Big & Rich – Comin’ To Your City – CD-Review

Die Party geht weiter! Nachdem Ex-Lonestar-Bassist und -Sänger John Rich und Big Kenny (richtiger Name Kenny Alphin) mit ihrem Debütalbum „Horse Of A Different Colour“ bereits den New Country-Circus gehörig, und vor allem sehr erfolgreich, durcheinander gewirbelt hatten (das Werk ist immer noch in den Top-25 der Country-Billboard-Album-Charts!), folgt jetzt mit „Comin’ To Your City“ der zweite Streich. Und sie knüpfen natürlich nahtlos dort an, wo sie mit ihrem Erstling aufgehört haben.

Das Intro „The Freak Parade“ startet als Unterhaltung zweier nicht ganz nüchtern wirkender Hauptakteure und endet als eine Art durchgeknallter Hi-Speed-Kneipengassenhauer (wie „Hans Albers auf Dope“ – vielleicht wurde Big Kenny ja, der im Booklet sogar ein „St. Pauli“-Shirt trägt, bei ihrem letzjährigen Showcase in Hamburg vom „blonden Hans“ inspiriert…), bevor dann die ersten rockigen Töne aus den Boxen zum Titelsong „Comin’ To Your City“ krachen. So ein richtig schwer stampfender Southern-Country-Blues mit jede Menge E-Gitarren-Riffs, schroffer Banjo-Untermalung, Fiddle-Fills und leicht Hip-Hop-angehauchten, integrierten Sprechpassagen. Tolle fetzige Nummer, die auch den neuen Spot ihres just an Land gezogenen Werbepartners „Chevrolet“ unterlegen wird.

Das folgende „Soul Shaker“ schlägt im Prinzip in die gleich Kerbe und wird jeden Saloon in einen kochenden Tanztempel umwandeln. Ihr anderes Gesicht zeigen die beiden dann bei Songs wie „Never Mind Me“, „I Pray For You“ oder „Slow Motion“, wo aus den beiden wilden Partyanheizern gefühlvolle Balladen-Songwriter werden. Besonders der erst genannte Titel glänzt durch ein wunderbar leichtes Westcoast-Flair. Die schönen eingeflochtenen Harmoniegesänge hätten auch die Eagles nicht besser hinbekommen. „Caught Up In The Moment“ fesselt nicht nur durch seinen amüsanten Text, sondern auch durch diesen unkonventionell dargebotenen, aber gut verträglichen Feier-Country-Hip-Hop, vor allem dank der tollen Instrumentalleistungen der beteiligten Musiker, die auch schon fast ausnahmslos beim Debüt mitgewirkt hatten.

Besonders E-Gitarrist Adam Shoenvelt, Multikönner Jonathan Yudkin (Banjo, Mandoline, Fiddle und Strings) und Mike Johnson (Steel) setzen dem eigenwilligen Sound des Duos ihren Stempel auf. „Faithly Rich“, eine Mischung aus Barroom-Heuler und jazziger Good-Time-Musik mit 30er-Jahre-Flair (tolles Sax-Solo), lässt sich ebenso wenig in ein festgelegtes Konzept einordnen, wie die beiden, mit Tex-Mex-Einfluss versehenen Nummern „Jalapeno“ (wieder sehr rockig) und „“20 Margaritas“ (mehr spaßig, wie ’12 kleine Jägermeister auf Country’). Völlig konträr dann dazu plötzlich wieder „8th Of November“, ein von Kris Kristoffersen eingeleiteter, nachdenklicher Anti-Kriegs-Song, sowie die, trotz der Beteiligung von Gretchen Wilson und Cowboy Troy, vielleicht etwas nervig arrangierte Hymne „Our America“ als Bonus-Track, die das absolut ansprechende Gesamtbild aber nicht abschwächt.

Big & Rich haben mit „Comin’ To Your City“ an ihrem Erfolgskonzept festgehalten und einen gleichstarken Nachfolger auf den Weg gebracht. Wer es gerne mal etwas verrückter hat, und trotzdem die Countrypfade nicht verlassen möchte, ist bei dem Duo auch weiter an der richtigen Adresse!

Warner Bros. Records (2005)
Stil:  New Country

01. The Freak Parade
02. Comin’ To Your City
03. Soul Shaker
04. Never Mind Me
05. Caught Up In The Moment
06. Leap Of Faith
07. I Pray For You
08. Japaleno
09. 20 Margaritas
10. Blow My Mind
11. Slow Motion
12. 8th Of November
13. Our America (Bonustrack)

Big & Rich
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Bärchen Records

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