Big & Rich – Hillbilly Jedi – CD-Review

Big & Rich are back! Fast fünf Jahre sind seit ihrem letzten Album „Between Raising Hell And Amazing Grace“ vergangen. Die beiden hatten sich eine Auszeit genommen, um einerseits zu regenerieren, andererseits aber auch die Arbeit an ihren Solo-Projekten voranzutreiben. Zwar war der eine oder andere sporadische Erfolg mit dabei (zum Beispiel John Richs fabelhaftes Album „Son Of A Preacher Man“ mit der herausragenden Single „Shuttin‘ Detroit Down“), aber so richtig erfolgreich und gut sind John Rich und Big Kenny, wenn man ehrlich ist, eigentlich nur im gemeinsamen Verbund.

Das demonstrieren sie aufs Neue sehr eindrucksvoll auf ihrem branaktuellen Werk „Hillbilly Jedi“, auf dem sie wieder ein absolutes Feuerwerk an hitträchtiger New Country-„Comedy“ entfachen (mit „Comedy“ meinen wir die typischen, wunderbar „verrückten“ Einfälle, die sie immer wieder mal in ihre großartigen Songs einbauen) und mit genauso rockigem, wie auch balladesken, immer melodischem Liedgut überzeugen. Stärker waren sie seit ihrem Debüt in 2004 wohl nie.

Allein schon das aufwendige, mehrfach aufklappbare Coverartwork (mit allen Texten), das diese beiden abgefahrenen „Hillbilly Jedis“ vor galaktischer Cowboykulisse in herrlich durchgeknallten Posen porträtiert, ist schon eine dicke Würdigung wert. Ein echter Hingucker! Und auch die Musik knüpft nahtlos an die etwas verrückt klingende Thematik an. So sind sie halt, ohne Spaß gäbe es dieses Duo wohl nicht. Die CD beginnt direkt mit einem „Hammer“. Jon Bon Jovi und Richie Sambora werfen beim Opener „Born Again“ den Ball zurück, den Big & Rich ihnen auf ihrem damaligen „Lost Highway“-Album zugespielt hatten (da hatten die Vier „We Got It Going On“ gemeinsam komponiert und Big & Rick auch tatkräftig gesangstechnisch mitgewirkt). Wieder hören wir eine gemeinsame Kreation, bei der Jon eine Strophe singt und Richie ein baumstarkes E-Gitarren-Solo abliefert. Rockt richtig fett!

Auch das später folgende, sehr melodische „Can’t Be Satisfied“ stammt aus der gemeinsamen Feder. Wie richtige Cowboys ordentlich feiern, zeigt dann das folgende „Party Like Cowboys“, ein typischer, abgefahrener Countrystampfer mit der für sie typischen, kleinen Rap-Einlage im Bridge. Gleiches gilt für Tracks wie „Rock The Boat“ und „Get Your Game On“, bei denen der sich schon immer in Big & Rich-Dunstkreis befindliche Cowboy Troy seine Sprecheinlagen zum Besten gibt. Alles Stücke, die mächtig Dampf entfachen und jede Menge gute Laune verbreiten. Zudem wurde das Material von Produzent Dann Huff (auch an den Keyboards und der E-Gitarre mit teilweise grandiosen Soli vertreten) und den vielen Klassemusikern (u. a. Chris McHugh, Greg Morrow, Jimmie Sloas, Mark Hill, Danny Rader, Adam Shoenveld, Tom Bukovac, Jonathan Yudkin, Paul Franklin, Eric Darken, Charlie Judge) absolut anspruchsvoll und kraftvoll in Szene gesetzt.

