The Sheepdogs – Hell Together – EP-Review

Den Luxus, darüber zu nachzudenken, was besser ist – ein komplettes Album oder alternativ zweimal im Jahr eine EP zu veröffentlichen – kann man sich in unserer heutigen schnelllebigen Zeit, vermutlich nur leisten, wenn man Herr seines eigenen Labels ist.

Die Sheepdogs haben aus diesem Grunde die Pfade der Majors verlassen und sind seit geraumer Zeit auf dem selbst gegründeten Right On Records-Label unterwegs. „Wir wollen einfach die Häufigkeit, Musik zu veröffentlichen, erhöhen und Dinge anders zu machen, als wir es in der Vergangenheit getan haben“, so Bassist und Bandmanager Ryan Gullen.

Damit kann die finale Entscheidung vorweggenommen werden, nachdem sie bereits zu Begin des Jahres die tolle EP „Paradise Alone“ vorweg geschickt hatten. Ich meine auch, dass man mit mehreren detaillierten Akzenten deutlich nachhaltiger in hier Erinnerung bleibt, zumal man mit „Hell Together“ ein weiteres Klasseteil hinterher schiebt und in wenigen Wochen auch noch mit Live-Präsenz aufwartet.

Auf „Hell Together“ (der Titel ist ein Wortspiel mit einem Augenzwinkern an den Vorgänger anknüpfend und die Idee, dass selbst wenn man etwas sehr Schwieriges durchmacht, und mit seinen Leuten zusammen ist, es diese Stärke des Gemeinsamen gibt, dass man sich Allem stellen kann), haben die Kanadier diesmal einen Track mehr drauf gepackt.

Der Einstieg mit den sehr 70er-umgarnten „Now Or Never“ (mit sehr beatlesken Harmoniegesängen, aber schönem E-Solo) und „Handle My Biz“ mit einer ständig präsenten Leierkasten Key-Synthie-Hook, ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig.

Hatte ich mich noch beim vorherigen Review zu Warren Haynes grandioser Scheibe „Million Voices Whisper“ über die Erhaltung des Allman Brothers-Spirits ausgelassen, so zählen zu den Wahrern dieser Musik sicherlich  auch die Protagonisten dieses Werkes, wie man unzweifelhaft an Stücken wie „My Home Is Burning“ und dem fantastischen Titelstück am Ende unzweifelhaft erkennen kann.

Erstgenanntes mit so einem esotherischen Zustz-Flair, das man u. a. auf „Brothers & Sisters“ vorfand, „Hell Together kommt wie ein modernes „Midight Rider“, Highlight sind die klimpernden Chuck Leavell-Piano-Gedächtnis-Einlagen, die Slide- und E-Gitarre fulminant vor sich her treiben. Ein 6 1/2-minütiger Song mit Southern-Klassiker-Ambitionen!

Das fluffige und melodische „The Working Man“ ist von den starken Vokalgruppen der 70er wie u. a. den Eagles, der Nitty Gritty Dirt Band, Crosby Stills & Nash oder America geprägt, hat aber eine klare Southern-Note. Neben dem Titeltrack mein persönlicher Favorit des Kurzwerks.

„Es hat etwas mit dem Aufwachsen in der Mittelschicht zu tun“, sinniert Fronter Ewan Currie, „wir müssen einfach weitermachen. Und so arbeiten wir immer noch sehr hart, wir konzentrieren uns, und ich habe das Gefühl, dass wir eine Menge wirklich guter Musik zu machen haben. Ich bin also sehr optimistisch und aufgeregt, weil ich das Gefühl habe, dass wir noch eine Menge kreativer Dinge zu sagen haben. It feels really good.“

Die Live-Wirkung der Songs von „Paradise Alone“ und „Hell Together“ kann man in Kürze antesten.

