Mike Tramp & Band Of Brothers – 13.10.2019, Musiktheater Piano, Dortmund – Konzertbericht

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Wir als Kinder der Endsiebziger/-achtziger Musikjahre sind auch als Southern Rock-Fans natürlich nicht an so mancher Poser-Rockband der damaligen Zeit vorbeigekommen. Und manche Interpreten haben bis heute ihre Sympathien hinterlassen, ich denke da an so Acts wie Little Caesar, Cinderella, Thunder & Co.

Auch der Fronter von White Lion, Mike Tramp, ist so ein Fall. Dessen Werdegang habe ich seitdem auch immer wieder sporadisch im Blick gehalten, seine Soloalben, die ich zur Kenntnis bekam, gefielen mir ausnahmslos gut.

Jetzt ergab sich die Gelegenheit, den gebürtigen Dänen, mal im schönen Musiktheater Piano, live unter die Lupe zu können. Er firmiert mittlerweile unter dem Namen Mike Tramp & Band Of Brothers und hat mit dem starken Lead-Gitarristen Henrik Berger, dem schlaksigen Bassisten Claus Langeskov und dem nicht nur wüst aussehenden Drummer Jakob Rønlov, tolle Mitmusiker um sich versammelt.

200 Zuschauer – für einen Sonntag Abend ein stattlicher Besuch  trotz parallelem Spiel der Frankfurter Fußballmafia – wollten sich den Auftritt des charismatischen Fronters nicht entgehen lassen.

Der punktete schon direkt bei der Begrüßung mit „Ein schönes guten Abend!“ und wusste mit vielen Anekdoten zu den Songs, die immer wieder in einem deutsch durchmischten Englisch dargeboten wurden, im Auditorium für Erheiterung zu sorgen.

Zum Piepen allein schon die Story zu „Broken Heart“, als Mike nach einer Rückkehr von Plattenaufnahmen (die, statt wie gewünscht, auf den Bahamas, in Frankfurt stattfanden – da geriet schon am Flughafen die Abholung, als man mit ‚White Tiger‘ begrüßt wurde, zur Farce) auch noch Yngwie Malmsteen, bei seiner Frau im eigenen Hause überrascht hatte, als dieser wohl gerade nicht an seiner Gitarre rumgefrickelt hatte…

Tramp betonte auch immer wieder, dass er heute mit sich im Reinen sei, und dass er sein Leben viel gelassener sehe. Er möchte einfach nur er selbst sein, statt irgendwelchen Ansprüchen, welcher Art auch immer, hinterherzuhecheln.

Da Mike mit „Stray From The Flock“ ein neues Album am Start hat, gab es dann einen gelungenen Mix mit Sachen aus diesem Werk („Best Days Of My Life“ als Opener, „Homesick“, „No Closure“ und „Dead End Ride“), weiteren früheren Stücken aus seinem Solo-Repertoire (dem großartigen „High Like A Mountain“, „Trust In Yourself“, „Give It All You Got“), einen sporadischen Freak Of Nature-Ausflug (mit dem starken „What Am I) und vielen White Lion-Evergreens wie „Little Fighter“, „Lady Of The Valley“, „Hungry“, „Living On The Edge“ und „When The Cildren Cry“.

Mit dem Abschluss des Hauptteils, dem Golden Earing-Klassiker „Radar Love“ (sehr schön interpretiert, war zu Anfang gar nicht so leicht zu erkennen), hatte die ohnehin schon gute Stimmung, dann ihren Siedepunkt erreicht.

Angetan von der einzigartigen Piano-Location (O-Ton Tramp: „That’s Rock and Roll!“) und den, ihm die Treue haltenden Leuten, zelebrierte das Quartett noch „Coming Home“ mit furios eingeschobenen „The Boys Are Back In Town“ (Thin Lizzy)- und „Whole Lotta Love“ (Led Zeppelin)-Intermezzi und verabschiedete sich emotional mit dem, der Dortmunder Audienz gewidmeten „Farewell To You“, nochmals aus der Schlussphase der White Lion-Zeit.

Dank der hervorragenden Leistung der Band (bei 2 1/2 Stunden Spielzeit!) gab es eine nicht enden wollende Schlange am Merchandising-Stand, wo Tramp sich dann noch ausgiebig Zeit für seine Fans nahm, um Autogramm und Bildwünsche zu erfüllen.

Insgesamt einer der stärksten und stimmigsten Live-Auftritte, die wir in diesem Jahr erlebt haben, ein großes Kompliment an Mike Tramp und seine Band Of Brothers! Stay as you are!

Line-up:
Mike Tramp (lead vocals, acoustic and electric guitar)
Henrik Berger (electric guitar, vocals)
Claus Langeskov (bass, vocals)
Jakob Rønlov (drums, percussion)

Bilder: Gernot Mangold
Text: Daniel Daus

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