Shawn Camp – Fireball – CD-Review

Drittes Studioalbum des aus Perryville, Arkansas stammenden, in Nashville ungemein viel ansehen genießenden Singer/Songwriters, Gitarristen und Multiinstrumentalisten Shawn Camp! Camps Karriere als Profi-Musiker begann 1987, als der Sohn zweier musikbegeisterter Eltern im Alter von zwanzig Jahren nach Nashville umzog. Er spielte zunächst Gitarre in den Touring-Bands von Alan Jackson, Shelby Lynne und Trisha Yearwood. Als er Yearwood 1991 verließ, begann er sich auf seine Solokarriere zu konzentrieren.

Nach zwei Top 40-Single-Erfolgen erschien 1993 sein erstes Album. Der bereits eingespielte Nachfolger wurde vom Label gestoppt. Shawn arbeitete fortan als Session-Musiker, und war auf Werken von Nanci Griffith, John Prine und Guy Clark mit von der Partie. Mittlerweile wurden viele namhafte Interpreten auch auf seine Songwriter-Qualitäten aufmerksam. Für Garth Brooks landete er mit „Two Pina Coladas“ und für Brooks & Dunn mit „How Long Gone“ jeweils Nr. 1 Hits, was ihn in die bequeme Lage versetzte, sein eigenes Label „Skeeterbit Records“ gründen zu können. Für „Fireball“ hat er diesmal viele langjährige Freunde wie Mark D. Sanders, John Scott Sherrill, Billy Burnette, Phillip White, Pat Mclaughlin um sich versammelt, und sowohl kompositorisch wie auch instrumentell eingebunden.

Herausgekommen ist ein klasse, recht traditionell gehaltenes Country-/New Country-Werk, das eine höchst interessante Ansammlung sehr variantenreicher, teils angenehm abseits vom allzu glatten Mainstream angesiedelter, überwiegend schön flott gehaltener, reiner Countrynummern besteht, deren Bandbreite vom Bakersfield-Sound eines Dwight Yoakam, dezenten Rockabilly-Anlagen, staubigem Texas Outlaw-Singer/Songwriter-Country, bis hin zu, vor allem gegen Ende des Albums, ein paar sehr schön arrangierten, semi-akutsischen, bluegrassig angehauchten, voller Appalachian-Flair steckenden Songs reicht.

Die einzige Ballade, „Love Ain’t Leavin’“ glänzt durch atmosphärisches Dobro- und Harmonika-Spiel – wunderbar dabei der weibliche Background-Gesang von Amber White. Alle anderen Stücke bestechen durch kraftvolles Drumming (u.a. Chad Cromwell, Kenny Malone), ebenso flotte Bassläufe, klares Akustikgitarrenspiel, dumpfes E-Piano, pfeifende B-3 Organ, reichhaltige Steel-und Fiddle-Einlagen, und immer wieder die klug eingebrachte E-Gitarrenarbeit von Mr. Camp selbst. Camps individueller, charmant „kauziger“ Gesangstil passt zu seinen interessanten, musikalischen Kreationen optimal.

Highlights in einem durchweg auf hohem spielerischen Niveau stehenden Silberling sind der großartige Title-Track „Fireball“, ein knackiger Honkytonk-Countryheuler an der Schnittstelle eines fetzigen, frühen Vince Gill und Dwight Yoakam liegend, mit hervorragend integriertem Lap Steel-Spiel (Dan Dugmore); das an fröhliche Zigeuner Lagerfeuer-Romantik erinnernde „Love Crazy“; das rhythmisch stampfende, rootsige, Outlaw-mäßige „Waitin’ For The Day To Break“ (schönes E-Gitarren-Solo, unterschwelliges J.J. Cale-Flair), das ungemein druckvolle „Hotwired“, und das mit Liebe zum Detail ausgestattete, herrliche, frische Bluegrass-/Acoustic Country-Stück „Would You Go With Me“. Hier beweist Shawn auch sein filigranes Können an der Mandoline, ebenso stark hier die knackige Banjo-Performance von Scott Vestal! „Beagle Hound“, mit Spielereien wie eröffnendem Hundegeheul, und das abschließende, feucht-fröhliche „Drank“ mit Korken-Knallen und Flaschen-Gluckern können unter der Rubrik „Songs mit Gute-Laune-Faktor“ verbucht werden und zeigen zudem Shawn’s Sinn für Humor.

Der Vollblut-Musiker Shawn Camp beweist mit „Fireball“ einmal mehr, welches vielseitige Talent in ihm steckt. Dabei zeigt er auch, dass man mit recht unkonventionell gestalteter Countrymusik absolut hochqualitative und sehr interessante Ergebnisse zustande bringen kann. Auf Insider und Shawn-Kenner wird der „Feuerball“ die gewohnte Camp-typische Anziehungskraft ausüben, für Leute, die mal einen Blick über den Nashville-Standard-Tellerrand werfen möchten, ein ganz heißer Geheimtipp!

Skeeterbit Records (2006)
Stil:  Country Rock

01. Fireball
02. Tulsa Sounds Like Trouble To Me
03. Love Crazy
04. The Way It Is
05. Fallin’ For You
06. Waitin’ For The Day To Break
07. Hotwired
08. Beagle Hound
09. Would You Go With Me
10. Love Ain’t Leavin’
11. Nothin’ To Do With You
12. Just As Dead Today
13. Drank

Shawn Camp
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