Nick Moss Band – 13.07.2017, Krefeld, Kulturrampe – Konzertbericht

Moss-Haupt

Mit Nick Moss hatte sich ein echtes Schwergewicht der heute noch praktizierenden Vertreter des Chicago Blues in der Krefelder Kulturrampe angesagt.

Rampen-Chef Pille Peerlings sinnierte bei der Einleitung, bzw. Ansage, wie man wohl das Durchschnittsalter des Blues-Publikums in Zukunft senken könnte, und bot vermutlich den meist akademisch behafteten Anhängern und Philosophen des Genres, abendfüllenden Diskussionsstoff bezüglich dieser schier unlösbar erscheinenden Fragestellung. Denn in der Tat dominierte wieder mal die Ü-50 Generation im Saale. Schöner  Spruch eines Zuschauers daraufhin übrigens: „Pille du bist hier der Jüngste im Raum!“

Dem im wahrsten Sinne des Wortes mit wuchtigen Körpermaßen ausgestatteten Protagonisten, diesmal komplett auf einer Telecaster agierend, und seinen Mitstreitern Dennis Gruenling, Taylor Streiff, Nick Fane und Patrick Seals (Moss betitelte den backenbärtigen Drummer bei der Vorstellung der Band als Baby-Duane Allman) wohnten um die 100 Besucher an diesem Donnerstag Abend bei (also fast voll) und boten diesem äußerst stimmungsvollen Gig einen würdigen Rahmen.

Ja, ich muss tatsächlich schon überlegen, wann ich überhaupt mal, solch eine rasende Meute in der kleinen Kult-Location erlebt habe (auch wieder dabei, eine schon früher bei diversen Gigs zur Kenntnis genommene, ekstatisch vor der Bühne tanzende blonde Dame, die erneut voll in der Mossschen Musik aufging).

Das Instrumental zu Konzertbeginn um 20:45 Uhr diente zunächst mal der Abmischung des richtigen Sounds. Moss war mit der Einstellung seiner Gitarrentöne überhaupt nicht zufrieden und gestikulierte in Richtung Mischpult. Nach kurzen Instruktionen nach Ende des Openers war dann alles takko und die Band spielte sich mit „Someday“ quasi in den Gig ‚hinein‘.

Der Song hatte eigentlich auch schon wegweisende Wirkung auf die folgenden Tracks, meist durch Ricks Gesang, klimpernde Piano-, Harp- und quirlige intensive E-Gitarrensoli auf einem retrobehafteten swingendem Blues-Rhythmus-Teppich, in Szene gesetzt.

Vieles erinnerte mich, was meinen kleinen Horizont dieser recht Harp-lastigen Musikspielart angeht (ich hoffe, die Experten verzeihen mir hier ggfs. eine eventuelle zu einfache oder gar falsche Analyse), an Acts wie Muddy Waters, Paul Butterfield, Nick Gravenites oder ganz dezent auch an die J. Geils Band.

Mit dem herrlich schrill aussehenden Dennis Gruenling (Sonnenbrille, Schlangenleder-Sakko, schwarz lackierte Fingernägel, samt einer Unzahl von Ringen an den Greifern) wurde dieses Instrument natürlich per se dann zum echten Gesamtfarbtupfer. Der durfte dann auch bei zwei Stücken mal seine Gesangskünste als Fronter zum Besten geben.

Songs wie „Get Your Hand Out Of My Pockets“, das leicht Bakersfield-umwehte „Rockin‘ The Blues“, der überragende Schwofer „Woman You Must Be Crazy“ (mit ein wenig „Statesboro Blues“-Flair) und „Pretty Girls Everywhere“ (erste Zugabe) blieben bei mir im Gehör hängen. Zum krönenden Abschluss erzeugten dann Nick (am Schlagzeug sitzend, seichten Beckenrhythmus mit dem Fuß vorgebend, singend und E-Gitarre spielend) und Dennis an der Harp, im Duo bei der  zweiten (vehement) eingeforderten Zugabe, noch ein wenig Delta-Blues-Atmosphäre.

Somit lautet das knappe Fazit des launigen und umjubelten Abends in Abwandlung eines bekannten Sprichworts: Mit Nick Moss echt was los in der Krefelder Kulturrampe! Wer übrigens das Quintett in unseren Sphären nochmal sehen möchte, sollte dazu am morgigen Samstag (15.07.) die Gelegenheit im Kölner Yard Club nutzen.

Line-up:
Nick Moss (lead vocals, electric guitar)
Dennis Gruenling (harp, lead vocals)
Taylor Streiff (keys)
Nick Fane (bass)
Patrick Seals (drums)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

Nick Moss Band
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