Charley Crockett – Lil’ G. L. Presents: Jukebox Charley – CD-Review

Review: Michael Segets

Charley Crocketts Veröffentlichungen folgen Schlag auf Schlag, zuletzt im Halbjahresrhythmus. Die Schlagzahl kann er einlegen, da er sich gerne am Fundus der Country- oder Bluesgeschichte bedient und ältere Titel covert. Unter seinem alter ego Lil‘ G. L. greift er auf „Lil’ G. L. Presents: Jukebox Charley” erneut in die Schatzkiste des Countrys aus vergangenen Tagen.

Ähnlich wie Lucinda Williams, die sich in ihrem Coverprojekt Beiträgen des Genres aus den 1960ern zuwandte, gewinnt auch Crockett den Songs einen eigenen Sound vor allem durch seinen Gesang ab. Da seine Arrangements semi-akustisch gehalten sind, wirken sie jedoch in einem stärkeren Maße traditionsverbunden. Mit seinem New Traditional Country schwimmt Crockett zurzeit auf einer Erfolgswelle. Er verzeichnet mittlerweile 155 Millionen Streams – die Hälfte davon im vergangenen Jahr. Sein letztes Album „Music City USA“ hielt sich sechs Wochen auf Platz 1 der Americana-Radio-Charts. Crockett hat also wenig Grund, etwas grundlegend zu ändern.

Bei der Auswahl der Stücke meint Crockett allerdings, ein Risiko eingegangen zu sein, da er auf keine geläufigen Titel setzt. Mit Ausnahme von Willie Nelson („Home Motel“) ist mir die Riege der Songwriter unbekannt. Dies sagt natürlich wenig über die grundsätzliche Qualität der Musik, aber insgesamt bleiben die einzelnen Tracks und Interpretationen tastsächlich kaum im Ohr.

Wie gewohnt setzt Crockett auf Twang und Steel Pedal („Lonely In Person“, „Jukebox Charley“, „Out Of Control“). Etwas Varianz bringt er durch Pfeifen („Where Have All The Honest People Gone”) und Doo Wop im Background („Heartbreak Affair”) ein. Ein paar Balladen („Same Old Situation”) stehen neben den Midtempo-Stücken in herkömmlicher Country-Manier („Battle With The Bottle”, „ Between My House And Town”). Insgesamt stellt „Jukebox Charley” ein unaufgeregtes und unaufregendes Album dar, das sich an Traditionalisten richtet.

Aber Crockett kennt seine Zielgruppe und beweist mit der Auswahl seiner ersten Single einmal mehr ein sicheres Händchen. „I Feel For You” ist der beste Track des Longplayers und spricht mit einem eingängigen Refrain sowie einer souligen Performance nicht allein die Country-Enthusiasten an. Weitere Highlights des Albums sind der lockere Opener „Make Way For A Better Man” sowie das Traditional „Diamond Joe”. Kurz vor Schluss folgt dann noch „Six Foot Under”, das unter den Songs hervorsticht.

Charley Crockett ist ein Arbeitstier. Nicht nur die schnelle Folge seiner Veröffentlichungen, sondern auch sein unermüdliches Touren zeigen dies. Bis Mitte Mai sind 35 Auftritte in den USA angekündigt, dabei supportet er zweimal Willie Nelson. Wann er wieder nach Europa kommt, bleibt noch offen.

Mit „Lil’ G. L. Presents: Jukebox Charley” setzt Charley Crockett seine Reihe von Coveralben fort. Er nimmt sich eher unbekannten Songs aus der Frühzeit des Country an und arrangiert diese gewohnt stilvoll. Neben ein paar Highlights erscheinen die Titel und Interpretationen im Vergleich zu früheren Longplayern etwas schwächer. Crockett revolutioniert das Genre nicht, hält es aber in Erinnerung. Bislang ist das Konzept aufgegangen und so bleibt zu vermuten, dass auch dieses Album seine Hörer findet.

Son Of Davy – Thirty Tigers/Membran (2022)
Stil: Country

Tracks:
01. Make Way For A Better Man
02. I Feel For You
03. Lonely In Person
04. Diamond Joe
05. Where Have All The Honest People Gone
06. Home Motel
07. Jukebox Charley
08. I Hope It Rains At My Funeral
09. Heartbreak Affair
10. Battle With The Bottle
11. Out Of Control
12. Six Foot Under
13. Same Old Situation
14. Between My House And Town

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