12. When I Go Home Again

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Lonestar – 20.02.2011, Four Corners, Untermeitingen – Konzertbericht

Was unternimmt man nicht alles für die Musik! Die New Country-Band Lonestar ist in den Staaten mit diversen Nr. 1-Songs und mehrfach prämierten Alben (teilweise mit Doppel-Platin) ein echtes Schwergewicht. Gut, mit dem Ausscheiden zweier ihrer charismatischen Persönlichkeiten wie John Rich (zu Anfangszeiten Bassist der Band), heute Teil des ebenfalls megaerfolgreichen Duos Big & Rich, dazu auch solo und als Produzent, sowie seit 2007 Sänger Ritchie McDonald (entschied sich für eine Solo-Karriere), fehlen natürlich mittlerweile zwei absolute Persönlichkeiten und ich behaupte mal einfach, dass man Lonestar in dieser Original-Besetzung vermutlich hier nie zu sehen bekommen hätte.

Aber egal, mit dem neuen Sänger Cody Collins haben die restlich verbliebenen Mitglieder Michael Britt, Keach Rainwater und Dean Sams einen Cut gemacht und frönen jetzt einem etwas ‚verjüngten‘ musikalischen Stil, Marke Keith Urban, Rascal Flatts & Co., wie ihr erstes Album „Party Heard Around The World“, das erste in der Post-McDonald-Ära, bewies. Mich hatte schon gefuchst, dass ich sie letztes Jahr, aufgrund meines bereits gebuchten Urlaubs, nicht zu Gesicht bekommen konnte. Denn da sind sie auch, wie an diesem Wochende, bereits zu einem Doppelkonzert im Four Corners angetreten.

Eine tolle Location, dieses Four Corners, gelegen in einem Industriegebiet etwas außerhalb von Untermeitingen! Aber von vorne. Ich hatte die geplanten Auftritte wieder sehr spät zur Kenntnis genommen (der Gig samstags war da bereits ausverkauft) und die Tickets demnach auch relativ kurzfristig dann für sonntags geordert. Die Zusendung klappte aber tadellos. Da wir für unseren Hund nur eine Betreuung von Sonntag Mittag bis Montag früh in der Eile organisieren konnten, entschied ich auf eine Übernachtung zu verzichten und damit die 620 km-Reise in die Nähe von Augsburg (mit Besichtigung der Stadt), Konzert und Rückfahrt der gleichen Strecke in einem ‚Abwasch‘ zu erledigen. Eine ambitioniertes Vorhaben, das es nach etlichen Stunden auf den Beinen und einem Wintereinbruch am Abend (der die Rückfahrt auf den ersten 200 km zusätzlich erschwerte – aber dafür ohne Staus) dann auch wirklich war!

Da der Magen schon am späten Mittag knurrte, hatten wir uns entschlossen bei einem Italiener in Augsburg zu dinieren. Wir verpassten dadurch leider ein Mahl im Four Corners, das dafür viele der Anwesenden an den Tischen im in Oktoberfest-Manier aufgemachten Saal einnahmen. Was da an Getränken und Essen im Verlaufe des Abends durch die Besitzerin Marianne Theil und ihr Team in den beengten Verhältnissen plus der beiden zu erklimmenden Emporen abgewickelt wurde, war schon unglaublich. Und die Dame schien immer zur Stelle zu sein, Bestellungen wurden stante pede erledigt. Chapeau für diese Energieleistung.

Der Saal strahlte eine Mischung aus Western-Saloon-Flair und Bierzeltatmosphäre aus. An der Decke war eine Art Kutschenwagen befestigt, in der Ecke zu einer der Emporen baumelte ein Galgenstrick von der Decke. Sämtliche Plätze waren mit Namensschildern beschriftet. Wir hatten leider im Emporenbereich einen nicht ganz so günstigen Platz am Rande der Bühne erhalten, der einen kompletten Blick aufgrund einer zusätzlichen Bedachung der Bühne nicht zuließ. Da ich als ‚Privatperson‘ angereist war, wollte ich eigentlich erst gar keinen Bericht verfassen und das Konzert einfach so genießen. Angesteckt durch die Atmosphäre, beschloss ich dann aber doch spontan, das Ganze schriftlich festzuhalten.

