Ryan Beaver – RX – CD-Review

ryan-beaver_rx_300

Der Rolling Stone zählte vor kurzem Ryan Beaver zu den ’10 New Country Artists You Need To Know‘, ein Prädikat, was man von solch einem tragenden Magazin nicht mal ebenso nebenbei erhält. Der aus Emory, Texas, stammende, mittlerweile in Nashville ansässige Singer/Songwriter veröffentlicht mit „RX“ (ein amerikanisches Kürzel für rezeptpflichtige Medikamente) sein drittes Solo-Werk.

Der Titel gilt in diesem Fall als Synonym für den therapeutischen und heilenden Charakter, den Beaver mit der Verarbeitung, in Form seiner Songs, erzielen wollte. Ryan, bei uns zum Teil bekannt auch für seine Co-Writer Credits bei Kollegen wie u. a. Rob Baird (auf „I Swear It’s The Truth“) oder Kyle Park (auf „Make Or Break Me“), hat sich diesmal für sein neues Werk zur Kooperation mit den Nashville-Songschreibern/Musikern Jeremey Spillman und Ryan Tyndell entschieden, nachdem die beiden Vorgänger noch im Zeichen von David Grissom (Storyville, John Mellencamp, Joe Ely, Dixie Chicks) gestanden hatten.

Der Opener „Dark“ steht noch unter dem Schmerz, den es durch den Verlust des Großvaters und eines guten Freundes zu bewältigen gilt. Ein demnach sehr emotional gestrickter Song mit einem kraftvollen, sich entladenden Refrain. „Rum And Roses“ steht ein wenig für den Tag nach solch bitteren Nachrichten, E-Solo und Art des Stückes gehen in Richtung der introvertierteren Sachen eines Dan Bairds.

Auf „Fast“ geht es dann etwas fröhlicher zu, kein Wunder, hier geht es um einen sich recht schnell und erfolgreich anbahnenden One Night Stand. Das flotte und eingängige „Where This World Ends“ (Richtung Fleetwood Mac goes Country) und das melodisch melancholische „Habit“ wirken besonders durch die vokalen Harmonien zwischen Ryan und der befreundeten texanischen Sängerin Maren Morris, die beim erstgenannten Lied fast in der Manier einer Stevie Nicks singt. Der Track, mit dem vielleicht größten Hit-Potential.

Klasse gemacht Beavers Hommage an Kris Kristofferson. Zum einen mit dessen Hit „Jesus Was A Capricorn“ als Intro (akustisch performt als einminütiges Schnipsel) und Übergang in das eigentliche „Kristofferson“ (komponiert zusammen mit Jon Randall und Jessi Alexander), einem melodischen Americana-umwehten Erzählsong mit dezentem Heartland-Touch. „Vegas“ reflektiert melancholisch und nachhaltig die Erlebnisse an einem dortigen Wochenende mit einer Frau (herrlich die jammernde Steelgitarre), in der sich Beaver mit ihrer Phrase „What happens in Vegas, stays in Vegas“ nicht zufrieden geben will.

„Gravedigger“ rockt und stampft in psychedelischer Manier, es geht um typische Frauen, die Gift für Männer sind. Der Titel zeigt schön Ryans songwriterischen Fähigkeiten auf, plakative Synonyme zu kreieren. „Still Yours“ ist ein radiofreundlicher New Country-Midtemposong (wieder mit weiblichen Harmoniegesängen, während die beiden abschließenden „RX“ (klasse auch hier das, neben knarzigen E-Gitarren, viel eingesetzte Ganjo/Banjo) und das der Jugend nachtrauernde „If I Had A Horse“, erneut Beavers bestechende Qualitäten als erzählender Country-Troubadour hervorheben.

Ryan Beavers therapeutischer Ansatz mit „RX“ erweist sich nicht nur in eigener Sache als gelungen. Eine wunderbare Rezeptur aus Country Rock, New Country, Americana und Singer/Songwriter-Inhaltsstoffen. Geeignet zur Indikation für Leute mit symptomatischer Vorliebe von Interpreten wie Will Hoge, Rob Baird, Chris Stapelton oder auch Eric Church oder Dierks Bentley & Co. Als Risiko und Nebenwirkungen ist vor allem auf musikalische Suchtgefahr hinzuweisen…

St. Beaver Music (2016)
Stil: Country Rock

01. Dark
02. Rum & Roses
03. Fast
04. When This World Ends (feat. Maren Morris)
05. Jesus Was a Capricorn
06. Kristofferson
07. Habit
08. Vegas
09. Gravedigger
10. Still Yours
11. RX
12. If I Had A Horse

Ryan Beaver
Ryan Beaver bei Facebook
Bärchen Records