
Review: Stephan Skolarski
Seine drei vorhergehenden Alben („Snakes & Dust“, „Out In The Desert“ und „Steppenwolf„) hatte T. G. Copperfield als staubige Wüstentriologie inszeniert. Nun kehrt er mit “All In Your Head” zur härteren Blues-Rock Gangart zurück, ohne die Southern-Roots Orientierung zu vernachlässigen.
Den Aufschlag für das 10-teilige Set übernimmt der Titel “Mule” und verbreitet einen intensiven Vorgeschmack – ein Heavy-Rock-Stallgeruch, der unter die Haut geht. Sympathische Gitarren zünden ihre Riffs bei “I’m On My Way” und lassen die Handschrift ihres Songwriters aufblitzen. Nach dem ebenso starken “Have Mercy On Me” folgen ohne Mitleid, schweißtreibend und mächtig “Living On A Knife” und “Kicked Down By Love” und übernehmen die Regie über ein bis dahin Track-by-Track groovendes Kraftpaket.
Bevor die noch massivere zweite Hälfte der Scheibe einsetzt, lohnt sich ein Blick auf den Backkatalog der letzten acht Jahre: Elf Soloalben und das vorliegende Werk präsentieren in kurzen Abständen handgemachte Songs aus unterschiedlichen Stilrichtungen – auf einem Terrain, das hierzulande oft als schwierig gilt.
Copperfields beeindruckender Beitrag, sich immer wieder neu zu erfinden und mit propulsiver Kraft durchzustarten, ist rekordverdächtig. Hervorragend unterstützt wurde er auf “All In Your Head” vom Megaphon-Studios-Tonkünstler Martin Meinschäfer (u. a. Henrik Freischlader) sowie seinen Kumpanen von der Electric Band: Michael Hofmann (Drums), Claus Bäcker (Keyboards) und Don Karlos (Bass).
Hohe Ansprüche stellt Copperfield auch an seine Lyrics im Beiheft und befasst sich in den Stories u.a. mit der menschlichen Psyche, komplexen Gedankenspielen und infernaler Katastrophenstimmung. Ebenso anspruchsvoll sind die Themen, die er in leidenschaftliche, teils fast wütende Arrangements verpackt – untermalt von genau der richtigen Portion Gitarrenpower.
Charakteristisch für diese kraftstrotzende Inspiration des 45-jährigen Sängers und Gitarristen sind deutlich die letzten vier Songs der LP. Mit “Redemption Blues” – durchaus als früher CCR-Track geeignet – und “World War III” wird das Finale vorbereitet. Das Interesse daran belohnt allemal der Titeltrack des Albums – ein Southern Blues Rock mit meisterhaften E-Gitarren-Soli. Die Scheibe erfährt ihre abschließende Krönung mit einem Foot-Stomping-Finale, das sprichwörtlich abgerundet wird: “The Needle Hit The Groove” erinnert in klassischer Slow Blues-Interpretation sowie durch die Gitarren- und Piano-Spielweise an historische Fleetwood Mac feat. Otis Spann Aufnahmen – eine brillante Inszenierung mit ‚Wiederhörbedarf‘.
T. G. Copperfield hat es erneut spielend geschafft, die Vielfalt seiner musikalischen Schaffenskraft in einem Longplayer zu vereinen. “All In Your Head” ist ein großzügiges Studiowerk und einmal mehr der Versuch, uns mit seinen musikalischen Wertvorstellungen anzustecken. Längst etabliert, muss er seine Wurzeln auch im Storytelling nicht mehr beweisen – wohl wissend, dass ein rastloses Talent ebenso sein Publikum braucht. Die im März beginnende, ausgedehnte Tournee kommt mit “All In Your Head” am 5. April u. a. nach Köln und bietet dem Publikum ausgiebig Gelegenheit, ihn live zu sehen.
Timezone (2025)
Stil: Blues, Blues Rock, Southern Rock
Tracks:
01. Mule
02. I’m On My Way
03. Not Your Game
04. Have Mercy On Me
05. Living On A Knife
06. Kicked Down By Love
07. Redemption Blues
08. World War III
09. All In Your Head
10. The Needle Hit The Groove
T. G. Copperfield
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