Keith Urban – Love, Pain & The Whole Crazy World Tour – DVD-Review

Es erfüllt mich schon ein bisschen mit Stolz, dass ich wohl in unseren Gefilden mit einer der ersten war, die das Schaffen von Keith Urban zu einer Zeit beleuchtet haben, als dieser hier noch völlig unbekannt war, und treffsicher seine, wie die Zukunft dann in der Realität auch zeigte, rosigen Aussichten im Musik-Business voraussagte. Mittlerweile ist der mit Nicole Kidman verheiratete Keith Urban einer der ganz großen Stars in Nashville und auch mit einer der wenigen Botschafter des New Country, die sich mal hier in Deutschland blicken lassen.

Grund dafür sicherlich, dass Urban durch den pop-rockigen Touch in seinen Stücken hier einigermaßen gut für den Otto-Normal-Musikhörer in Sachen Mainstream-Rock a là Bon Jovi & Co. vermarktet werden kann, was man in unsäglicher Form mit Europa-tauglichen Versionen seiner letzten CDs schon vorzubereiten gedachte. Da platzt einem New Country-Liebhaber wie mir die Hutschnur und tut einem glänzenden Musiker, der sein instrumentelles Handwerk so virtuos beherrscht wie Keith Urban, großes Unrecht. Schande über diese sogenannten Marketingstrategen! Anders herum ist man froh über jeden Act des Genres, der sich überhaupt hier mal die Ehre gibt.

In Deutschland wird Keith in kleinen Schritten aufgebaut. Zunächst gab es Auftritte in kleinen Locations (u.a. Alter Wartesaal in Köln), dann folgte ein Gastauftritt in „Wetten Dass“, um seine Konzerte bei uns (in mittleren Hallen) im Rahmen seiner hier auf DVD beleuchteten Welttournee zu promoten. Ich hatte das Vergnügen bei seiner überzeugenden Vorstellung im Kölner E-Werk mit dabei zu sein (Backstage-Aufnahmen von Keith hier auch kurz im Bonusmaterial verewigt). Wie wenig Fingerspitzengefühl bei uns im Vorfeld an den Tag gelegt wurde (fast schon eine Art Beleidigung Urbans und der New Country-Fangemeinde), bewies man bereits damit, dass irgend so ein deutscher Pop-Boygroup-Fuzzi als Support gebucht wurde, dem nach seinem schnellen Absturz auf Solopfaden wieder in die Spur geholfen werden sollte. Der machte aber richtigerweise kurz vorher den Rückzieher, wohl wissend, dass er spätestens nach fünf Minuten (oder weniger) vom fachkundigen New Country-Publikum von der Bühne gebuht worden wäre. So ergab es sich, dass die beiden starken Musiker aus Urbans Begleitband, Jerry Flowers (welch eine Röhre) und Chris Rodriguez bei ein paar spontan eingespielten Stücken auch ihr Gesangskönnen aufblitzen lassen konnten.

Relativ schnell, nur wenige Monate später, wurde Urban dann noch für ein paar wenige Konzerte in großen Hallen angekündigt, was aber ohne neue CD (die war ja gerade erst vor der Welttournee erschienen) völliger Schwachsinn gewesen ist und dann natürlich mangels Nachfrage (oder offiziell, aus terminlichen Gründen) wieder gecancelt wurde. Sicherlich die bessere Variante ist, jetzt diese DVD erst mal als eine Art Bewerbungsvideo ins Rennen zu schicken und, wenn ein neues Album erstellt ist, dann den Run ausschließlich auf die großen Hallen zu starten (auch wenn ich ihn lieber wieder im kleineren Rahmen sehen würde).

Kommen wir nun zur DVD. Sie bietet einen grandiosen Querschnitt seines letzten Albums „Love Pain & The Whole Crazy Thing“ sowie einen gut gewählten Auszug seiner Restwerke. Grandiose Filmaufnahmen aus allen nur erdenklichen Winkeln und Perspektiven, tolle Videoeffekte auf einer Riesen-Leinwand hinter der Bühne, ein glänzender Sound, grandios und filigran spielende Begleitmusiker (Chris Rodriguez – Guitars, Bass, Ganjo, Background Vocals; Jerry Flowers – Bass, Guitars, Piano, Background Vocals; Brian Nutter – Guitars, Ganjo, Keys, Background Vocals; Brad Rice – Guitars, Ganjo, Mandolin, Background Vocals; Chris McHugh – Drums) und ein alles gebender, leicht erkältet wirkender Keith Urban als Center, ohne sich aber zu sehr in den Vordergrund zu stellen, bieten alles, was das Herz eines auf Qualität bedachten Musikliebhabers begehrt.

Das macht unheimlich viel Spaß und bietet großes Musikkino fürs heimische Wohnzimmer. Klasse und auch sehr publikumsdienlich gewählt ist der große Laufsteg inmitten der hier für diesen Silberling ausgewählten Halle, der am anderen Ende noch mal zu einem kleineren Rund führte und dort auch für die hinteren Ränge beste Sichtposition für einen eingestreuten Unplugged-Part bot. Ein Augenschmaus ist immer wieder auch den lausbubenhaft wirkenden Chris McHugh trommeln zu sehen, einen der wohl besten Drummer auf dieser Erde, der sich im Rahmen dieses DVD-Projektes auch als musikalischer Direktor betätigte.

