Lange musste ich bei meinen Reviews der letzten Jahre darauf warten und es gibt ihn tatsächlich doch noch: Einen Sänger aus unseren Landen, der sich an englisch-sprachige Rockmusik heranwagt, und bei dem man seine Heimat, nicht schon sofort 10 Meter gegen den Wind hört!
Die Rede ist von Joe Fischer, ehemals Fronter der Cadillac Blues Band, der sich jetzt mit seiner ’neuen‘ Truppe Blue Deal musikalisch anschickt, weit über unsere Grenzen hinaus für Furore zu sorgen. Der hat nämlich ein wirklich markantes Stimmorgan, das ich tatsächlich irgendwo zwischen Chris Thompson, Paul Rodgers (sein Lieblingssänger übrigens) und David Coverdale verorten würde. Den ‚Joe‘ im Vornamen hat er sich redlich verdient.
Zusammengetan hat er sich seit 2015 mit dem tollen Gitarristen Tom Vela, Bassist Martin Bürger (seit 2022) und Schlagzeuger Jürgen Schneckenburger. Das Quartett firmiert seither unter dem Bandnamen Blue Deal und präsentiert jetzt, nach ihrem Debüt „Holy Ground“ von 2022, den Nachfolger „Can’t Kill Me Twice“.
Nach dem souveränen Gewinn der German Blues Challenge, erreichte Blue Deal als Vertreter Deutschlands im Januar 2024 bei der International Blues Challenge in Memphis (USA) das Halbfinale und ließ diverse angesagte amerikanische Acts hinter sich.
Der Opener des neuen Werks „Short Time Runner“ steht nicht nur vom Titel her für die Kurzweiligkeit der gesamten Platte. Eine flotte Uptemponummer mit Molly Hatchet-Note im E-Gitarrensolo werden auch Southern Rock-Freunde sofort hellhörig werden lassen.
Im weiteren Verlauf werden in den Eigenkompositionen eigentlich alle Facetten des Blues Rocks behandelt. Das nachfolgende „Hard Times“ als eher traditionell angehauchter Schunkler mit etwas Albert Collins-Flair, „Got 2 Go“ mit nölender Harp als Deltablues. das gut abgehende „Favorite Mistake“ wieder mit Southern-Appeal und das Titelstück „Can’t Kill Me Twice“ als emotionaler Slow Blues mit dezent inkludiertem Whitesnake-Pathos.
Schon hier bemerkt man deutlich, dass sich mit Fischer und Vela zwei Musiker gesucht und gefunden haben, die mit klasse Keys und bravouröser Gitarrenarbeit in allen Belangen bestens harmonieren, was natürlich auch für die empathische und songdienliche Rhythmusarbeit von Schneckenburger und Bürger gilt.
Das kurze Instrumental-E-Gezupfe bei „Bluecata“ teilt das Werk in der Mitte und läutet die Hommage „1942“ an Jimi Hendrix ein (sein Geburtsjahr), also psychedelischen Blues Rock haben die Burschen auch drauf. Vela fliegt quirlig über die Seiten wie sein einst 1970 verstorbenes Pendant.
Die erneut Southern Rock-behafteten „Gilded Cage“ (Marke Steel Woods kombiniert mit Whitesnake zur „Ready An‘ Willing“-Phase) und „Stand By“ (AC/DC meets Molly Hatchet, dazu mit unterschwelligen „Night Bush City Limits“-Reminiszenzen) wechseln sich dann ab mit dem herrlichen Slow Blues-Ohrwurm „Seen To Be Believed“ (absolutes Highlight!) und dem wieder vom Titel her passenden „Over“ als Ende, wo Fischer in Sachen Gesang, Piano und Orgel noch mal alle Register in Sachen Emotionalität zieht. Eine Hammerscheibe von vorn bis hinten!
Blue Deal erinnern vom Stil her an eine Art heimische King King-Version (auf Augenhöhe!), die ja auch immer wieder gerne mit Whitesnake-, Clapton-, Bad Co.- und Southern Rock-Ingredienzien kokettieren. Somit vergesst alle vermeintlichen Deals dieser Erde. Wer was Handfestes Ehrliches in Sachen guter britischer und amerikanischer (Blues-) Rockmusik haben möchte, trifft mit Blue Deals „Can’t Kill Me Twice“ ein perfektes und absolut lohnenswertes Arrangement!
Dixiefrog Records – Redeye/Bertus (2024)
Stil: (Blues) Rock & More
Tracks:
01. Short Time Runner
02. Hard Times
03. Got 2 Go
04. Favorite Mistake
05. Can’t Kill Me Twice
06. Bluecata
07. 1942
08. Gilded Cage
09. Seen To Be Believed
10. Stand By
11. Over