The Cold Stares – 29.08.2024, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

Im zumindest ansehnlich gefüllten Musiktheater Piano eröffnen The Cold Stares die Spätsommer- und Herbstkonzerte in Lütgendortmund. Im Vergleich zum letzten Auftritt wird damit die Besucherzahl mehr als verdoppelt und auch die Band hat sich verändert. Aus dem Powerduo ist jetzt ein Powertrio geworden, was den Songs noch einmal ein größeres Volumen verleiht.

Im Gepäck haben die Amerikaner das in wenigen Tagen herauskommende tolle Album „The Southern“ (Review folgt zeitnah), das sie mit vier Songs auf der Setlist auch promoteten und den Fans vorab schon einmal auf der Tour anbieten können. Was die Drei dann zeigen, ist beachtlich. Im Vordergrund steht Chris Tapp mit seiner markanten und ausdrucksstarken Stimme, der durch den Bassisten noch mehr Möglichkeiten im Gitarrenspiel hinzugewonnen hat.

Dabei spielt er seine Soli auf den Punkt, von knallhart bis hin zu gefühlvoll, wobei die ruhigen Passagen an dem Abend eher die Ausnahme bildeten. Getrieben von der Rhythmussektion Bryce Klueh am Bass und Brian Mullins an den Drums fegt die Band eher mit knallharten Rock mit einigen Blues- und Southern-Einflüssen durchs Piano und sorgt für beste Stimmung im Laden.

Da ist es klar, dass es sich die drei Musiker nicht nehmen lassen sich, schon wenige Minuten nach der Show, am Merchandising-Stand einzufinden, um von den Fans gekaufte Alben mit ihrer Unterschrift zu veredeln und für Smalltalk und Erinnerungsfotos zur Verfügung zu stehen.

So endet ein toller Konzertabend, an dem The Cold Stares Werbung in eigener Sache gemacht haben und bei der Stimmung unter den Fans mit Sicherheit gerne wieder ins Piano zurückkehren.

Line-up:
Chris Tapp – vocals, guitar
Brian Mullins – drums
Bryce Klueh – bass, keyboards

Bericht und Bilder: Gernot Mangold

The Cold Stares
The Cold Stares bei Facebook
Musiktheater Piano

The Kentucky Headhunters – Live At The Ramblin‘ Man Fair – CD-Review

KTHH_300

Manches Gute erreicht einen erst auf Umwege oder nach langer Zeit. Wenn man an Southern- oder Blues Rock denkt, fallen einem zunächst die alten Verdächtigen wie Lynyrd Skynyrd, Molly Hatchet, Outlaws, Blackberry Smoke, Black Stone Cherry oder auch ZZ Top ein.

Die Kentucky Headhunters sind hierzulande aber eher Insidern vorbehalten. Dabei handelt es sich wahrlich nicht um Newcomer, sondern um eine Band, die, nach einigen Wechseln der Mitglieder, seit 1968, fast in ihrer Ursprungsbesetzung, nach einer temporären Auflösung im Jahr 1982, wieder aktiv ist (allerdings eher weniger in Europa). In der ersten Bandphase agierten sie unter dem Namen Itchy Brothers, um sich dann nach der Reunion in The Kentucky Headhunters umzubenennen.

In dieser zweiten Phase der Truppe entstanden bis heute immerhin 11 Studioalben und in diesem Jahr das Livealbum „Live At The Ramblin‘ Man Fair“. Neben den vier Ur-Bandmitgliedern Greg Martin, Richard Young, Fred Young wirkten Dough Phelps, und bei drei Songs Johnnie Johnson mit, der auch bei zwei Studiowerken involviert war.

Mit „Live In The Ramblin‘ Man Fair“ legen die Headhunters einen Longplayer hin, der Lieder aus nahezu allen Schaffensepochen beinhaltet. Dass sie in England auf einem Festival aufgenommen wurden, erstaunt, da die Kentucky-‚Kopfgeldjäger‘ naturgemäß vornehmlich in den Staaten unterwegs sind.

Eventuell hat ihnen die Stimmung und das Flair des Festivals so gut gefallen, dass jetzt auch Europa als attraktiver Markt angesehen wird. Schade eigentlich, da man ja schon seit 50 Jahren aktiv ist und sich eher im Endspurt der Karriere befindet.

Alter hin oder her, mit „Big Boss Man“ legen sie direkt mit Vollgas los und legen einen Southern Rock-Feger der Marke Blackfoot hin. Mit „Ragtop“ nehmen sie etwas Gas aus der Sache, der Song ist etwas schleppender, aber unverkennbar stilistisch dem Genre zuzuschreiben.

„Stumbiln´“, ein Track mit hohen Wiedererkennungswert, ist eher rockig, mit Zügen des damaligen Rock`n`Rolls. Wie der Titel „Shufflin‘ Back To Menphis“ schon erahnen lässt, legt das Quartett eine starke Bluesnummer nach, dem das „ewige Cover“ „Have You Ever Loved A Woman“ folgt. Typisch für das Quartett ist das eher raue aber dennoch gefühlvolle Performen.

Mit „Wishin` Well“ wird dann wieder Fahrt aufgenommen. Ein Southern-Song mit Countryeinschlag und fetzenden Gitarren, dem beim anschließenden „Walking With The Wolf“ noch eine Prise Boogie beigemischt wird. Starke krachende Rockmusik! Bei „My Daddy Was A Milkman“ hat Fred Young mit dem obligatorischen Drumsolo seinen großen Auftritt.

Beendet wird der Liveanteil der Scheibe mit dem Beatles-Cover „Don`t Let Me Down“, bei der die Kentucky Headhunters Headhunters ganz gemäß ihre Vorliebe, temperamentvoll abrocken.

Denn als Zugabe gibt es auf diesem Werk noch drei Studiosongs, mit der Rock`n`Roll-Legende Johnnie Johnson am Piano eingespielt wurden.

Die Kentucky Headhunters haben mit ihrer Musik mit Sicherheit nicht den Rock`n`Roll, Southern- oder Blues Rock neu geschrieben, was bei der Masse an Formationen und der daraus resultierenden Bandbreite an Musik auch wohl kaum möglich ist. Sicher ist aber, dass sie einen launigen Silberling mit viel authentischer Stimmung auf den Markt geschmissen haben, der Lust macht, diese Combo einmal live zu erleben.

Line Up:
Richard Young – Rhythm Guitar and vocals
Doug Phelps – Bass Guitar and vocals
Greg Martin – lead, slide guitar and vocals
Fred Young – drums, percussion and vocals

Alligator Records (2019)
Stil: Southern Blues Rock

Tracklist:
01. Introduction
02. Big Boss Man
03. Ragtop
04. Stumblin‘
05. Shufflin‘ Back To Memphis
06. Have You Ever Loved A Woman?
07. Wishin‘ Well
08. Walking With The Wolf
09. My Daddy Was A Milkman
10. Don’t Let Me Down
11. Rock Me Baby – with Johnnie Johnson
12. Rock ’n‘ Roller – with Johnnie Johnson
13. Hi-Heel Sneakers – with Johnnie Johnson

The Kentucky Headhunters
The Kentucky Headhunters bei Facebook