FM – Support: Edge Of Forever, 10.05.2022, Resonanzwerk, Oberhausen – Konzertbericht

Im Prinzip stehen die Leute (uns eingeschlossen), die Konzerte besuchen, über die wir in der Regel berichten wie Southern- oder Blues Rock (abgesehen von der New Country-Sparte), der Urne mittlerweile näher als der eigentlichen Blütezeit ihres Lebens. Bei FM hätte ich das, ehrlich gesagt, auch ähnlich vermutet, da die Band ja auch sehr lange Zeit im Geschäft ist und aus Musikern besteht, die sich in unserer Altersklasse bewegen.

Aber weit gefehlt, das deutete sich schon an, als vor dem Eintritt in das Resonanzwerk in Oberhausen, zwei wildmähnige junge Mädels in knappen Fummel vor uns in Richtung Location stolzierten, die problemlos als Enkelinnen von Tom Kiefer und Brett Michaels durchgehen würden. Als die Location ihre endgültige Besucherzahl erreicht hatte (leider nur knapp 100), fühlte man sich angesichts der bunten Mischung aus Hard Rockern, Glam-Sleaze-/Melodic Rock-Fans und sonstigen Musikliebhabern fast wie in seine einstige Jugendtage zurückversetzt. Gernot und ich sind ja Kinder der Mucke von Mitte 70er bis Mitte der 90er Jahre. 

Als Vorgruppe betraten die italienischen Jungs von Edge Of Forever um 20:00 Uhr pünktlich die schön erhöhte Bühne des Resonanzwerks. Sie erspielten sich mit Songs wie „Get Up On Your Feet Again“, „Native Soul“, „Edge Of Life“, „Shift The Paradigm“, „Calling“, „Breath Of Life“, „Prisoner“, „Promised Land“ und „Feeding The Fire“ aus ihrer gesamten Bandhistorie und vom aktuellen Album „Seminole“ mit einem engagierten (Melodic) Hard Rock-Auftritt viele Sympathien. Liebhaber von Musik zwischen Bon Jovi, Survivor, Def Leppard, Thunder und House Of Lords & Co. werden ihre Freude gehabt haben.

Nach einer halben Stunde Umbaupause betrat der Hauptgrund unserer Anreise die Bühne. Trotz meiner eigentlichen Passionen zählte alles, was sich um Steve Overland und FM bisher abspielte (also z. B.  auch seine Seitenprojekte wie Shadowman, The Ladder oder Overland) schon immer zu einer meiner vielen Vorlieben. Zu diesen Projekten habe ich auch in früheren Magazinen einige Reviews verfasst, hier bei uns ist noch ein Interview zu finden, das ich mal im Rahmen einer The Ladder-CD, mit seinem zu dieser Zeit aktiven Gitarristen Gerhard Pichler gemacht habe.

Steve Overland gehört für mich neben Paul Rodgers und Danny Bowes zu den großen Dreien der britischen Rocksängerzunft. Und auch an diesem Abend offerierte er mit seinem variablen Gesang und seiner sympathischen Aura, dass er immer noch in bestechender vokaler Form ist.

Er und seine hervorragenden langjährigen Bandkollegen Pete Jupp und Merv Goldsworthy, sowie Jem Davis und Jim Kirkpatrick, der noch vor kurzem bei Band Of Friends bewies, dass er nicht nur einen begnadeten Melodic Rock-Gitarrist abgibt, sondern auch im Blues Rock-Genre an den Saiten sowie gesanglich, einiges zu bieten hat, wurden sofort vom Publikum enthusiastisch aufgenommen.

Overland und Co. eröffneten mit „Synchronized“ den Reigen ihres unterhaltsamen Programms, dass von toller Stimmung, tänzerischem Mitgehen der vielen ansehnlichen Mädels und diversen Mitsinginteraktionen gekennzeichnet war. Die Atmosphäre war prächtig.

So verging die Zeit mit Krachern wie „Bad Luck“, „Don’t Stop“, „Crosstown Train“, der herrlichen Ballade „Long Road Home“ (vom aktuellen Album „Thirteen“), dem Hit „Killed By Love“ und weiteren unterhaltsamen Tracks wie „Frozen Heart“, „Let Love Be The Leader“, „Tough It Out“, „I Belong To The Night“, „Metropolis“ (herrliche E-Gitarre Kirkpatrick) als Into zu „Over You“ bis zum rockigen Abschluss des Hauptteils „Turn The Car Around“, wie im Fluge. Mein Southern Rock-Herz wurde zwischenzeitlich aktiviert, wenn Kirkpatrick und Overland mit einigen Twin-Passagen an ihren E-Gitarren zu brillieren wussten.

Bei den Zugabestücken  „Story Of My Life“ und Other Side Of Midnight“, bei denen Overland aus Solidarität mit einem Ukraine-T-Shirt auch politische Stellung bezog, gab es unter den Anwesenden längst kein Halten mehr.  Das Kult-Quintett wurde zurecht am Ende stürmisch gefeiert.

Für mich persönlich kam es dann bei unserem Logobild im Anschluss an den Gig mit einem meiner absoluten Lieblingssänger zum krönenden Abschluss. Ein toller Abend, der an die guten alte Zeiten meiner Jugend erinnerte. Einen ähnlichen illustren Mix an jungen, alten und skurrilen Leuten im Publikum würde man sich übrigens bei allen Konzerten wünschen. Ein herzlicher Dank auch an KL concerts + promotion für die unkomplizierte Akkreditierung!