Das abschließende „Everybody“ wird dann passender Weise dem Publikum seiner Welttournee gewidmet und am Ende mit einer Weltkugel, die sich auf der Leinwand in ein Herz verwandelt, effektvoll abgeschlossen. Beim Bonusmaterial gibt es kleine Einblicke in das Drumherum nach und vor den Konzerten, am meisten beieindruckend sind die wirklich nicht gekünstelt wirkenden Abschlussbemerkungen eines emotional aufgewühlten und zu Tränen gerührten Keith Urban angesichts des letzten Konzertes der Tour. Eine witzige Idee die als Bühne dargestellte Fotogalerie, bei der die Bilder auf der echten Konzertleinwand eingespielt wurden.

Und wer mal sehen möchte, was für ein fingerfertiger Gitarrist Keith Urban ist, kann sich mit garantiertem Staunen ein paar Lehrminuten in Sachen Saitenakrobatik beim Making Of-Film von „You Look Good In My Shirt“ geben lassen. Insgesamt eine grandiose DVD, die Keith Urban als einen sympathischen und begnadeten Vollblut-Musiker, Songschreiber und Entertainer ausweist, der zu jeder Zeit bereit ist, für sein Publikum eine große und vor allem ehrlich rüberkommende Show abzuliefern. Wer ihn noch nicht live gesehen hat, dem gilt die Empfehlung sich ihn und seine hervorragende Begleitband in den großen Hallen lieber anzuschauen, als zum x-ten Male die arrivierten Acts, die einem mündigen Rockmusikfan eigentlich schon aus den Ohren raushängen müssten. Und ich wette, dass Keith Urban, seine New Country-Roots nicht verleugnen wird, wer immer auch hierzulande wieder seine Geistesblitze marketingtechnisch einzubringen versucht. Absolute Kaufempfehlung für diese DVD, hier passt einfach alles!

Capitol Records Nashville (2008)
Stil:  New Country

01. Once In A Lifetime
02. Where The Blacktop Ends
03. Shine
04. Raining On Sunday
05. Stupid Boy
06. Used To The Pain
07. You’re My Better Half
08. Making Memories Of Us
09. You’ll Think Of Me
10. I Told You So
11. Days Go By
12. You Look Good In My Shirt
13. Tonight I Wanna Cry
14. Who Wouldn’t Wanna Be Me
15. Somebody Like You
16. Got It Right This Time (The Celebration)
17. Better Life
18. Everybody

Features.
19. Making Of The Tour Footage
20. Behind The Scenes Outtakes
21. Photo Gallery
22. Studio Footage of „You Look Good In My Shirt“

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Keith Urban – Golden Road – CD-Review

Schon als ich das erste Werk von Keith Urban beleuchtete, wusste ich, dass der Blondschopf seinen Weg gehen würde.
Jetzt liegt mir seine zweite Scheibe vor und bestätigt eigentlich meine getätigten Vermutungen. Dem Sonnyboy ist wieder ein Meisterwerk gelungen und sein vielfältiges Talent spielt dabei eine große Rolle. Er hat wieder den Hauptanteil der Songs geschrieben, singt, spielt vorzüglich Gitarre und Banjo, dazu kommt, dass er alle Stücke selbst oder unter Mithilfe von Dann Huff produziert hat.

Seine Lieder versprühen eine jugendliche Frische, die ihres Gleichen sucht; da ist gute Laune und pure Lebensfreude angesagt. Mir fällt spontan – nicht nur des Aussehens wegen – (ja Mädels, ihr bekommt was geboten) der Vergleich der „David Beckham des New-Country“ ein. Ein echter Allroundmusiker. Hören Sie sich die präzisen Gitarrensoli und -riffs an oder sein unverwechselbares unaufdringliches Banjospiel. Spaßfaktor hoch 10!

Zwischen jeder Menge knackiger Uptemponummern steckt immer wieder die eine oder andere Killerballade wie „You’ll Think Of Me“, das mich stark an Vince Gills „World’s Apart“ erinnert und herrlich leicht rüberkommt.

Dann gibt es wieder den Wechsel zum alten David Dundas-Hit Jeans On. Hören Sie sich mal an, wie der Junge den alten Schinken zu neuem Leben erweckt hat. Da schmeißt man sich wirklich am liebsten in die Jeans, brettert zum nächsten Flughafen, sehnsüchtig darauf wartend, im sonnigen Süden das Cabrio zu chartern (Kühltasche mit Sixpacks natürlich an Board), diese knackige CD in den Player zu schieben und einem netten Plätzchen am Meer entgegen zu rauschen.

Ein geiler Song auch „You Look Good In My Shirt“, ein echter Southern-Kracher mit filigranem Gitarrensolo, wo jede Konzerthalle in Wallung geraten wird. Ein leicht zu merkender Refrain, der zum Mitgrölen und Wippen mit den Cowboystiefeln einlädt. Klasse!

