Lee Brice – Hard2Love – CD-Review

„One of Nashville s hottest hit writers“ mit seinem zweiten, eigenen Album. Tolle Vorstellung des Mannes aus South Carolina. Sein hier enthaltenes „A Woman Like You“ war gerade die Nummer 1 der Billboard Country Singles-Charts und ist bereits bei den Academy of Country Music Awards für den Titel zum Song des Jahres 2012 nominiert! Doch das ist bei weitem nicht der einzige Hit, den der verhinderte, ehemalige Football-Spieler auf seinem neuen Werk „Hard 2 Love“ zu bieten hat, nachdem das Vorgängerwerk „Love Like Crazy“ (der Titeltrack hat mit 56 Wochen Chart-Präsenz einen neuen Rekord in der Billboard-Country-Historie aufgestellt) die Trauben bereits sehr hoch gehängt hatte.

Der ursprünglich aus Sumter stammende Musiker und Songwriter beweist aber auch diesmal sein Gefühl für den Puls der Zeit im New Country-Geschehen. Dreizehn hochmelodische, auf höchstem Niveau eingespielte, sehr abwechslungsreiche Titel (kein Wunder bei dem aufgefahrenen Star-Ensemble an Klasse-Musikern – es ist wirklich alles vertreten, was in der Szene Rang und Namen besitzt), die die Auswahl an Singleauskoppelungen (man hat sich als nächstes für den Titeltrack „Hard To Love“ entschieden) zur Qual der Wahl machen dürften. In diesem Fall jedoch eher ein Luxusproblem. Brice (äußerlich auf dem Titelbild ein wenig Schauspieler Russell Crowe ähnelnd) hat bis auf wenige Stücke alle in Zusammenarbeit mit guten Co-Writern (u. a. Jim Collins, Jon Stone, Rhett Akins, Kyle Jacobs) selbst kreiert und diesmal eine enorme Bandbreite an genretypischen Variationen abgeliefert.

Neben den bewährten Trademarks seiner Songs wie Eingängigkeit und hohem Wiedererkennungswert (schon nach den ersten zwei Hördurchgängen bleiben fast alle Refrains hängen), bietet Lee viel Atmosphäre („Don’t Believe Everything You Think“ – wunderbar groovig, „Seven Days A Thousand Times“ – klasse Piano, eigenwillige Mandolinenfills von Ilya Toshinsky), die auf Major-Alben unverzichtbaren Powerballaden („That’s When You Know It’s Over“, „I Drive Your Truck“ mit dem sich energetisch steigernden Verlauf samt typischer, kräftiger, emotional dargebotener Refrains), und prächtige Gute Laune-Stücke („Parking Lot Party“ – mit Live-Einblendungen, Stimmungsgesängen zum Mitgölen, „Friends We Won’t Forget“ -knackige Heartland Rhythmus-E-Gitarrenuntermalung plus Solo, und das so ein bisschen als Antwort auf Toby Keith’s Hit „Red Solo Cup“ fungierende „Beer“ – mit herrlich bluesiger E-Gitarrenpassage am Ende, schöne Mundharmonikaeinlagen).

Stark auch das von Eric Church mitgeschriebene „Life Off My Years“, das ebenfalls jede Menge Heartland-Flair aufweist. Manchmal wird es auch richtig persönlich. So gibt es am Ende von „See About A Girl“ (markante Slide-Gitarre) eine Einblendung eines Telefonats von Lee mit seiner Verlobten, oder beim abschließenden „One More Day“ (mit Dire Straits-Gedächtnis-Strat-E-Solo, gespielt von Jedd Hughes) ein paar Worte seines Sohnes Takoda. Der Abschluss mit dem gerade beschriebenem „One More Day“ und dem fast kammermusikartig aufgeführten „That Way Again“ (tolle Akustikgitarrenarbeit von Lee, dezente Orgel, Streicherbegleitung) fällt recht ruhig aus, fördert aber Lee Brice als wahnsinnig tollen Sänger (ganz starke vokale Vorstellung) ans Tageslicht. Ein trotz bedächtiger Töne packendes Finale! Lee Brice hat mit „Hard 2 Love“ den erwartet starken Nachfolger hingelegt. Schon jetzt große Konkurrenz für etablierte Künstler wie Blake Shelton, Dierks Bentley, Jake Owen & Co.

Das sehr große Spektrum der Songs könnte einen vermuten lassen, dass Brice noch immer ein wenig auf der Suche nach dem für ihn passenden Stil ist, bzw. prüft, was bei einer möglichst breiten Zielgruppe am besten ankommt. Auf der anderen Seite, wir erwähnten es bereits, zeigt es einfach nur Brice’s immense Vielseitigleit und sein großes Potential. Wie dem auch sei, man braucht sicher keine hellseherischen Fähigkeiten zu besitzen, um zu prophezeien, dass er (wenn nicht jetzt schon) spätestens mit dem nächsten Album den letzten Schritt zu den ganz „Großen“ vollziehen wird. Er ist im Prinzip der Mann bei Curb Records, der die Lücke, die Tim McGraw hinterlässt, am ehesten schließen könnte. Für sein großartiges, aktuelles Werk gilt die einfache Formel. „Hard 2 Love – Easy 2 Like“! Jawohl, dieses Album wird die New Country-Gemeinde zweifelsfrei mögen.

Curb Records (2012)
Stil:  New Country

01. Hard To Love
02. A Woman Like You
03. That’s When You Know It’s Over
04. Parking Lot Party
05. Don’t Believe Everything You Think
06. I Drive Your Truck
07. See About A Girl
08. Friends We Won’t Forget
09. Life Off My Years
10. Seven Days A Thousand Times
11. Beer
12. That Way Again
13. One More Day

Lee Brice
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