Greg Nagy – The Real You – CD-Review

Review: Jörg Schneider

Greg Nagy ist ein vielseitiger Musiker, dessen Songwriting, Gesang und Gitarrenspiel zu einem erfrischend ehrlichen Sound zusammenfinden, wobei er Elemente aus Soul, R&B, Rock und Gospel miteinander mischt. So auch auf seiner Debütveröffentlichung „Walk That Fine Thin Line“, dem Nachfolgealbum „Fell Toward None“ und seinem dritten Werk „Stranded“. Bemerkenswert ist, dass Nagy seine Messlatte von Album zu Album immer etwas höher gehängt hat und diese nun in seinem neuesten Oevre „The Real You“ bereits verdammt hoch hängt. Es ist ein 11 Stücke umfassendes, sehr abwechslungsreiches Album, das man so schnell nicht leid wird. Vielen Songs gemein ist, dass sie mit präzisen und teils nostalgisch wirkenden Bläsersätzen aufwarten, gleichwohl aber auch Gitarrenlicks im Chicaostyle-Blues einbinden.

Nagy eröffnet sein Werk mit einem gefälligen, souligen Popsong namens „The Real You“, in dem bereits hier leicht nostalgische Bläsersätze ein tragendes Gerüst bilden. Mit dem Folgestück „Mississippi Blues“ setzt er sodann einen starken Kontrapunkt in Form eines gefühlvollen Deltablues mit Akustikgitarre und Mundharmonika. Ruhig fließt auch der Song „Crazy“ dahin, ein verträumter, balladesker Slowblues mit 70ger Jahre-Charme. Kangvolle Keyboardteppiche wabern durch den Chicagoblues „Never Mine“. Mit „Come To Poppa“ folgt ein recht heavy-rockiger Blues, dessen Stil von kräftigem Gebläse mit jaulender Gitarrenuntermalung geprägt ist. Dann wieder ruhige Töne: der Beatles-Klassiker „Something“ in neuem Gewand, hier als Duett mit der Sängerin Thornetta Davis.

„Cornell Ala King“, ein flotter, eingängiger Instrumental-Shuffle, weckt anschließend den dahingeschmolzener Zuhörer wieder auf, um ihn dann in den balladesken Midtempoblues „Baby, What Took Your Love Away From Me“ zu entlassen. Das für mich interessanteste Stück auf der Scheibe ist aber der Titel „Where Do We“, das mit analogem Vinylgeknister beginnt und zu dem sich der verkratzte Sound einer Akustikgitarre gesellt. All das geht schließlich in einen schönen Southernblues mit viel Charme über. Das Album endet hernach mit zwei Slowbluesnummern. In „All I Need (Is You)“ bespielt Nagy seine Akustikgitarre im Fingerpickingstyle und mit „The Joke“ klingt die CD, getragen von Pianoklängen und dezenter Percussionuntermalung, aus.

Greg Nagy dürfte hierzulande wohl noch nicht so bekannt sein, aber mit „The Real You“ wird sich das sicherlich schnell ändern. Der Longplayer ist stilistisch und musikalisch sehr abwechslungsreich und macht beim Hören so richtig Spaß, ohne auf die Dauer langweilig zu werden. Greg Nagy dürfte hierzulande noch ein Geheimtipp sein, nichtsdestotrotz gibt es von mir für seinen Silberling eine dringende Kaufempfehlung.

Eigenproduktion (2024)
Stil: (Soul) Blues

Tracks:
01. The Real You
02. Mississippi Blues
03. Crazy
04. Never Mine
05. Come To Poppa
06. Something
07. Cornell Ala King
08. Baby, What Took Your Love Away From Me
09. Where Do We
10. All I Need (Is You)
11. The Joke

Greg Nagy
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Zane Williams – Texas Like That – CD-Review

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Der beliebte Singer/Songwriter aus Abilene, Texas mit seinem 5. Album. Und wieder ist es ein brillantes Werk allerfeinster, genauso klassisch fundamentierter wie moderner, texanischer Country– und New Country-Musik, zum Teil mit einem Hauch von Americana und Red Dirt, auf allerhöchstem Niveau geworden. “Texas Like That“ lautet der Titel seines neuen Albums, das wieder, wie schon der Vorgänger, in enger Zusammenarbeit mit Tom Faulkner entstanden ist, der hier als Produzent und stark involvierter Musiker seinen Stempel mit aufsetzt. Zane Williams – Texas Like That – CD-Review weiterlesen

Randy Rogers & Wade Bowen – Hold My Beer Vol. 1 – CD-Review

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Ist das herrlich! Liebe Leute, kann Countrymusic schön sein. Die beiden eng befreundeten, texanischen Red Dirt-Ikonen Randy Rogers (Randy Rogers Band) und Wade Bowen haben sich zusammen getan, um ein gemeinsames Album einzuspielen – ein Album reinster, edler Countrymusic. Unter der Produktion von Lloyd Maines (auch mit vielen Instrumenten wie Pedal Steel, Dobro, Akustik-Gitarre und Mandoline involviert) spendieren die beiden uns mit “Hold My Beer – Vol. 1“ ein durch und durch traditionelles Werk in einem prächtigen, klaren Sound aus wunderbar transparenten Gitarren (E-Gitarren, Baritone Gitarren, herrliche Telecaster-Soli, akustische Gitarren), brillanter Pedal Steel und surrenden Fiddles, der sich jedoch gleichzeitig, trotz traumhafter Melodien, immer eine feine Portion „Grit“ bewahrt.

