Josh Thompson – Change – The Lost Record – CD-Review (digital)

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Josh Thompson zählt zu meinen Geheim-Lieblingsinterpreten in Nashville. Einer dieser talentierten Burschen, die ein wenig in der zweiten Reihe hinter den ganz Großen der Zunft stehen, dessen Songs aber von jenen auch immer mal gerne verwendet werden, wie seine Credits es für Leute wie u. a. Jason Aldean, Tim McGraw, Brad Paisley oder Darius Rucker beweisen.

Seine beiden bisherigen ‚richtigen‘, auch physikalisch erschienenen Alben „Way Out Here“ und „Turn It Up„, sind bei uns besprochen, jetzt lohnt es sich, die Gelegenheit zu nutzen, „Change – The Lost Record“, das es nur als digitale Variante gibt, zu beleuchten, da nun eine Vollversion mit zwölf Stücken erhältlich ist (vorher gab es das Teil als EP mit nur sechs Songs).

Was soll man sagen, ein tolles, kurzweiliges abwechslungsreiches Werk, das von vorne bis hinten Laune macht, sofern man auf New Country mit ganz dezentem Southern Rock-Touch steht (Tracks wie z. B. „Daddy Had A Beer“, „Comin‘ Around“  und „I Like To Believe In That“ wären z. B. Van Zant auf den Leib geschnitten).

Gearbeitet wird viel mit variabel gespielten Bariton-E-Gitarren, Steel und gezielten Orgel-Einsätzen. Der selbstironische Opener „Same Ol‘ Plain Ol‘ Me“ (mit herrlicher E-Gitarren-/Steel-Doppel-Solo-Kombination) und das finale „Something’s Gonna Get Us All“ (mit schön gurgelnder Orgel), zwei mega-coole Stampfer, rahmen das Werk ein. Ich liebe solche Lieder!

Mit „We Don’t Have To Work (In The Morning)“, einem Feier- und Mitgrölsong für die die gestresste Arbeiterschaft, womit er mir als  4:30 Uhr-Aufsteher natürlich aus der Seele spricht (dazu gibt es alkohol-geschwängerte Crowd-Gesänge am Ende), dem Titelstück „Change“ und dem grandios besungenen „Gotta Go To Heaven“ (tolle weibliche Harmoniegesänge), zwei herrlichen Balladen, dem Bakersfiled-umwobenen „Rust“ (flotter Country-Schunkler) und dem starken lässigen Duett mit Justin Moore bei „Livin‘ Like Hank“ (schönes ZZ Top-Intro) wären die markantesten Stücke umschrieben.

Der Rest sind fein getextete und schön, wie oben beschrieben, mit viel Bariton-E-Gitarren (zum Teil tolle filigrane Soli) instrumentierte, zu Thompsons Stimme, perfekt passende, melodische Tracks, denen man einfach gerne zuhört. Insofern wäre es überaus schade gewesen, wenn die Stücke von „Change – The Lost Record“ von Josh Thompson nicht veröffentlicht worden wären und im weiten Universum des New Country verloren gegangen wären. Tipp – einfach mal antesten!

Ole Digital (2017)
Stil: New Country

01. Same Ol‘ Plain Ol‘ Me
02. We Don’t Have To Work
03. Over Me
04. Change
05. Gotta Go To Heaven
06. Livin‘ Like Hank (feat. Justin Moore)
07. Daddy Had A Beer
08. Comin‘ Around
09. Rust
10. I Love Me Some You
11. I Like To Believe In That
12. Something’s Gonna Get Us All

Josh Thompson
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Josh Thompson – Turn It Up – CD-Review

Vier Jahre nach seinem viel beachteten Debut mit den beiden Hits „Beer On The Table“ und „Way Out Here“ legt Josh Thompson, in Nashville längst als einer der angesagtesten Songwriter der jungen Country-Generation etabliert, nun endlich den großartigen Nachfolger „Turn it up“ vor. Der aus Cedarburg, Wisconsin stammende, 2005 nach Nashville gezogene Singer/Sonwriter, ist mittlerweile beim einst von Toby Keith gegründeten Label Show Dog Nashville untergekommen und scheint sich dort pudelwohl zu fühlen.

