Brad Dunn Band – Gravy – CD-Review

Imponierend! Ein Feuerwerk an Southern-, Red Dirt- und Country Rock-Zutaten, was die Brad Dunn Band da auf ihren neuen Album „Gravy“ abbrennt. Die in Austin Texas beheimateten Musiker um ihren Bandleader Brad Dunn haben eine „Umfirmierung“ vollzogen, denn aus Brad Dunn & Ellis County ist jetzt die Brad Dunn Band geworden. Die Mitmusiker Michael Lamendola, Tim Veilon, Mike Naumann, Ty Hurless, Marty Muse und Kurt Baumer sind aber allesamt an Bord geblieben, dazu greift man auf „Gravy“ verstärkt auf namhafte, ergänzende Gastmusiker zurück (u. a. die E-Gitarren-Wizards David Grissom und John Carroll auf „Haylee“ und „Barstool“, sowie Red Dirt-Legende Cory Morrow als Gastsänger, ebenfalls auf „Barstool“).

Auch bei der Produktion standen Kevin Szymanski diesmal noch Clayton Corn und Jeff Moore assistierend zur Seite, und die sorgen mit filigraner Keybpard- bzw. E-Gitarrenarbeit für spürbare musikalische Zusatzqualität. Ein weiterer Gewinn ist die im Hintergrund überaus engagiert singende Karel Ann Moore, die mit den typischen „Uuhs“ und „Aahs“ bei den meisten Songs das Southern Rock-Feeling noch zusätzlich verstärkt. Für „Gravy“ hat sich die Band entschlossen, insgesamt sechs Tracks Debütwerk von Ellis County neu einzuspielen (und das wirklich in fantastischen, stark verbesserten, satten Versionen mit wuchtigen Neuarrangements) und on top vier brandneue Stücke zu servieren.

Für die prächtigen Neuversionen ein hervorragendes Beispiel ist direkt der furiose Opener „Patsy Cline“. Als Intro wurden ein paar hawaiianisch anmutende Steeltöne vorgelagert, aber schon nach ein paar Sekunden krachen einem fetzige E-Gitarren und donnernde Dunns, sowie erstklassiger Gesang in deutlich rauerer Gangart entgegen. Es entwickelt sich ein lupenreiner, schwerer Southern Rocker, der die Herzen der Genre-Freunde hoch schlagen lässt. Das rockt! Als Ausklang gibt es dann noch einen kurzen Auszug von Patsy’s Megahit „Walking After Midnight“. Klasse gemacht! Auch „Rain“ hat in der neuen Fassung viel mehr „Bums“.

Baumers quirlige Fiddle sorgt für ein gewisses Gypsy-Flair. Schön hier zudem die fetten Orgel-/Piano-Fills, die im Zusammenspiel mit den E-Gitarren und der Melodik ein gewisses „Can’t You See“-Feeling (The Marshall Tucker Band) aufkommen lassen. „Love And Hate“ ist der erste neue Track, eine Mischung aus Red Dirt- und Southern Rock mit klasse E-Gitarren, raunender Orgel und Ann Moores starken Backvocals. Ein Stück im Stile von JB & The Moonshine Band oder den Cross Canadian Ragweed. Auch das folgende „Haylee“ ist neu. Ausgestattet mit einer wunderbaren Melodie, einem Refrain mit hohem Wiedererkennungswert, natürlich geleitet von Grissoms unverkennbarer Gitarrenarbeit, sowie von Clayton Corns am Keyboard simulierten Tönen, irgendwo zwischen Mundharmonika und Akkordeon liegend. Der Song hat, was die Texas Music Charts angeht, gewaltiges Hitpotential.

„Red White And Blue“ stampft schwer wie eine Dampfwalze und zwingt das nicht identische Stück von Lynyrd Skynyrd mit gleichem Titel deutlich in die Knie. Hier lommen einem zudem Bands wie Flynnville Train oder Blackberry Smoke in Erinnerung. Beste Partystimmung bei künftigen Konzerten der Brad Dunn Band dürfte der Countryfeger „That Song About Beer“ erzeugen. Flottes Gitarrenpicking, Honky Tonk-Piano im besten Billy Powell-Gedächtnis-Stil, gröhlende Crowd-Gesänge – die üblichen Zutaten für eine trinkfreudige Gute-Laune-Nummer. „Piece Of Me“ bietet klassischen Red Dirt Countryrock der Marke Reckless Kelly (schöne Bariton-E-Gitarre, Fiddle).

Auch „Feed The Chickens“ (klasse hier Brad Dunns rauer Erzählgesang) erfährt mit einem swampigen Dobro (gespielt von Jim ‚Haystack‘ Novak) und Moores herrlichen „Backs“ eine deutliche Aufwertung im Vergleich zum Original. Das letzte neue Stück, „Southern Pride“ spricht schon mit dem Titel für sich. Southern Rock-Fans werden diesen bluesig groovenden Song lieben. Der traditionelle Countryheuler „Barstool“ als Rausschmeißer ist bei der Brad Dunnn Band ein Muss, da geschrieben von Brads Großmutter Charlotte Morrison (die im Innencover mit Cowboyhut posierend abgebildet ist – übrigens ein geschmackvolles, aber sehr sparsames Artdesign von den Dodd-Sisters, die das tolle Album von Reckless KellyGood Luck & True Love“ vor geraumer Zeit gestaltet hatten).

Die neue Version erhält, wie bereits oben erwähnt, durch Cory Morrow als Dunns Duettpartner seinen neuen Reiz. Als „Countryband mit einem ‚Rock-Problem'“ hatte Brad Dunn sich und seine Mannen einmal charakterisiert. Dieses „Rockproblem“ wird sich dann mit „Gravy“ wohl nochmals vergrößert haben. Vor allem Southern Rock-Anhänger sollten die Brad Dunn Band auf jeden Fall mal antesten. Sie werden mit einer authentischen und mit allen geliebten Zutaten angereicherten Scheibe belohnt. Dank der gerade verabschiedeten Kooperation mit dem in der Red Dirt-Szene arrivierten Smith Entertainment-Label dürfte der große Durchbruch nur noch eine Frage der Zeit sein. Saustark diese Jungs aus Austin!

Smith Entertainment (2013)
Stil: Red Dirt

01. Patsy Cline
02. Rain
03. Love And Hate
04. Haylee
05. Red White And Blue
06. That Song About Beer
07. Piece Of Me
08. Feed The Chickens
09. Southern Pride
10. Barstool

Brad Dunn Band
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