Aber auch die ruhigere Seite des Duos birgt ihre Reize – und zwar sehr eindrucksvoll. Stücke wie „That’s Why I Pray“ (unwiderstehlich und auffallend stark hier ihr unverwechselbarer, zweistimmiger Lead-Gesang), der ersten Single „Lay It All On Me“ (kletterte bereits hoch in die Billboard Country Singles-Charts), „Last Words“, „Cheat On You“ (starke Powerballade) oder der schon fast mit Roy Orbinson-Flair umgarnte Schwofer „Never Far Away“ bieten feinste Melodik pur. Trotzdem hat man immer irgendwie das Gefühl, hier wären Wölfe im Schafspelz zugange. Irgendwann bricht dann doch wieder ihre Power, die Dynamik und der Hang zum ausgelassenen Abfeiern durch.

Und wenn die beiden dann mit „Cause I Play Guitar“ einen Honkytonk-trächtigen (klasse Piano von Charlie Judge) Southern Rocker vom Stapel lassen (herrliche E-Gitarrenarbeit von Adam Shoenveld, Tom Bukovac und Dann Huff – letzgenannter mit großartigem Solo), fällt einem „glatt die Kinnlade runter“. Saustark! Ganz verrückt wird es am Ende, wenn die Herren den Titeltrack in einem Medley zelebrieren. Das ist dann der reinste Klamauk. Der erste Teil bietet Musik schon fast im Stil der Comedian Harmonists (auf dem Countrytrip) und geht dann fließend über in Dixieland-Jazz-artige Sphären (mit Klarinette, Posaune und Trompete) – Big & Rich in ihrem Element. Völlig unberechenbar.

Mit „Hillbilly Jedi“ (Jon Bon Jovi, auf den Albuntitel angesprochen, sagt. „Hillbilly Jedis? That’s it. I’d buy that shirt!“) kehren Big Kenny & John Rich nach längerer Pause mit Vehemenz auf die New Country-Bühne zurück. Das Werk bietet sowohl Spaß als auch Einkehr mit reichhaltiger Abwechslung und Kurzweiligkeit auf höchstem musikalischen Niveau. Big & Richs „Hillbilly Jedi“ – das ist galaktisch starker New Country ohne jeden Durchhänger!

Warner Bros. Records (2012)
Stil:  New Country

01. Born Again
02. Party Like Cowboyz
03. That’s Why I Pray
04. Lay It All On Me
05. Last Words
06. Rock The Boat
07. Can’t Be Satisfied
08. Get Your Game On
09. ‚Cause I Play Guitar
10. Cheat On You
11. Never Far Away
12. M-E-D-L-E-Y Of The Hillbilly Jedi

Big & Rich
Big & Rich bei Facebook
Bärchen Records

Big & Rich – Comin’ To Your City – CD-Review

Die Party geht weiter! Nachdem Ex-Lonestar-Bassist und -Sänger John Rich und Big Kenny (richtiger Name Kenny Alphin) mit ihrem Debütalbum „Horse Of A Different Colour“ bereits den New Country-Circus gehörig, und vor allem sehr erfolgreich, durcheinander gewirbelt hatten (das Werk ist immer noch in den Top-25 der Country-Billboard-Album-Charts!), folgt jetzt mit „Comin’ To Your City“ der zweite Streich. Und sie knüpfen natürlich nahtlos dort an, wo sie mit ihrem Erstling aufgehört haben.

Das Intro „The Freak Parade“ startet als Unterhaltung zweier nicht ganz nüchtern wirkender Hauptakteure und endet als eine Art durchgeknallter Hi-Speed-Kneipengassenhauer (wie „Hans Albers auf Dope“ – vielleicht wurde Big Kenny ja, der im Booklet sogar ein „St. Pauli“-Shirt trägt, bei ihrem letzjährigen Showcase in Hamburg vom „blonden Hans“ inspiriert…), bevor dann die ersten rockigen Töne aus den Boxen zum Titelsong „Comin’ To Your City“ krachen. So ein richtig schwer stampfender Southern-Country-Blues mit jede Menge E-Gitarren-Riffs, schroffer Banjo-Untermalung, Fiddle-Fills und leicht Hip-Hop-angehauchten, integrierten Sprechpassagen. Tolle fetzige Nummer, die auch den neuen Spot ihres just an Land gezogenen Werbepartners „Chevrolet“ unterlegen wird.

