Mike Zito – First Class Life – CD-Review

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Review: Stephan Skolarski

Als Bluesmusiker in den Vereinigten Staaten sein Geld zu verdienen ist aufgrund der Vielzahl hervorragender Künstler nicht leicht. Doch Mike Zito hat es inzwischen geschafft und blickt zufrieden auf das Erreichte: „Ich habe eine wunderbare Familie, ich bin clean und kann von der Musik leben.“ Sein mittlerweile 14. Studioalbum „First Class Life“ spiegelt dabei viele Abschnitte seines künstlerischen Werdegangs wieder.

Wie er in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist und dank der Musik seine Drogenabhängigkeit überwinden konnte, diese Erlebnisse verarbeitet er u.a. in dem aktuellen Longplayer. Der 47-jährige Texaner wollte eine „richtige Bluesplatte“ einspielen und dieses Vorhaben ist ihm eindrucksvoll gelungen. Das Album wurde in seinem Heimatstaat Texas in wenigen Tagen aufgenommen und beginnt mit einer shakigen und spritzigen Blues-Rock Nummer, die an traditionelle Blues-Wurzeln des Mississippi-Deltas anknüpft. Der  ausdrucksstarke Titelsong „First Class Life“, könnte autobiographischer nicht sein, so deutlich versinnbildlicht er Zitos Aufstieg aus St. Louis zu einem hoch geschätzten Bluesmusiker („I got a second chance and living a first class life“).

Seine Performance bei der Blues-Supergroup „Royal Southern Brotherhood“, deren Mitbegründer er neben Cyrill Neville und Devon Allman war, hat ihm auch über Genre Grenzen hinaus, Erfolg und Anerkennung gebracht. Der Working Class-Slowblues „The World We Live In“ vermittelt seine geradlinigen Singer/Songwriter-Qualitäten und geht über in das amüsante „Mama Don’t Like No Wah Wah“, als Anspielung auf eine Erzählung über die US-amerikanische Bluessängerin Koko Taylor. Eher düsteren Desert-Rock Sound und gleichzeitige Rassismuskritik gibt es mit dem Song „Old Black Graveyard“ auf die Ohren, gefolgt von dem groovigen Blues „Dying Day“.

Zito beschäftigt sich auf seinem Album mit aktuellen Lebenssituationen und transportiert einen sozialkritischen Arbeiterklassen-Ethos. Das gesellschaftsrelevante „The World We Live In“ in seiner Soft Blues-Rock-Melodie oder das Rock ’n‘ Roll-Blues Stück „Trying To Make A Living“ formen ein soziales Gespür für die alltäglichen, existentiellen Fragen und Gedanken der ‚einfachen‘ Bevölkerung. So ist das Album auch eine musikalische Verarbeitung von Mike Zitos Vergangenheit.

Einflüsse von Savoy Brown, den frühen Fleetwood Mac, Stevie Ray Vaughan und auch Joe Bonamassa verbindet Mike Zito mit seinem persönlichen, eleganten Blues-Stil und „jongliert“ gekonnt die unterschiedlichsten Richtungen vom Delta- über den Chicago- bis hin zum Memphis-Blues. Der einzige Wermutstropfen der bleibt, ist leider, dass Zito sein qualitativ hochwertiges Gitarrenspiel und Repertoire nicht vollends darbietet. Die obligatorischen Gitarren-Blues-Riffs sind ein wenig zu kurz und zeigen nicht sein Können, das er bereits auf vorherigen Studioalben oder bei Royal Southern Brotherhood abgerufen hat.

Auf „First Class Life“ fühlt man Zitos Blues-Spirit in beeindruckender Art und Weise. Der Langspieler bietet eine abwechslungsreiche Produktion, die unterschiedliche Blues-Stile gekonnt wiedergibt. Seine Vielseitigkeit und sein zielsicherer Spürsinn, Emotionen eines Bluessongs authentisch hervorzurufen, werden hier perfekt unter Beweis gestellt.

Ruf Records (2018)
Stil: Blues (Rock)

01. Mississippi Nights
02. Wasted Time
03. First Class Life
04. I Wouldn’t Treat A Dog (The Way You Treat Me)
05. The Wolrd We Live In
06. Mama Don’t Like No Wah Wah
07. Old Black Graveyard
08. Dying Day
09. Back Problems
10. Time For A Change
11. Damn Shame
12. Trying To Make A Living

Mike Zito
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