Line-up FM:
Steve Overland – Lead vocals, electric guitar
Jim Kirkpatrick – Eletric guitar, vocals
Pete Jupp – Drums
Merv Goldsworthy – Bass, vocals
Jem Davis – Keys, vocals

Line-up Edge Of Forever:
Alessandro Del Vecchio – Lead Vocals, keys
Nik Mazzucconi – Bass
Marco Di Salvia – Drums
Aldo Lonobile – Electric guitar

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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Resonanzwerk, Oberhausen

FM – Atomic Generation – CD-Review

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Ich muss ja unumwunden zugeben, dass ich auch so etwas wie ein ‚Warmduscher-Gen‘ in mir trage. Nicht nur der Tatsache wegen, dass ich jeden Morgen vor dem Weg zur Arbeit warm dusche, sondern, dass ich, was das Thema Musik betrifft, auch immer ein gewisses Faible für Sachen aus dem Melodic Rock-Bereich habe, der vielen Hörern oft zu seicht daher kommt.

In den Magazinen, die ich vor Sounds Of South mitgegründet und -gestaltet habe, gab es immer sehr viele schöne Scheiben aus dem Hause Frontiers Records, die ich leidenschaftlich gerne besprochen hatte und heute überwiegend, aufgrund der anderen Gegebenheiten dieser Seite, leider aufgegeben habe.

Aber in gewissen Fällen, machen wir hier ja auch mal Ausnahmen, und da FM schon immer eine meiner großen Favoriten-Bands des Genres war und jetzt mit einem brandneuen Album „Atomic Generation“, ihrem bereits elften Longplayer, am Start ist, möchte ich nun einfach ein paar Zeilen loswerden.

Filigran spielen und wunderbar ins Ohr gehende Melodien und Songs kreieren, können die Interpreten der Sparte ja wie Sand am Meer, bei FM fällt die Sache aber natürlich mit ihrem umtriebigen Fronter Steve Overland, der für mich einen der herausragenden Sänger der zeitgenössischen Rockmusik abgibt.

Das schöne an diesem Mann ist, dass seine Gesangskünste, zum Polarisieren geradezu einladen. Man mag ihn oder eben nicht, dazwischen geht so gut wie gar nix. Kein anderer Fronter kann meiner Ansicht nach, mit seiner einerseits weinerlichen Stimme, so gut ‚weich spülen‘, um dann aber im anderen Moment wieder auf eine Rockröhre vom Niveau eines Paul Rodgers umzuschwenken.

FM (ansonsten noch dabei standesgemäß Pete Jupp, Merv Goldsworthy, Jem Davis und Jim Kirkpatrick) werden 2018 wieder fleißig auf Festivals unterwegs sein, wie unter anderem dem MelodicRock Fest 5 in Chicago, IL (ihr USA-Debüt),  dem diesen verwandten MelodicRock Fest Scandinavia und natürlich auf dem Frontiers Rock Festival im April. Mir würde es allerdings noch besser gefallen, wenn sie ihr neues Album „Atomic Generation“, auch mal hier in unseren einschlägigen Locations, in eigener Sache, live vorstellen würden.

Vom rockigen, mit pathetischen ‚Ohohoh‘-Gesängen angetriebenen Opener „Black Magic“ bis zum finalen, eher ruhig und melancholisch gehaltenen „Love Is The Law“ (mit Steel- und Dobro-ähnlichen Slidetönen), beinhaltet das Werk eigentlich die gesamte Klaviatur an Stilen, die man im Genre vornehmlich kombinieren kann, wobei auf dieser CD Overlands Stimme, Hamoniegesänge, wohl-dosierte Keys und die typischen quirligen E-Gitarren-Soli von Jim Kirkpatrick meist im Vordergrund stehen.

Anspieltipps sind in einem durchgehend tollen Werk (sofern man Melodic Rock-affin ist), das nahezu hitverdächtige, Mike & The Mechanics-umwehte „Too Much Of A Good Thing“, das schön in Bad Co.-Tradition gebrachte, dreckig rockende „In It For The Money“ oder  das fast schon in Earth Wind & Fire-Sphären soulende „Playing Tricks On Me“.

Hinzukommen noch das an 38 Special, zu Max Carl-Zeiten erinnernde, dezent southern-rockige „Make The Best Of What You Got“,  das treibende „Follow Your Heart“ (tolle Synthie-/E-Solo-Kombi gegen Ende), sowie das an Robert Hart  bei Bad Company reminiszierende „Do You Love Me Enough“ oder der Orgel-/Synthie-durchzogene Stampfer „Stronger“ (starker emotionaler Gesang von Steve).

Somit ist das FM-Review zu „Atomic Generation“ beendet. Jetzt erst mal als Ausgleich zur Sitzerei und Tipperei ’nen Stündchen Joggen gehen und danach ’ne schöne Dusche! Warm natürlich…

Frontiers Records (2018)
Stil: Melodic Rock

01. Black Magic
02. Too Much Of A Good Thing
03. Killed By Love
04. In It For The Money
05. Golden Days
06. Playing Tricks On Me
07. Make The Best Of What You Got
08. Follow Your Heart
09. Do You Love Me Enough
10. Stronger
11. Love Is The Law

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