Blackfoot – Southern Native – CD-Review

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Starkes Comeback von Blackfoot! Ich habe die Band eigentlich zum größten Teil seit ihrer „Siogo“-Scheibe (damals noch als LP) aus den Augen verloren und Neuigkeiten, nur noch so am Rande mitbekommen. Natürlich habe ich zur Kenntnis genommen, dass mit dem Wechsel ihres Leaders Rickey Medlocke zu Lynyrd Skynyrd, die Band ihr Markenzeichen/Aushängeschild verloren hatte und man mit neuen Sängern und Intrumentalisten sporadisch immer wieder in Aktion (teilweise so gar ganz ohne Original-Mitglieder, Jackson Spires ist ja 2005 verstorben) getreten ist.

Erstaunlich ist aber wirklich, wenn man sieht, wer so alles in der Zwischenzeit, in der Vita der Truppe, Indianer spielen durfte. Da treten interessante Namen wie u. a. der ehemalige Axe-Chef Bobby Barth, Mark Mendoza, Neal Casal(!), die Skinny Molly-Leute wie Jay Johnson oder Mike Estes zu Tage, von denen man manche hier nicht unbedingt vermutet hätte.

Aktueller Fakt ist, dass die beiden verbliebenen Gründungsleute neben Medlocke, Charlie Hargett und Greg T. Walker, aus welchen Gründen auch immer, in anderen Bands, unter anderem Namen tätig sind, und Rickey mit Rick Krasowski (guitar, vocals), Tim Rossi (vocals, guitar), Brian Carpenter (bass) und Matt Anastasi (drums), ein komplett neues Line-up formiert hat. Medlocke fungiert jetzt mehr als Strippenzieher im Hintergrund (hat aber als Produzent, Songwriter, Gitarrist und Backgroundsänger einen erheblichen Teil zum Gelingen des neuen Projekts beigetragen).

Wenn die Band nicht Blackfoot heißen würde und man nicht immer unweigerlich im Kopfkino gezwungen wird, Vergleiche anzustellen, sondern als ein brandneuer Southern Rock-Act in Szene getreten wäre, hätte es vermutlich überschwänglich gute Kritiken gehagelt. Das Album „Southern Native“ macht durchgehend Spaß, vieles erinnert mich ein wenig an das damalige tolle Debüt der Regulators, das ja später, auch aufgrund seiner schwierigen Bezugsmöglichkeit, quasi Kultstatus erlangte.

Die ’neuen‘ Blackfoot geben von vorne herein Gas. Die Begründung liefern sie im Titel, mit dem, von powernden E-Gitarren (inkl. quirligem Solo) und polternden Drums getragenen Opener, „Need My Ride“. Er erinnert mich an „Need For Speed“ vom o. a. Regulators-Werk . Direkt mal ein satter Auftakt! Auch der folgende Titelsong „Southern Native“ lässt das Herz der, der etwas härteren Gangart zugeneigten Southern Rock-Klientel, höher schlagen. Teilweise sogar Headbangtauglich. Herrlich hier vor allem die rotzigen weiblichen Backing-Gesänge von Stacy Michelle. Eigentlich schade, dass sie nur bei diesem Lied eingestreut wurden.

Das bluesig-balladeske und sehr melodische „Everyman“ gewährt eine knapp sechs-minütige Durchschnaufpause nach den beiden ersten ziemlich tempogeladenen Liedern. Das starke riffige „Call Of A Hero“ hat so ein dezentes Lenny Kravitz-Flair, aber natürlich in der Southern-Variante. Mit dem atmosphärischen „Take Me Home“ und dem knarzig dahinrauschenden „Whiskey Train“ beginnt eine Phase, wo die Band, den Spirit der Originaltruppe ein wenig aufleben lässt.

Bei Erstgenanntem lässt das Intro dezente „Diary Of A Working Man“-Reminiszenzen aufkommen (enthält später auch tolle Twin-E-Gitarren), beim blues-rockigen „Whiskey Train“ (auch wieder mit furiosen E-Gitarrenparts) versucht Rossi, Medlockes Gesangstil von einst, dosiert mit einzubringen. Zwei tolle Stücke. Auch der stampfende „Satisfied Man“ bietet mit den heulenden E-Gitarren und verspielten Soli, Southern Rock-musikalische Genugtuung. Die gut umgesetzte Fassung von Crosby Stills Nash & Youngs Klassiker „Ohio“ ist ebenfalls richtig passabel.

Das Slide-durchzogene „Love This Town“ knallt nochmal richtig heavy, bevor das Tex-Mex-Intrumental „Diablo Loves Guitar“ mit spanischer Akusikgitarre und Sanatana-mäßigen E-Gitarren-Einlagen, zum Abschluss ein wenig Spielraum gewährt, den vorangegangenen Rest des Albums, nochmal innerlich Revue passieren zu lassen.

Fazit: Auch wenn man sich über den Sinn und Zweck eines solchen Projekts ohne Original-Bandmitglieder sicherlich streiten kann und Tim Rossi vokal eher wenig Charisma versprüht, aber dafür einen grundsoliden und angenehm zu hörenden Sänger sowie starken Gitarristen abgibt (hier kommt natürlich auch wieder automatisch das bereits o. a. Kopfkino ins Spiel: Was wäre wohl gewesen, wenn Medlocke wieder das Front-Mikro übernommen hätte…), ist „Southern Native“ eine wirklich starke Southern (Hard) Rock-Platte geworden, mit allem Drum und Dran, was Fans des Genres seit den Anfangstagen Spaß macht. Denn was zählt, ist letztendlich das musikalische Ergebnis. Und das stimmt absolut. Eine der ganz großen Überraschungen des Jahres 2016. Ein klares ‚Must-Have‘ für Southern- und auch Hard Rock-Liebhaber!

Loud & Proud Records, 2016
Stil: Southern (Hard) Rock

01. Need My Ride
02. Southern Native
03. Everyman
04. Call Of A Hero
05. Take Me Home
06. Whiskey Train
07. Satisfied Man
08. Ohio
09. Love This Town
10. Diablo Loves Guitar

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