Sister Speak – Rise Up For Love – CD-Review

sis

Zwei Kanadierinnen versuchen ihr musikalisches Glück im amerikanischen San Diego! In einem für mich, reviewtechnisch gesehen, recht überschaubaren Jahr bisher, stellen Sister Speak mit ihrem Debütwerk „Rise Up For Love“ bisher eine der ganz positiven Überraschungen dar.
Das Grundgerüst der Band bilden die aus British Columbia stammende Sängerin und Songwriterin Sherri Anne (lead vocals, acoustic guitar) und ihre Landsmännin Lisa Viegas (drums, percussion). Diese beiden talentierten Damen haben letztendlich intensiv in der musikalischen Szene von San Diego gewirkt, sich umgeschaut und sind mit Tolan Shaw (guitars, vocals), Jacob ‚Cubby‘ Miranda (bass) und Leo Dombecki (keys) als Mitstreiter für ihr Sister Speak-Projekt fündig geworden.

Mit Produzent Alan Sanderson (Fiona Apple, Rolling Stones) und Mastering-Experte Brian Lucey (Black Keys, Arctic Monkeys) hat man zudem zwei Leute gefunden, die für ein tolles Klangerlebnis im Hintergund verantwortlich zeichnen. Star auf diesem Album ist eindeutig die Charisma versprühende Stimme von Frontfrau Sherri Anne, die nicht nur sämtliche Tracks komponiert hat, sondern auch ein filigranes Können an der Akustikgitarre offenbart. Eine Art Americana-Stevie Nicks, die ihren Songs eigentlich durchgehend den Stempel aufdrückt, ohne dabei aber komischerweise absolut dominant zu wirken. Sicherlich ein Resultat der wunderbar transparent und klar herausgearbeiteten Instrumente, auf der sie ihr eigenwilliges vokales Repertoire und Saitenspiel betten kann.

Die Songs bewegen sich allesamt in Roots-, Folk-, Country-Ambiente vermischt mit dezenten Pop/Rock-Zutaten, sodass der Überbegriff Americana wohl am passendsten erscheint. Vom radiotauglichen Opener „Chicago Dream“ (Sherri Anne hat in dieser Stadt auch fünf Jahre ihres Lebens verbracht) bis zum abschließenden, lässig groovenden „Honestly“ darf man sich zum, in unterschiedlichen Stimmungslagen (von melancholisch bis forsch-fröhlich) konzipierten, Treiben der Musiker entspannt dazugesellen. Lucinda Williams, Madison Violet oder Sundy Best sind Interpreten, die mir spontan aus meiner Sammlung als etwaige Referenzgrößen einfallen.

Das Grundgerüst bildet fast ausnahmslos Sherri Annes Gesang im Kombination mit ihrem markanten Akustikgitarrenspiel. Lisa Viegas entweder mit klassischen Drums oder nur der Cajon und Jacob ‚Cubby‘ Miranda mit seinem pumpenden Bass bilden das rhythmische Fundament, in das Tolan Shaw seine klug angelegten E-Fills (z. T. auch kurze Slidetupfer) eingestreut und Leo Dombecki mit tollen Keyboardvariationen (E-Piano, schöne B3-Klänge) zu überzeugen weiß.

Ein enger Rahmen von Gastmusikern (Meir Shitrit, Pedro Talerico, Angela Cutrone und Adrian Salas) sorgt mit zusätzlichen Saiten-, Percussion- und Harmoniegesangseinlagen (z. B. bei „Lady Luck“) für zusätzliche Belelebung. Meine Favoriten sind das von leichter Melancholie umwehte „Goodbye My Lover“ (klasse erneut die Piano- und B3-Arbeit von Dombecki), das mit herrlich klarem und pfiffigem Akustikgitarrenspiel ummantelte Titelstück „Rise Up For Love“ und der mit einer bluesig infizierten E-Gitarre groovende „Mountain Song“.

Einziger kleiner Kritikpunkt. Zwei Stücke mehr hätten es allerdings aufgrund der Kürze des Albums (nur knappe 34 Minuten) noch gerne sein dürfen.
Fazit: Ein tolles Debüt eines starken und musikalisch höchstversierten Quintetts, das mit Frontfrau Sherri Anne einen echten Rohdiamanten sein Eigen nennen darf. Sicherlich ein Geheimtipp des Jahres 2014. Reichhaltige Hörproben gibt es auf der Homepage der Band zu begutachten. Also liebe Leser, ran an den Speck, ähm, an Sister Speak!

Eigenproduktion (2014)
Stil: Americana

01. Chicago Dream
02. Goodbye My Lover
03. Lady Love
04. Mirror I
05. Mirror II
06. Rise Up For Love
07. Mountain Song
08. Comin‘ Back
09. Say You Will
10. Honestly

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