Lindsay Ell – #LiveRedesigned Concert Experience – Studio-Charity-Konzertbericht

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Als Lindsay Ell uns nach ihrem Solo-Konzert 2017 im Blue Shell versprach, beim nächsten Mal in Deutschland mit kompletter Band zurück zu kehren, war die musikalische Welt noch in Ordnung. Die New Country-Welle schwappte aus den Staaten zu uns rüber und immer mehr tolle und angesagte Nashville-Interpreten/innen schienen ‚Goold Ole Germany‘ als attraktive Live-Auftrittsmöglichkeiten für sich zu entdecken.

Ganz Wort gehalten hatte sie nicht, aber immerhin konnten wir sie dann 2019 nochmals im Rahmen der SOUND Of NASHVILLE-Reihe wieder an gleicher Stelle als allein unterhaltende Headlinerin begrüßen.

Heute, knapp zwei Jahre später ist auf der Welt nichts mehr, so wie es mal war. Die Corona-Pandemie hat die gesamte Kulturbranche in den Ruin getrieben und den meisten Beteiligten der Zunft und vielen darüber hinaus, die einstige Existenzgrundlage unter den Füßen weggezogen.

Eine politische Lobby in Deutschland scheint es nicht zu geben, was soll man aber auch bei Leuten wie Merkel, Spahn, von der Leyen, Grütters, Altmaier, Heil, Laschet & Co. erwarten, da von hat vermutlich niemand, jemals eine Rockmusik-Location von innen her gesehen. Auch in Amerika dürfte sich das Ausmaß an Dilettantismus in der politischen Realität in ähnlichen, wenn nicht noch schlimmeren Bereichen bewegen.

Jetzt hat sich die zierliche Kanadierin für ein Charity-Event namens #LiveRedesigned Concert Experience zur Verfügung gestellt, eine Art Studiokonzert, das man dieses Wochenende käuflich, sowohl live als auch noch bis zu 48 Stunden später, als Stream verfolgen konnte. Die Erlöse kommen ihrer Band und den rund 200, an der Produktion beteiligten Menschen zu Gute und gewährt ihnen somit zumindest übergangsweise etwas Arbeit und Salär.

Für die Organisation und Umsetzung des Events zeichnen sich Firmen wie Fireplay, PRG und VYE verantwortlich. Überwiegend im Fokus des etwas über eine Stunde währenden Konzerts stand dabei die Performance ihres aktuellen Werkes „Heart Theory„.

Die Songs wurden im Groben und Ganzen in der gleichen Reihenfolge wie auf dem Album gespielt, es macht Spaß die lebenslustige und kommunikative langmähnige Blondine (in schöner schwarzer Lackmontur) mit ihren versierten Mitmusikern/innen (klasse vor allem der in Phil Collins-Manier trommelnde Harry Miree) am Bildschirm bei toller Bild- und Tonqualität zu verfolgen. Eine riesige Videoleinwand im Hintergrund sorgt für weitere visuelle Atmosphäre.

Zwischenzeitlich gibt es eine Interaktion von Ell und den in Kacheln (als Waben und Kreise) gerahmten, live auf der Videowall zugeschalteten Konzertverfolgern. Auch Kollegen wie u. a. Brad Paisley, Charles Kelley (Lady Antebellum) und Lee Brice geben kurze Zwischenstatements ab.

Als Überraschungsgäste sorgen Lauren Alaina („wrong girl“) und Carly Pearce bei ihrem eigenen, schön countryesk performten „Next Girl“ für weitere Duett-Farbtupfer. „Criminal“ (von Ells Album „The Project„) und „body language of a breakup“ werden in rein akustischer Form präsentiert (Ell, Austin Goodloe und Eric Fortaleza). Sehr schön auch das kammermusikartige „make you“ (Lindsay am Piano), bei dem es sanfte Streicherquartettunterstützung gibt.

Wie auf dem Longplayer, richtet die sehr quirlig auf ihren Saitengeräten agierende und auch engagiert singende Fronterin mit „ReadY to love“ den Blick wieder positiv nach vorne. Toll hier ihr emotional gespieltes Abschluss-E-Gitarrensolo auf Knien und Rücken liegend.

Insgesamt gesehen ist Lindsay Ells #LiveRedesigned Concert Experience eine noble und schöne Sache, bei der ich allerdings befürchte, dass sie für die Leidtragenden nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein abgibt, aber immerhin, allein schon die Geste zählt! Nichtsdestotrotz kann man nur hoffen, dass es irgendwann mal wieder ein Leben in früherer Normalität geben wird und dann auch Lindsay Ell mit Band ‚live in echt‘ in unseren Regionen präsent ist. Wie gesagt, schön wär’s…

Line-up:
Lindsay Ell (lead vocals, electric and acoustic guitar, piano)
Eric Fortaleza (bass, acoustic guitar, vocals)
Austin Goodloe (electric and acoustic guitar, vocals)
Harry Miree (drums)
David Crutcher (keys)
Kristin Weber (1st violin)
Laura Epling (violin)
Emily Nelson (cello)
Nicole Neely (viola)

Lindsay Ell
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