Christopher Griffiths – Midlife Pop Crisis – EP-Review

Griff

So langsam schlägt die Corona-Geschichte auch bei mir auf’s Gemüt. Neben dem Tod der Mutter vor einigen Wochen, einigen sehr schlimmen gesundheitlichen Dingen im privaten Umfeld, läuft hauptberuflich, aufgrund der Tatsache, dass meine Firma überwiegend ihr Geld (somit auch ich) mit der Vermarktung von Messemedien verdient, außer ein bisschen Home-Office, so gut wie gar nichts. Auf diesem Gebiet ist es noch völlig ungewiss, wann da wieder Messen von Rang wieder stattfinden, im Moment wird eine nach der anderen abgesagt oder bestenfalls ins nächste Jahr verschoben.

Ich will jetzt noch nicht klagen, im Moment kann ich mich mit dem wohl erarbeiteten Kurzarbeitergeld, noch ohne nennenswerte Einschränkungen über Wasser halten. Ein Lichtblick, dass ich jetzt dadurch die Gelegenheit habe, mit unserem über 16 Jahre alten Labrador Django, noch eine viel intensivere Zeit zu verbringen. Trotzdem fehlen einem doch mittlerweile die vielen Begegnungen und Gespräche, die man sonst mit anderen Menschen hatte. Und da wären wir dann auch beim Musikbusiness.

In dieser Hinsicht geht ja bekanntlich auch bei uns, außer ein paar Alben-Reviews und Bewegen in sozialen Netzwerken, ebenfalls recht wenig. Vor allem die Konzertbesuche, die immer ein schöner Ausgleich waren, vermisst man immens.

Auch hier hofft man inständig, dass die Politik endlich das Umfeld aus Clubbesitzern, Musikern, Veranstaltern, Agenturen, Labels etc. nennenswert unterstützt und passable Lösungen für ein Fortbestehen der Szene bietet. Allerdings wird einem da Angst und Bange. Oder kann sich jemand etwa vorstellen, dass beispielsweise ein gelackter Karrierist wie unser Gesundheitsminister Jens Spahn oder ein Karnevalsjeck der Marke Armin Laschet, jemals einen unserer geliebten Rockmusikclubs von innen gesehen haben?

Und auch mein Lieblingsverein Rot-Weiss Essen wird wegen des vorzeitigen Saisonabbruchs wieder nicht aufsteigen! Gründe also genug, um schnurstracks in eine Midlife-Crisis hineinzuschliddern.

Gefreut habe ich mich neulich aber über eine E-Mail von der Agentur Kaylor Girl Promotions, zu der ich sporadisch immer mal wieder sehr netten Kontakt in Sachen der Band Sister Hazel habe. Deren Chefin Mary Ann Kaylor, bat mich doch ein paar Gedanken über den Musiker Christopher Griffiths nieder zu schreiben, der mit „Midlife Pop Crisis“ jetzt als Debüt, eine 4-Song-EP veröffentlicht. Dem möchte ich hiermit natürlich gerne nachkommen.

Griffiths lebt in Nashville und hat diese Tracks während einer Corona-bedingten Quarantäne in seinem heimischen Schlafzimmer kreiert und eingespielt. „I wanted to do something fun and danceable. But all I had was my guitar, bass, Moog, and laptop,“ so der Protagonist zu seinem Werk. Aus ganzen 35 Tracks ist dann letztendlich ein Quartett übrig geblieben.

Als Referenzen hat der Multiinstrumentalist bisher einen Juno-Award für seine Songwriting-Beteiligung auf Crystal Shawandas „Just Like You“ und das Mitwirken als Bassist auf Will HogesMy American Dream“ und auch dem in Kürze folgenden „Tiny Little Movies“ (Besprechung demnächst im SoS) vorzuweisen.

Wer jetzt hofft, die vier auserkorenen Stücke gingen in Richtung der beiden zuvor erwähnten Künstler und deren Art Musik zu machen, kann sich das ganz schnell abschminken. Griffiths hat hier eine lupenreine, überwiegend fröhlich powernde Pop-EP kreiert (Andy Frasco fällt mir spontan als Anhaltspunkt im weitesten Sinne ein), wo fiepende Synthies und Drum-Loops den Takt vorgeben. Alle Stücke sind melodisch und tanzbar, selbst das einzig langsamere Lied „Painted Smile“ ist dann für eine Art Bewegung in Trance-ähnlicher Manier geeignet.

Dass Christopher sicherlich auch ganz anders kann (und sich persönlich auf kein Genre festgelegt sieht), deutet er zwischenzeitlich immer mal an, wenn er mit der E-Gitarre dazwischen shuffelt oder wie beim Opener „Dream My Adidas“ seinem Paradeinstrument, dem Bass, mal zu stärkerer Aufmerksamkeit verhilft. Klasse hier sein verspieltes Gezupfe zum Ausklang der Nummer.

Die vier Songs kann man sich bei Bedarf auf Christopher Griffiths‘ Homepage vollständig anhören. Ob sie dann erfolgreich als Mittel gegen eine Midlife-Crisis eingesetzt werden können, oder lediglich zu Aufbesserung der Laune oder wie auch immer dienen, muss jeder für sich selbst beurteilen…

Eigenproduktion (2020)
Stil: Pop

01. Dream My Adidas
02. Incredible Lie
03. Painted Smile
04. Without A Beat

Christopher Griffiths
Christopher Griffiths bei Facebook
Kaylor Girl Promotion

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