The Whiskey Sisters – Same – CD-Review

Großartiges, weibliches Power-Duo aus Austin, Texas! Genauer gesagt: „The Whiskey Sisters are a Powerhouse, harmony-driven, Rocking Country, six piece Badass band from Austin Texas, with 2 chicks“ – so jedenfalls steht es in der offiziellen Produktinfo zum vorliegenden Debutalbum – und diese Aussage trifft es ziemlich genau. Diese Mädels, ihre Band und ihr tolles Debut sind mit ihrem durchaus traditionsbehafteten, herrlich unbeschwerten, zwanglosen, schön erdigen, rootsigen Texas-Countryrock und Americana, gepaart mit einem Schuß Roadhouse-, Outlaw-, Honky Tonk-, Southern- und Red Dirt-Feeling eine wahre Freude für die vielen Genre-Liebhaber. Teal Collins, einstige Sängerin der Mother Truckers und Barbara Nesbitt, die Bandmitglied bei dem legendären kalifornischen Musiker und Baseballspieler/-Coach Tim Flannery (& The Lunatic Fringe) gewesen ist, beschlossen bei einem Gig befreundeter Musiker in Austin fortan gemeinsam ihren Weg zu gehen, nachdem man bei zwei zusammen gesungenen Stücken eine vielversprechende Basis gefunden zu haben schien.

Zur Recht! Die beiden haben dann mit ihren energiegeladenen Stimmen auch sehr schnell in ganz Texas für Furore gesorgt. Collins brachte von den Mother Truckers Ehemann Josh Zee (guitars) direkt mit, dazu gesellten sich hochkarätige weitere Musiker wie Lonnie Trevino jr. (The South Austin Moonlighters) am Bass, Cari Hutson-Keyboarder Michael Davids und der Drummer von Monte Montgomery, Phil Bass. Binnen weniger Monate begeisterte das Sextett derartig , dass es im legendären Continental Club in Austin einen Vertrag für regelmäßige Auftritte, quasi als Hausclub, ergatterte. In ebenso kurzer Zeit war dann auch das Material für ihr Debütalbum zusammengestellt, dass wir, auch wenn es schon im Jahre 2012 erschienen ist, jetz in unser Programm aufnehmen mussten. Da kamen wir aufgrund seiner Klasse und Qualität einfach nicht drum herum.

Was für eine erfrischende „Americana/Countryrock-„Mugge“! Es hagelte umgehend zahlreiche Nominierungen bei den berühmten Austin Music Awards, wofür Nesbitt mit trockenem Humor die logische Erklärung ablieferte. „Wir hatten Sex mit dem Ausschuss“! Locker, schrill, frech, spontan, kraftvoll und angriffslustig sind dann auch die Attribute, die man für ihre Art, Musik zu performen, hinzufügt. Das 12 Stücke umfassende Werk sprudelt nur so vor Energie und kommt quasi genau so „bunt“ wie das knallige Coverartwork rüber. Teal Collins, die den Hauptanteil der Lead vocals inne hat, liegt von der Bandbreite irgendwo zwischen Sheryl Crow und Heart-Fronterin Ann Wilson (manchmal, wenn sie richtig keift sogar ein bischen Janis Joplin), während Barbara Nesbitt den etwas gemäßigteren Part im Stile einer Bonnie Bishop belegt. Beide finden sich durchgehend kongenial in überaus markanten, wundervollen Harmoniegesängen zusammen, die dann auch mit eines der Hauptrademarks der Band darstellen.

Die Rhythmusfraktion Trevino und Bass liefert einen kräftigen Antrieb und Teppich, auf dem sich der unglaublich versiert und rau E-Gitarren-spielende Josh Zee (sehr Southern Rock-typisch, klasse Slidearbeit) und der herrlich klimpernde Michael Davids (Orgel, Honky Tonk-Piano, E-Piano) ihre instrumentellen Highlights setzen können. Genial, wie die beiden sich vor allem in ihren Soloparts präsentieren bzw. ergänzen. Das ist Musik für die verräucherten Honkytonk Clubs oder feuchtfröhliche Open Air Events im Lonestar State. Bei der Musik sieht man vorm geistigen Auge das Duo wie auf den Coverbildern mit ihren schrill bunten, kurzen Kleidern und ebenso buntbestickten Cowboystiefeln vor einer biertrinkenden Redneckhorde abrocken, bis die Location aus allen Fugen kracht. Da wird jedes Konzert zu einer Riesenparty. Die Songs dazu sind ein Konglomerat aus rauen nach vorne preschenden Country- bzw. Southern Rock Stücken texanischer Prägung, und rockigem Outlaw-Country, gepaart mit dezentem, psychedelischem Seventies-Flowerpower-Flair .

Eine Art Mixtur aus ZZ Top, Lynyrd Skynyrd, Billy Joe Shaver, auch das Ein Album-Wunder The Motherstation, Stacie Collins, Gretchen Wilson und die von Mike McClure vor einiger Zeit produzierten ShutDownTown sowie partiell der Roadhouse Rock einer Eve Selis kommen spontan in den Sinn. Die meisten Nummern verlaufen im Uptempostil, lediglich „I Take It Back“ und „Fool“ wurden als bluesige, Nostalgie-behaftete Schwofer zum Durchatmen eingeflochten. Centersongs sind der herrlich verschachtelte Opener „So Close To The Sun“ mit seinen kreischenden Vokalharmonien, der hinreissend melodische, flockige, dabei aber auch schön knackige, wie Öl runtergehende Countryrocker „All I can do“, das Slide-durchtränkte, in Skynyrd-Manier gebrachte „Wait A Lifetime“ (herrliches E-Gitarren-Solo), das an ZZ Top angelehnte, rau stampfende „Home On The Highway“ (typisches Billy Gibbons E-Solo) oder das Roadhouse Rock-trächtige „Good Girl Down“ (satte Honky Tonk-Piano/E-Solo-Kombination), das lässig groovende „Don’t Trust My Heart“ (Sheryl Crow-/Bonnie Bishop-Flair) und der fulminante „Whiskey Song“, der nochmal schroff rockt und poltert, was das Zeug hält.

Und wenn die beiden Frontdamen aus ihren heiser gesungenen Kehlen „All I need – is the whiskey“ intonieren, konstatiert ihnen wohl auch der letzte Zuhörer: „All we need are The Whiskey Sisters“! Tolle Scheibe! Ein Sahne-Geheimtipp, wie er nur aus Texas kommen kann. Zugreifen!

World Records (2013)
Stil: Country Rock

01. So Close To The Sun
02. All I Can Do
03. Talk It Out
04. Wait A Lifetime
05. I Take It Back
06. I’m Gone
07. Home On The Highway
08. Fool
09. Good Girl Down
10. Dont Trust My Heart
11. The Whiskey Song
12. Let’s Drink

The Whiskey Sisters
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