Man hat den Eindruck, dass er hier seine Musik, frei von jeglichen Zwängen, kreieren bzw. einspielen konnte (Josh hat übrigens alle der zehn Titel zusammen mit diversen talentierten, bzw. namhaften Co-Writern wie u.a. Kendell Marvell, Jaren Johnston, Casey Beathard, den Warren Brothers oder Justin Moore komponiert). Herrlich besonders die raue Southern Rock-Brise, die sich wie ein roter Faden durch die herrlich kurzweiligen New Country-Tracks zieht. Direkt schon beim Opener „Down For A Get Down“ zischen einem eine klirrende Akustikgitarre, kombiniert mit einer rockigen E-Gitarren-Führungslinie entgegen. Ein satter, mit dezenter R&B-Anlehnung fast „gesprochener“ Strophengsang, dazu ein von „Whoa-oh, Whoa-oh“-Rufen eingeleiteter Power-Refrain heben sofort den Gute Laune-Pegel. Das kreischende E-Gitarren-Solo und eingeflochtene Crowd-Gesänge runden diesen Song im Stile von The Cadillac Three endgültig ab.

Ein überaus gelungener Auftakt. Apropos Cadillac Three. deren zur Zeit bei vielen Künstlern in Sachen Songlieferant angesagter Mastermind Jaren Johnston hat dann auch das hier, wie oben bereits angedeutet, herrlich rotzig dahinpolternde „Hillbilly Limo“ mitverfasst und vermutlich einen entscheidenden Anteil miteinfließen lassen. Der Titelsong ist mit seiner swampig unterlegten Akustikgitarre und den reißenden Slides sowie den keifenden Backs von Tanja Hancheroff ein Southern Rocker pur. Das war beim oft im Genre verwendeten Titel eigentlich auch nicht anders zu erwarten! Großes „Southern Rock-Kino“ im Lynyrd Skynyrd-Ambiente. Ein dickes Lob muss vor allem den beteiligten Gitarristen ausgesprochen werden. Bobby Terry und Richard Bennett zupfen ihre Akustikgitarren immer schön kratzig, dass man sie teilweise von Banjo oder Dobro kaum unterscheiden kann.

Der heimliche Star neben dem Protagonisten ist allerdings E-Gitarrist Rob McNelly, der hier teilweise richtig furiose Southern Rock-Kost mit einigen herrlichen Soli serviert. Sollte eine der großen Southern Rock Bands mal wieder in dieser Sache in die Bredouille geraten, wäre dieser Mann eine anzuvisierende Adresse. Die erste Single „Cold Beer With Your Name On It“ kommt mit einem Hauch von Melancholie daher, ist aber ein durchaus kräftiger und melodischer New Country-Midtemposong geworden. Liegt im Top-30 Bereich, wird aber vermutlich nicht ganz die Top-Positionen erreichen, auch weil Thompson sympathischer Weise Ambitionen dieser Art eher erst mal außen vor gelassen hat.

Köstlich der von Josh mit den Warren Brothers (inkl. ihres typischen Humors) zusammen kreierte Schunkler „Wanted Me Gone“, wobei der Held des Liedes, einen Rauschmiss zugunsten des feucht-fröhlichen Feierns vorzieht. Ein toller Party- und Live-Kracher mit Mitgrölgarantie. Beim kräftig rockenden „Drink, Drink, Drink“ wird nicht getrunken bis der Arzt, sondern diesmal bis die Cops kommen (klasse wie McNelly hier die Sirenen simuliert).

Die Powerballade „A Little Memory“ (schön markantes E-Gitarren-Riff, Steelguitar-Tupfer) und das dezent folkig angehauchte „Left This Town“ (schöne Mandoline, Heartland E-Gitarre, heulende Steel im Refrain) dürften noch am ehesten Chancen haben, was etwaige kommerzielle Avancen betrifft. Schön wäre, wenn Thompson hier ähnlicher Erfolg wie beispielsweise Jason Aldean beschert werden würde. Ganz großartig das mit einem dahingluckernden E-Piano und abermals starken Gitarren lässig groovende „Firebird“, in dem textlich zudem Skynyrd und „Freebird“ gehuldigt werden. Toller Song. Der abschließende Lobgesang auf das Kleinstadtleben bei „Hank Crankin’ People“ offenbart nochmal deftig polternden Southern Country Blues-Rock-Stil. Erneut holt Rob McNelly, alles was im Genre an Gitarrenstoff beliebt ist, aus seiner E-Klampfe heraus.

