Rockie Lynne – Same – CD-Review

Einer der in Nashville ganz heiß gehandelten Newcomer ist Rockie Lynne, der nun, und das direkt auf einem Major-Label, sein Debüt abgeliefert hat. Lynne wuchs, streng religiös erzogen, in North Carolina auf. Erste musikalische Erfahrungen erwarb er in einem Jazz-Ensemble auf der Highschool. Danach begann er in verschiedenen Bands zu spielen. Nach dem Militärdienst folgte eine fundierte Gitarrenausbildung an einer Akademie in Los Angeles. Es folgt die Bekanntschaft mit dem Entertainer Mike Shane, der Rockie für diverse Aufnahmen mit nach Nashville begleitet.

Lynne nimmt einige Engagements in Country Touring-Bands an und verbleibt einige Jahre in Music-City. Mitte der Neunziger Jahre beginnt er sich auf seine Solo-Aktivitäten zu konzentrieren und geht aufgrund der zentralen geografischen Lage nach Minnesota, wo er sich mit ein paar in Eigenregie erstellten CDs und zahlreichen Live-Auftritten eine große Anhängerschaft aufbaut. Eines Abends wird er bei einem Gig vom Warner Brothers Marketing Mitarbeiter Bruce Larson begutachtet, der sofort eine CD an den Präsidenten von Universal Records schickte.

Die Vertragsunterzeichnung war dann nur noch Formsache. Für seinen Erstling wurden zwölf Stücke ausgewählt, die Rockie bereits zwischen 2002 und 2005 in Kooperation mit diversen Songwritern oder alleine komponiert hatte. Wie für ein Major-Label üblich, wurde ihm natürlich ein exzellentes Musikerpotential, wie u. a. Billy Panda, John Willis, JT Corenflos, Chris Leuzinger, Steve Nathan, Paul Franklin, Greg Morrow, Aubrey Haynie, zur Seite gestellt. Rein äußerlich einer Mischung aus Keith Urban und Jon Bon Jovi ähnelnd, könnte man vielleicht eine recht wilde, country-pop-rockige musikalische Gangart vermuten. Aber weit gefehlt, Rockie Lynne fühlt sich, zumindest auf seinem Debüt, in mehr traditionellen Country-Bahnen mit gemäßigtem Tempo zuhause, wobei er aber durchaus geschickt auch mal den ein oder anderen rockigeren Song einzustreuen weiß.

Mit der Single „Lipstick“, die sich durch eine klare Instrumentierung aus Akustik-, E-, und Steelgitarren (schönes E-Gitarren-Solo von JT Corenflos), ergänzt durch feine Piano- und Orgel-Tupfer, sowie Rockies kraftvolle, angenehme Baritone-Stimme auszeichnet, beginnt der Reigen dreier im Midtempo anzusiedelnder Songs. Erstmalig wird die Gangart bei „Super Country Cowboy“ etwas „rockiger“, einer knackigen, flotten Country-Rock-Nummer mit satten E-Gitarren-Riffs, Steel-Untermalung und dezentem Southern-Flair.

Im Strophenbereich entdeckt man sogar leicht angerappten, schnellen, funkigen Sprechgesang, wie man ihn auch schon mal bei Chris Cagles Paradestücken der Sorte „Country By The Grace Of God“ vorfindet. Stark, das ein wenig an Garth Brooks erinnernde „Do We Still“, das im Midtempobereich beginnt, sich aber im Verlauf des Songs bei guter Gitarrenarbeit sehr kraftvoll entwickelt. Gar ein wenig John Mellencamp-Atmosphäre vermittelt der Country-Heartland-Rock-Song „Big Time In A Small Town“. Knackige Drums, das typische Orgel-Pfeifen und wiederum tolle Gitarren (Skynyrd-mäßiges Riff) bestechen auf diesem Highlight des Werkes.

Ein weiterer Höhepunkt ist sicher auch das mit Fiddeln und Harmonika (stark hier Terry McMillan) durchzogene „Every Man’s Got A Mountain“, wobei auch die eingefügten Background-Vocals von Harry Stinson prächtig mit Rockies Gesang harmonieren. Überhaupt wird auf diesem Album meist in den Refrains mit großartigen „Backs“ vieler namhafter, meist weiblicher Akteure gearbeitet. Das sonnig relaxt dahin groovende „Holding Back The Ocean“ glänzt in toller Country-Goodtime-Manier (schöne Mandolinen-Fills), während das abschließende „Red, White And Blue“ balladeskes, patriotisch angehauchtes‚typisch amerikanisches „Country-Gefühlskino“ bietet.

Das Debüt von Rockie Lynne beeindruckt durch seine angenehme, ausgeglichene, instrumentell hochwertige Aufbereitung und gutes Songwriting, wobei hier zunächst der Fokus auf die sichere Etablierung des Künstlers in die Szenerie Nashvilles gerichtet gewesen sein dürfte. Prima, sehr solider, guter Stoff für Freunde von Billy Dean, Brian McComas, Tracy Byrd, Buddy Jewell, Tracy Lawrence, Garth Brooks & Co.!

Universal Records (2006)
Stil: New Country

01. Lipstick
02. The Only Reason
03. More
04.Super Country Cowboy
05. That’s Where Songs Come From
06. Do We Still
07. Big Time In A Small Town
08. Don’t Make This Easy On Me
09. Love Me Like You’re Gonna Loose Me
10. Every Man’s Got A Mountain
11. Holding Back The Ocean
12. Red, White And Blue

Rockie Lynne
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Bärchen Records