Richard Marx – Songwriter – CD-Review

Richard Marx ist eine der großen Ikonen der Pop-Rockmusik der 80er und 90er-Jahre. Der Grammy ausgezeichnete Sänger, Songwriter, Produzent und Bestsellerautor trat in mein musikalisches Leben mit dem Song „Satisfied“ von seinem US-Nr.1-Album „Repeat Offender“.  Nach und nach legte ich mir dann seine Alben zu. 

Marx besitzt eine Stimme, die man unter hunderttausenden sofort heraushört. Somit ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Nach seinen Anfangserfolgen zog er sich ziemlich aus der Öffentlichkeit zurück. Das letzte und einzige Mal , dass ich mich mit ihm auch review-technisch auseinandersetzen durfte, war, als er 2004 mit „My Own Best Enemy“ ein starkes Zwischencomeback ablieferte.

Mittlerweile sind tatsächlich schon wieder fast zwanzig Jahre vergangen. Auf dem neuen Album „Songwriter“ gibt es gleich satte zwanzig neue Stücke zu hören. Der aus Chicago, Illinois stammende Musiker, ist die erste im meiner CD-Musiksammlung, der die Stücke direkt auf dem Cover-Artwork tarifiert. Es gibt jeweils fünf Stücke aus den Bereichen Pop, Rock, (New) Country und Balladen. Mit involviert sind auch seine Söhne Lucas und Jesse.

Nach dem Durchhören stellt man allerdings fest, dass die Übergänge quasi fließend in einander übergreifen, ja zum Teil auch mit den anderen Gruppierungen verschwimmen. Der Popbereich enthält sehr schöne melodische, meist rhythmische Tracks, die zur damaligen Zeit allesamt Nr.1-Potential gehabt hätten. Wenn es den Ukraine-Krieg derzeit nicht gegeben hätte, würde „Moscow Calling“ sicher hier die größte Chance besitzen.

Im Rockbereich werden die E-Gitarren und poltrigen Drums präsenter, die Songs  gehen im weitesten Sinne in eine Art Bon Jovi-/Mr. Big-/Nickelback-Light-Schiene, getragen von Marx‘ unverwechselbarer Stimme.

Für mich ist natürlich der Countrybereich der spannendste auf dem Longplayer. Hier assistierten Richard beim Songwriting klingende Namen der Szene wie u. a. Keith Urban, Darius Rucker oder Randy Houser, die allesamt auch in unserem Magazin bereits thematisiert sind.

Na ja, Country, ich würde die Songs eher als modernen New Country einstufen, mit klassischem Country hat das natürlich nur wenig bis garnichts zu tun. Auch hier gibt es durch die etwas andere Spielart der E-Gitarren (zum Teil mit Slide) und dem Einsatz von Akustikgitarren und dezentem Banjo nur marginale Unterschiede zum Pop-Rock-Gefilde.  Nichtsdestotrotz machen sie richtig Laune. Das knackig-swampige „Everything I’ve Got“ (Richtung Brantley Gilbert) und das flockige „Misery Loves Company“, aber auch die anderen drei Sachen beweisen, dass sich Marx im Genre nicht zu verstecken braucht, beziehungsweise kompatibel ist.

Mitglieder der Schmusefraktion werden dann mit den letzten fünf Liedern belohnt. Hier rückt das Piano (dazu Synthie-Streicher) dann in Kombination mit Marx typischer Stimme mehr in den Fokus. Liebesfilmproduzenten, die den nächsten Blockbuster im Auge haben, dürfen gerne mal in „Still In My Heart“ oder „As If We’ll Never Love Again“ hineinhören. Hier finden sie mit hoher Sicherheit potentielle Aspiranten für den Soundtrack.

Mir persönlich gefallen in diesem Bereich allerdings die beiden Stücke „Maybe“ und „Never After“, die eher auf Akustik- und E-Gitarre mit ergänzendem Piano basieren, letztgenannter Song ist ein Mega-Ohrwurm (herrliche E-Gitarrenarbeit vom Marx-Langzeitweggefährten Michael Landau) und meines Erachtens das beste Stück, ein krönender Abschluss also.

Richard Marx meldet sich mit „Songwriter“ eindrucksvoll zurück. Das Album macht genre-übergreifend von vorne bis hinten Spaß, weckt alte Erinnerungen und lässt erhoffen, dass es von Richard Marx und Nachkommenschaft irgendwann mal, vielleicht in nicht ganz so langem Abstand, weiteren guten Stoff zu hören geben wird. Sehr gelungen, dieses erneute Comeback als Musiker, Sänger und Songwriter!

