Madison Violet – 24.04.2009, Karo, Wesel – Konzertbericht

Das war für mich irgendwie ein ganz seltsamer Abend. Gefahren bin ich an diesem Freitag in mein geliebtes Weseler Karo wegen Madison Violet. Empfohlen hatte mir das Duo Karo-Leiter Mathias Schüller schon vor einigen Monaten beim Band Of Heathens-Konzert. Danach vergingen Wochen, ohne dass ich einen weiteren Gedanken an die kanadischen Mädels verschwendete (welch blöder Ausdruck…). Dann erreichte mich plötzlich ein Newsletter von der Promo-Agentur, die das neue MV-Album „No Fool For Trying“ ankündigte.

Ich mailte die Agentur an und bat um eine Akkreditierung für das Weseler Konzert und gleichzeitig um ein Rezensionsexemplar der CD – man möchte ja schließlich nicht unvorbereitet zu solch einem Gig. Prompt hatte ich zwei Tage später das Teil im Briefkasten. Der Konzerttermin war in meinem Kalender auf der Arbeit vermerkt. Unglücklicherweise brach ich mir vor 14 Tagen den Zeh meines rechten Fußes und überlegte, ob ich den Gig angesichts der zu erwartenden Standzeiten wahrnehmen sollte, zumal noch keine Akkreditierungszusage vorlag. Aber siehe da, die Agentur hatte sich bereits um alles gekümmert. Also hieß es doch auf die Zähne zu beißen.

Damit komme ich jetzt zum eigentlichen Anliegen des Abends, Madison Violet, alias Brenley MacEachern und Lisa MacIsaac, zwei hübsche und musikalisch sehr beschlagene Kanadierinnen. Die präsentierten ihr neues Werk „No Fool For Trying“, das auch schon im Studio recht sparsam (aber dafür umso exzellenter und filigraner) instrumentiert war, als reines Duo und reduzierten ihre Songs demnach vom Gehalt her auf ein Minimum, was der äußerst charmanten, sympathischen und humorvollen Performance aber keinen Abbruch tat.

Im Gegenteil, dem Zuschauer/Zuhörer wurde gerade deshalb ein konzentrierter Blick auf ihr umfassendes Können geboten. Beide zeichneten sich durch ihren hervorragenden Einzel-Gesang (federführend hier hauptsächlich die mit ihren geflochtenen Zöpfen superhübsch und countrygirlmäßig rüberkommende Brenley MacEachern) aus, der Knaller an sich waren aber die wirklich auf den Punkt gebrachten und fast schlafwandlerisch sicher sitzenden Harmoniegesänge (klasse hier Lisa McIsaac).

Nicht zu unterschlagen natürlich auch ihre instrumentellen Fertigkeiten in Sachen Akustikgitarren- (beide), Fiddle-, Mandoline- (Lisa) und Harp-Spiel (Brenley). Der Vortrag begann wie auf der CD mit dem wunderbar atmosphärischen „The Ransom“, über „Best Part Of Your Love“, gefolgt von Brenleys kurz skizzierter und in einem Song verfassten Abkehr von materiellen Werten bei „The Skylight“. Dem Titelsong ihres Silberlings „No Fool For Trying“ wurde Brenleys ‚Suche nach dem perfekten Schnitzel in Deutschland‘-Anekdote (süß ihr Akzent bei der deutschen Aussprache) vorgeschoben. Eine engagierte Zuschauerin überreichte ihr daraufhin Recherchematerial diesbezüglich… oder eine Speisekarte, was letztendlich nicht aufklärend zu erkennen war.

Die gesangstechnische Einbindung des Publikums entpuppte sich beim allerdings auch recht schwierig mitzusingenden „Men Who Love Women“ als gut gemeinter Vorsatz. Der wohl emotionalste Moment des Abends war, als die beiden das MacEacherns getötetem Bruder gewidmete „The Woodshop“ vortrugen, bei dem man Brenley deutlich den Kloß im Hals in der sichtlich berührten Gesangspräsentation anmerkte. Der Song ging unter die Haut.
Das berühmt berüchtigte Simon & Garfunkel-Cover „Mrs. Robinson“ (ich hasse Simon & Garfunkel…) und mein persönliches Lieblingsstück des aktuellen Albums, das flotte „Lauralee“ (herrlich hier einmal mehr die brillanten Harmonies) beendeten eine kurzweiliges Programm, das mit der Zugabe „Sore Heart“, einer Gemeinschaftsarbeit der beiden mit Ron Sexsmith, eine Spielzeit von einer guten Stunde erreichte.