Das folgende „Soul Shaker“ schlägt im Prinzip in die gleich Kerbe und wird jeden Saloon in einen kochenden Tanztempel umwandeln. Ihr anderes Gesicht zeigen die beiden dann bei Songs wie „Never Mind Me“, „I Pray For You“ oder „Slow Motion“, wo aus den beiden wilden Partyanheizern gefühlvolle Balladen-Songwriter werden. Besonders der erst genannte Titel glänzt durch ein wunderbar leichtes Westcoast-Flair. Die schönen eingeflochtenen Harmoniegesänge hätten auch die Eagles nicht besser hinbekommen. „Caught Up In The Moment“ fesselt nicht nur durch seinen amüsanten Text, sondern auch durch diesen unkonventionell dargebotenen, aber gut verträglichen Feier-Country-Hip-Hop, vor allem dank der tollen Instrumentalleistungen der beteiligten Musiker, die auch schon fast ausnahmslos beim Debüt mitgewirkt hatten.

Besonders E-Gitarrist Adam Shoenvelt, Multikönner Jonathan Yudkin (Banjo, Mandoline, Fiddle und Strings) und Mike Johnson (Steel) setzen dem eigenwilligen Sound des Duos ihren Stempel auf. „Faithly Rich“, eine Mischung aus Barroom-Heuler und jazziger Good-Time-Musik mit 30er-Jahre-Flair (tolles Sax-Solo), lässt sich ebenso wenig in ein festgelegtes Konzept einordnen, wie die beiden, mit Tex-Mex-Einfluss versehenen Nummern „Jalapeno“ (wieder sehr rockig) und „“20 Margaritas“ (mehr spaßig, wie ’12 kleine Jägermeister auf Country’). Völlig konträr dann dazu plötzlich wieder „8th Of November“, ein von Kris Kristoffersen eingeleiteter, nachdenklicher Anti-Kriegs-Song, sowie die, trotz der Beteiligung von Gretchen Wilson und Cowboy Troy, vielleicht etwas nervig arrangierte Hymne „Our America“ als Bonus-Track, die das absolut ansprechende Gesamtbild aber nicht abschwächt.

Big & Rich haben mit „Comin’ To Your City“ an ihrem Erfolgskonzept festgehalten und einen gleichstarken Nachfolger auf den Weg gebracht. Wer es gerne mal etwas verrückter hat, und trotzdem die Countrypfade nicht verlassen möchte, ist bei dem Duo auch weiter an der richtigen Adresse!

Warner Bros. Records (2005)
Stil:  New Country

01. The Freak Parade
02. Comin’ To Your City
03. Soul Shaker
04. Never Mind Me
05. Caught Up In The Moment
06. Leap Of Faith
07. I Pray For You
08. Japaleno
09. 20 Margaritas
10. Blow My Mind
11. Slow Motion
12. 8th Of November
13. Our America (Bonustrack)

Big & Rich
Big & Rich bei Facebook
Bärchen Records

Big Kenny – The Quiet Times Of A Rock And Roll Farm Boy – CD-Review

Zweites, prächtig gelungenes Solo-Album von Big Kenny, der einen Hälfte des megaerfolgreichen Duos Big & Rich. Der Weg von William Kenneth Alphin, alias Big Kenny, geboren in Culpeper, Virginia zu einer der schillerndsten Persönlichkeiten in Nashville’s New Country-Szene war zunächst von einigen Tiefschlägen geprägt. Eine Firmenpleite in seinem bis dato bürgerlichen Leben (er hatte eine Konstruktionsfirma) ergab erst die Initialzündung für seine spätere Karriere. Alphin verließ fluchtartig seine Umgebung und zog nach Nashville, wo er kurze Zeit später einen Job bei einer Musikfirma ergatterte.

