Tammy Cochran – Life Happened – CD-Review

Für eine junge Künstlerin, die erst gerade ihr zweites Album veröffentlicht, ist Tammy Cochran ein erstaunlich reifes Werk gelungen. Wirft man einen Blick in ihre Biographie, liegen die Gründe dafür auch relativ schnell auf der Hand.

Verlust ihrer beiden Brüder krankheitsbedingt während ihrer Kindheit, eine überstürzte Heirat mit prompt folgender Scheidung, führten zu einer umso sorgfältigeren Vorbereitung auf das Musikbiz in Nashville. Der Lohn. Ein erfolgreiches Debüt und ein nahezu perfekter Nachfolger.

Das Fundament bildet, wie so oft, die Elite der New-Country-Studiomusiker. Dazu attestiere ich eine intelligente Auswahl an Fremdkompositionen; aber gerade das eigene Songwriting wertet diese Scheibe ungemein auf. Starke Texte, bei denen Leuten wie du und ich, die harten Realitäten des Lebens schonungslos vor Augen geführt werden, aber auch immer wieder das Licht am Ende des Tunnels gezeigt wird, hinterlassen eine enorme Wirkung.

Besonders klasse. „Dead Of The Night“, das mich von der Dramatik her an Garth Brooks‚ „The Thunder Rolls“ erinnert. Ein kleines Mädchen beendet die fortwährenden und gewalttätigen Auseinandersetzungen der Eltern, in dem es den angetrunkenen Vater mit einer 45er niederstreckt.

Oder mein Lieblingstitel des Albums. Das knackige „All In How You Look At Things“, das die Message transportiert, dass man, egal wie die Dinge auch sind, das Positive für sich daraus mitnehmen sollte.

Auch der Titelsong, „Life Happened“, über die vergebenen Möglichkeiten im Leben, dürfte vielen aus der Seele sprechen. Irgendwo eine sympathische CD von einer angenehm wirkenden Person, die auch sozial und politisch engagiert ist.

Sony Music Entertainment/Epic (2002)
Stil:  New Country

01. Love Won’t Let Me
02. Wanted
03. Go Slow
04. What Kind Of Woman Would I Be
05. White Lies And Picked Fences
06. I’m Getting There
07. Life Happened
08. I Used To Be That Woman
09. Dead Of The Night
10. All In How You Look At Things
11. If You Can

Tammy Cochran
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Bärchen Records

Tammy Cochran – Where I Am – CD-Review

Neues Album der sympathischen, ausdrucksstarken Sängerin aus Nashville! Tammy Cochrans Leben war bis jetzt immer wieder von „Ups and Downs“ geprägt. So musste Sie beispielsweise den Verlust ihrer beiden Brüder durch eine unheilbare Krankheit, wie auch eine gescheiterte Ehe verkraften.

Ihre musikalische Karriere startete vor einigen Jahren mit der Single „Angels In Waiting“ (die den Tod ihrer Brüder behandelt) von ihrem Debütwerk wie ein Paukenschlag, doch nach dem unverständlicherweise mäßigen kommerziellen Erfolg ihres nachfolgenden Albums „Life Happened„, wurde ihr damaliger Major Label-Vertrag schnell wieder aufgekündigt. Mittlerweile ist die auch sozial stark engagierte, attraktive Blondine bei einem kleinem Independent-Label gelandet und präsentiert uns jetzt mit „Where I Am“ quasi eine Bestandsaufnahme ihrer aktuellen Schaffensphase.

Musikalisch gesehen ist ihre neue CD nicht so weit weg vom Vorgänger, das heißt feiner, von viel Gefühl geprägter, emotionaler New Country-/Country-Pop! Tammy, das ist ein Novum und unterstreicht auch diesbezüglich ihr Talent, ist diesmal kompositorisch komplett in alle Songs involviert (mit diversen Co-Writern wie Patricia Gray, Tommy Polk, Verlon Thompson und Steve Bogard) und reflektiert naturgemäß viel Persönliches in ihren, wie immer intelligent strukturierten Texten.

„This Is the album I always wanted to do, where I could share things about myself that I never get to when I’m onstage entertaining. I have always gotten a huge positive reaction during my shows to songs that I have written myself, and the tunes here are an extension of that. I put a lot of personal feelings and real life experiences into these songs“, so die kurze Analyse der Künstlerin selbst.

Die Stücke bewegen sich fast alle im entspannten Midtempo- und Balladen-Bereich, sind wunderbar mit allen Country-typischen Zutaten (u. a. viel Steelguitar, Mandoline, Banjo und schöne, klare Piano-Untermalung) versehen, wobei die beiden Produzenten Mark Thompson und Anita Cochran (nicht mit Tammy verwandt) neben ein paar prominenten Musikern, wie Steve Turner (Drums), der brillant spielende Tony Harrell (Piano, Organ) und Mike Johnson (Steel) auch den Löwenanteil der instrumentellen Arbeit übernommen haben.

Ein wenig vom Leitfaden des Albums abdriftend sind vielleicht die etwas poppig angehauchten Nummern wie der Opener „So Long“ (erinnert stark an Chely Wright-Stücke), „And More“ (gute Slide E-Gitarren-Arbeit, schönes E-Gitarren-Solo) und das abschließende, flockige, herrlich melodische „Chemistry“ (lockere E-Gitarre a la Vince Gill, glasklare Piano-/Orgel-Begleitung, Steel-Tupfer), das fröhliche, frische „The Ride Of Your Life“ (klasse Steel-, Banjoarbeit, starkes Baritone-E-Gitarren-Spiel) und das bluesige „As Soon As I’m Over You“ im leichten Bonnie Raitt-/Wynonna-Ambiente (sehr kräftige Gesangs-Performance von Tammy).

Center des Werkes ist natürlich der autobiografische Titeltrack „Where I Am“, ein traditioneller Countrysong mit recht emotional vorgetragenem Feeling, der auch als einzigster mit Text abgedruckt ist. Tammy Cochran hat sich mit „Where I Am“ in recht persönlicher Art und Weise zurückgemeldet. Ein schön instrumentiertes Album, das vom Zuhörer immer die ihm gebührende Aufmerksamkeit abfordert und dementsprechend einen tiefen Eindruck hinterlässt. Bester Stoff für die Anhänger ausdrucksstarker Interpretinnen wie Chely Wright, Martina McBride (ihre balladeske Seite), Reba McEntire, Wynonna, LeAnn Rimes & Co.!

Shanachie Records (2007)
Stil:  New Country

01. So Long
02. And More
03. Nobodies Home
04. Gone
05. The Ride Of Your Life
06. Where I Am
07. On My Side Of The World
08. As Soon As I’m Over You
09. In Our House
10. High Wire
11. Long Way Down
12. Chemistry

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