Pünktlich um 20.00 Uhr eröffnete die Vorgruppe Cripple Creek Band das Geschehen und hinterließ direkt einen hervorragenden Eindruck. Sie präsentierte einen unterhaltsamen Mix aus Coverstücken bekannter New Country-Interpreten wie Trace Adkins („Swing“), Brad Paisley („You’re The World“ – in einer peppig aufgemachten Klasse-Version), Keith Urban („Who Wouldn’t Wanna Be Me“), Rascal Flatts („Backwards“) und Charlie Daniels („The Devil Went Down To Georgia“ – hier brachte der vielseitige Helmut Limbeck, der wie eine Kreuzung aus Brad Paisley und Pierre Littbarski optisch rüber kam, die Saiten seiner Fiddle regelrecht zum Glühen) und eigenen Songs, um ihr demnächst erscheinendes Album schon im Vorfeld zu promoten.

Bei mir blieben das Westcoast-angelehnte „Blue Water“, das auf dem Sampler des Country Music Meeting 2011 enthaltene „I Forgot To Forget“ und ein schwerer von Bassist Mike Gerst gesungener Southern Rocker in Erinnerung, bei dem auch der Bandleader Eric Hügel (wie auch bei vielen anderen Songs) auf seiner Telecaster satte E-Gitarrenarbeit ablieferte (klasse vor allem sein Bariton-Spiel). Nach gut einer Stunde erhielten sie für ihren tadellosen, sympathischen und sehr unterhaltsamen Auftritt zurecht tosenden Applaus. Klasse, die Jungs!

Eine halbe Stunde später legte dann Lonestar im Sextett mit „You’re Like Coming Home“ los. Direkt fiel auf, dass Sänger Cody Collins doch noch ziemlich bubihaft wirkt und, klaro, dem Charisma eines Ritchie McDonalds noch nicht das Wasser reichen kann, was die Band auch vermutlich bei der Besetzung der Personalie bewusst kalkuliert hat. Dafür verleiht er Lonestar ein deutlich flotteres und juvenileres Image. Er schöpfte den Rahmen seines Könnens mit Bravour aus. Der Part des Bandleaders wurde von daher von Gründungsmitglied Dean Sams bekleidet, der gleich mehrfach den Entertainer mimte und immer wieder den Dialog zum mit vielen Cowboyhüten bespickten Publikum suchte. Eine echte Quasselstrippe, wenn er einmal losgelegt hat!

Was folgte, war eine schöne Auswahl der gesamten Schaffensperiode („Tell Her“, „Heartbreak Everday“, das rockige „Be Careful When You Kiss Me“, das launige „You Walked In“, „What About Now“, der Superhit „Amazed“- damals wochenlang nicht nur in den Country-, sondern auch in den normalen Charts Nr.1, „With Me“, die schöne Ballade „Smile“, „Front Porch Looking In“, „No News“, garniert mit Stücken vom aktuellen Album wie „Beat“, das herrlich melodische „Making Memories“ und das treibende „Live, Laugh And Love“. Klasse auch das dazwischen geschobene Cover von Marc Cohns „Walking In Memphis“, das in der Lonestar-Version deutlich flotter gespielt wurde.

Mein Mann des Abends war jedoch Michael Britt, der seine immer präzise auf den Punkt gebrachten E-Soli in angenehm untheatralischer Art performte. Der um 23.00 Uhr stürmisch eingeforderte Zugabenteil begann mit dem weiteren, balladesken Nr.1- Hit „I’m Already There“, das dann im eigentlichen Quartett und auf Hockern präsentiert wurde. Der Titeltrack vom Album „Party Heard Around The World“ (mit integriertem Beatles-„Get Back“) bildete die flotte Vorhut für ein anschließendes Rock-Medley, wobei man sich darüber streiten kann, ob so weitere olle Kamellen wie u.a. ZZ Tops „Gimme All Your Lovin'“, Thin Lizzys „The Boys Are Back In Town“ oder Led Zeppelins „Rock’N’Roll“ bei einem New Country-Konzert wirklich angebracht sind. Sie bewiesen zumindest, dass Countrymusiker auch die Rockkeule mühelos schwingen können. Ich persönlich brauche solche abgenudelten Stücke nicht unbedingt und hätte lieber dafür noch drei weitere Lieder aus dem reichhaltigen Lonestar-Fundus gehört.

Der glänzenden Stimmung des Abends tat es aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Die Leute waren mit diesem furiosen Finale hoch zufrieden und verabschiedeten Lonestar zurecht mit deftigem Applaus. Die lange Reise hatte sich gelohnt. Nur der Wettergott gab den Spielverderber und begrüßte uns mit einer geschlossenen Schneedecke und einem total eingeschneiten Wagen. Nach 26 Stunden auf den Beinen und 1250 zurückgelegten Kilometern hatte das ‚Unterfangen Lonestar‘ mit der heilen Ankunft zuhause dann aber ein glückliches Ende!