1999 schien er am Ziel seiner musikalischen Träume angelangt zu sein. Mittlerweile in Big Kenny „umgetauft“, unterzeichnete er bei Hollywood Records einen Vertrag für sein erstes Album, das aber nach der Fertigstellung gecancelt wurde und für Jahre in den Archiven verschwand. Kenny gründete danach die Band „LuvjOi“, die ihn mit dem ungemein talentierten Gitarrsisten Adam Shoenveld zusammenbrachte, dem man aufgrund seiner glänzenden Saitenarbeit einen nicht unerheblichen Anteil am Erfolg von Big & Rich bescheinigen kann und der darüber hinaus mittlerweile zu den gefragtesten Studiogitarristen der nashville New Country-Szene zählt.

LuvjOi kamen trotz zweier Alben und guten Liveauftritten aber nicht über den Status einer von Insidern geschätzten Band hinaus. Den entscheidenden Durchbruch erlangte Big Kenny erst durch die Bekanntschaft mit John Rich, dem damaligen Bassisten und Zweitsänger von Lonestar. Man tat sich zu dem großartigen. leicht „extravaganten Duo Big & Rich zusammen, deren Erfolgsgeschichte im Rahmen ihrer drei veröffentlichten Alben und einer Live-DVD hinlänglich bekannt ist. Nicht zu vergessen auch ihre kompositorischen Tätigkeit für andere Künstler wie Gretchen Wilson, Jason Aldean, Martina McBride oder Tim McGraw, sowie die Gründung der „MuzikMafia“, einem Zusammenschluss diverser Country-Künstler wie u.a. Jon Nicholson, Gretchen Wilson, Cowboy Troy und James Otto.

Im Fahrwasser des kommerziellen Big & Rich-Erfolges wurde dann auch Kennys Solo-Debüt 2005 nachveröffentlicht. Die scheinbar nicht versiegende Quelle an Ideen beider Protagonisten und die sie verbindende Harmonie gestattete ihnen genug Raum für weitere Solo-Ausflüge. Auch Rich legte im Mai dieses Jahres mit „Son Of A Preacher Man“ ein baumstarkes Album hin. Big Kenny, der sich laut eigener Aussage schon wieder aus einem Fundus von über 50 Stücken bedienen konnte, zieht nun mit seinem neuen Werk „The Quiet Times Of A Rock And Roll Farmboy“ in ebenso starker Manier nach. Er, der schon immer den extrovertierteren Part des Duos Big & Rich abgab, liefert auch hier ein buntes, farbenfrohes, unglaublich viel positive Energie ausstrahlendes, kurzweiliges, sehr abwechslungsreiches New Country-Album ab, das trotz aller „Extravaganz“ (im positiven Sinne), vor guten Songs, großartigen Arrangements und klasse Melodien nur so strotzt.

Schon die eingebundenen, echten indianischen Chorgesänge beim von Kenny mit Jon Nicholson und „3 Doors Down“-Bandmate Brad Arnold komponierten, dezent keltisch anmutenden Opener „Wake Up“, bieten einen ersten, tollen Vorgeschmack auf den weiteren bunten Verlauf dieses Werkes. Das sehr melodische, von einer verspielten, wunderbaren E-Gitarre Shoenvelds begleitete, dabei durchaus knackige „Long After I’m Gone“ ist als erste Single ausgekoppelt und bewegt sich momentan in den oberen Dreissig der Billboard-Charts. Was folgt, ist das reinste musikalischeWechselbad, bei dem Alphin aber niemals den roten Faden verliert. Mit „Be Back Home“ beispielsweise gibt es plötzlich grassigen „Rural“-Country (mit Banjo, Steel, Fiddle, humorvoller Text), gefolgt vom sich fast in U2-Sphären bewegenden, von Cello- und E-Gitarrenklängen dominierten, überaus atmosphärischen „Less Than Whole“ (Kenny singt in großartiger Bono-Manier). Klasse!

