Carl Verheyen – 06.10.2021, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Carl Verheyen trat mit einer exquisiten Band im Musiktheater Piano auf. Enttäuschend war an diesem Abend der Besuch, gerade einmal knapp 50 Musikfreunde hatten sich eingefunden. Wenn man bedenkt, dass mit Verheyen, langjähriger Gitarrist von Supertramp, Chad Wackerman, der in den 80er Jahren Drummer in der Frank Zappa Band war, und Alphonso Johnson, der unter anderem bei Weather Report von 1985–1992 für die tiefen Töne sorgte, in seiner Band hatte, ist dies umso schwerer zu verstehen. Diejenigen, die den Weg ins Piano gefunden hatten, brauchten ihr Kommen auf jedem Fall nicht zu bereuen.

Ab 19:45 Uhr verkürzte der aus der Nähe von Washington, DC, stammende, aber schon seit Jahren im Allgäu lebende Jeff Aug mit seinem etwa 30-minütigen Auftritt die Wartezeit, indem er seine Künste nur instrumental an der Akustikgitarre bewies und mit seinen Songs die Besucher zuweilen in Traumwelten abgleiten ließ. Sein Statement und der Dank an die Anwesenden, aber auch die Veranstalter von 3Dog Entertainment und das Musiktheater Piano sprach für sich, dass ohne die Genannten keine Clubkultur möglich ist.

Nach einer kurzen Umbaupause betrat dann Carl Verheyen mit seiner Band unter großem Applaus die Bühne. Es folgte ein Auftritt, in welchem Verheyen neben Songs wie „Sundial“, „Clawhammer Man“, und „Kaningie“ (mit feinem Drumsolo von Wackerman vom aktuellen Album „Sundial“) zum Großteil eigene Stücke präsentierte und dabei bis ins Jahr 1988 zurückgriff und beim „Highland Shuffle“ einem verträumten Instrumental vom Album „No Borders“ seine Virtuosität unter Beweis stellte und mit zwei furiosen Soli die Besucher wieder aus ihren Träumen riss.

Mit dem bluesigen „Dragonfly“ stellte er einen Song fürs kommende Album auf den Prüfstand, welcher der Resonanz entsprechend, den Test wohl bestanden hat. Zum Ende des Konzertes streute Verheyen auch noch drei stark vorgetragene Coverversionen ein. Zunächst Dylans „My Backpages“ und in den beiden Zugaben den B.B. King-Song „After a While You’ll Be Sorry“, den er alleine vortrug, bevor seine Mitstreiter zum abschließenden „Angel“ von Jimmy Hendrix (dessen riesiges Portrait auf der linken Bühnenseite vermutlich mit Genuss zuschaute), wieder dazu stießen, um dem Konzert einen würdigen Abschluss gaben.

Als Fazit kann gesagt werden, dass ein trotz der geringen Resonanz ein gut gelaunter Carl Verheyen den Besuchern einen schönen und eindrucksvollen Konzertabend geboten hat und er danach den Fans noch zum Smalltalk vor der Bühne bereitstand. Sein filigranes aber auch rasantes Spiel an der Gitarre hatte dabei natürlich eine klasse Rhythmusgrundlage, wo Chad Wackerman zeigte, warum Zappa ihn in seine Band geholt hatte und Alphonso Johnson bewies, weshalb neben den beiden anfangs genannten Bands, auch ein Musiker wie David Gilmour ihn in seine Tourband aufnahm.

Wackerman setzte trotz der spielerischen Dynamik die Drums so akzentuiert ein, dass die Songs nicht zerschossen wurden und Johnson brachte einige jazzige und auch funkige Noten in die Stücke. Etwas skurril war, dass beide eine Maske trugen, was nach der derzeitigen Verordnung nicht mehr notwendig ist.

Zum Abschluss noch ein Gedanke zu der eher traurigen Besucherzahl an diesem Abend, im Angesicht der Qualität der Musiker. Über Monate wurde demonstriert, wurde gefordert, dass die Politik etwas für die Kultur machen muss. Jetzt sind seit einigen Wochen die Regelungen so, dass wieder in Clubs Konzerte stattfinden dürfen. Eigentlich wäre eher zu erwarten gewesen, dass die nach Kultur lechzenden Musikfans die Veranstalter unterstützen und gerade die kleineren Clubs besuchen, die ein erhebliches finanzielles Risiko eingehen, solche hochwertigen Bands zu buchen.

Wenn jetzt Veranstalter oder Clubs finanzielle Einbußen machen, liegt dies mit Sicherheit nicht an der Politik, sondern daran, dass, aus welchem Grund auch immer, Konzerte nicht entsprechend besucht werden. Jetzt liegt es an den Musikfans, dafür zu sorgen, dass die lokalen Clubs weiter bestehen können und das geht nur mit der Unterstützung der Fans. Deshalb die Bitte auf die Veranstaltungshinweise der Clubs zu schauen und diese dann auch entsprechend zu frequentieren. Schon am nächsten Wochenende geht es im Piano mit Yasi Hofer und Ezio weiter, wo ein Besuch in jedem Fall lohnend ist.

Line-up:
Carl Verheyen – vocals, guitar
Alphonso Johnson – bass
Chad Wackerman – drums

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

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Musiktheater Piano
3Dog Entertainment

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