Logan Mize – Welcome To Prairieville – CD-Review

Zweites Album von Mize Logan bereits in diesem Jahr! Das Schöne im New Country ist ja, dass es in Sachen Nachschub an guter Musik so gut wie keine Lieferengpässe gibt. Gerade in Corona-Zeiten mit dem stark eingeschränkten bis garnicht stattfindenden Konzertgeschehen scheinen sich die meisten Künstler intensiv darauf zu konzentrieren, ihre neuen Kreationen, in welcher Form auch immer, in Stellung zu bringen, um dann für die kommende, hoffentlich überwundene Pandemie-Zeit, in Sachen Touren wieder gewappnet zu sein.

Bei Logan Mize liegt das neue Werk „Welcome To Prairieville“ allerdings laut eigener Aussage schon seit gut zehn Jahren in der Schublade und hat lange auf den richtigen Moment der Veröffentlichung warten müssen. Der scheint nun gekommen zu sein. Es gibt zwar eine Stadt gleichen Namens in den Staaten und zwar in Louisiana, in diesem Fall gilt der Ort aber eher als Synonym für das typische Kleinstadtleben irgendwo im Niemandsland, deren alltägliche Thematiken in den insgesamt elf Tracks teils autobiografisch von Mize reflektiert werden.

Produziert hat, wie auch das Vorgängerwerk, erneut Daniel Agee, der instrumententechnisch ebenfalls wieder stark involviert ist (acoustic guitar, electric guitar, percussion, piano, synths, organ, background vocals). Mit Shannon Forrest (drums), Mark Wright (bass) und Dave Cohen (keys) ist weitere feine und auch prominente Musikerpräsenz gewährleistet. Die Songwriting-Credits gehen zu großen Maßen auf das Konto von Mize und Blake Chaffin mit dem einen oder anderen Co-Writer, jeweils ein Stück davon schrieben Blake („I Need Mike“) und der Protagonist („It’s About Time“) alleine.

Der melancholisch anmutende Opener „George Strait Songs“ huldigt zwar, wie man schon am Titel ablesen kann, in gewisser Weise den König der Countrymusik, musikalisch aber in einer eher nicht Strait-typischen Art. Hier erinnert vieles, trotz der Einbindung von Pedal Steel-Elementen, an den mainstreamigen New Country der 80-90er Jahre, wo unter Zuhilfenahme des Synthezisers der damaligen Trends (wie zum Beispiel auch im Southern Rock) Tribut gezollt wurde.

Ähnlich gestaltet ist der Titelsong, der mich vom Flair an Bobby Pinson erinnert, auch so ein Typ, der tolle Songs geschrieben hat, in eigener Sache aber nie, beziehungsweise nur kurz, richtig zur Geltung kam. „River Road“ und „If You Get Lucky“ hätten beide spielend auf das Petty-Album „Into The Great Wide Open“ gepasst, mit „Wine At The Church, Beer At The Bar“ (herrliches Kirchenorgel-Intro von Agee) und „We Ain’t Broke“ gibt es launigen Southern Rock-Stoff.

Die Quintessenz des für mich radiotauglichsten Songs „Follow Your Heart“ wünscht man sich für Mizes weitere Ambitionen, Musik zu machen, während das unter die Haut gehende „I Need Mike“ den Suizid junger verzweifelter Menschen in bedrückender Weise thematisiert. Der sicherlich aufwühlendste Song des Werkes.

Begeisternd auch das auf Logans reinen Gesang und Jill Martins perfekte Harmonies mit rootsiger Akustikgitarrenuntermalung und nur hauchzarten Keys und E-Gitarren reduzierte „Tell The Truth“, ein weiterer Höhepunkt dieses tollen Gesamtwerkes, das mit den beiden melodischen Midtempo-Stücken „I Still Miss You“ und „It’s About Time“ (mit schönem Akkordeon) erkenntnisreich ausklingt.

Hatte ich beim Vorgängeralbum bereits einen etwaigen kommerziellen Durchbruch von Mize gemutmaßt, wüsste ich angesichts der neuen Scheibe eigentlich nicht, was man besser machen könnte, um in den Fokus der Radiostationen, Major-Labels und auch einer größeren Klientel zu kommen. Die Songs auf „Welcome To Prairieville“ bestechen durch musikalische Qualität, kontrastreiche Gestaltung sowie einer Melodiösität und Eingängigkeit, die sich hinter niemandem der angesagten Branchen-Platzhirsche verstecken braucht. Im Prinzip fehlt jetzt eigentlich nur noch ein Quäntchen Glück. Wie dem auch sei, weiter so, Logan Mize!