Zeit zum Durchatmen gewähren die balladeskeren „Go Your Own Way“ (Pianotupfer, klassische Streicher, weibliche Harmony-Haucher) und das entspannte „To Find A Heart“ (klasse Steelguitar-Solo), beide allerdings mit einem sich stets dynamisch steigernden Verlauf. Gute Laune pur ist Trumpf bei, wie der Titel es schon ausdrückt, „Happy People“. Rhythmische Drums, Handclaps, Fiddle Banjo, eine integrierte Hip Hop-Passage knüpfen an die bewährte Big & Rich-Erfolgsrezeptur an. Grandios das anschließende „Drifter“. Hier erzeugen Dobro, Banjo und Slidegitarren eine swampig-Delta-bluesige Stimmung, die am Ende in ein psychedelisches Finish der Marke Led Zeppelin (der klasse Gesang Kenny’s in Kombination mit Shoenvelds E-Gitarre erinnert an die Art von von Page und Plant) mündet.

Das retro-soulige „Free Like Me“ und der flockige Countrypopsong „Share The Love“ (in Anlehnung an eine von Kenny immer wieder kommunizierte Lebensphilosophie) liessen dann ein extrem abwechslungsreiches, aber trotzdem immer in sich stimmiges Werk ausklingen, käme da nicht wieder mal eine von Big Kennys verrückten Ideen zum Tragen. Unter dem Titel „The Whole Experience“ folgt dann das komplette Album noch einmal als komplett durchgehender Track.

Ein weiteres, lustiges Schmankerl sind die der CD in einer Papphülle beigelegten Blumensamen (mit integrierter Anleitung), nach dem Motto. „Let the music grow“! Abgefahren! So ist erhalt, dieser Big Kenny Alphin! Mit „The Quiet Times Of A Rock And Roll Farmboy“ jedenfalls ist dem stimmlich sehr variabel agierenden Burschen ein wunderbar frisches, farbenfrohes New Country-Album gelungen, das auf ganzer Linie überzeugt. Wesentlich mehr, als nur eine willkommene Überbrückung bis zum nächsten Big & Rich-Streich! Dieser „Rock And Roll Farm Boy“ hat einfach Klasse!

Warner Bros. Records (2009)
Stil:  New Country

01. Wake Up
02. Long After I’m Gone
03. Be Back Home
04. Less Than Whole
05. Go Your Own Way
06. To Find a Heart
07. Happy People
08. Drifter
09. Free Like Me
10. Share the Love
11. The Whole Experience

Big Kenny
Big Kenny bei Facebook
Bärchen Records

John Rich – Underneath The Same Moon – CD-Review

JRich

Klasse, bislang unveröffentlichtes Solo-Album von John Rich, heute Part des in Nashville mega-angesagten Duos Big & Rich! Und es zeigt mal wieder eindeutig, wie Künstler zum Teil der Willkür der Plattenbosse in Music City unterworfen zu sein scheinen. Denn das hier verwendete Material schlummerte bereits seit Ende der Neunziger Jahre in den Schubläden des Label und war nach zwei mäßig erfolgreichen Single-Auskopplungen wieder auf Eis gelegt worden. Aber zur Vorgeschichte: John Rich war einige Jahre Bassist und sporadischer Sänger der ebenfalls immer noch überaus erfolgreichen und beliebten Band Lonestar.

