Review: Jörg Schneider
Bereits 1999 organisierte Eric Clapton den Vorläufer des jetzigen Festivals zur finanziellen Unterstützung des Crossroads Center, einer Therapieeinrichtung in Antigua für Drogen- und Alkoholabhängige. 2004 wurde daraus das inzwischen mit Kultstatus behaftete „Crossroads Guitar Festival“. Seitdem hat es unter Führung von Clapton regelmäßig, mit Ausnahme von 2016, alle drei Jahre stattgefunden, zuletzt in 2013.
Nun ist das Festival im Herbst letzten Jahres zum fünften Mal zurückgekehrt und natürlich wieder mit von Clapton handverlesenen Gitarristen und Musikern der Spitzenklasse. Wer von ihm ausgewählt wird und auf dem Festival auftreten darf, kann sich sicherlich mit Recht zur Creme de la Creme der Blues- und Rockmusik zählen.
Mit dabei sind, wie in allen Jahren zuvor auch, die Blues- und Rock-Urgesteine Buddy Guy, und Jeff Beck, sowie Doyle Bramhall ll, Jimmie Vaughan, John Mayer, Robert Cray, Robert Randolph, Sonny Landreth und Vince Gill. Stattgefunden hat das Event am 20. und 21. September letzten Jahres in Dallas mit vielen weiteren Größen der Blues und Rock Szene (Andy Fairweather Low, Peter Frampton, Sheryl Crow, Los Lobos, Bonnie Raitt, Keb‘ Mo‘).
Eine besondere Erwähnung verdienen Doyle Bramhall II, Susan Tedeschis und Derek Trucks Version von „I Wanna Be Your Dog“, dem Punk-Klassiker von Iggy Pop und den Stooges sowie die Clapton Songs „Lay Down Sally“, „Wonderful Tonight“ und „Layla“. Die beiden erstgenannten Songs performt der Meister mit Andy Fairweather Low und „Layla“ mit Doyle Bramhall ll und John Mayer.
Im Laufe des Konzertes erweist Clapton dann auch noch zusammen mit Peter Frampton seine Reminiszenz an George Harrison, und dies, wie könnte es anders sein, mit „While My Guitar Gently Weeps“. Zusätzlich gibt‘s gegen Ende des Festivals noch den Cream-Klassiker „Badge“, der allerdings in Claptons moderner Version nicht so überzeugend klingt.
Vor allem müssen aber die im Line-up auftauchenden talentierten bzw. jüngeren und zumindest hierzulande wahrscheinlich mehr oder weniger unbekannteren Künstler hervorgehoben werden. Sie haben das Festival enorm bereichert.
Citizen Cope ist bereit seit 1995 in Sachen Blues, Soul und Folk unterwegs. Nach seinen Auftritten in 2010 und 2017 war er auch letztes Jahr wieder mit einem Song dabei. Zusammen mit Gary Clark Jr. jammt er den Song „Sons Gonna Rise“, ein hörenswerter, melodiöser Blues mit schönem Gesangsolo im Mittelteil.
Ganz anders Gustavo Santaolalla. Er stammt aus Argentinien und gilt als Mitbegründer des Latin-Rock. Mit „Lait De Ushuaia A La Quiaca“ liefert er ein relaxtes Latin-Instrumental auf der Gitarre ab, begleitet von einer Violine.
Auch „Lift Off“, gespielt von dem erst 25-jährigen Briten Tom Misch, ist ein hervorragendes Instrumentalstück, in dem er vorwiegend auf dem unteren Teil des Gitarrenhalses die Saiten zupft.
Pedro Martins und Daniel Santiago hingegen sind brasilianische Jazzgitarristen. Mit „Retrato“, einer ruhigen, südamerikanischen Gitarrennummer mit leichten Flamenco-Einflüssen, schmeicheln sich die beiden, hervorragend aufeinander eingespielt, in unsere Gehörgänge. In „B-Side“ wird Kurt Rosenwinkel, ein US-Jazzgitarrist der in Berlin lebt und bereits 2013 mit von der Partie war, dann auch noch einmal von Pedro Martins unterstützt. In dem Song stehen ebenfalls wieder weiche und melodiöse Klänge im Vordergrund.
Am meisten beeindruckt hat den Schreiber dieser Zeilen allerdings die jamaikanisch-griechische Sängerin Lianne La Havas. In ihrer Ballade „Is Your Love Big Enough“ überzeugt sie mit klarer Jazz-Stimme und einem minimalistisch-einprägsamen Gitarrenlauf.