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Four Corners Untermeitingen

John Rich – Underneath The Same Moon – CD-Review

JRich

Klasse, bislang unveröffentlichtes Solo-Album von John Rich, heute Part des in Nashville mega-angesagten Duos Big & Rich! Und es zeigt mal wieder eindeutig, wie Künstler zum Teil der Willkür der Plattenbosse in Music City unterworfen zu sein scheinen. Denn das hier verwendete Material schlummerte bereits seit Ende der Neunziger Jahre in den Schubläden des Label und war nach zwei mäßig erfolgreichen Single-Auskopplungen wieder auf Eis gelegt worden. Aber zur Vorgeschichte: John Rich war einige Jahre Bassist und sporadischer Sänger der ebenfalls immer noch überaus erfolgreichen und beliebten Band Lonestar.

Nach seinem dortigen Ausstieg versuchte er als Songwriter, wie auch als Solokünstler in der Szene Fuß zu fassen. Dies allerdings mehr schlecht als recht bezahlt, und wie aus o. a. Gründen beschrieben, zunächst weitgehend erfolglos. So mietete er eines Tages völlig frustriert mit seinem Freund (Big) Kenny Alphin und einem weiteren Songwriter, Jon Nicholson, eine Location in Nashville, in der vom gleichen Schicksal gebeutelte Künstler Gelegenheit bekommen sollten, sich musikalisch und geistig austauschen zu können. Man gründete die sogenannte „MuzikMafia“, der u. a. die mittlerweile ebenfalls zu Starruhm gelangte Sängerin „Redneck Woman“ Gretchen Wilson beitrat.

Rich und Alphin schrieben unzählige Songs zusammen und erregten mit ihrem völlig neuen Konzept („Countrymusic without prejudice“), eine Art New-Country-Rock-Comedy, sowohl bestehend aus traditionellen Elementen, wie aber auch aus zum Teil ziemlich durchgeknallt und kontrovers erscheinenden Stilrichtungen. Big & Rich waren geboren, und mischen seit zwei Alben die Szene Nashvilles gehörig und sehr gewinnbringend durcheinander. So kommt es wie es kommen musste: Plötzlich erinnern sich gewiefte Konzernbosse voller Freude an John Richs einstiges Material, das ja mittlerweile in einem ganz anderen Licht präsentiert werden kann. Nun findet das einst verschmähte Werk doch noch seinen Weg an die Öffentlichkeit! Völlig zu Recht, wie wir meinen – warum also nicht gleich so!

Alle Songs, bis auf einen (Gretchen Peters/Bryan Adams), sind von John entweder allein oder mit diversen Co-Writern (4x Big Kenny) komponiert worden. Zum Teil wurden sie allerdings bereits von der Zukunft eingeholt und inzwischen durch diverse Künstler wie Blake Shelton („Underneath The Same Moon“), Shannon Brown („She Brings The Lightnin’ Down“ – ihr Debut-Album „Cornfed“ wurde von John produziert-), natürlich auch Big & Rich („I Pray For You“ – vom aktuellen Werk „Comin’ To Your City“), sowie durch Peters und Adams selbst („When You Love Someone“) performt. Insgesamt ist die Musik auf diesem Album deutlich konservativer, als die der heutigen Big & Rich, was aber auch nicht verwunderlich erscheint und schon gar nicht negativ gemeint ist.

Nicht nur bei den balladesken Momenten weisen sie recht nahe Parallelen zur guten alten, emotionalen Lonestar-Schule („Steel Bridges“) auf, leben aber auch schon von einer gewissen Experimentierfreudigkeit, wie der mit Dudelsäcken verzierte Celtic-Waltz „Old Blue Mountain“ (Harmonies von Sara Evans), das funkige „She Brings The Lightnin’ Down“, der Midtempo-Rocker „Something to Believe In“ oder das Acapella-Gospelartige „New Jerusalem“ (John singt mit dem klasse agierenden Gospelquartett The Fairchild Four). Sämtliche Lieder sind natürlich von den szenebekannten Instrumentalisten eingespielt (recht Steel-trächtig, viele weibliche Backs), und, wie es sich für einen arrivierten Songwriter gehört, mit allen Texten im Booklet abgebildet.