Josh Thompson überzeugt auf seinem zweiten Werk „Turn It Up“ auf ganzer Linie. Das ist allerbester, knackiger, kraftvoller New Country, durchaus modern und zeitgemäss in Szene gesetzt, aber auch immer wieder mit schönen traditionellen Momenten versehen (und hohem Southern Rock-Anteil!), der Josh Thompson nun endlich auch als im Rampenlicht stehender Interpret noch deutlich weiter nach vorn bringen sollte. Das vorzügliche Songmaterial, ist bestens dazu geeignet. Sehr starke Vorstellung von Josh Thompson. Turn It Up, Man!

Show Dog Nashville (2014)
Stil:  New Country

01. Down For A Get Down
02. Turn It Up
03. Cold Beer With Your Name On It
04. Wanted Me Gone
05. Hillbilly Limo
06. A Little Memory
07. Drink Drink Drink
08. Left This Town
09. Firebird
10. Hank Crankin‘ People

Josh Thompson
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Bärchen Records

Josh Thompson – Way Out Here – CD-Review

Erfrischendes, knackiges, genauso kraftvolles und „rockiges“ wie traditionell verwurzeltes New Country Debüt von Josh Thompson! Die Zeiten, in denen sich junge, viel versprechende Künstler fast im Zwei Wochen-Takt anschickten, in Nashville auf der Bildfläche zu erscheinen, sind seltener geworden. Die oberen Regionen der Country-Charts liegen schon seit geraumer Zeit fest in den Händen der etablierten Künstler. Newcomer wie die hervorragenden Justin Moore, Chris Young, Luke Bryan oder solche Senkrechtstarter wie die famose Zac Brown Band sind mittlerweile doch rar gesät und verschwinden meist nach einem Album wieder in der Versenkung.

Das liegt natürlich auch daran, dass gerade die Major-Labels ein immer genaueres Auge auf potentielle Kandidaten werfen und diese in Zeiten der Wirtschaftskrise erfolgsorientierter denn je bewerten, bevor sie sie unter Vertrag nehmen. Das lässt dem mittel- bis langfristigem Aufbau eines jungen Interpreten fast keinen Spielraum mehr. Einer, der das Zeug dazu hat, sich ohne „Wenn und Aber“ in diesem „Haifischbecken“ von Music City durchzubeißen, ist zweifellos der aus Cedarburg, Wisconsin stammende Josh Thompson, der, um es vorwegzunehmen, mit „Way Out Here“ nun einen höchst beeindruckenden, zu keiner Sekunde schwächelnden, überaus starken Erstling vorlegt.

Thompson ging 2005 nach Nashville, schlug sich dort mit Gelegenheitsjobs durch und begann parallel damit, intensiv Songs zu schreiben. Dank schnell geknüpfter Kontakte ergatterte er einen Vertrag als Songwriter für ein Label. Der richtige Durchbruch gelang ihm aber erst, als seine Komposition „Growing Up Is Getting Old“ als Titelsong für Jason Michael Carrolls aktuelles Album ausgewählt wurde. Die eigens vorgenommene Präsentation neuer Stücke beim Sony BMG-Vorsitzendem Joe Galante (eigentlich waren diese Songs für andere Interpreten gedacht, doch der von Thompsons klasse Gesang tief beeindruckte Galante fragte ihn schließlich zu seiner eigenen Überraschung, ob er die Songs nicht lieber selbst umsetzten wolle) brachte ihm dann einen spontanen Label-Vertrag ein.

Eine absolut richtige Entscheidung, wie es das kompakte, zehn Stücke umfassende, von Josh sehr lebensnah, aber auch sehr selbstbewusst vorgetragene, prächtige Werk (er wirkt dabei fast schon wie ein etablierter, „alter Hase“) nachhaltig beweist. Schon beim baumstarken Opener „Beer On The Table“ (gleichzeitig die erste Single), einem satten, dezent mit Southern-Flair bestückten angerockten Country Roadhouse-Stomper (wunderbare Banjo- und herrlich würzige E-Gitarren-Arbeit), besingt Thompson in geflügelten Worten den vom Arbeiten und Geldverdienen beherrschten ersten Teil der Woche, der dann endlich am Freitag Abend, wenn die Bierflaschen auf dem Tresen stehen, mit den Freunden in die ländliche, ausgelassene, „rowdy“ Honky Tonk-Party mündet. Kommt wie eine Mischung aus Trace Adkins, Montgomery Gentry und einem frühen, noch hungrigen Tim McGraw.

