Paul Raymond Project – High Definition – CD-Review

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Review: Gernot Mangold

Mit „High Definition“ veröffentlichte Paul Raymond mittlerweile das siebte Album seines Projektes, das er neben seiner Arbeit bei UFO betreibt. Im Inlay des Booklets beschreibt Raymond, dass es in der Rockmusik über die Jahre immer wieder Coversongs gab, die als solches, oft auch durch ein abweichendes Arrangement, sogar bekannter wurden, als das eigentliche Original.

Raymond hofft, dass es ihm gelungen ist, diese, von ihm ausgewählten, zum Teil sehr alten Lieder, in einem neuen Geist wieder aufleben zu lassen, sodass sie nicht in Vergessenheit geraten. Neben dem Hören der Tracks ist es interessant zu erfahren, welchen Bezug Raymond zu ihnen und den damaligen Interpreten hat, und wie sie ihn selbst in seinem künstlerischen Schaffen beeinflusst hatten.

Es ist ihm gelungen, die Stücke sowohl in ein bluesiges Gewand einzupacken (Raymond spielte vor seiner Zeit bei UFO ja einige Jahre bei der heute noch bestehenden englischen Blues Rock-Band Savoy Brown), als auch melodische Hard Rock-Elemente einzubringen.

Da die Songs verschiedenste Ursprünge haben, ist „High Definition“ ein sehr abwechslungsreiches Album geworden. Raymond versteht es, seine präferierten Stücke – man hätte die meisten in den Achtzigern schon als Oldies bezeichnet -wie der Titel es schon aussagt, auch dank der heutigen technischen Möglichkeiten, in einer Klarheit, eben ‚High Definition‘, ohne Längen, aber mit einigen positiven Überraschungen, zu präsentieren.

Auf jeden Track einzeln einzugehen, würde absolut den Rahmen sprengen, deshalb hier ein Querschnitt meiner persönlichen Favoriten:
Ganz stark die Version des Small Faces-Songs „Afterglow“ von 1969, in der Paul, der fast alle Instrumente einspielte und auch stimmlich brilliert. Steve Marriott, der den Song schrieb, war für den damals jungen Paul Raymond sowohl von der Frisur, wie auch musikalisch, ein großes Vorbild.

Was er aus dem Ginger Rogers & Fred Astaire Song “Let’s Face The Music And Dance“ macht, ist schon atemberaubend. Die Filmschnulze (dies ist nicht despektierlich gemeint) aus dem Jahr 1936, lässt er regelrecht hardrockend abheben. Interessant ist dabei das Intro, in dem in leicht abgewandelter Form der Anfang des Kiss-Klassikers „I Was Made For Loving You“ eingebaut wurde.

Aber Raymond widmet sich auch einem englischen Künstler, zu dessen Musik er in britischer Weise sagt, dass diese eigentlich nie seine ‚Cup of tea ‚ war. Mit „The Man Who Sold The World“ verneigt er sich dabei vor dem leider zu früh verstorbenen David Bowie. Dem Bill Withers-Klassiker „Ain’t No Sunshine“ haucht er in fast schon hymnischer Hard Rock-Manier neues Leben ein.

Es gibt eine Band, der nachgesagt wird, dass man sie schon am ersten Akkord der Songs erkennt. Mit „Cold Hearted Man“ covert er AC/DC und auch bei der Raymondschen Version ist der Bezug zu den Australiern unverkennbar. Gelungen ist hier die Unterlegung mit Keyboardklängen, was ihn etwas sanfter, aber immer noch durch aus hard rockend daherkommen lässt. Gewagt, aber gekonnt, wurde der Willie Dixon-Evergreen „Wang Dang Dong“, leicht an Bad Company erinnernd, umgesetzt.

Fazit: „High Definition“ ist ein Album, welches bei Fans alter englischer Bands, aber auch Blues-affinen Musikliebhabern gefallen wird. Dabei darf aber eine Härte wie bei UFO nicht erwartet werden. Überraschend sind neben den instrumentalen Stärken Raymonds, auch seine gesanglichen Qualitäten, mal rauchig wie Rod Stewart, aber auch sehr klar, wie beim jungen David Bowie. Ein Kompliment an Raymond dafür, zum Teil längst vergessene Nummern wieder in Erinnerung zu bringen und in einer Form aufzulegen, die fast schon als zeitlos zu bezeichnen ist.

Eigenproduktion (2019)
Stil: Rock

Tracks:
01. I Wanna Be There
02. Afterglow
03. The Price Of Love
04. Let`s Face The Music And Dance
05. The Man Who Sold The World
06. Ain’t No Sunshine
07. Heart Full Of Soul
08. Heartbreak Hotel
09. Cold Hearted Man
10. Tired Of Waiting For You
11. My Funny Valentine
12. Wang Dang Doodle
13. Every Little Bit Hurts

Paul Raymond Project
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