Keith Urban – Livin‘ Right Now – Live – DVD-Review

Keith Urban live auf DVD! Nach den ganzen Studio-Erfolgsalben der letzten Jahre hat der australische New Country-Superstar dem digitalen Zahn der Zeit Tribut gezollt und ist nun endlich für jedermann auch im Wohnzimmer live auf der Bühne zu bewundern. Gefilmt wurde im denkwürdigen Wiltern Theatre von Los Angeles der letzten Station seiner abgelaufenen, aktuellen US-Tournee. Herausgekommen ist ein überwältigendes Dokument, das das längst vermutete Können des sympathischen Mädchenschwarms auch live noch einmal nachhaltig untermauert.

Urban ist ein großartiger Gitarrist, ein talentierter Songwriter, ein wunderbarer Sänger und ein hervorragender Entertainer, der trotz seiner offensichtlichen Klasse auf übertriebene Selbstdarstellung verzichtet, und vor allem die Leistungen seiner ebenfalls starken Mitmusiker zu keinem Zeitpunkt in den Hintergrund stellt. Und der es natürlich auch glänzend versteht, das Publikum in seinen Bann zu ziehen – alles ohne große Effekthascherei! Eine relativ schlichte, aber recht geräumige Bühne in einem wunderschönen Theater mit steil nach oben heraufgehenden Sitzplätzen (auf denen es allerdings kaum einen der Anwesenden gehalten hat), im Hintergrund nur das Monkey-Logo auf einem Bühnenvorhang dem Zeichen von Keiths Online-Community. Keith im schlichten T-Shirt mit Jeans und darunter verborgenen Cowboystiefeln.

Auch der Rest des Line-Ups in legerer Kleidung. Es zählt halt nur die musikalische Qualität. Und dieser dynamische Set hat es einfach in sich! Nach kurzem Akustik-Intro fegt er direkt mit den beiden flotten, knackigen New Country(rock)-Nummern „Days Go By“ und „Better Life“ los, quasi der identische Auftakt wie bei seinem so erfolgreichen letzten Album „Be Here“. Mit „Raining On Sunday“ folgt die erste, dieser „Killer“-Balladen. Starkes Telecaster-Solo am Anfang, nach der offiziellen Begrüßung des Publikums, eine herrliche Melodie, plus einem weiteren, filigranen E-Gitarren-Solo! Bei „You Won“ zeigt erstmals Multi-Instrumentlist Chad Jeffers seine Qualitäten beim Dobro-Gegenspiel zu Urban’s flotten, würzigen Gitarreneinlagen.

„Blacktop“ erweist sich dann als erste „richtige“ Countrynummer, wieder mit wohl dosierten Dobro-Ergänzungen und orientalisch anmutendem Gitarrenflair. Keith genießt zum erstenmal das Bad in der Menge. Publikumsnah zeigt er sich auch, als er eine „kusswillige“ junge Dame auf die Bühne bittet, nachdem er aber vorher höflicherweise nachfragte, ob dieser „Kuß“ nicht doch eher für ihren Partner bestimmt sei. Zu dem Zeitpunkt war ein sich über fünf Lieder erstreckender Akustik-Set im Gange, wobei ein Duett mit der vokal glänzend aufgelegten Katrina Elam und die tollen Balladen „Grace Of God“ und „You’ll Think Of Me“ herausragen. Country der Extraklasse auch bei Dave Dundas’ aufgepeppter Oldie-Klamotte „Jeans On“, brillantes Dobro-Solo wieder von Chad Jeffers! Elektrisch und recht rockig wird es dann wieder ab „She’s Gotta Be“, wobei der bis dahin fulminante E-Gitarren-Rhythmusarbeit abliefernde Chris Rodriguez ein ausgedehntes Telecaster-Solo zum Besten geben darf.

Das Urban in allen Rocksparten spielend leicht zurecht kommen würde, untermauert er bei „You Look Good In My Shirt“. Eine Southern–lastige Rock-Performance der Güteklasse A, wobei Keith seine Riffs (Mischung aus Stones und Skynyrd) mit der Leichtigkeit des Seins vom Stapel lässt und sich vor lauter Freude mit dem zweiten Gitarristen auf dem Bühnenboden wälzt. Macht richtig Laune, zu sehen, wie Urban und die Band das Publikum immer weiter in Stimmung bringen, ja wirkt regelrecht ansteckend! Der Tom-Petty-Klassiker „Free Fallin’“ enthält u. a. ein tolles Organ-B3-Intro vom ansonsten eher dezent agierendenen Pianisten Steve King und einen ungemein unterhaltsamen Gesangs-Schlag-Abtausch mit dem in allen Belangen textsicheren Publikum, wobei ständige Einblendungen junger hübscher Damen einen Rückschluss auf eine hohe Frauenquote im Publikum zulassen.

„Somebody Like You“ fetzt dann wieder richtig los, tolle Banjo-Fills und Keith’s Rückkoppelungseffekte inbegriffen. Nach einem Urban-Solovortrag am Piano, der recht traditionell angehauchten Nummer „Who Wouldn’t Wanna Be Me“ mit viel Mandoline und Banjo, geht mit „These Are The Days“, diesmal dezent auf Bluegrass getrimmt, ein bärenstarker Gig zu Ende, der keinen Wunsch offen lässt. Großartige Leistung von Urban & Co.! Wer Karten für seine vier anstehenden bereits ausverkauften Konzerte in Deutschland besitzt, darf sich glücklich schätzen. Dieses Werk ist das beste Beispiel! Keith at his very best!

Und nicht genug damit: Es gibt noch weitere Bonbons auf dieser DVD: Zunächst drei Songs vom Soundcheck, die nicht im Konzert gebracht werden. Keith zweimal solo, nur mit Akustik-Gitarre „You’re not alone tonight“ und „Don’t shut me out) und einmal mit Band („“Homespin love“ aus alten Zeiten mit seiner ehemaligen Band „The Ranch„), dann noch eine Bildergalerie und zu guter letzt gar noch einen brandneuen, bislang unveröffentlichten Song, diesen allerdings lediglich im Audio-Format. „Most People I Know (Think I’m Crazy)“ ist ein recht rockiges, knackiges Stück mit Siebziger Flair, mit Beatlesquen Harmonies und nach The Who klingendem Pianospiel, sowie einem ausgiebigem, leicht psychedelisch anmutendem, fulminanten, kernigen E-Gitarren-Solo gegen Ende. Klasse! Wie die komplette DVD!

„Livin’ Right Now“ zeigt einmal mehr, warum Keith Urban aus dem Reigen der Großen in Nashville nicht mehr wegzudenken ist. Gratulation! Ein tolles, rund 100-minütiges Konzert! Enthält ein feines, 3-fach aufklappbares Booklet mit einigen schönen Fotos! Die DVD, im exzellenten Dolby 5.1 Surround-Sound, ist „code free“ und somit auf jedem Player abspielbar.

Capitol Nashville (2005)
Stil: New Country

01. These Are The Days
02. Days Go By
03. Better Life
04. Raining On Sunday
05. You Won
06. You’re My Better Half
07. Blacktop
08. Grace Of God
09. The Hard Way
10. Making Memories Of Us
11. Jeans On
12. You’ll Think Of Me
13. She’s Gotta Be
14. You Look Good In My Shirt
15. Free Fallin‘
16. Somebody Like You
17. Tonight I Wanna Cry
18. Who Wouldn’t Wanna Be Me
19. These Are The Days
20. You’re Not Alone Tonight (Sound Check)
21. Don’t Shut Me Out (Sound Check)
22. Homespun Love (Sound Check)

Keith Urban
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