Mit kernigem Outlaw-Country geht es nahtlos weiter. Der Titel „Blame It On Waylon“ spricht hier für sich. Klasse E-Gitarren-/Steelguitar-Kombination! Doch nicht nur hier harmonieren satte, würzige E-Gitarren, inklusive teils ordentlich glühender Soli (Adam Shoenfeld), mit glasklaren Pedal Steel-Linien (Mike Johnson) prächtig miteinander (zuweilen unterstützt von klimperndem Honky Tonk-Piano) – das hören wir im Verlauf des Albums immer wieder. Beim exzellenten „Sinner“ tritt Josh das erste Mal ein wenig auf die Bremse. Ist ein schöner, fast balladesker Song mit emotionalem Touch und vorgetragen mit sehr echt wirkendem Pathos, wie man es auch beispielsweise von Billy Ray Cyrus kennt.

Richtig stark kommt furiose „Won’t Be Lonely Long“. Der Track beginnt zunächst sehr introvertiert und ruhig in einer sich selbst bemitleidenden „Crying in my beer“-Mentalität, schwenkt dann aber urplötzlich zum fetzigen, das Tanzbein schwingenden, honky-tonkigen Patryknaller um, der eine tierisch gute Laune verbreitet und wahrscheinlich jede Countryfete zum Kochen bringt. Das ganze erinnert ein wenig an den rotzigen Stil der Warren Brothers bei ihrem Song „Sell A Lot Of Beer“. Bei „Always Be Me“ könnten Leute wie Jack Ingram oder auch Montgomery Gentry Pate gestanden haben (Joshs Stimme weist dezente Ähnlichkeiten zu Troy Gentry auf). Die nächsten beiden Nummern entstanden in Kooperation mit David Lee Murphy, was auch deutlich hörbar ist.

Zum einen das starke, knackige, dynamische, ein wenig mit John Mellencamp-Note versehene, aber natürlich Country-orientiertere „A Name In This Town“, und zum anderen das wieder mit viel Pathos und in Storytelling-Manier vorgetragene Titelstück „Way Out Here“ (abermals mit einer Southern-Note ala Montgomery Gentry). Überragend, was den kompletten Verlauf des Werkes betrifft, Gitarrist Adam Shoenfeld und Steel-Virtuose Mike Johnson, die mit ihren Einlagen (teilweise in tollen Duellen), neben Thompson’s klaren und kräftigem Gesang die Hauptakzente setzten – das unterstreichen wir hiermit, wie bereit oben erwähnt, gerne noch einmal. Klasse auch die variablen Keybboards von Tony Harrell!

Ein echter, fast schon stadiontauglicher Honky Tonk Party-Feger ist „You Ain’t Seen Country Yet“ (tolle Textzeile: „If you ain’t made love to a Haggard cassette, well you ain’t seen country yet“). Die Crowd-Gesänge am Ende treiben dabei die Stimmung auf den Siedepunkt. Ist sicher ein absoluter Kracher in Thompsons Live-Programm. Mit „Back Around“ (eine herrliche Powerballade Richtung Brian McComas/Billy Ray Cyrus) und dem schönen „I Won’t Go Crazy“ (hier schimmert ein wenig Brad Paisley durch) klingt diese durchgehend auf hohem Niveau befindliche CD recht entspannt aus.

Die Produktion von Michael Knox (u.a. Jason Aldean) ist knackig, voller Energie aber zu keinem Moment überzogen. Mit Josh Thompson hat Nashville wieder einen echten jungen Wilden am Start, einen sehr authentisch wirkenden Künstler, der ein Riesenpotential mit sich bringt (alle Songs selbst kreiert, teils mit diversen Co-Autoren). Ein super Leistung des jungen Mannes, ohne jede Schwäche! „Thompson doesn’t follow the old formula of front-loading an album with two or three hit singles and padding the rest with filler. On ‚Way Out Here‘ he makes every cut count.” heißt es in einem der unzähligen, begeisterten Reviews. Und das können wir ohne jede Einschränkung unterstreichen. Dieser Josh Thompson hat es voll drauf! Ein prächtiger New Country-Einstieg!

Sony Nashville (2010)
Stil: New Country

01. Beer On The Table
02. Blame It On Waylon
03. Sinner
04. Won’t Be Lonely Long
05. Always Been Me
06. A Name In This Town
07. Way Out Here
08. You Ain’t Seen Country Yet
09. Back Around
10. I Won’t Go Crazy

Josh Thompson
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Bärchen Records