Label: Shelter Records – BMG (2022)
Stil: Pop, Rock, New Country

Tracks:
POP
01. Same Heartbreak Different Day
02. Only A Memory
03. Anything
04. Moscow Calling
05.Believe In Me
ROCK
06. Shame On You
07. My Love, My Enemy
08. Just Go
09. One More Yesterday
10. We Are Not Alone
COUNTRY
11. Everything I’ve Got
12. Misery Loves Company
13. One Day Longer
14. Breaking My Heart
15. We Had It All
BALLADS
16. Always
17. Still In My Heart
18. Maybe
19. As If We’ll Never Love Again
20. Never After

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Richard Marx – My Own Best Enemy – CD-Review

Wissen möchte ich nicht, wie viele Beziehungen beim Hören allseits bekannter Balladen von Mainstream-Ikone Richard Marx entstanden, aber wohl auch in gleichem Maße wieder zerbrochen sind.

Ich behaupte, dass selbst die hartgesottensten Rocker im Clinch bei fummelträchtigen Songs der Marke „Angelia“, „Right Here Waiting“ oder „Now And Forever“ irgedwann mal weich geworden sind, und ich kenne auch kaum jemanden, der nicht wenigstens ein Marx-Album in seine CD-Sammlung integriert hat.
Mit „My Own Best Enemy“ präsentiert er jetzt sein siebtes Studioalbum (mittlerweile wieder mit Major-Kontrakt), wenn man seine „Greatest Hits“ Scheibe mal nicht in Betracht zieht.

Rein äußerlich ist er, wie auch seine Musik, gereift. Der 80er-David Hasselhof-Look wurde durch eine zeitgemäße, moderne Frisur ersetzt, das Cover-Layout ist in äußerst geschmackvollen Farben (inkl. aller Texte) graphisch perfekt in Szene gesetzt, die Songs wirken eine Spur ruhiger und abgeklärter.

Einzig das kehlkopflastige Timbre seiner Stimme ist nach wie vor unverwechselbar. Bei den Musikern vertraut er diesmal neben einigen alten Bekannten wie Bruce Gaitsch, Martin Landau oder Michael Thompson interessanterweise größtenteils auf Instrumentalisten, die üblicherweise im New-Country-Genre ihre Dollars verdienen.

Wahrscheinlich nicht zuletzt dank seiner Zusammenarbeit mit Interpreten wie Vince Gill, und SheDAISY, für die er Stücke geschrieben hat, oder Emerson Drive, deren letztes Album „What If“ er vor kurzem produziert hat. So steuert diesmal Keith Urban (Marx-Fans können auch ruhig mal in dessen Alben „Golden Road“ und „Be Here“ reinriechen) Gitarre und Backgrounds bei „When You’re Gone“ und „One Thing“ dazu und Sternchen Jessica Andrews addiert ihr Stimmchen bei „Love Goes On“. Klasse-Leute wie Gitarrist J. T. Corenflos , Drummer Steve Brewster oder Steel Guitar Ass Paul Franklin sind eh klingende Namen in Nashville-Studio-Musiker-Gilde.

Hitverdächtig oder zumindest radiotauglich sind fast alle Songs. Die Übergänge zwischen den Songs sind relativ fließend, vom leicht hektischem Ambiente früherer Alben keine Spur. Balladen gibt es jede Menge. „One Thing“ mit viel Power, könnte auch aus dem Repertoire von Bryan Adams stammen, „Ready To Fly“ streicherunterlegt, mit wunderschönem Akustikgitarrenspiel von Michael Thompson oder das beruhigende „Again“. Das leicht depressiv angehauchte „The Other Side“ oder „Falling“ sind weitere Beispiele balladesker Marxscher Kunst.

Überragend „Nothing Left To Say“ ein rhythmisch, melodisch dahindriftender Midtemposong und die rockigen Uptemponummern wie „When You’re Gone“ (schönes E-Solo von Keith Urban), sowie „Colder“ (hier glänzt Michael Landau an der Gitarre). Wunderschön auch das Pop-Rock-Stück „Someone Special“ mit dezenten Steel-Gitarren, dürfte als liebevolle Widmung an Richards Ehefrau gedacht sein.

Apropos Beziehungen. Mir, dem mental gefestigten Ehemann dient die Scheibe, um beim gemütlichen Gläschen Wein vom harten Alltagsleben abzuschalten. Für den suchenden Single stellt sie ohne Zweifel eine interessante Option als Hintergrundmusik beim spätabendlichen Zeigen der berühmten Briefmarkensammlung dar…

Manhatten Records (2004)
Stil: Rock & More

01. Nothing Left To Say
02. When You’re Gone
03. One Thing Left
04. Love Goes On
05. Ready To Fly
06. Again
07. Colder
08. Everything Good
09. The Other Side
10. Someone Special
11. Suspicion
12. Falling

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