Überhaupt, auf diesem Album sucht man Schwächen vergeblich. Für mich eines der Highlights dieses Jahres!
Und Keith, wenn Du mir versprichst, Dich von irgendwelchen Spice Girls fernzuhalten, dann sind Dir meine Sympathien auch in Zukunft sicher…
„Golden Road“ gibt es natürlich bei Bärchen Records.

Capitol Records Nashville (2002)
Stil: New Country

01. Somebody Like You
02. Who Wouldn’t Wanna Be Me
03. Whenever I Run
04. What About Me
05. You’ll Think Of Me
06. Jeans On
07. You Look Good In My Shirt
08. You’re Not Alone Tonight
09. You Won
10. Song For Dad
11. Raining On Sunday
12. You’re Not My God incl. Hidden track

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Keith Urban – In The Ranch – CD-Review

Nie machte eine Wiederveröffentlichung mehr Sinn als im Fall „Keith Urban In The Ranch“. Was für ein grandioses Album, bei dem man sich als Kenner der Szene spontan fragt, warum KU erst eine Solokarriere starten musste, um letztendlich Anklang bei der Masse der New-Country-Hörerschaft zu finden. Denn er und seine beiden Kumpels Jerry Flowers und Peter Clarke erledigen ihren Job par excellence.

Gut, im Prinzip regiert der Sonnyboy auch dieses Werk an allen Ecken und Enden, und nur in Nuancen kann man Unterschiede zu seinen bisherigen Soloscheiben feststellen. Diese Platte ist ohne Zweifel etwas rootsiger und erdiger, ja sogar etwas rockiger ausgefallen als zum Beispiel „Golden Road„, klingt aber trotzdem ungemein modern und frisch, so dass sie sicherlich auch für Liebhaber von Stilarten in der näheren Umgebung des New-Country interessant sein könnte.

Ergänzt wurde das Original von 1997 um zwei unveröffentlichte Songs: „Billy“, ein bluesiger Countryrocker und eine Coverversion von „Stuck In The Middle With You“. Gerade beim letztgenannten Stück der Herren Egan und Rafferty (Stealers Wheel), das ich eigentlich nie leiden mochte, gelingt es dem Trio in genialer Weise der alten Staubklamotte ein Komplettlifting zu verpassen. Fast so, als wenn man aus Angela Merkel eine Giselle Bündchen zaubern würde! Absolute Klasse!

Dazu kommen zwei Videoclips von „Walkin‘ The Country“ (herrlich flockig rhythmischer Song mit starker Banjo- und E-Gitarrenarbeit) und dem abwechslungsreichen Instrumentalstück „Clutterbilly“, wo KU einmal mehr beweist, welch großartiger Gitarrist in ihm steckt. Den Rest in möchte ich kurzen Stichworten schildern.

Flottere Nummern:
„Homespun Love“ – Semiakustischer Rhythm’N’Blues;
„Some Days You Gotta Dance“ – wie der Titel es bereits andeutet, tanzbares Gute-Laune-Rock’N’Roll-Stück;
„Freedom’s Finally Mine“ – Country-Rocker mit Southern-Flair;
„Hank Don’t Fail Me Now“ – NASCAR-Sampler-tauglicher Boogie mit schönem E-Solo.

Balladen/Midtempo:
„Just Some Love“ – tolle Melodie, kurze E-Gitarren- und Fiddleeinsätze;
„My Last Name“ – erinnert ein wenig an „The Thunder Rolls“ von Garth Brooks, sehr atmosphärisch;
„Desiree“ – starker Text, Tempowechsel beim Refrain, Einsatz von zweiter Gesangstimme, die sich nach Drew Womack von Sons Of The Desert anhört, ist allerdings im Booklet nicht erwähnt, mit überraschendem Mini-Southern-Gitarrenfinish;
„Tangled Up In Love“ – locker, entspannend mit wunderschöner spanischer Akustikgitarre und nettem Harmoniegesang;
„Man Of The House“, „Ghost In The Guitar“ – beide ein wenig westcoastgetränkt, könnten aus dem Eagles-Repertoire stammen, letztgenanntes mit dezentem „Hotel California“-Touch.

So kann man guten Gewissens feststellen, dass Keith Urban mit diesem Album nachhaltig unterstrichen hat, dass er ohne Wenn und Aber zu den ganz Großen der New-Country-Szene gezählt werden muss.

Das gute Teil ist natürlich bei Bärchen Records erhältlich, wie auch eine relativ günstige DVD mit sechs Videoclips von Stücken seiner jeweils letzten zwei Studiowerke, die recht nett anzuschauen sind, allerdings aber schon zum Teil schon in Country-Roads gezeigt wurden.

Capitol Records Nashville (2004)
Stil: New Country

01. Walkin‘ The Country
02. Homespun Love
03. Just Some Love
04. Some Days You Gotta Dance
05. My Last Name
06. Desiree
07. Freedom’s Finally Mine
08. Hank Don’t Fail Me Now
09. Tangled Up In Love
10. Clutterbilly
11. Man Of The House
12. Ghost In The Guitar
13. Stuck In The Middle
14. Billy

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