Mit „I Say A Little Prayer“ hatten bereits Dionne Warwick in 1957 und 10 Jahre später auch Aretha Franklin Erfolg. Lianne La Havas gelingt es diese zwei in die Jahre gekommenen Stücke nur mit ihrer zarten Stimme und dezenter Gitarre zu entstauben und in einem ansprechenden modernen Gewand leicht jazzig zu präsentieren. Toll!
Eine weitere Überraschung des Festivals war sicherlich die aus South Carolina stammende Marcus King Band. Ihr Titel „How Long“ geht mächtig ab und erinnert durch flotte Bläsersätze an vergangene Soul-Zeiten. Ganz anders, und dennoch absolut hörenswert, ist „Goodbye Carolina“, ein einfühlsamer Südstaaten Blues getragen von Marcus Kings leicht heiserer Stimme.
Den krönenden Abschluss des Festival bilden schließlich nach fast vierstündigem Hör- bzw. Videogenuss die Nummern „Purple Rain“ und „High Time We Went“, die der Meister beide mit dem gesamten Ensemble intoniert und zelebriert.
Insgesamt wurden 43 Songs des zweitägigen Festivals der Nachwelt auf CD, DVD, Blue Ray und Vinyl erhalten. Über den Ladentisch gehen die Teile seit dem 20.11.2020.
Eine kleine Kostprobe des Events gibt’s auf YouTube mit der Marcus King Band – „Goodbye Carolina“, Lianne La Havas – „I Say A Little Player“ und Eric Clapton – „Badge“ zu sehen und zu hören.
RHINO / Warner Music (2020)
Stil: Rock, Blues, Soul
Tracklist:
01. Native Stepson – Sonny Landreth
02. Wonderful Tonight – Eric Clapton & Andy Fairweather Low
03. Lay Down Sally – Eric Clapton & Andy Fairweather Low
04. Million Miles – Bonnie Raitt, Ken Mo’ & Alan Darby
05. Sons Gonna Rise – Citizen Cope with Gary Clark Jr.
06. Lait De Ushuaia A La Quiaca – Gustavo Santaolalla
07. I Wanna Be Your Dog – Doyle Bramhall II with Tedeschi Trucks Band
08. Thats How Strong My Love Is – Doyle Bramhall II with Tedeschi Trucks Band
09. Going Going Gone – Eric Clapton & Tedeschi Trucks Band
10. Lift Off – Tom Misch
11. Cognac – Buddy Guy & Jonny Lang
12. Everything Is Broken – Sheryl Crow with James Bay
13. Every Day Is A Winding Road – Sheryl Crow with James Bay
14. Retrato – Daniel Santiago & Pedro Martins
15. B-Side- Kurt Rosenwinkel with Pedro Martins
16. Baby Please Come Home – Jimmie Vaughan with Bonnie Raitt
17. I Shiver – Robert Cray
18. How Long – The Marcus King Band
19. Goodbye Carolina – The Marcus King Band
20. While My Guitar Gently Weeps – Peter Frampton with Eric Clapton
21. Space For The Papa – Jeff Beck
22. Big Block – Jeff Beck
23. Caroline No – Jeff Beck
24. Cut Em Loose – Robert Randolph
25. Hold Back The River – James Bay
26. When We Were On Fire – James Bay
27. Mas Y Mas – Los Lobos
28. Am I Wrong – Keb‘ Mo’
29. Slow Dancing In A Burning Room – John Mayer
30. How Blue Can You Get – Tedeschi Trucks Band
31. Shame – Tedeschi Trucks Band
32. Ís Your Love Big Enough – Lianna La Havas
33. I Say A Little Prayer – Lianna La Havas
34. Feed The Babies – Gary Clark Jr.
35. I Got My Eyer On You Locked Loaded – Gary Clark Jr.
36. Pearl Cadillac – Gary Clark Jr.
37. Tonight The Bottle Let Me Down – Vince Gill with Albert Lee & Jerry Douglas
38. Tulsa Time – Vince Gill with Albert Lee & Jerry Douglas
39. Drifting Too Far From The Shore – Bradley Walker with Vince Gill, Albert Lee & Jerry Douglas
40. Badge – Eric Clapton
41. Layla – Eric Clapton with John Mayer & Doyle Bramhall II
42. Purple Rain – Eric Clapton & Ensemble
43. High Time We Went – Eric Clapton & Ensemble
Eric Clapton’s Crossroads Guitar Festival
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