Big Yellow Dog Music (2021)
Stil: New Country

01. George Strait Songs
02. Welcome To Prairieville
03. River Road
04. Wine At The Church, Beer At The Bar
05. Follow Your Heart
06. I Need Mike
07. If You Get Lucky
08. Tell The Truth
09. We Ain’t Broke
10. I Still Miss You
11. It’s About Time

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Logan Mize – Still That Kid – CD-Review

Still That Kid - Album Art

Logan Mize möchte auch nach fast einer Dekade recht erfolgreichen Treibens im New Country Business sich das Kind im Manne bewahren. Das proklamiert er jetzt auf seiner dritten Big Yellow Dog Music-Produktion nicht nur mit dem Titel des Albums „Still That Kid“, sondern auch ganz klar mit einem der Center-Tracks „I Ain’t Gotta Grow Up“, der gleich in zwei Versionen (einmal mit Unterstützung von Willie Jones) enthalten ist.

Der aus Clearwater, Kansas, stammende Musiker bewegt sich immer noch so ein wenig in der Warteschleife zum ganz großen Durchbruch. Immerhin hat er es zum schon zum Tour-Support von vielen Stars der Szene wie Lady Antebellum, The Band Perry, LeAnn Rimes, Eric Church, Dierks Bentley, der Charlie Daniels Band, Blake Shelton (auf der Blake Shelton Country Cruise), Stoney LaRue, Hank Williams, etc. geschafft.

2016 sorgte er für viel Aufsehen, als er in Eigenregie über seine sozialen Netzwerke eine Solo-Akustik-Tournee buchte und dabei in weniger als zwei Monaten mehr als 20.000 Meilen in einem 1989er Chevy-Kombi namens “Glenn” zurücklegte. Logan war auf dieser Tour sein eigener Sound- und Lichttechniker und spielte Akustikshows, die Fans im ganzen Land begeisterten.

Er ist übrigens verwandt mit Billy Mize. Dieser prägte früher ganz stark den Bakersfield-Sound mit, den man unter anderem von Country-Ikonen wie Merle Haggard und Buck Owens kennt. Und das spürt man auch meines Erachtens ein wenig unterschwellig an der Rhythmusgebung seiner Songs, auch wenn diese natürlich eindeutig im ganz modernen New Country verankert sind.

Das Werk besteht insgesamt aus dreizehn angenehm zu hörenden Stücken, wobei, wie anfangs erwähnt „I Ain’t Gotta Grow Up“ und „Grew Apart“ jeweils in unterschiedlichen Darreichungsformen eingespielt wurden.

Letztgenannter Song, einmal mit Donovan Woods und mit Alexandra Kay performt, wobei die aus Illinois stammende Sängerin, mit ihrer zauberhaften, zwischen Kate Bush und Dolly Parton pendelnden Engelsstimme, hier einen herrlichen Counterpart zu Logans mannsstarkem Gesangsorgan bildet, hat für mich, gerade in der zweiten Version, das größte Hitpotential.

Dass er auch kompositorische Qualitäten verinnerlicht hat, beweisen seine beiden jeweils mit Blake Chaffin kreierten Tracks „American Livin’“ (hymnische, slide-bestückte Hommage an das amerikanische Kleinstadtleben) und „Prettiest Girl In The World“ (melancholische Ballade mit weinender Steel und klirrender Mandoline).

Ein nicht unerheblicher Anteil der Lieder wie „Who Didn’t“, „Gone Goes On And On“, „Get ‘Em Together“ (klasse Duett mit der ebenfalls toll singenden Clare Dunn) und „Practice Swing“ folgt in ihrer Struktur ein wenig dem Erfolgsrezept (Midtempo-Strophe, markanter euphorischer Powerrefrain) dem vom Superstar-Duo Florida Georgia Line.

Insgesamt überzeugt Logan Mize auf dem von Daniel Agee produzierten „Still That Kid“ mit einem durchgehend melodischen und abwechslungsreich anzuhörenden Silberling. Es könnte der Durchbruch werden, zumindest aber der Initialschritt, um aus dem Schatten der heutig Etablierten herauszutreten. Möge er dabei trotzdem seinen jugendlichen Elan und Charme, den er dabei an den Tag legt, auch in Zukunft weiterhin bewahren.

Big Yellow Dog Music (2021)
Stil: New Country

01. American Livin’
02. I Ain’t Gotta Grow Up
03. Who Didn’t
04. Grew Apart feat. Donovan Woods
05. Gone Goes On And On
06. Prettiest Girl In The World
07. Hometown
08. Get ‘Em Together feat. Clare Dunn
09. Practice Swing
10. Slow
11. Something Just Like This
12. Grew Apart feat. Alexandra Kay
13. I Ain’t Gotta Grow Up feat. Willie Jones

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