Produziert hat John zusammen mit Sharon Vaughn (Co-Komponistin und Background-Sängerin). Wie bereits erwähnt, angenehmer, feiner, absolut lohnenswerter New Country-Stoff zwischen Lonestar und Big & Rich, verbunden mit dem Dank für die späte Einsicht an die Sony/BNA-Bosse, dieses prima Album nun endlich doch noch zu veröffentlichen!

BNA/Legacy (2006)
Stil: New Country

01. I Pray For You
02. Underneath The Same Moon
03. Old Blue Mountain
04. She Brings The Lightnin‘ Down
05. I Love You Like That
06. When You Love Someone
07. Steel Bridges
08. Something To Believe In
09. Someday
10. Love Won’t Listen
11. New Jerusalem

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Lonestar – Mountains – CD-Review

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Berge haben sie in ihrer über zehn Jahren währenden Laufbahn bereits versetzt. Das texanische Quartett Lonestar (Ritchie McDonald, Michael Britt, Dean Sams und Keech Rainwater) zählt mit seinen millionenfach verkauften CDs zu den festen Größen im Geschehen rund um Music City. Auch ihr neues Werk „Mountains“ wird diesen Trend wohl fortsetzen. Man ist in der komfortablen Situation, interpretationstechnisch ohnehin mit viel Talent gesegnet, sich seit geraumer Zeit das Beste vom Besten in Sachen Produzenten, Songwritern und Begleitmusikern leisten zu können.

Also, was soll da schon großartig schief gehen? An den Reglerknöpfen saß diesmal der prominente Mark Bright (Rascal Flatts, Carrie Underwood, Brad Paisley, BlackHawk etc.), kompositorisch involviert ist, neben Ritchie (3x) und Dean (1x), alles, was Rang und Namen in der Szene hat (Wendell Mobley, Neil Thrasher, Brett James, Craig Wiseman, Tom Shapiro etc.). Hochkarätige Musiker wie Tom Bukovac, Gordon Mote, James Lowry, Eric Darken, Wes Hightower, usw. sind darüber hinaus zusätzliche Qualitätsgaranten, was die instrumentelle und gesangstechnische Ergänzung betrifft.

Im Gegensatz zur letzten Scheibe „Coming Home“ hat man bei „Mountains“ den Fokus wieder verstärkt auf die Balladen gerichtet. Aber auch einige flottere Sachen, wie der Country-Party-Rocker „Cowboy Girl“ (klasse Fiddle/E-Gitarre), das knackige „One Of These Days“ (gab es auch schon mal von Trace Adkins) oder „Careful When You Kiss Me“ (ebenfalls durch Andy Griggs auf seinem letzten Album vorgetragen) dienen sporadisch zur Auflockerung des Gesamtgeschehen. Die beiden letztgenannten Stücke erhalten durch Ritchie McDonalds wesentlich weichere Stimme einen ganz anderen Teint.

Zentrum des Albums ist aber eindeutig der Titelsong. Eine wunderschöne Melodie im Midtempobereich, sehr feine Instrumentierung mit Akustik-, E-Gitarre und Mandoline, ganz dezentes Steelguitar-„Pfeifen“, ein im Verlauf des Stückes kräftiger und emotionaler werdender Refrain mit sehr aufrüttelndem, gutem Text aus der Feder von Bandleader Ritchie McDonald. Einfach klasse. Die Nummer steht bereits unter den ersten Zwanzig der Billboard-Country-Singles-Charts, mit steigender Tendenz.

Wie bereits erwähnt, bewegt man sich bei den restlichen sieben Stücken weitestgehend im professionell, modern instrumentierten, sehr emotional besungenen Balladen-Bereich (vor allem in den Refrains), wobei es textlich (wie auch bei „Mountains“) teilweise recht ernst zur Sache geht („Long Lost Smile“, „What She Had To“). Beim abschließenden „Always In The Band“ (pianogetränkt, Harmonika-Fills) lässt dann Frontmann McDonald noch mal viel persönliche Note einfließen. Mit „Mountains“ haben Lonestar wieder ihren gewohnt routinierten Mainstream-Country abgeliefert. Prima Stoff für die etatmäßige Klientel der Band mit dem Titelsong als absolutes Highlight!

BNA Records (2006)
Stil: New Country

01. Mountains
02. Nothing To Prove
03. Long Lost Smile
04. Thought It Was You
05. Hey God
06. I Wanna Do It For You
07. Cowboy Girl
08. What She Had To
09. One Of Those Nights
10. Careful Where You Kiss Me
11. Always In The Band

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