Nach seinem dortigen Ausstieg versuchte er als Songwriter, wie auch als Solokünstler in der Szene Fuß zu fassen. Dies allerdings mehr schlecht als recht bezahlt, und wie aus o. a. Gründen beschrieben, zunächst weitgehend erfolglos. So mietete er eines Tages völlig frustriert mit seinem Freund (Big) Kenny Alphin und einem weiteren Songwriter, Jon Nicholson, eine Location in Nashville, in der vom gleichen Schicksal gebeutelte Künstler Gelegenheit bekommen sollten, sich musikalisch und geistig austauschen zu können. Man gründete die sogenannte „MuzikMafia“, der u. a. die mittlerweile ebenfalls zu Starruhm gelangte Sängerin „Redneck Woman“ Gretchen Wilson beitrat.

Rich und Alphin schrieben unzählige Songs zusammen und erregten mit ihrem völlig neuen Konzept („Countrymusic without prejudice“), eine Art New-Country-Rock-Comedy, sowohl bestehend aus traditionellen Elementen, wie aber auch aus zum Teil ziemlich durchgeknallt und kontrovers erscheinenden Stilrichtungen. Big & Rich waren geboren, und mischen seit zwei Alben die Szene Nashvilles gehörig und sehr gewinnbringend durcheinander. So kommt es wie es kommen musste: Plötzlich erinnern sich gewiefte Konzernbosse voller Freude an John Richs einstiges Material, das ja mittlerweile in einem ganz anderen Licht präsentiert werden kann. Nun findet das einst verschmähte Werk doch noch seinen Weg an die Öffentlichkeit! Völlig zu Recht, wie wir meinen – warum also nicht gleich so!

Alle Songs, bis auf einen (Gretchen Peters/Bryan Adams), sind von John entweder allein oder mit diversen Co-Writern (4x Big Kenny) komponiert worden. Zum Teil wurden sie allerdings bereits von der Zukunft eingeholt und inzwischen durch diverse Künstler wie Blake Shelton („Underneath The Same Moon“), Shannon Brown („She Brings The Lightnin’ Down“ – ihr Debut-Album „Cornfed“ wurde von John produziert-), natürlich auch Big & Rich („I Pray For You“ – vom aktuellen Werk „Comin’ To Your City“), sowie durch Peters und Adams selbst („When You Love Someone“) performt. Insgesamt ist die Musik auf diesem Album deutlich konservativer, als die der heutigen Big & Rich, was aber auch nicht verwunderlich erscheint und schon gar nicht negativ gemeint ist.

Nicht nur bei den balladesken Momenten weisen sie recht nahe Parallelen zur guten alten, emotionalen Lonestar-Schule („Steel Bridges“) auf, leben aber auch schon von einer gewissen Experimentierfreudigkeit, wie der mit Dudelsäcken verzierte Celtic-Waltz „Old Blue Mountain“ (Harmonies von Sara Evans), das funkige „She Brings The Lightnin’ Down“, der Midtempo-Rocker „Something to Believe In“ oder das Acapella-Gospelartige „New Jerusalem“ (John singt mit dem klasse agierenden Gospelquartett The Fairchild Four). Sämtliche Lieder sind natürlich von den szenebekannten Instrumentalisten eingespielt (recht Steel-trächtig, viele weibliche Backs), und, wie es sich für einen arrivierten Songwriter gehört, mit allen Texten im Booklet abgebildet.

Produziert hat John zusammen mit Sharon Vaughn (Co-Komponistin und Background-Sängerin). Wie bereits erwähnt, angenehmer, feiner, absolut lohnenswerter New Country-Stoff zwischen Lonestar und Big & Rich, verbunden mit dem Dank für die späte Einsicht an die Sony/BNA-Bosse, dieses prima Album nun endlich doch noch zu veröffentlichen!

BNA/Legacy (2006)
Stil: New Country

01. I Pray For You
02. Underneath The Same Moon
03. Old Blue Mountain
04. She Brings The Lightnin‘ Down
05. I Love You Like That
06. When You Love Someone
07. Steel Bridges
08. Something To Believe In
09. Someday
10. Love Won’t Listen
11. New Jerusalem

Big & Rich
John Rich bei Facebook
Bärchen Records