Galloway & Kelliher – Outlaws & Renegades – CD-Review

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Die Rockmusik steckt doch immer wieder voller Überraschungen. Da tauchen zwei schon etwas reifere Herren wie aus dem Nichts in der Southern Rock-Szene auf und legen eine richtig starke Debüt-Scheibe hin! Die Rede ist von Mike Galloway und Tim Kelliher, zwei Namen, bei denen ich lügen würde, wenn ich behaupte, dass sie mir in meinem bisherigen Leben im musikalischen Sinne schon mal bewusst erschienen wären.

Aber die beiden in Florida lebenden Recken waren in früheren Tagen auch eher in der Blues-/Blues Rock-Sparte aktiv (Galloway als Frontmann einer Band namens The Midnight Creepers, Kelliher bei seinem Cousin Mark Emerick in einer Truppe namens SouthPaw), trotzdem behaupte ich mal einfach, dass sie auch bei meinem Kollegen, dem wandelnden Blues-Lexikon Joe Brookes, eher für nichtsagendes Schulterzucken sorgen dürften. Sie haben aber laut Bio schon mit vielen bekannten Musikern gearbeitet, u.a. auch für einige namhafte Southern-Acts (Blackfoot, Allman Brothers).
Auf dem Cover blicken uns zwei sonnenbebrillte, echte Typen entgegen. Galloway könnte als Bruder von Orange County Chopper-TV-Kultfigur Paul Teutal sr. durchgehen, wenn er noch ein wenig an seinem grauem Schnauzer feilen würde, Kelliher ähnelt mit seinem bescheuerten Hut einem als Cowboy verkleidetem Klaus Meine (sorry Tim, soll keine Beleidigung sein…). Im Gegensatz zur vor einiger Zeit von mir beleuchteten Scheibe von Smith & Harley, zur der ich zunächst spontan Ähnlichkeiten vermutet habe (es gibt hier auch durchaus Stücke, die der Biker-Klientel schmeicheln könnten), ist das musikalische Niveau aber in deutlich höheren Regionen anzusiedeln.

Galloway glänzt neben seinen außergewöhnlichen Qualitäten als Harp-Spieler auch mit einer trockenen, whiskeygeschwängerten und sehr bissigen Stimme, wie wir sie einst von Molly Hatchet-Frontman Danny Joe Brown zu schätzen gelernt haben, Tim Kelliher weiß sämtliche Gitarrenkünste aller wichtigen Southern-Genre-Vertreter im Gibson-Bereich mehr als nur zu imitieren. Und so erhält man summa summarum neun sehr gefällige, abwechslungsreiche Southern Rock-Stücke mit dezenten Blues Rock-Tupfern, die man sofort in sein Herz schließt.

Vom flotten Opener „Rebel Rock“ (erinnert von der Untermalung an ZZ Tops „La Grange“, kombiniert mit Skynyrd– und Hatchet-Einflüssen, klasse Instrumental-Finish) bis zur abschließenden Live Studio-Session „Blues In The Morning“ (stampfender Southern-Blues Rock mit Harp und HT-Piano), werden alle Facetten aus der Blütezeit des Southern Rocks gestreift. Nicht zuletzt dadurch begünstigt, dass relativ viele Stücke mit über fünf Minuten Spielzeit aufwarten und viel Platz für instrumentale Gestaltungsmöglichkeiten offen lassen.

Mir persönlich gefallen die sich im Dunstkreis der Marshall Tucker Band befindlichen, entspannten „Virginia Moon“ (schöne Twin-Gitarren a lá Caldwell/McCorckle, herrliches Country-Flair) und „Carolina Mountain Time“ (Double Leads-Passage, schöne Pianountermalung, gurgelndes Organ-Solo), das ebenfalls recht balladeske und an die Allman Brothers angelehnte „‚Nite Train“, aber auch die mächtig ins Bein gehenden „Hurt“ (Johnny Cash-inspiriert, aber in Wahrheit als Doc Holliday-/Molly Hatchet-Kracher serviert) und „She’s Got The Rhythm“ (klasse Southern-Blues-Boogie im Stile von Molly Hatchet zur „Flirtin‘ With Disaster“-Phase).

Im Prinzip haben Galloway & Kelliher ein Werk ohne große Schwächen abgeliefert, das einen wehmütig in einstige Southern Rock-Zeiten zurückschwelgen lässt. Hier wurde zwar nicht gerade eine Bewerbung für den Genre-Innovationspreis abgegeben (außer bei „Willie“ mit seinem integriertem ‚Redneck Rap‘), aber das in der Szene über Jahrzehnte geschätzte Liedgut mit viel Liebe abgewandelt und weitergepflegt (ähnlich wie es Rambler auf ihrem Erstling getan haben). Aus diesem Grunde bleibt eigentlich nur ein Fazit. Die Kombination aus Country-, Blues- und Southern Rock, wie sie von Galloway & Kelliher auf „Outlaws & Renegades“ praktiziert wird, passt hervorragend zusammen. Nachschlag gerne erwünscht!

Eigenproduktion, 2007
Stil:  Southern Rock

01. Rebel Rock
02. Virginia Moon
03. Willie
04. ‚Nite Train
05. Hurt
06. Carolina Mountain Time
07. She’s Got The Rhythm
08. Edna
09. Blues In The Morning

Galloway & Kelliher
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Bärchen Records