Beide Mädels überzeugten als musikalisch glänzendes und harmonisches Team, die angenehme Optik gab’s noch obendrauf. Einem weiteren Besuch meinerseits (hoffentlich dann mal mit kompletter Bandunterstützung) steht demnach nichts im Wege, zumal weitere, zukünftige Auftritte in Wesel, angesichts der offensichtlichen Wohlbekundungen der beiden ‚Macs‘, als wahrscheinlich gelten dürften. Ich freu mich drauf!

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Madison Violet – No Fool For Trying – CD-Review

Mad

Madison Violet sind ein Duo, bestehend aus zwei hübschen kanadischen Damen namens Brenley MacEachern und Lisa MacIsaac, das jetzt mit „No Fool For Trying“ sein drittes Album veröffentlicht. Zuvor firmierten die Mädels noch unter Mad Violet, was sie aber irgendwann leid waren, weil sie ständig mit der psychedelischen Rockband Mad Violets verwechselt wurden.

Mit psychedelischem Rock haben die beiden allerdings (Gott sei Dank) auch überhaupt nichts am Hut, sie konzentrieren sich auf ihrem aktuellen Werk auf recht organisch gehaltenen, grassig angehauchten Country. Brenley und Lisa haben sämtliche Stücke komponiert, produziert hat Les Cooper, ein Folk-Spezialist aus ihrer Wahlheimatstadt Toronto. Beide wechseln sich mit ihren angenehm und klar klingendem Front-Gesang ab, wobei der Partner jeweils, je nach Situation, äußerst harmonisch, fast twinförmig wirkende Harmony-Vocals ergänzt.

MV sind auch instrumententechnisch recht beschlagen. Diverse Gitarren (meist Akustikgitarre), Fiddle und Mundharmonika zählen zum Gesamtrepertoire. Centersong des Albums ist der recht rhythmische, mandolinenbestückte Titeltrack „No Fool For Trying“, der gleich in zwei Versionen präsentiert wird. Bei der zuerst gebrachten Variante legte der bekannte britische Produzent John Reynolds (Sinead O’Connor, U2) mit Hand an (spielt hier auch Schlagzeug), der ihre zwei Vorgängerwerke betreut hatte. Sie unterscheidet sich zur am Ende gebrachten Fassung im Wesentlichen darin, dass sie soundmäßig etwas kräftiger ausgesteuert ist und um zwei kurze falsettartig anmutende Harmoniegesangspassagen erweitert wurde.

Der Rest der Stücke bewegt sich zwischen balladesk, Midtempo und Uptempo mit angezogener Handbremse. Bei fast allen Stücken hat man das Gefühl, dass, wenn überhaupt, nur ein Mikro vor die Instrumente positioniert wurde und im Kreis sitzend zusammen filigran drauflos musiziert wurde. Im Vordergrund stehen eindeutig die Gesangparts der beiden Protagonistinnen, lediglich Fiddle und Mandoline, heben sich aus der Basisuntermalung mit Drums, Standbass, Akustikgitarre und Banjo etwas prägnanter heraus.

Meine Lieblingstücke sind der Opener „The Ransom“ (mit Steel, Akustikgitarrenquietscher), das flotte und sehr melodische „Lauralee“ (Fiddle-Solo), das atmosphärische und textlich packende „The Woodshop“ (schöne Slide-fills) und das mit einer an Neil Young erinnernden Harmonika bestückte „Darlin'“ (in Storyteller-Manier, mit Pianoergänzung).

Letztendlich bieten die beiden Macs eine durchaus qualitativ hochwertige Country-Mixtur, die absolut gefällt, vom Stil her aber aufgrund meiner vordergründigen New-Country- und Southern Rock-Passion eher selten bei mir im Player liegt und auch vermutlich nur immer wieder mal in gewissen Gemütslagen dort landen wird. Da geht es den beiden Damen sicherlich ähnlich wie Kathy Mattea (vorliegende Scheibe erinnert mich ein wenig an ihre CD „Right Out Of Nowhere“), Lucinda Williams, Dixie Chicks (ganz dezent), Tish Hinojosa, Alana Levandoski oder Lisa Brokop, die mir im weitesten Sinn als Bezugsgrößen meiner Sammlung einfallen. Nichtsdestotrotz werde ich mir Madison Violet demnächst mal voraussichtlich im gern und oft besuchten Weseler Karo musikalisch einverleiben. Live dürfte das (nicht nur optisch) eine spannende und ansprechende Sache werden!

Big Lake Music (2009)
Stil: Country / Bluegrass / Americana

01. The Ransom
02. Lauralee
03. No Fool For Trying (Reynolds remix)
04. Small Of My Heart
05. Baby In The Black & White
06. Hallways Of The Sage
07. Crying
08. The Woodshop
09. Darlin‘
10. Best Part Of Our Love
11. Time And Tide
12. No Fool For Trying

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