Joan Osborne – Trouble And Strife – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

25 Jahre nach ihrem bis heute populären Erfolgstitel „One Of Us“ – der übrigens aus der Feder von Eric Bazilian (The Hooters) stammt – hat Joan Osborne mit „Trouble And Strife“ einen selbstbewussten Longplayer eingespielt: 10 Eigenkompositionen von erstaunlicher Comeback-Qualität.

Schon der erste und kraftvolle Titel „Take It Any Way I Can’t Get It“, ein souliger, energiegeladener Aufruf, das Leben zu genießen, signalisiert, 6 Jahre nach den letzten „Originals“ ist Osborne zurück. Ein bunter Katalog aus Rock-, Pop-, Blues-, Roots-, Soul-Funk und Western-Elementen beschreibt überzeugend ihre ungezwungene Lebhaftigkeit. Sich nicht auf eine musikalische Stilrichtung festlegen zu wollen, bestimmt offenbar das Songwriting. Osborne balanciert thematisch in ihren sozialkritischen Texten, die nach ihren Worten noch nie derartig politisch intensiv agierten, wie bei einer Gratwanderung zwischen Trost und Optimismus. Auch der zweite Titel „What’s That You Say“ geht in diese Richtung: eine ansprechende Funk-Soul-Nummer schildert ausdrucksstark die dramatischen Kindheitserlebnisse einer mexikanischen Migrantin auf den Weg in die USA.

Der von Joan Osborne in ihrem Studio in Brooklyn selbst produzierte Longplayer wird stets von einer großartigen Begleitband getragen und durch Wilco-Gitarrist Nels Cline als Gast verstärkt. Joans Songwriter-Qualitäten als engagierte Liedermacherin und anerkannte Stimme ihrer Generation zeigen sich vor allem in den energischen Statements ihrer Texte verbunden mit glaubwürdiger Überzeugungskraft. Sehr ambitionierte Stücke, wie der bluesige Stomp „Hands Off“ – gegen die Ausbeutung von Menschen und des Planeten – und die rhythmische Rock-Pop Interpretation von „That Was A Lie“ – die sich in ihren zornigen Lyrics gegen die Verbreitung von Falschinformationen wendet, wirken mutig und bestimmt.

Mit ihrem 10. Album verarbeitet Osborne gleichzeitig weitreichende persönliche Inspirationen aus ihrer Tournee mit Dylan-Songs und offenbart deren Einfluss im Titel-Track „Trouble And Strife“, einer meisterlichen Western-Style-Ballade, mit sarkastischem Text, aber eigener Sound-Dynamik. Bei den sehr unterschiedlichen Stücken der neuen Scheibe darf ebenso wenig ein groovender Boogie fehlen – hier „Meat & Potatoes“ – der an Osbornes Zeiten als Mitbegründerin der Blues-Rock-Band Trigger Hippy erinnert.

Dass die mitreißende Kreativität Osbornes auch immer wieder ehrgeizige Ideen hervorbringt, zeigt die erste Single „Boy Dontcha Know“, ein schöner Retro-Song über feministische Herausforderungen. Für das warmherzige Klangvergnügen des Wurlitzer-Sounds ist „Never Get Tired (Of Loving You)“ dabei ebenso treffend geschaffen, wie die herrlich swingende Ballade „Whole Wide World“, die eine beinahe magisch-hoffnungsvolle Zuversicht spielerisch verkörpert.

Einschließlich des surrealistisch-collagenartigen Plattencovers mit einer schmunzelnden Joan Osborne als „Pilotin“ am Mikrofon, ist „Trouble And Strife“ ein Album, das ein dickes Ausrufezeichen verdient. Respekt vor dieser musikalischen Botschafterin, die eine exzellente Mischung ihrer Allround-Fähigkeiten nicht nur unterhaltsam aufbereitet, sondern als Songschreiberin in unstabilen Zeiten Zivilcourage selbstsicher demonstriert.

Womanly Hips Records (2020)
Stil: Rock, Country, Folk

Tracklist:
01. Take It Any Way I Can Get It
02. What’s That You Say
03. Hands Off
04. Never Get Tired (Of Loving You)
05. Trouble And Strife
06. Whole Wide World
07. Meat & Potatoes
08. Boy Dontcha Know
09. That Was A Lie
10. Panama

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