Auf Tour geht es diesen Monat in folgende Locations (alle Shows mit Support The Commoners)
13.11. München, Strom
14.11. Dresden, Beatpol
15.11. Berlin, Frannz
17.11. Hamburg, Bahnhof Pauli
26.11. Köln, Luxor

Right On Records (2024)
Stil Southern Rock & More

Tracklist:
01. Now Or Never
02. Handle My Biz
03. My Home Is Burning
04. The Working Man
05. Jeroboam
06. Hell Together

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The Sheepdogs – Paradise Alone – EP-Review

Die Sheepdogs haben vor kurzem ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert und können auf eine bewegte Zeit zurückblicken. Sie zierten als erster Independant-Act das Cover des Rolling Stone, es folgten diverse Major-Alben. Mittlerweile haben sie sich ihre Unabhängigkeit zurück erworben und betreiben nunmehr ihre Musik wieder in Eigenregie. Dazu haben sie ihr eigenes Label Right On Records gegründet, auf dem jetzt die erste EP „Paradise Alone“ erscheint (VÖ: 22.08.2024 – digital / 13.09.2024 – CD/LP).

Die aus Saskatoon in Kanada stammende Band, bestehend aus Ewan Currie (guitars and lead vocals), Ryan Gullen (bass and backing vocals), Sam Corbett (drums and backing vocals), Shamus Currie (keys and backing vocals) sowie dem noch recht frischen Ricky Paquette (guitars and backing vocals – ersetzte Jimmy Bowskill), präsentieren sich dabei in beeindruckend guter Form.

Dabei resultieren die fünf Songs aus einer kleinen Lebenskrise, die ihren Ursprung in den Florida Keys fand, als Fronter Ewan Currie nach Stress im Privatleben allein und ziemlich in sich gekehrt dort verweilte, während um ihn das blühende Leben pulsierte. Er hörte dort viel Country der 80er und 90er Jahre (u. a. von Alan Jackson und der Nitty Gritty Dirt Band) und diese Musik ließ ihn auch nach seiner Rückkehr nach Toronto nicht mehr los.

„Es war mir nicht entgangen, dass ich das Potenzial für eine Midlife-Crisis vor mir hatte. Aber ich beschloss, mich nicht voll darauf einzulassen. Ich hatte einfach eine schlechte Zeit, und dann dachte ich: ‚Na gut, ich schreibe ein paar Songs‘. Das ist es, was mein Leben ausmacht. Ich bin Musiker, das ist es, was ich tue. Ich bin so verdammt glücklich, dass ich mit diesem Job meinen Lebensunterhalt bestreiten kann.“

Die entstandenen neuen Tracks sind von ihm, mit Unterstützung von Matt Ross-Spang (Rival Sons, Jason Isbell, Margo Price) als Engineer produziert und wurden aufgenommen bei Southern Grooves in Memphis, Tennessee, Auch die in den dortigen Bars aufgesogenen Einflüsse sowie ihr eigener freier Rockspirit kamen noch im Studio mit dazu und ergaben letztendlich das Resultat, bestehend aus zwei frisch groovenden Honkytonk-Uptempo-Nummern mit typischem Piano und klasse Retro-E-Gitarren („Take Me For A Ride“, „Let Me In“) sowie fluffigen New Country-Sachen („Darling Baby“, „Darling Baby“ und „POS“ – stehend für „Piece Of Shit“), auf Pfaden der Eagles oder neuzeitlich von Midland schwelgend.

Der Southern-Fraktion werden vor allem die integrierten Twins gefallen, wobei der Spirit von Acts wie der Marshall Tucker Band, Grinderswitch und auch den Allman Brothers unverkennbar ist. Natürlich wird hier auch verstärkt mit Harmoniegesängen (an die guten Crosby, Stills & Nash erinnernd) operiert.

Für den Herbst ist schon das nächste Album geplant, da wünscht man Mastermind Ewan Currie vorab doch glatt weg gleich die nächste Lebenskrise, wenn dabei solch tolle Lieder wie auf „Paradise Alone“ entspringen. Ihr Gig am 26. November im Kölner Luxor ist damit in Sachen Berichterstattung bei uns fest eingeplant!

Right On Records (2024)
Stil Southern Rock & More

Tracklist:
01. Take Me For A Ride
02. Darling Baby
03. My Baby
04. Let Me In
05. POS

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