Shovelin Stone – Summer Honey – CD-Review

Review: Michael Segets

2019 debütierten die beiden Freunde Makenzie Willox und Zak Thrall als Indie-Folk-Duo Shovelin Stone. Mittlerweile ist Shovelin Stone zum Quartett angewachsen. Russick Smith am Bass und Brett Throgmorton am Schlagzeug erweitern als Rhythmusfraktion den Sound, der durch akustische Gitarre und Banjo geprägt ist. „Summer Honey“ stellt ein mehrschichtiges Americana-Album dar, das seine Wurzeln im Bluegrass-orientierten Folk nicht verleugnet. Die Band aus Colorado hat die Tracks in West Virginia mit dem Produzenten Chance McCoy (Old Crow Medicine Show) aufgenommen, der für einen unmittelbaren und erdigen Klang gesorgt hat.

Der Titelsong „Summer Honey“, zugleich Single und Opener des Albums, besticht durch die starke Rhythmusarbeit, das feine Banjo von Thrall und den coolen Gesang von Willox. Sommerlich-luftig schließt sich „Won’t You Tell Me“ an, der im positiven Sinne unaufgeregt daherkommt. Im Gegensatz zur musikalischen Gestaltung steht der Inhalt, der sich um eine Beziehungskrise dreht.

Den Texten kann eine poetische Qualität nicht abgesprochen werden. Sie sind meist ernsthaft und wirken aufrichtig, wie es sich für Songwriter gehört. Ein atmosphärisch dichter Song ist „Ain’t No Shooting Star“, der die Reue über begangene Taten thematisiert. Inhaltlich in eine ähnliche Richtung bewegt sich „Here’s To Jesus“, bei dem sich das lyrische Ich eingesteht, dass ihm die Größe zur Verzeihung oder Vergebung von erlittenen Schandtaten fehlt. Ausgefeiltes Storytelling bietet „Wash Over You“, das auch musikalisch eine runde Nummer geworden ist.

Ein weiteres Highlight stellt „Note To Self“ dar: Ein toller Track mit kraftvollem Refrain, der Anleihen beim Irish-Folk aufweist. Willox bläst hier in die Mundharmonika, wodurch der Sound der Band nochmal eine neue Facette erhält. Mit dem Banjo-Picking drückt Thrall den meisten Songs seinen Stempel auf. Bei dem lockeren „No Good At Waiting“ wird es durch die Mandoline von Smith ergänzt. Hier scheint die Nähe zum Bluegrass ebenso durch wie bei dem leicht countryfizierten „Drunk When I Get There“. Das Stück könnte von The Dead South stammen. Eine Parallele der Bands besteht auch im Einsatz des Cellos. Multiinstrumentalist Smith untermalt mit ihm das stimmungsvolle „Love Me Too“ und gibt dem Abschlussstück „Black + White“ eine zusätzliche dramatische Note.

Da das Debüt von Shovelin Stone hierzulande wohl kaum wahrgenommen wurde, kann die Band mit ihrem Nachfolgealbum „Summer Honey“ als die bislang interessanteste Neuentdeckung des Jahres gefeiert werden. Das Quartett glänzt mit einer Reihe hervorragender Americana-Songs, bei denen das Banjo zwar stets präsent ist, der Soundvielfalt aber nicht im Wege steht. Es bleibt also zu hoffen, dass man von der jungen Band bald mehr hört – gerne auch live.

Eigenproduktion (2022)
Stil: Americana/

Tracks:
01. Summer Honey
02. Won’t You Tell Me
03. Ain’t No Shooting Star
04. Note To Self
05. Drunk When I Get There
06. WingSong
07. Love Me Too
08. Here’s to Jesus
09. Wash Over You
10. No Good At Waiting
11. Black + White

Shovelin Stone
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