Diese Musik ist rein, ehrlich und authentisch bis in ihren tiefsten Kern und man merkt allen beteiligten hochkarätigen Akteuren (u. a. Jay Saldana, Caleb Jones, Will Knaak, Todd Laningham, Riley Osborne, Micah Vasquez sowie Brady Black und Geoffrey Hill von der Randy Rogers Band) den Spaß deutlich hörbar an, den sie bei dem Projekt hatten. Maines kitzelte aus ihnen förmlich Höchstleistungen heraus, es macht wirklich Laune, den vielen Feinheiten beizuwohnen.

Das Werk startet mit “In The Next Life“, einem Lied über ihre lang währende Freundschaft, vorgetragen im Wechselgesang der beiden (wie fast alle Stücke) und gespickt mit klasse Telecaster-/Fiddle-Fills und Solokombination. Das erste Coverstück (aus der Feder von Joe Ely) “I Had My Hopes Up High“ groovt mit herrlich selbstironischem Text locker in Saloon-Manier vor sich hin. HT-Piano, Twin Gitarren, Steel, Fiddle – Herz was willst du mehr? – einfach nur klasse!

Mit “‘Til It Does“ folgt eine wunderschöne Countryballade, die Wade mal live in einer Kurzfassung vorgestellt hatte und dann auf Randys Drängen für das Projekt zu Ende geschrieben wurde. Ähnlich schön auch das später platzierte “El Dorado“. Weiter geht’s mit dem Line Dance-tauglichen Schunkler “Good Luck With That“ (pumpender Bass, Dobro, Steel), dem starken Merle Haggard-Klassiker “It’s Been A Great Afternoon“ (tolle Dobro-/Fiddle-/ Telecaster-Solo-Kombination) und dem textlich wieder hochamüsanten “Standards‘‘ (es geht um einen Musikmanager, der Randy mal einen potentiellen Hit anbieten wollte, der aber dankend ablehnte, weil er sich für diesen Song nicht ‘verbiegen‘ lassen wollte).

“Hangin‘ Out in Bars“ beschreibt wieder mit viel Augenzwinkern, was Männer am liebsten tun, um ihre Verflossene zu vergessen. Ein typischer Country-Drinkin‘-Song. “Lady Bug“ bewegt sich auf einem toll vom Maines ausgebreiteten Banjo-Fundament, das mit Fiddle, feiner Mandoline und Dobro um weitere Country-Komponenten ergänzt wird. Den Abschluss macht ein weiteres Cover “Reasons To Quit“ aus der Feder von Merle Haggard und Willie Nelson. Eigentlich hatten Wade und Randy vor, ein eigenes Stück zu dem Thema (Ausstieg aus dem Künstlerleben) zu verfassen, entschieden aber, dass man die Thematik nicht besser und humorvoller auf den Punkt bringen kann, als es die Countryveteranen seiner Zeit getan hatten. Dafür ist die Umsetzung mit großartiger Akustikgitarre, Dobro und Fiddle umso besser gelungen. Toll!

Sehr schön auch die Gestaltung des Klapp-DigiPaks von Betsy Baird. Im Innern ist auf der rechten Seite ein alter Gemälderahmen ausgestanzt. Die Infos/Songtexte zum Werk wurden jeweils auf die Rückseite von vier einzelnen Polaroid-artigen Schwarz-/Weiß-Bildern (mit Randy und Wade) gedruckt. Diese kann man dann je nach Gusto wechselweise in den Bilderrahmen passgenau einschieben. Eine nette Zusatzgeschichte.

“Hold My Beer – Vol. 1“ von Randy Rogers und Wade Bowen ist geradezu ein Musterbeispiel dafür, wie gehaltvolle, natürliche, genauso honky-tonkige, wie Outlaw-behaftete, lupenreine „real Countrymusic“ der Gegenwart klingen sollte. Nashville, bitte mal genau hinhören! Das ist die höchste Country-Qualität! Klasse vor allem, dass vermutlich, wie es das ‘Vol. 1‘, ja förmlich suggeriert, ein Nachschlag irgendwann wohl schon in ihren Planungen mitberücksichtigt ist. Bitte mehr davon, die Herren! Großartig!

Stil: Country
Eigenproduktion (2015)

01. In The Next Life
02. I Had My Hopes Up High
03. ‚Til It Does
04. Good Luck With That
05. It’s Been A Great Afternoon
06. Standards
07. El Dorado
08. Hangin‘ Out In Bars
09. Lady Bug
10. Reasons To Quit

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Bärchen Records